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<2.0> Selber schreiben: Info/Tips fuer Autoren auf de.etc.schreiben.*

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Peter `g' Bouillon

unread,
Apr 3, 2004, 6:36:46 AM4/3/04
to
Archive-name: de/autorenkreis/selber-schreiben
De-etc-schreiben-misc-archive-name: Info_Tips:_Selber_schreiben
Posting-frequency: monthly
Version: 2.0
URL: http://www.rhein-neckar.de/~newton/autorenkreis/info_tips.html

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Herzlich willkommen auf den Untergruppen von de.etc.schreiben!
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Schön, daß Du Dich für das Textemachen interessierst. Das Dokument,
das Du liest, ist für die Usenet-Newsgruppe de.etc.schreiben.misc
verfaßt und wird dort monatlich veröffentlicht. Verwaltet wird das
Dokument von Peter `g' Bouillon <d...@newton.rhein-neckar.de>. Die
WWW-Version findest Du unter
<http://www.rhein-neckar.de/~autorenkreis/info_tips.html>.

Die Hierarchie de.etc.schreiben ist ein Forum, in dem Autoren ihre
Gedichte und Geschichten vorstellen. Und dieses Dokument ist eine
Sammlung von Tips, die in diesem Zusammenhang nützlich sind. Du
findest unter anderem Anregungen:
* wenn Du nach Ideen für das Prosa- oder Lyrikschreiben suchst,
* wie Du Autoren sinnvolle Rückmeldungen gibst,
* wie Du Rückmeldungen zu Deinen Texten geschickt verwertest.

Manche Gedanken davon werden zwar kontrovers diskutiert. Aber
sicherlich wirst Du trotzdem einiges vernünftig finden. Greife auf,
was Dir gefällt.

Lies bitte auch unsere anderen Informationstexte, die am Ende des
dritten Teils ("Kritik fremder Texte") aufgeführt sind.

Viel Spass beim Lesen!

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Inhalt des Gesamtdokuments:

+---------------------------------+
| TEIL I: Selber schreiben |
+---------------------------------+

1. Einen Anfang finden

2. Ideen für natürliches Schreiben

3. Nacharbeiten

4. Den Text strukturieren

5. Andere nachahmen

6. Kreative Experimente wagen

7. Literatur lesen

8. Gedichte schreiben

9. Abschliessende Tips

10. Viel Erfolg!

[ TEIL II: Umgang mit Kritik ]

[ Teil III: Kritik fremder Texte ]

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::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
Teil I

Selber schreiben!
::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

1. Einen Anfang finden

Viele Leute berichten, dass sie gerne mal eine Geschichte schreiben
würden. Aber leider wären sie nicht kreativ begabt und so.

Unsinn! Jeder Mensch kann sich eine Geschichte ausdenken. In der
Unterstufe haben wir das alle gemacht, und was dabei damals herauskam,
war vermutlich gar nicht so schlecht. Dieses Talent geht nicht mit
zunehmendem Alter verloren. Im Gegenteil: Du kannst Dich vermutlich
inzwischen eher leichter ausdrücken als früher, weil Du nämlich
erfahrener bist. Auch wenn Du also in den letzten zehn Jahren keinen
einzigen kreativen Gedanken gedacht haben magst, ist Dein Talent dazu
(noch) da: Du musst Dich nur trauen.

Dann bleibt also nur die Frage, wie man praktischerweise einen Anfang
findet. über was soll man schreiben, woraus könnte eine Geschichte
werden?

Du könntest den Zufall zu Hilfe nehmen:

· Schnapp Dir ein Lexikon deutsch/englisch und stich daraus eine
zufällige Zeile auf einer zufälligen Seite; der Begriff, bei dem Du
dann landest, wird Dein Thema.

· In einem Arbeitskreis zum Textemachen wurden wir mal reihum nach
einem zufälligen Namen, Alter, Wohnort, Ehestand usw. gefragt: das
war dann plötzlich der Hauptakteur unserer nächsten Geschichte.

Auf die eine oder andere Weise hast Du damit einen Halt gefunden: das
Thema ist jetzt _gegeben_, und Du kannst somit anfangen, Dir Deine
Gedanken dazu zu machen:

· Wie könnte jemand mit diesem Thema in Berührung kommen, auf
gewöhnliche oder ungewöhnliche Weise?

· Was könnte er dann denken? Wie würde er fühlen?

· Was könnte plötzlich unerwartet passieren?

· Wie ginge sowas vermutlich aus?

Und so weiter.

Das Ergebnis Deiner Gedanken schreibst Du dann nieder, wobei Dir das
Genre Deiner Geschichte völlig offensteht. Es kann ein Krimi, ein
Märchen, ein Arztroman oder eine Episodengeschichte werden.

Mach Dir übrigens keine Sorgen, wenn Du bei irgend einem Thema
landest, mit dem Du zunächst absolut nichts anfangen kannst. Das ist
der Normalfall. Wenn Du aber hartnäckig genug bei der Stange bleibst,
kommt sowas wie eine Geschichte ganz bestimmt heraus.

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2. Ideen für natürliches Schreiben

Es gibt einige Textformen (z.B. in mancher ``Trivialliteratur''), die
von schwülstiger, verknoteter Ausdrucksweise leben. Aber
normalerweise denken die Leute so, wie sie sprechen, und diese Sprache
verstehen sie auch am leichtesten. Du versuchst also vermutlich am
besten, Deine Geschichte in einem möglichst natürlichem Deutsch zu
verfassen. Für Dialoge ist das besonders wichtig.

Häufig fällt einem das dann am leichtesten, wenn man so lange wie
möglich ``in einem Rutsch'' schreibt. Wenn Du gerade sehr schön im
Schreibfluss bist, solltest Du das also ausnutzen und nicht voreilig
wieder aufhören.

Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du Dich in Deine Akteure
hineinversetzen kannst. Wenn Du so fühlst wie Deine Hauptfigur, dann
fällt es Dir leichter, auch so zu schreiben wie sie denken würde.

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3. Nacharbeiten

Wenn man seine Texte ziemlich spontan zusammenschreibt, dann führt das
automatisch zu einer Version "ins Unreine". Man sollte sein
Geschreibsel nach einer Abschaltpause (z.B. über Nacht) noch einmal
überarbeiten. Hier sind ein paar Gesichtspunkte, wonach Du Ausschau
halten könntest:

· Wenn Dir der Text in manchen Bereichen irgendwie langweilig oder
fade vorkommt, dann ist er vermutlich zu weitschweifig geraten. Du
könntest versuchen, dort zu straffen.

· Sind in den Dialogen wirklich alle Redewechsel erforderlich?

· Kann man mehrere Sätze zu einem zusammenfassen?

Es könnte auch sein, dass der Handlungsfaden wirr ist und geordnet
werden muss.

· Wenn Dir Dialoge sehr unnatürlich vorkommen, dann überprüfe sie auf
klares, einfaches Deutsch. Denke daran, dass Leute normalerweise
viel einfacher sprechen als sie schreiben können. In der Regel ist
das Risiko höher, dass erdachte Dialoge wegen Kompliziertheit
unnatürlich wirken, als wegen übertriebener Einfachheit.

Versetze Dich in die Lage der Sprecher. Würdest Du wirklich in so
einer Situation diese Sätze sagen?

· Manchmal fällt Dir eine Floskel auf, die Du wieder und wieder
gebraucht hast. Wenn es sich um eine Standard-Redewendung handelt
(z.B. "sagte er"), stört das nicht unbedingt. Es könnte auch ein
Stilmittel sein und absichtlich verwendet werden. Wenn Dich die
Wiederholungen beim Lesen aber stören, solltest Du eingreifen.

Den ganzen Absatz umzuformulieren ist manchmal besser als
krampfhaft nach immer neuen Synonymen für dasselbe Ding zu suchen.

· Prüfe, ob Du Deinen Text flüssig durchlesen kannst. Wenn irgendwo
nicht, wird der Leser vermutlich an derselben Stelle ins Stocken
kommen. überlege, ob Du das *willst*. Es könnte einen Effekt
erzielen; ansonsten stört es, und Du solltest die Stelle besser
umschreiben.

· Laut lesen hilft. Was nicht flüssig laut gelesen werden kann, wird
andere Leser auch bei leisem Lesen durcheinander bringen.

· Vorsicht vor extrem langen Satzperioden und entlegenem Wortschatz.
Sowas kann entstehen, während man einen Text ohne gross zu denken
"herunterklappert". Aber lange Sätze und unvertraute Wörter sind
beim Lesen schwer zu verarbeiten. Du läufst in Gefahr, dass man
Deinen Text nicht zu Ende liest, weil er zu anstrengend ist.

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4. Den Text strukturieren

Du solltest Deine Texte in Absätze zerlegen, sonst verschreckst Du
viele Leser. Vergleiche, wie Kurzgeschichten in der Tageszeitung
strukturiert sind, oder in Deinem Lieblingsbuch, und ahme das dann
nach.

Heutzutage haben Prosatexte meist sehr kurze Absätze. Faustregel:

· Nur 3-6 Sätze in einen Absatz packen. Neue Gedankengänge fangen in
aller Regel auch neue Absätze an.

· Bei Dialogen: nächster Redner -> nächster Absatz.

Es mag u.U. Fälle geben, wo Du diese Regeln durchbrechen willst, um
einen speziellen Effekt zu erzielen.

In Newsartikeln sehen Absätze optisch oft am besten aus, wenn sie
durch Leerzeilen getrennt sind. Das ist klarer als eine kleine
Einrückung am Absatzanfang.

In längeren Dialogen dagegen werden Dich die vielen Leerzeilen
vielleicht stören. Dann ist es in Ordnung, dort für jeden neuen
Redner einfach nur eine neü Zeile anzufangen. Achte in diesen
Bereichen dann aber ganz besonders sorgfältig darauf, dass jede Zeile
nur maximal 75 Zeichen enthält. Wegen den fehlenden Leerzeilen lassen
sich solche Bereiche nämlich nicht mehr automatisch umformatieren.

Falls Du eine _lange_ Geschichte schreibst (schon ab 400 Zeilen), dann
ziehe auch eine Zerlegung in Abschnitte (Kapitel) in Betracht.

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5. Andere nachahmen

Vielleicht liest Du schon seit Jahren immer die neueste Fantasy-
Literatur. Oder Du bist ein Fan von Bukowski. Dann spricht nichts
dagegen, wenn Du die Autoren Deines Lieblingsgenres nachzuahmen
versuchst. Übung bringt das allemal. Wir sind hier Freizeitautoren,
und niemand zwingt uns, immer neuartig sein zu müssen.

Wenn Du ein solches Projekt aufgreifst, solltest Du dann aber auch
versuchen, die "Mechanismen" des jeweiligen Stils zu entdecken.

· Wie geht mein Vorbild-Autor vor, wenn er die und die Stimmung
aufbauen will?

· Und wenn das bei mir noch nicht ganz hinkommt, worin unterscheidet
sich dann mein Text von seinem Text?

Und so weiter. Vermutlich ist die Nacharbeit der richtige Zeitpunkt,
über solche Fragen nachzudenken; bei der Erstversion ist es dagegen
wohl wichtiger, ohne viel nachzudenken loszuschreiben, damit es
natürlich wird.

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6. Kreative Experimente wagen

Niemand zwingt Dich, so zu schreiben wie alle schreiben. Wenn Du mal
etwas Ungewöhnliches, Neues ausprobieren möchtest, ist das Dein gutes
Recht. Die besten Ideen sind schon entstanden, weil sich Leute
getraut haben, aus dem Schema F auszubrechen.

Aber bedenke, dass Experimente immer schwieriger zu lesen sind als die
eingeführten Textformen. Du könntest also für Deinen Text wenig Leser
finden. Es könnte auch sein, dass Du potentielle Leser wegen
Eigenheiten verärgerst, die sie als Marotten empfinden.

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7. Literatur lesen

Wenn Du nicht sowieso schon eine Menge Bücher oder Texte liest,
solltest Du damit jetzt anfangen. Um gut kochen zu können, muss man
einen guten Geschmack beim Essen entwickeln; und ohne immer wieder
gutes Essen zu probieren, kann man folglich nicht gut kochen lernen.
Mit dem Schreiben ist es genauso.

Vielleicht versuchst Du bei dieser Gelegenheit gleich mit, Deinen
Horizont ein bisschen zu erweitern, indem Du auch Genres liest, die
bisher noch nicht ganz Dein Geschmack sind. So lernst Du mehr
Möglichkeiten kennen, Sachen auszudrücken. Das Schreiben wird dadurch
auf Dauer leichter.

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8. Gedichte schreiben

Gedichte sind eine sehr intime, persönliche Literaturform: was den
einen vielleicht nächtelang nicht schlafen lässt, bringt den anderen
womöglich nur zum Schulterzucken. Oft kann man solche
unterschiedlichen Reaktionen logisch nicht begründen.

Wenn Du Gedichte schreibst, solltest Du daher damit rechnen,

· dass die Meinungen hierzu weit auseinander gehen können,

· dass Du vielleicht nur unscharfe Rückmeldungen kriegst

· und dass die Quote abfälliger Bemerkungen unter Umständen sehr hoch
sein kann.

Wenn viele Gedichte auf einmal gelesen werden, dann kommen oft alle
nicht recht zur Geltung. Deswegen solltest Du Deine Gedichte
möglichst _einzeln_ veröffentlichen, mit einigen Tagen Abstand
dazwischen. Wenn Du nämlich ein Dutzend Gedichte am Stück
veröffentlichst, denken die Leser womöglich ab dem dritten Gedicht:
``Ach _noch_ eins in derselben Masche'', und der Rest wird ungelesen
überblättert.

Ein paar konkretere Tips:

· Gereimte Gedichte wirken zwar klassisch, aber sie sind nicht leicht
zu schreiben. Es ist schwierig, genau im Versmass zu bleiben und
trotzdem halbwegs natürliche Sätze zu bilden. Die Reimpaare dürfen
nicht allzu abgegriffen sein; und das Risiko, dass es sich am
Schluss anhört wie Knittelverse, ist hoch.

· Auch wenn Du ungereimte, moderne Gedichte schreibst, solltest Du
auf den Rhythmus achten. Damit ist dann nicht ein starres Versmass
gemeint. Es bedeutet nur einen möglichst harmonischen Wechsel von
betonten und unbetonten Silben: z.B.

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.

· Übergangslose Brüche im Rhythmus sind i.A. zu vermeiden, wenn sie
nicht gerade ein bewusstes Stilmittel sind. In der Regel stören
sie den Erzählfluss; der Leser muss zurücklesen, und das kann die
mühsam erzeugte Stimmung verderben.

· Sei auf der Hut vor Klischee-haften, abgegriffenen Formulierungen.
Gedichte benutzen oft ganz im Gegenteil völlig neue Metaphern oder
Wortverbindungen, um im Kopf des Lesers bestimmte Stimmungen zu
erzeugen:

ich warf dir mein

Atemseil zu ein paar Worte waren

hineingeknotet daran zog ich mich hinauf

(Manuel Röpke)

· Gute Gedichte können besonders in emotionalen Extremsituationen
entstehen. Wenn Du also gerade (un)glücklich verliebt bist, setz
Dich hin und schreib darüber. Dann legst Du den Text am besten für
ein, zwei Monate in die Schublade. Wenn er Dir danach immer noch
gefällt, dann könnte sich eine nähere Beschäftigung damit lohnen.

Diese "Ruhepause" ist wichtig. Denn wenn Du von Gefühlen sehr
aufgewühlt bist, hast Du vielleicht nicht genug "klaren" Kopf, um
Deinen Text wie ein Aussenstehender (ein Leser) betrachten zu
können.

· Liebe und Tod sind immer die dankbarsten Themen für Gedichte:

deinen Mund, diese traurige Schale mit Wermut,

Zum Abschied und dann werde ich gehn, hinaus

In die Nacht mit ihren wilden Orchestern, ihren

Panzern aus Blei. In der Brust ein massloses Klopfen.

(Uwe Lummitsch)

· Wichtig ist, dass Du dasjenige, was Du schreibst, ehrlich
empfindest (dass es ``authentisch'' ist). Denn sonst entsteht
schnell hohler schwülstiger Pathos. Der Leser vergleicht dann den
(simplen) realen Tatbestand mit der (emotional aufgeblähten)
Beschreibung des Gedichts und findet das unfreiwillig komisch.

· Ein ganz eigener Zugang zu Lyrik ist die freie Assoziation: dass Du
also anscheinend zusammenhanglos mit Worten und Wortkombinationen
jonglierst. Plötzlich kann dann daraus Sinn entstehen, der die
Gedanken in eine völlig unerwartete Richtung lenkt. Worte können
sozusagen als Klänge oder Töne eingesetzt werden, sodass die
Gedichte regelrecht ``komponiert'' sind. Experimentieren lohnt
sich.

· Keine falsche Scheu vor sprachlichen Extremen - Lyrik soll den
Leser emotional packen:

Münder stammeln

bitteunddanke

mit lippen aus denen

das blut nur so spritzt

wenn man draufschlägt

(Undine Materni)

Gedichte zu schreiben ist schwierig; es ist schwer, zu diesem Thema
konkrete Tips zu geben. Lass Dich im Zweifel von Deinem ästhetischen
Empfinden leiten. Das Vorstehende war also ``noch'' unverbindlicher
gemeint als die sonstigen Kapitel.

Die Ideen dieses Abschnittes beruhen hauptsächlich auf Gedanken von
_Torsten Schneider_
tschnei++imn.htwk-leipzig.de danke Torsten!

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9. Abschliessende Tips

Du schreibst bestimmt Deine Geschichten und Gedichte, auch um Deinen
Lesern damit eine Freude zu machen. Aber bitte verliere nicht den
umgekehrten Aspekt aus den Augen: Wenn sich Deine Leser Deine Texte
sorgfältig durchlesen und dazu fundierte Rückmeldungen suchen, dann
tun sie das vor allem, um _Dir_ damit eine Freude zu machen. Oder
zumindest, um Dir weiterzuhelfen. Bezahlt werden sie nämlich nicht
dafür.

Und jetzt stell Dir vor, dass solche Leser dann plötzlich im
Nachhinein zu hören bekommen, dass Du Deinen Text halt nur mal eben
schnell zusammengeklappert hättest. Und Du hättest ihn in die Gruppe
gesetzt, bloss um mal eben zu hören, was andere dazu sagen würden. Du
kannst sicherlich nachvollziehen, dass Dein Publikum dann nicht sehr
begeistert reagieren wird: Man wird sich nicht ernst genommen fühlen.
Im schlimmsten Fall sperren Dich die Leser in ihre Killdatei.

Nimm also bitte Dein Publikum ernst. Zwar verlangt kein Mensch von
Dir, dass Du als Meister vom Himmel fällst oder dass Du hier nur
makellose Profitexte veröffentlichen darfst. Wenn Du vor einem
Problem stehst, was Du nicht lösen kannst, bist Du herzlich
willkommen, in der Gruppe zu fragen.

Aber Du solltest Dir bei Deinen Schreibversuchen Mühe geben. Bevor Du
die Gruppe um Hinweise bittest, solltest Du Deine Texte vorher selber
auf Schwachstellen durchgesehen haben. Und Du solltest wenigstens
versucht haben, alle Probleme auszubügeln, auf die Du selber gestossen
bist. Sonst wirft man Dir vor, dass Du anderen Leuten Arbeit
aufbürdest, ohne dass Du Deine eigenen Hausaufgaben machst.

Die Lyrik mal ausgeklammert, werden in dieser Gruppe am häufigsten
_Kurz_geschichten abgegeben. Wenn Du dagegen einen Mehrteiler
schreibst, solltest Du am Anfang darauf hinweisen. Ein Roman oder
eine Novelle hat nämlich einen ganz anderen Aufbau als eine
Kurzgeschichte. Wenn man als Leser einen Artikel sieht, ohne zu
wissen, dass es ein Anfang sein soll, der eine Fortsetzung hat, dann
beginnt man schnell, ihn als Kurzgeschichte aufzufassen, und dann wird
man hoffnungslos verwirrt. Man fragt sich zum Beispiel, was der Text
für eine Pointe haben soll, warum der Text so weitschweifig ist und so
weiter.

Rechne dann aber damit, dass manche Leser zunächst alle Teile der
Geschichte abwarten werden und erst am Schluss ihre Rückmeldung geben.
Vorher können sie nämlich nicht entscheiden, ob der Text in sich
geschlossen ist und ob er ein Gesamtkonzept hat.

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10. Viel Erfolg!

So, jetzt können wir Dich am Schluss dieser Info/Tips nur noch
herzlich einladen, Dich an die Arbeit zu machen. Lass Dich von den
vielen theoretischen Hinweisen nicht verschrecken! Das Textemachen
ist nämlich eine sehr praktische Tätigkeit, und am meisten lernt man
dabei, indem man halt immer wieder was schreibt.
Wenn Du einen Text fertig hast, bist Du herzlich eingeladen, ihn in
unserer Gruppe vorzustellen. Keine falsche Scheu: Perfekte Profis
sind wir anderen nämlich alle auch nicht. :-)

Bis dahin viel Erfolg, und viel Freude beim Textebasteln!

[ Hier schließt Teil II des Dokuments an: Umgang mit Kritik ]

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Copyright und ähnliche Vermerke

Diese Tips und Anregungen sind Copyright (C) 1997, 1999 Peter G. Bouillon.
Wer sie in elektronische Archive übernehmen möchte: das geht in Ordnung,
aber lasst dann den Copyright-Vermerk intakt und verändert sie nicht.
Alle Tips und Anregungen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammen-
gestellt. Irgendeine Garantie wird jedoch nicht übernommen. Wenn Du
also Vorschläge aus diesem Dokument anwendest und Deine Mikrowelle geht
davon kaputt, werden Autoren und Herausgeber jede Forderung nach Schadens-
ersatz strikt ablehnen.

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