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Faust, der Komödie erster Teil - 22 - Mordanschlag auf den Teufel

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Walter Anger

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Jun 7, 2009, 8:50:19 AM6/7/09
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Mephistos privates Domizil, Wohnzimmer.

Mephisto sitzt entspannt auf einem Lehnstuhl, Beine auf einem
gepolsterten Schemel, er hat einen schwarzen Bademantel an, raucht
Pfeife. Metal Musik.

Raffaela erscheint, fröhlich und beschwingt.

Raffaela: Herr! Meister!

Mephisto: Nein! Heut hab ich frei, heut ist der Tag des Teufels, da
will ich meine Ruhe!

Raffaela: Valentin...

Mephisto: (ungehalten) Was?

Raffaela: - Hat den Mörder an dich angesetzt.

Mephisto springt freudig auf.

Mephisto: (ruft) Valentin! - ich dachte er wär nur eine Furunkel, nein,
eine prächtige Pestbeule!

Gabriela erscheint, aufgeregt.

Gabriela: Der Mörder kommt! Ich freu mich so! Er hat ein Schwert! Ist
das nicht schön!? Er will dich abstechen wie eine Sau!

Mephisto: Er hat Stil!

Michaela erscheint, schwer bewaffnet.

Mephisto: (testet einen Säbel) Untersteht euch! Der gehört mir ganz
allein!

Michaela: (enttäuscht) Ooh!

Die Haustorglocke läutet.

Mephisto: Versteckt euch! vielleicht ist er schüchtern.


Ortswechsel: Vor dem Eingang.

Der Mörder läutet. Er hat ein längliches Paket bei sich.

Die Tür wird von einer abenteuerlichen Gestalt geöffnet, des Teufels
Butler. Dem Mörder ist plötzlich nicht so ganz geheuer.

Butler: Wir zahlen nichts.

Der Butler bekommt über Funk eine Nachricht.

Butler: (ins Funkgerät) Ja? ... Sehr wohl, Mylord! ... (zum Mörder,
öffnet die Tür und tritt beiseite) Sir, Sie werden sehnlichst erwartet.

Der Mörder zögert.

Butler: Nur guten Mutes hereinspaziert! Nicht jedem wird das Tor zur
Verdammnis so weit aufgetan.


Ortswechsel, Zeitsprung: Mephistos Wohnzimmer.

Der Butler läßt den Mörder ins Zimmer und entfernt sich. Mephisto sieht
den Mörder erwartungsvoll lachend an, den Säbel hinter seinem Rücken
versteckt.

Mörder: Verwexelt die Hex? ganz perplex!

Mephisto: Gleich kommt dein _letzter_ Vers.

Mörder: (sichtlich unsicher) ... (halb zu sich selbst) Irgendwas ist
hier nicht stimmig. Ich hab eine Nase für sowas. ... Vielleicht käm ich
besser ein andermal. (macht Anstalten zu gehen)

Mephisto: Du wagtest dich, wenn auch unwissend, and die größte
Unternehmung in der Geschichte des Bösen. Und jetzt willst du kneifen?

Mörder: O kindlicher Geist, der nicht weiß, wie ich heiß! noch was ich
tu, ohne Ruh!

Mephisto: Du nennst dich 'ThorsHammer' und bist ein Auftragsmörder.

Der Mörder kichert wie ein erwischtes Schulmädchen.

Der Butler kommt mit einem Tablett.

Mephisto: (zum Butler) O nein, jetzt ist es ganz schlecht - ich werde
gerade ermordet.

Butler: Sehr wohl, Mylord! (geht wieder)

Der Mörder kichert wieder.

Mephisto: Soll ich etwa flennen und um Gnade winseln?

Mörder: Nun ... das ist das übliche Procedere.

Mephisto lacht und zeigt sich wild mit blankem Säbel. Der Mörder faßt
sich ein Herz und reißt die Verpackung von seinem Schwert.

Mörder: Du kannst mich nicht besiegen, ich bete zum Fürst der
Finsternis!

Mephisto lacht, tippt sich auf die Stirn, schüttelt den Kopf.

Sie gehen in Kampfstellung, sie umlauern sich

Mephisto: <goethe>Nur zugestoßen! ich pariere.</goethe>

Mephisto und der Mörder fechten -

Mörder: <goethe>Pariere den!</goethe>

Mephisto: <goethe>Warum denn nicht?</goethe>

Mörder: <goethe>Auch den!</goethe>

Mephisto: <goethe>Gewiß!</goethe>

Mörder: <goethe>Ich glaub der Teufel ficht! Was ist denn das? Schon
wird die Hand mir lahm.</goethe>

Mephisto greift wild an.

Mörder: <goethe>O weh!</goethe>

Mephisto durchsticht den Mörder. Er geht tödlich getroffen zu Boden.

Mephisto: (auf den Mörder hinabblickend) <goethe>Nun ist der Lümmel
zahm.</goethe>

Michaela, Gabriela und Raffaela kommen freudequiekend aus ihren
Verstecken.

Sie beugen sich über den sterbenden Mörder. Er stöhnt und röchelt.

Gabriela: O schaut, er leidet!

Michaela: Laßt ihn mehr leiden!

Michaela und Gabriela kicken und treten auf den Mörder ein.

Raffaela: (zieht die beiden zurück) Nein, laßt ihn länger leiden!

Mephisto drängt seine Engel weg.

Mephisto: Bestie, <shakespeare>dein Name ist 'Weib'</shakespeare>

Michaela: (zu Mephisto) Das ist auch nicht von Goethe.

Raffaela: (zu Mephisto) Auf deine alten Tage bekommst du noch ein
weiches Herz.

Mephisto: Der Teufel wie Gott gewährt seinen Lieblingen Gunst.

Gabriela: (sich auf den Mörder beziehend) Jetzt gleitet er hinüber!

Michaela: Kommt, schnell! wir erwarten ihn drüben!

Raffaela: Wir waren die letzten, von denen er hier Tritte bekam. Und
wir werden die ersten sein, von denen er drüben Tritte bekommt.

Gabriela: Ist das nicht romantisch!?

Michaela, Gabriela und Raffaela entschwinden eilends. Mephisto blickt
ihnen ausblasend nach.

Mephisto: (blickt zufrieden auf die Leiche hinab, stellt einen Fuß
darauf, stochert mit dem Säbel) ... Ich mag ihn.

Der Butler kommt mit dem Tablett.

Butler: Fünf Uhr Tee, Mylord!

--
Walter Anger

www.moviemaster.at


spiderwoman

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Jun 10, 2009, 9:06:06 AM6/10/09
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On 7 Jun., 14:50, Walter Anger <WalterAn...@gmx.net> wrote:
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