Google Groups no longer supports new Usenet posts or subscriptions. Historical content remains viewable.
Dismiss

Faust, der Komödie erster Teil - Prolog im Himmel

5 views
Skip to first unread message

Walte...@gmx.net

unread,
Mar 28, 2009, 12:15:17 PM3/28/09
to

Weltall-Himmel. Die drei Erzengel Michael, Gabriel und Raffael, Gothic
Style gekleidet. Michael hält Ausschau.

Michael: Er kommt!

Gabriel: Was hat der Chef bloß mit ihm vor?

Raffael: Nicht einmal uns weiht er ein. Sehr geheimnisvoll.

Die Nebel teilen sich, unheilvolle Geräusche, eine sich nähernde
Gestalt nimmt langsam Form an.

Michael: Luzifer! ... Einst der mächstigste und herrlichste aller
Engel --

Mephisto ist da. Ganz in schwarzem Leder. Er blickt Michael scharf und
direkt ins Gesicht.

Mephisto: Ich bin es noch immer, lieber Michael ... der mächtigste und
herrlichste. Daß der Herr in seiner Herrschsucht mir die Gunst entzog,
ändert daran nichts.

Er wendet sich an die anderen Engel.

Mephisto: Gabriel ... Raffael... (Luzifer grinst spöttisch)

Gabriel: Satan, der Spötter, kann sogar ohne Worte spotten.

Mephisto: Oh, die vielen Namen, die ihr mir schon gegeben habt, um
meine Reputation zu untergraben - Spötter, Drache, Schlange... - die
Propagandisten der Menschheit zehren von diesem üblen Beispiel seit
Jahrtausenden.

Raffael: Kein Streit! Der Herr kommt!

Gott implodiert aus dem Nichts. Er sitzt gemütlich und ist leger
gekleidet, Jeans und Hemd. Er lacht.

Mephisto (drängt sich hin): <goethe>Da du, o Herr, dich einmal wieder
nahst, und du mich sonst gewöhnlich gerne sahst, so siehst du mich
heut auch unter dem</goethe> ... Gesindel.

Michael (leise, zu den anderen Engeln): Er nennt uns Gesindel.

Gabriel (leise, zu den anderen Engeln): Und schleimt sich rein.

Raffael (leise, zu den anderen Engeln): Tat er schon immer.

Michael: (leise, zu den anderen Engeln): Beim Chef rutscht er auf
seinem eigenen Schleim aus.

Gott (zu Mephisto): Schon gut, ich hab dich ja geladen. (steht
auf) ... Sag, wie stehts auf der Erde?

Sie gehen nebeneinander durch den Weltall-Himmel, vorbei an Sternen,
Planeten, durch Nebel. Michael, Gabriel und Raffael begleiten sie in
einem gewissen Abstand.

Mephisto: <goethe>Ich sehe nur wie sich die Menschen plagen. Der
kleine Gott der Welt bleibt stets vom gleichen Schlag und ist so
wunderlich als wie am ersten Tag. Ein wenig besser würd er leben,
hättst du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben. Er nennt's
Vernunft und braucht's allein, nur tierischer als jedes Tier zu sein.</
goethe>

Gott: <goethe>Hast du mir weiter nichts zu sagen? Kommst du nur immer
anzuklagen? Ist auf der Erde ewig dir nichts recht?</goethe>

Mephisto: <goethe>Nein Herr! Ich find es dort, wie immer, herzlich
schlecht. die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen. Ich mag sogar
die armen selbst nicht plagen.</goethe>

Die Engel lachen verhalten.

Gott: <goethe>Kennst du den Faust?</goethe>

Mephisto: Wen? Den verrückten Doktor? Doktor Heinrich Faust?

Gott: Genau den. Meinen Knecht!

Mephisto: Euren Knecht? (Mephisto lacht) ... <goethe>Fürwahr! er dient
Euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Toren Trank noch
Speise. Ihn treibt die Gärung in die Ferne. Er ist sich seiner
Tollheit halb bewußt; vom Himmel fordert er die schönsten Sterne und
von der Erde jede höchste Lust. Und alle Näh und alle Ferne befriedigt
nicht die tiefbewegte Brust.</goethe>

Gott: Er sucht und irrt, und findet doch zu mir.

Mephisto: <goethe>Was wettet Ihr? den sollt ihr noch verlieren! Wenn
Ihr mir die Erlaubnis gebt, ihn meine Straße sacht zu führen.</goethe>

Gott: Das gelingt dir nicht!

Mephisto: Du unterschätzt mich!

Gott: Um den halben Himmel würd ich wetten.

Mephisto: Den halben Himmel!?

Gott: ... Gegen die halbe Hölle?

Mephisto (belustigt, ungläubig): Und wie teilen wir?

Gott: Aberaber! Du kennst doch diese uralte Regel der Beuteteilung -
einer teilt, der andere wählt seinen Teil. Du selbst hast sie
erfunden, nachdem deine Räuberbanden nach gemeinsamem Raubzug sich
immer an die Gurgel gerieten.

Mephisto: Ihr meint das im Ernst? Kein Scherz? Diese Wette ist kein
Scherz.

Gott: Sehr ernst, kein Scherz.

Mephisto: Die Machtverhältnisse würden sich entscheidend verschieben,
es wäre die Vorentscheidung der großen Endschlacht.

Gott: Wir ersparen den geplagten Menschen Armargeddon.

Mephisto: Deine Menschenfreundlichkeit ist deine große Schwäche. Aber
ausgerechnet der Faust? Hättest du nicht irgendeinen Heiligen zur
Hand?

Gott: Um einen Heiligen würdest du nicht wetten. Also bleibt nur der
Faust.

Mephisto: <goethe>Mir ist für meine Wette gar nicht bange. Staub wird
er fressen, und mit Lust.</goethe>

Gott: Die Geister mögen den Vertrag bezeugen.

Die Geister erscheinen aus dem Nichts.

Geister: Wir bezeugen! Schlagt ein, und der Vertrag ist geschlossen.

Gott und Mephisto schlagen ein.

Geister: Der Teufel wettet mit Gott um die Seele des Faust. Keinen
Vertrag gab es je wie diesen.

Die Geister verschwinden ins Nichts.

Gott: Nun geh deiner bösen Wege.

Gott explodiert ins Nichts.

Mephisto lacht triumphierend.

Mephisto: Der Alte muß senil geworden sein! Mir, der intelligentesten
Bestie des Universums, so eine Wette anzutragen! Und ausgerechnet
einen durchgeknallten Gelehrten wirft er mir zum Fraße vor!

Mephisto wendet sich an die Engel, geht von einem zum anderen, sie
anblickend, lacht sie aus. Mephisto geht - er verschwindet wie er
gekommen war.

Raffael (süffisant grinsend): <jürgen>Wie blöd muß man sein, um mit
einem Wesen, das allwissend ist, eine Wette abzuschließen!</jürgen>

Die Engel lachen.

--
Walter Anger

Georg

unread,
Mar 29, 2009, 12:32:03 PM3/29/09
to

<Walte...@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag
news:ca71b641-c076-4ae1...@u39g2000yqu.googlegroups.com...
(...)

Hallo Walter, keine Frage, die Originalzitate sind einfach zu
gut - da kann dein eigener Text niemals dagegegen anstinken. Das
ist definitiv kein guter Schachzug, schon gar nicht in der Menge
der Zitate, Okay, hier und da mal ein (vielleicht leicht
verändertes) Verschen, um dem Meister versteckt zu huldigen, aber
dann ist wirklich gut.

> Gott implodiert aus dem Nichts.

> Gott explodiert ins Nichts.

Ich kann mir zwar vorstellen, was du da meinst, aber das wäre
dann eher umgekehrt, Gott verschwindet und die Luft knallt in das
enstandene Vakuum.

Gruß
Georg

Walter Anger

unread,
Apr 5, 2009, 11:20:02 AM4/5/09
to
Am Sun, 29 Mar 2009 18:32:03 +0200
schrieb "Georg" <ge...@teeonline.de>:

>
> <Walte...@gmx.net> schrieb im Newsbeitrag
> news:ca71b641-c076-4ae1...@u39g2000yqu.googlegroups.com...
> (...)
>
> Hallo Walter, keine Frage, die Originalzitate sind einfach zu
> gut - da kann dein eigener Text niemals dagegegen anstinken. Das
> ist definitiv kein guter Schachzug, schon gar nicht in der Menge
> der Zitate, Okay, hier und da mal ein (vielleicht leicht
> verändertes) Verschen, um dem Meister versteckt zu huldigen, aber
> dann ist wirklich gut.

Dagegen anstinken kann ich wirklich nicht. Allerdings - bedenke - die
Zitate sind die Rosinen aus Goethes "Kuchen". Über weite Strecken ist
das Werk schal und dröge. Ich mache diese Rosinenpickerei vorsätzlich -
habe alle guten Stellen unterstrichen, und betrachte sie als
Kandidaten, sie an passenden Stellen einzubringen.

In den ersten Szenen sind die Zitate allerdings reichlich dicht - das
muß ich zugeben; ein gewissen Auslichten schadet vielleicht nicht -
diese Dichtheit ist aber im weiteren Verlauf nicht durchzuhalten und
sicher auch nicht sinnvoll.

> > Gott implodiert aus dem Nichts.
> > Gott explodiert ins Nichts.
>
> Ich kann mir zwar vorstellen, was du da meinst, aber das wäre
> dann eher umgekehrt, Gott verschwindet und die Luft knallt in das
> enstandene Vakuum.

ich denke (bislang vergeblich) nach, wie man das in einem Film gut
darstellen könnte. Wie auch immer: Ein heftiger Windstoß wäre
angebracht.


walter

0 new messages