Opencast für reine Audio-Aufzeichnungen zulassen?

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Alexander Bias

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Apr 29, 2016, 5:31:50 AM4/29/16
to 'Lang Ruth' via Opencast-dach
Hallo zusammen,

wie manche von Euch vielleicht mitbekommen haben, haben wir an der Uni Ulm in den vergangenen Monaten relativ viel Aufklärungsarbeit geleistet in Bezug auf die urheberrechtliche Situation von Materialien, die in Vorlesungsaufzeichnungen gezeigt werden oder auf der Moodle Lernplattform eingestellt werden. Als Ergebnis sind Dozenten jetzt sensibilisiert, was sie unter welchen Voraussetzungen elektronisch veröffentlichen / verbreiten dürfen und was besser nur im Hörsaal während des Präsenztermins gezeigt werden sollte.

Vor diesem Hintergrund erfahren wir gerade eine größere Anfragewelle nach reinen Audio-Aufzeichnungen mit Opencast, das heißt weder Beamerbild noch Kamerabild wird aufgezeichnet und veröffentlicht.

Wir haben diese Option bisher nicht in unserem Serviceangebot, auch wenn sie technisch nicht unmöglich wäre. Wir maßen uns aber an reine Audio-Aufzeichnungen nicht didaktisch sinnvoll zu finden (wer durchsucht gerne ein 90 min Hörspiel? Wie bekomme ich die zeitliche Verbindung zu meinen ausgedruckten Folien auf denen ich in der Vorlesung schon meine Notizen gemacht habe) und wollen gleichzeitig keine Beihilfe zur Vermeidung der eigentlich nötigen urheberrechtlichen Aufarbeitung der Vorlesungsmaterialien leisten. Die berechtigte Sorge ist, dass wenn wir einmal diese Tür aufmachen, viele Dozenten, die von der Vorlesungsaufzeichnung nicht grundsätzlich überzeugt sind und nur aufgrund des Wunsches aus der Studentenschaft aufzeichnen, am Ende nur noch Hörspiele aufzeichnen und damit der Nutzen der Vorlesungsaufzeichnung für die Studenten deutlich sinkt.

Ich würde gerne mal in die Runde der deutschen Hochschulen fragen:
Seht Ihr Euch vergleichbaren Anfragen und Problemen gegenüber? Falls ja, wie geht Ihr damit um?

Vielen Dank & viele Grüße
Alex

kiz - Abteilung Medien
Team Web & Teaching Support
Universität Ulm
89069 Ulm, Germany

Rüdiger Rolf

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Apr 29, 2016, 5:51:29 AM4/29/16
to Opencast-D...@opencast.org
Hallo Alexander,

wir hatten auch schon mehrfach Anfragen nach reinen
Audio-Aufzeichnungen. Das waren wirklich, wie du es darstellst eher
Lehrende, die von ihren Studierenden nach Aufzeichnungen gefragt wurden,
die das ganze aber möglichst unattraktiv gestalten wollten um dann den
Nutzen auch in Frage stellen zu können aufgrund der geringen Nutzung.
Das ist dann in diesen Fällen auch wie zu erwarten eingetreten und die
Lehrenden hatten in den folgenden Semestern auch nicht mehr
aufgezeichnet, weil diese Leistung ja kaum genutzt wurde. Also ich teile
deine Einschätzung das reine Audioaufzeichnungen kontraproduktiv sind.
Studierende hatten in der abschließenden Evaluation mit über 90% eine
hochwertigere AV-Aufzeichnung verlangt und auch die Nutzung von (damals
noch vorhandenen) Studiengebühren verlangt. Das hatte die Lehrenden in
dem Fach aber nicht interessiert, weil sie ja jetzt ein Argument hatten.
Es ist aus meiner persönlichen Sicht sinnvoller eine akzeptierte und
genutzte Dienstleistung anzubieten und damit neue Lehrende zu
überzeugen, als eine schlecht Dienstleistung, die nur den Gegnern
Argumente gegen die Nutzung gibt.

Wir bieten aber generell den Download der Aufzeichnungen auch als Audio
an, erfassen da aber leider nicht mehr die Downloads. Generell wissen
wir durch die Evaluationen aber, das Studierende auch die
Audioaufzeichnungen nutzen um z.B. beim Joggen oder auf Reisen das noch
einmal zu hören. In Veranstaltungen wo wir auf Wunsch des Lehrenden
keinen Audio-Download haben, wird dieser auch gelegentlich nachgefragt.
Also zusätzliche Dienstleistung ist Nur-Audio also durchaus wünschenswert.

Gruß
Rüdiger


Am 29.04.16 um 11:31 schrieb Alexander Bias:

Pascal Zurek

unread,
Apr 29, 2016, 6:03:00 AM4/29/16
to Opencast-D...@opencast.org
Hallihallo,

ich halte reine Audio-Aufzeichnungen auch für brauchbar, jedenfalls, wenn man nicht so komische Dozierende hat, wie sie gerade von Rüdiger beschrieben wurden.
Gerade da, wo eine Vorlesung wirklich fast nur über das gesprochene Wort geht, kann das helfen: Bitte nicht nur an MINT-Fächer denken, wo man Formeln sehen muss, sondern auch an Philo/Sprachwissenschaften etc., wo manche VOrlesung auch heute noch eine Vor*lesung* ist. Das eignet sich perfekt für einen Podcast, was das dann ja gewissermaßen ist.

Sollte aber doch was audiovisuell synchronisiert werden, kann man ja dennoch folgendes machen, was ich schonmal für einen ganz anderen Zweck angedacht (dann aber nicht programmiert) habe: Folien mit aufzeichnen, ganz normal durch die Analyse laufen lassen und immer da, wo Folienwechsel ist, einen Piepton einblenden. Die Folien dann einfach nicht mit veröffentlichen.

Ja, ich weiß, klingt nach etwas Arbeit. Ich bin aber berufsbedingt auch Fan des vernünftig gesprochenen Wortes und habe so manche Vorlesungsaufzeichnung in meinem eigenen Studium eher angehört als angesehen, weil das für eher auditiv gelagerte Lerntypen (c'est moi) eben doch wichtig sein kann. Drum das Lanzenbrechen.

Liebe Grüße
Pascal
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Alexander Bias

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May 6, 2016, 4:48:09 AM5/6/16
to Opencast-D...@opencast.org
Hallo Rüdiger, hallo Pascal,

herzlichen Dank für Eure Rückmeldungen.

Rüdiger schrieb:
> wir hatten auch schon mehrfach Anfragen nach reinen Audio-Aufzeichnungen. Das waren wirklich, wie du es darstellst eher Lehrende, die von ihren Studierenden nach Aufzeichnungen gefragt wurden, die das ganze aber möglichst unattraktiv gestalten wollten um dann den Nutzen auch in Frage stellen zu können aufgrund der geringen Nutzung. Das ist dann in diesen Fällen auch wie zu erwarten eingetreten und die Lehrenden hatten in den folgenden Semestern auch nicht mehr aufgezeichnet, weil diese Leistung ja kaum genutzt wurde. Also ich teile deine Einschätzung das reine Audioaufzeichnungen kontraproduktiv sind. Studierende hatten in der abschließenden Evaluation mit über 90% eine hochwertigere AV-Aufzeichnung verlangt und auch die Nutzung von (damals noch vorhandenen) Studiengebühren verlangt. Das hatte die Lehrenden in dem Fach aber nicht interessiert, weil sie ja jetzt ein Argument hatten.
> Es ist aus meiner persönlichen Sicht sinnvoller eine akzeptierte und genutzte Dienstleistung anzubieten und damit neue Lehrende zu überzeugen, als eine schlecht Dienstleistung, die nur den Gegnern Argumente gegen die Nutzung gibt.


Rüdiger, es freut mich zu hören dass Ihr dieselben Schlüsse wie wir gezogen habt aus solchen Anfragen.

> Wir bieten aber generell den Download der Aufzeichnungen auch als Audio an, erfassen da aber leider nicht mehr die Downloads. Generell wissen wir durch die Evaluationen aber, das Studierende auch die Audioaufzeichnungen nutzen um z.B. beim Joggen oder auf Reisen das noch einmal zu hören. In Veranstaltungen wo wir auf Wunsch des Lehrenden keinen Audio-Download haben, wird dieser auch gelegentlich nachgefragt. Also zusätzliche Dienstleistung ist Nur-Audio also durchaus wünschenswert.

Diese Anforderung kann ich durchaus verstehen und unterstützen wir auch. Der Dozent kann bei uns optional (also zusätzlich zum Streaming der Vorlesung im Browser) die Bereitstellung eines Download beauftragen. Dies ist dann sowohl ein Video+Audio-Download als auch ein Audio-Only-Download um Szenarien, die Du ansprichtst, zu unterstützen.

Wenn es dem Studenten überlassen wird, sich nur Audio anzuhören weil es zu seinem Lernverhalten passt, sind wir sehr gerne bereit das auch zu unterstützen. Wenn der Dozent aber nur Audio zulässt und Video unterdrückt, dann nicht.



Pascal schrieb:
> ich halte reine Audio-Aufzeichnungen auch für brauchbar, jedenfalls, wenn man nicht so komische Dozierende hat, wie sie gerade von Rüdiger beschrieben wurden.
> Gerade da, wo eine Vorlesung wirklich fast nur über das gesprochene Wort geht, kann das helfen: Bitte nicht nur an MINT-Fächer denken, wo man Formeln sehen muss, sondern auch an Philo/Sprachwissenschaften etc., wo manche VOrlesung auch heute noch eine Vor*lesung* ist. Das eignet sich perfekt für einen Podcast, was das dann ja gewissermaßen ist.

Ich bin in diesem Aspekt voll und ganz bei Dir.
Eine Vorlesung, die ohne begleitende Materialien / Folien auskommt, kann durchaus auch Audio-Only aufgezeichnet und so verbreitet werden. Ohne Mehraufwand entsteht so ein Podcast. Leider trifft diese Voraussetzung auf das Ulmer Fächerspektrum nicht zu...

> Sollte aber doch was audiovisuell synchronisiert werden, kann man ja dennoch folgendes machen, was ich schonmal für einen ganz anderen Zweck angedacht (dann aber nicht programmiert) habe: Folien mit aufzeichnen, ganz normal durch die Analyse laufen lassen und immer da, wo Folienwechsel ist, einen Piepton einblenden. Die Folien dann einfach nicht mit veröffentlichen.

Das ist eigentlich eine ganz charmante Idee! Sie löst aber leider das Grundproblem, dass unsere Dozenten meist nur die urheberrechtlichen Regelungen umschiffen wollen, leider nicht.

> Ja, ich weiß, klingt nach etwas Arbeit. Ich bin aber berufsbedingt auch Fan des vernünftig gesprochenen Wortes und habe so manche Vorlesungsaufzeichnung in meinem eigenen Studium eher angehört als angesehen, weil das für eher auditiv gelagerte Lerntypen (c'est moi) eben doch wichtig sein kann. Drum das Lanzenbrechen.

:)

Schulte Olaf Andreas (ID MMS)

unread,
May 6, 2016, 6:06:37 AM5/6/16
to Opencast-D...@opencast.org
Hallo Alexander

Ich bin spät dran und kann dir von einer technischen Hochschule aus auch nur sagen, dass reine Audioaufzeichnungen hier (fast) keine Rolle spielen. Meine Frage wäre jedoch, ob die Reaktion der Lehrenden (Audio statt Audio & Inhalt) rechtlich unterfüttert ist, wenn sie gleichzeitig die Folien im LMS bereitstellen. Anders: Macht es einen Unterschied, ob ich Folien bereitstelle oder ein kommentiertes Bewegtbild eben dieser? Unter der Annahme, dass beide gleich geschützt werden.

Gruss

Olaf A.


-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Alexander Bias [mailto:alexand...@uni-ulm.de]
Gesendet: Freitag, 6. Mai 2016 10:48
An: Opencast-D...@opencast.org
Betreff: Re: [Opencast-DACH] Opencast für reine Audio-Aufzeichnungen zulassen?

Alexander Bias

unread,
May 6, 2016, 6:31:44 AM5/6/16
to Opencast-D...@opencast.org
Hallo Olaf,

> Ich bin spät dran und kann dir von einer technischen Hochschule aus auch nur sagen, dass reine Audioaufzeichnungen hier (fast) keine Rolle spielen.

Danke für das Feedback :)

> Meine Frage wäre jedoch, ob die Reaktion der Lehrenden (Audio statt Audio & Inhalt) rechtlich unterfüttert ist, wenn sie gleichzeitig die Folien im LMS bereitstellen. Anders: Macht es einen Unterschied, ob ich Folien bereitstelle oder ein kommentiertes Bewegtbild eben dieser? Unter der Annahme, dass beide gleich geschützt werden.

Ich denke wir sehen hier zwei Klassen von Dozenten, die diese Anfragen stellen:
1. Die Dozenten, die ihre Folien auch nicht mehr im LMS sondern nur noch gedruckt anbieten. Dies ist zur Vermeidung rechtlicher Konsequenzen bei problematischen Materialien eigentlich die konsequente Vorgehensweise.
2. Die Dozenten, die ihre Folien trotzdem noch im LMS bereitstellen wie Du es beschreibst. Hierzu sagte uns die Rechtsabteilung, dass eine solche statische Bereitstellung als Foliensatz von urheberrechtlich relevanten Materialien noch kritischer ist als eine Vorlesungsaufzeichnung - denn in der Vorlesungsaufzeichnung ist auch der Vortrag der Dozenten und damit die mündliche / inhaltliche Auseinandersetzung enthalten, die z.B. bei einer Grafik die Nutzung als Bildzitat von der Nutzung als schmückendes Beiwerk unterscheidet.
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