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Probleme der Lorentz-Invarianz des Elektromagnetismus

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Wolfgang G. G.

unread,
Oct 22, 2001, 9:25:46 AM10/22/01
to
Da sich die Lorentz-Invarianz der Maxwellschen Theorie von
Beginn an auf die Autorität von Lorentz und Poincaré gestützt
hat, ist sie selbst von Gegnern der Relatitivätstheorie kaum
hinterfragt worden.

(Bei allen folgenden Überlegungen geht es nur um Bewegungen in
einer Dimension, d.h. Ladungen und Inertialsysteme bewegen
sich immer in derselben Geraden.)

Im Falle des stromdurchflossenen Leiters funktioniert das
"Zerlegen des Gesamtfeldes" in elektrische und magnetische
Komponenten in Abhängigkeit des Inertialsystems erstaunlich
gut. Dieses Funktionieren basiert auf der Hypothese, dass
Lorentz-Kontraktion und -Streckung zu Ladungsänderung führt,
und man somit in einem Inertialsystem mit elektrischen Feldern
die Kräfte erklären kann, die in einem anderen Inertialsystem
von einem magnetischen Feld stammen.

Hier liegt ein erster Einwand nahe: Magnetische Felder ändern
sich linear mit der Geschwindigkeit v, Ladungsänderungen durch
Lorentzkontraktion hingegen quadratisch.

gamma(v) - gamma(0) = 0.5 v^2 /c^2 wenn v << c

Z.B. erhalten wir die gleiche Stromstärke bei Halbierung der
Leitungselektronen und Verdoppelung deren Geschwindigkeit.
Dass dies hier zu keinem Problem führt, hängt damit zusammen,
dass für die bewegten Leitungselektronen keine Kontraktion im
Inertialsystem des Leiters sondern Streckung im System der
Leitungselektronen verausgesetzt wird.

Im Ruhesystem der Leiters bleibt der Leiter somit unabhängig
von der Geschwindigkeit der Leitungselektronen neutral. Und
auf eine Testladung, die sich parallel mit den Leitungs-
elektronen neben dem Leiter bewegt, wirkt auch im Ruhesystem
trotz gleicher Stromstärke die doppelte (magnetische) Kraft,
wenn die Testladung sich gemeinsam mit der halbierten Anzahl
an Leitungselektronen bei doppelter Geschwindigkeit bewegt.

Wenn wir folgende Situation analysieren

q --> v = V Testladung
S ______________________ v = 0 Leiter
- --> v = V Leitungselektronen


q v = 0 Testladung
S' <-- ______________________ v = -V Leiter
- v = 0 Leitungselektronen

ergibt sich im SYSTEM S gemäss Theorie als magnetisches Feld

B = mu0 * I / (2*pi*r)
= mu0 * V*Rho / (2*pi*r)
= 1/(eps0*c^2) * V*Rho / (2*pi*r)

wobei Rho die lineare Ladungsdichte der positiven Leiter-Ionen
(bzw. der negativen Leitungselektronen) im Ruhesystem des
Leiters und V die Geschwindigkeit der Leitungselektronen ist.
Die Kraft auf die sich mit V bewegende Testladung q beträgt
somit:

F = q * V * B = q * Rho * (V^2/c^2) / (eps0*2*pi*r)

Im SYSTEM S' haben wir gemäss Theorie keine magnetische Kraft
auf die Testladung q. Die lineare Ladungsdichte der positiven
Leiter-Ionen (rho_p) ist wegen Lorentz-Kontraktion höher, und
die der negativen Leitungselektron (rho_n) wegen Streckung
niedriger:

rho_p = +Rho*gamma = +Rho * (1 + 0.5 V^2/c^2) bei V << c
rho_n = -Rho/gamma = -Rho * (1 - 0.5 V^2/c^2)

Der Leiter ist somit nicht neutral sondern positiv geladen

rho = rho_p + rho_n = Rho * (V^2/c^2)

und die elektrische Kraft auf die Testladung q ist wiederum:

F = q * E = q * rho / (eps0*2*pi*r)
= q * Rho * (V^2/c^2) / (eps0*2*pi*r)

So weit so gut.

Ein Haken aber ist, dass im System S der Strom und damit die
Kraft auf q ausschliesslich von den Leitungselektronen erzeugt
wird, während im System S' nur die Hälfte der auf q wirkenden
Kraft von diesen Elektronen stammt. D.h. wenn wir dieselbe
Situation ohne die positiven Leiterionen betrachten (was dann
der Bewegung einer geraden Linienladung mit Ladungdichte -Rho
entspricht), funktioniert die Lorentz-Invarianz nicht mehr.

Im SYSTEM S ist die Kraft auf q:

F = F_el + F_mag = q * -Rho / (eps0*2*pi*r)
+ q * Rho * (V^2/c^2) / (eps0*2*pi*r)
= q * Rho * (-1 + V^2/c^2) / (eps0*2*pi*r)

Im SYSTEM S' wirkt auf q nur die (gestreckte) Linienladung:

F' = F_el' = q * -Rho/gamma / (eps0*2*pi*r)
= q * Rho * (-1 + 0.5 V^2/c^2) / (eps0*2*pi*r)

Da F' und F verschieden sind, erweist sich der Glaube an die
Lorentz-Invarianz der Maxwellschen Theorie als nicht haltbar.

_____________

A. Einstein: "..., so kann man sich nur darüber wundern, dass
die sogenannten Revolutions-Perioden der Physik das Fundament
nicht öfter und in stärkerem Masse verändert haben, als es
tatsächlich der Fall gewesen ist ..." (Ausführliches Zitat mit
Referenz in http://members.lol.li/twostone/briefe.html)


Wolfgang G. G.

unread,
Nov 1, 2001, 12:01:58 PM11/1/01
to
Zwei gleiche Testladungen q ruhen im Inertialsystem S. In einem
sich mit v << c nach rechts bewegenden Intertialsystem S'
bewegen sich die Ladungen mit v nach links.

q System S'
System S --->
q v

Im RUHESYSTEM S wirkt auf beide Ladungen nur die abstossende
elektrische Kraft (r = wechselseitiger Abstand):

F_e = q * E = q^2 / (eps0*4*pi*r^2)

Im SYSTEM S' bewegen sich beide Ladungen im von der jeweils
anderen Ladung erzeugten Magnetfeld. Die Stärke des von der
gegenüberliegenden Ladung erzeugten Magnetfelds ist:

B = mu0 * q * v / (4*pi*r^2)
= 1/(eps0*c^2) * q * v / (4*pi*r^2)

Die magnetische Kraft auf eine sich mit v bewegende Testladung q
weist jeweils in die Richtung der gegenüberliegenden Ladung und
beträgt:

F_m' = q * v * B
= q * v * 1/(eps0*c^2) * q * v / (4*pi*r^2)
= q^2 * (v^2/c^2) / (eps0*4*pi*r^2)

= - (v^2/c^2) * F_e

Da in S' das von der jeweils gegenüberliegenden Ladung erzeugte
elektrische Feld E' wegen Lorentz-Kontraktion um den Faktor
gamma(v) stärker als E in S ist, folgt als elektrische
Abstossung:

F_e' = q * E' = q * gamma(v) * E

= (1 + 0.5 v^2/c^2) * F_e

Während also in S die Gesamt-Kraft auf jede Ladung

F = F_e

beträgt, ist sie in S' kleiner:

F' = F_e' + F_m' = (1 + 0.5 v^2/c^2) * F_e - (v^2/c^2) * F_e

= (1 - 0.5 v^/c^2) * F_e = F / gamma(v)

Die Gesamtkraft ist somit nicht Lorentz-invariant. Wenn wir
aber die Testladungen durch zwei gleichschwere ruhende Kugeln
ersetzen, die mittels gespanntem Gummiband miteinander verbunden
sind, sehen wir, dass die Gesamtkraft in solchen Fällen Lorentz-
invariant sein muss:

Im Ruhesystem S führt die Kraft des Gummibandes zu einer
Bewegung beider Kugeln zum gemeinsamen Schwerpunkt hin. Im
System S' läuft diese Bewegung wegen Zeitverlangsamung im selben
Verhältnis langsamer wie die Masse (Trägheit) der Kugeln und
des Gummibandes grösser ist. (Die Verbindungsline zwischen den
zwei Kugeln ist in beiden Inertialsystemen gleich.) Es folgt,
dass die Kraft zwischen den Kugeln in beiden Inertialsystemen
dieselbe ist.

---

"Das Konzept einer geschwindigkeitsabhängigen Masse ist überholt.
Die vor Urzeiten einmal so bezeichnete Größe versteht man
heutzutage korrekter als die kinetische Energie eines Teilchens."
Hendrik van Hees am 30.10.01 - 09:09


Horst Hohn

unread,
Nov 1, 2001, 2:40:59 PM11/1/01
to

"Wolfgang G. G." <z...@z.lol.li> schrieb im Newsbeitrag

> Zwei gleiche Testladungen q ruhen im Inertialsystem S. In einem
> sich mit v << c nach rechts bewegenden Intertialsystem S'
> bewegen sich die Ladungen mit v nach links.

usw...........

Ja ich bin genau dieser Meinung. Schön dass hier im Usenet sowas
abgehandelt wird.


MfG Horst

WAS WILL ER EIGENTLICH DAMIT SAGEN????

Wolfgang G. G.

unread,
Nov 4, 2001, 5:40:58 AM11/4/01
to
Im Folgenden handelt es sich um eine Verschärfung des in meinem
vorigen Beitrag präsentierten Widerspruchs. Als Ausgangspunkt
nehme ich das Unterkapitel "Die Kraft eines Magnetfeldes und
die Impulserhaltung" aus Kapitel 25.1, Physik, Paul A. Tipler,
Spektrum, 1994.

v1
q1 ---> Analog Tipler's Fig. 25.4 (b)
/ | -----------------------------
^ / | F21
F12 | / v Zwei gleiche Ladungen (q1 = q2)
| / bewegen sich mit gleicher
q2 ---> Geschwindigkeit (v1 = v2)
v2

"In diesem Fall sind die Kräfte [F12 und F21] gleich gross und
entgegengesetzt gerichtet. Sie wirken jedoch nicht entlang der
Verbindungslinie der Teilchen und üben daher ein Drehmoment auf
das Zwei-Teilchen-System aus. Hierdurch wird auf den ersten
Blick die Drehimpulserhaltung verletzt, aber das Problem löst
sich, wenn man berücksichtigt, dass auch die magnetischen und
elektrischen Felder einen Drehimpuls tragen". (S. 847)

"Wenn sich die Ladungen bewegen, so wird der Impuls, der durch
die Beschleunigung des Ladungssystems entsteht, durch einen
gleich grossen entgegengesetzten Impuls der Felder aufgehoben.
Der Gesamtimpuls des Systems bleibt also erhalten, wenn wir
den Impuls der elektrischen und magnetischen Felder in unsere
Betrachtung mit einbeziehen." (S. 846)

Diese Argumentation lässt sich 'relativistisch' äusserst elegant
widerlegen, indem wir die Situation im Ruhesystem der Ladungen
betrachten, und zudem annehmen, ein Seil zwischen den Ladungen
verhindere, dass die Ladungen sich wegen elektrostatischer
Abstossung voneinander entfernen.

Im Ruhesystem ist das "Ladungssystem" stabil, denn sowohl
elektrostatische Abstossung als auch die diese kompensierende
Seilkraft wirken entlang der Verbindungslinie der zwei Ladungen.

Es ist aber offensichtlich unmöglich, dass die Verbindungsline
im Ruhesystem unverändert bleibt, während sie sich im anderen
Inertialsystem dreht (und dabei nicht näher spezifizierte
"magnetische und elektrische Felder" zur "Drehimpulserhaltung"
erzeugt).

(Die elektrische Abstossung senkrecht zu den Geschwindigkeits-
vektoren v1 bzw. v2 ist zwar wegen der Lorentz-Kontraktion
erhöht, diese Erhöhung könnte aber höchstens die Hälfte der
magnetischen Kräfte F12 und F21 kompensieren. Zudem wird diese
Erhöhung dazu benötigt, dass die elektrischen Kräfte zwischen
den Teilchen trotz Lorentz-Kontraktion des Zwei-Teilchen-
Systems entlang der Verbindungslinie wirken.)

Also wenn solche Widersprüche nicht ausreichen, Theorien zu
widerlegen, inwiefern sind wissenschaftliche Theorien dann
überhaupt widerlegbar?
__________

http://members.lol.li/twostone/google1.html#hall


Roland Franzius

unread,
Nov 5, 2001, 5:01:13 AM11/5/01
to

"Wolfgang G. G." schrieb:

Durch Experimente. Mathematisch unterschiedliche Modelltheorien mit
identischen Messwerten auf der Menge aller Experimente sind per
Definition physikalisch nicht zu unterscheiden.

Ansonsten siehe Punkt 6 des Crackpot Index

6. 5 Punkte fuer den Gebrauch von Gedankenexperimenten, die den
Ergebnissen realer Experimente widersprechen.

--
Roland Franzius

Wolfgang G. G.

unread,
Nov 6, 2001, 7:39:19 AM11/6/01
to
Roland Franzius schrieb:

>> Also wenn solche Widersprüche nicht ausreichen, Theorien zu
>> widerlegen, inwiefern sind wissenschaftliche Theorien dann
>> überhaupt widerlegbar?
>
> Durch Experimente.

In der Praxis sind die geglaubten Theorien meist so fest in
Hirn und Psyche der Experimentatoren verankert, dass von der
Erwartung abweichende Messergebnisse nur als störende Effekte
wahrgenommen werden.

Zudem müssen sich Experimentalphysiker vor Spott und Schlimmerem
fürchten, wenn sie darauf bestehen, ihre Experimente seien
korrekt durchgeführt worden und würden wesentliche Teile der
offiziellen Theorien widerlegen.

In diesem Lichte ist auch die hier öfters propagierte These
unrichtig, Experimentalphysiker hoffen und streben danach,
als richtig geltende Theorien zu widerlegen, um so zu Ruhm
und finanziellen Mitteln zu gelangen. Für eine experimentelle
Widerlegung der Quantenmechanik ("die am besten experimentell
bestätigte Theorie aller Zeiten") oder der Relativitätstheorie
("nur Spinner zweifeln an ihr") ist den Experimentatoren zur
Zeit nur eines sicher: Spott und Hohn.

> Mathematisch unterschiedliche Modelltheorien
> mit identischen Messwerten auf der Menge aller Experimente sind
> per Definition physikalisch nicht zu unterscheiden.

Ja. Und RICHTIGE physikalische Theorien sind per Definition
logisch konsistent und machen (bei richtiger Anwendung) richtige
Voraussagen.

> Ansonsten siehe Punkt 6 des Crackpot Index:
>
> 6. 5 Punkte fuer den Gebrauch von Gedankenexperimenten, die
> den Ergebnissen realer Experimente widersprechen.

(Zwischenfrage, wieviele Crackpot-Punkte gibt's für die
Behauptung, Einstein's Reinkarnation zu sein? *gg*)

Die Forderung, Gedankenexperimente dürfen den Ergebnissen
realer Experimente nicht widersprechen, ist ein elegantes
Prinzip zur Immunisierung von Theorien gegen logische
Widerlegung.

Eine logische Widerlegung mittels Gedankenexperiment sieht
so aus, dass (mindestens) zwei sich widersprechende Ereignisse
für eine konkrete Situation aus der Theorie abgeleitet werden.
Dass mindestens eines dieser Ereignisse realen Experimenten
(sofern mit genügender Genauigkeit durchführbar) widersprechen
muss, ist klar.

Im diskutierten Gedankenexperiment ruhen zwei gleiche, von allen
sonstigen Kräften abgeschirmte Ladungen im Inertialsystem S,
wobei ein Seil die elektrostatische Abstossung kompensiert. Hier
der Widerspruch:

1) Es gibt Inertialsysteme S', in denen die von den Ladungen
erzeugten magnetischen Kräfte ein Drehmoment erzeugen.
2) Eine Drehung in einem Inertialsystem ist eine Drehung in
allen anderen.
3) Im Ruhesystem der Ladungen wirken keine Kräfte, die ein
Drehmoment verursachen können.

Die einzige Möglichkeit die Theorie zu retten, besteht darin
zu zeigen, dass in S' die für das Drehmoment verantwortlichen
magnetischen Kräfte durch andere Kräfte kompensiert werden, die
ein umgekehrtes Drehmoment erzeugen.

Da für mechanische Kräfte gemäss SR Impulserhaltung in allen
Inertialsystemen gilt, kann die Seilkraft zur Lösung des
Widerspruchs nichts beitragen.

Impulskompensierung in S' durch nicht näher präzisierte
Abstrahlung scheidet in diesem Fall auch aus, da die Ladungen
dann auch im Ruhesystem S strahlen würden.

Da der letzte Ausweg, d.h. Lorentz-Kontraktion des elektrischen
Feldes, die benötigte Drehimpulskompensierung auch nicht liefern
kann, ist die Theorie widerlegt. (Die elektrischen Felder und
Kräfte sind im diskutierten Fall so einfach, dass sich die
benötigte Drehimpulskompensierung leicht erklären lassen muss,
falls diese Erklärung doch existieren sollte.)

q1 -->
/ v
/
/
q2 -->
v
---
http://members.lol.li/twostone/google1.html#hall
gegentiefenglaubenistdievernunftziemlichmachtlos


Jens Schweikhardt

unread,
Nov 6, 2001, 2:28:15 PM11/6/01
to
In de.sci.physik Wolfgang G. G. <z...@z.lol.li> wrote:
...
# In der Praxis sind die geglaubten Theorien meist so fest in
# Hirn und Psyche der Experimentatoren verankert, dass von der
# Erwartung abweichende Messergebnisse nur als störende Effekte
# wahrgenommen werden.

Das mag in bestimmten Fällen zutreffen, ist aber als Verallgemeinerung
mit "meist" unzulässig. Zudem gibt es jede Menge Gegenbeispiele. Z.B.
Messungen der Lichtgeschwindigkeit durch die Jahrhunderte, von denen
neuere manchmal auch innerhalb der Fehlergrenzen keine Übereinstimmung
zeigen.

# Zudem müssen sich Experimentalphysiker vor Spott und Schlimmerem
# fürchten, wenn sie darauf bestehen, ihre Experimente seien
# korrekt durchgeführt worden und würden wesentliche Teile der
# offiziellen Theorien widerlegen.

Es stimmt, sie lachten über Galilei. Sie lachten aber auch über
die Kasper mit der kalten Fusion. Und heute noch würde ich über
PM Konstrukture lachen.

# In diesem Lichte ist auch die hier öfters propagierte These
# unrichtig, Experimentalphysiker hoffen und streben danach,
# als richtig geltende Theorien zu widerlegen, um so zu Ruhm
# und finanziellen Mitteln zu gelangen.

Wenn Deine Ansichten tatsächlich Substanz hätten, wären schon
längst Leute beschäftigt, Dir die nobelpreiswürdige Entdeckung streitig
zu machen. Diese Leute können aber mit den Maxwellgleichungen und
Lorenztrafos umgehen, erkennen auch logische Böcke in Gedankenexperimenten,
und widmen sich daher erfolgversprechenderen Theorien. Warum kommen
so viele Umsturzversuche von Leuten, die bei "Shutup and calculate"
plötzlich die Segel streichen, weil sie gar nicht mit Differentialen
umgehen können und ihr Gedankenexperiment einmal quantitativ vorstellen?

# Für eine experimentelle
# Widerlegung der Quantenmechanik ("die am besten experimentell
# bestätigte Theorie aller Zeiten")

Das ist IMHO die ART...

# oder der Relativitätstheorie
# ("nur Spinner zweifeln an ihr") ist den Experimentatoren zur
# Zeit nur eines sicher: Spott und Hohn.

...siehe Galilei und Kasperl.

#> Mathematisch unterschiedliche Modelltheorien
#> mit identischen Messwerten auf der Menge aller Experimente sind
#> per Definition physikalisch nicht zu unterscheiden.
#
# Ja. Und RICHTIGE physikalische Theorien sind per Definition
# logisch konsistent und machen (bei richtiger Anwendung) richtige
# Voraussagen.

Machen sie ja auch. Ist Dir schon mal der Gedanke gekommen, der Bug
könnte im Gedankenexperiment sein?

#> Ansonsten siehe Punkt 6 des Crackpot Index:
#>
#> 6. 5 Punkte fuer den Gebrauch von Gedankenexperimenten, die
#> den Ergebnissen realer Experimente widersprechen.
#
# (Zwischenfrage, wieviele Crackpot-Punkte gibt's für die
# Behauptung, Einstein's Reinkarnation zu sein? *gg*)

Maximal 50. Bei guter Evidenz aber eher -50.

# Die Forderung, Gedankenexperimente dürfen den Ergebnissen
# realer Experimente nicht widersprechen, ist ein elegantes
# Prinzip zur Immunisierung von Theorien gegen logische
# Widerlegung.

Ja natürlich dürfen sie den realen Experimenten widersprechen.
Ihre Nützlichkeit für die Physik ist dann aber zilch ("null").
Wenn es in Deinem Gedankenexperiment nach oben regnet, dann
wird die Welt zurecht mit den Schultern zucken und 5 Punkte
vergeben.

# Eine logische Widerlegung mittels Gedankenexperiment sieht
# so aus, dass (mindestens) zwei sich widersprechende Ereignisse
# für eine konkrete Situation aus der Theorie abgeleitet werden.

...unter der Voraussetzung, daß keine logischen/mathematischen
Böcke geschossen werden...

# Dass mindestens eines dieser Ereignisse realen Experimenten
# (sofern mit genügender Genauigkeit durchführbar) widersprechen
# muss, ist klar.

Dann war die Theorie schon immer widersprüchlich, ja.
Nur hast Du uns den Widerspruch in den MWG noch nicht vorgerechnet.
Und beim "Vordenken" haben wir^Wich bei Dir so meine Zweifel...

# Im diskutierten Gedankenexperiment ruhen zwei gleiche, von allen
# sonstigen Kräften abgeschirmte Ladungen im Inertialsystem S,
# wobei ein Seil die elektrostatische Abstossung kompensiert. Hier
# der Widerspruch:

Diese Ausgangslage steht schon in mindestens einem Punkt im Widerspruch
mit der Realität: die Wirkung des Seils ist nur mit Hilfe zusätzlicher
Ladungen zu erklären. Wenn schon die Voraussetzung falsch ist, folgt
nach der Logik Beliebiges.

...
# Da der letzte Ausweg, d.h. Lorentz-Kontraktion des elektrischen
# Feldes, die benötigte Drehimpulskompensierung auch nicht liefern
# kann, ist die Theorie widerlegt. (Die elektrischen Felder und
# Kräfte sind im diskutierten Fall so einfach, dass sich die
# benötigte Drehimpulskompensierung leicht erklären lassen muss,
# falls diese Erklärung doch existieren sollte.)

Das nennt man "wegdiskutieren" (aka oBdA = ohne Bedenken des Autors eine
Annahme machen) und ist für ein Gedankenexperimente ein KO-Kriterium.
Viel besser wäre eine Rechnung, die die beiden Drehmomente explizit
angibt -- dann hättest Du ein starkes Argument.

Was Du machst, ist beim Übergang vom ruhenden ins bewegte System
sehr wohl die lorenzinvarianten MWGln zu benutzen (denn sie beschreiben
das Entstehen/Verschwinden des magn. Feldes) um das Drehmoment zu
erklären. Dann lehnst Du es ab, die entsprechende Transformation
für andere Aspekte (nämlich der Raumzeit) auszuführen. Daß dann
ein Drehmoment übrig bleibt, wundert doch niemand.


Regards,

Jens
--
Jens Schweikhardt http://www.schweikhardt.net/
SIGSIG -- signature too long (core dumped)

Christian Ade

unread,
Nov 8, 2001, 12:03:27 PM11/8/01
to
"Wolfgang G. G." schrieb:

>
> Im Folgenden handelt es sich um eine Verschärfung des in meinem
> vorigen Beitrag präsentierten Widerspruchs.

Ich bin der Meinung, dass in deinem vorigen Beitrag ein paar fehlerhafte
Schlussfolgerungen stecken, die du in den nachfolgenden Beiträgen mit
dir rumschleppst. Also gehen wir mal den vorigen Beitrag durch (btw.: da
ich mich mit elektrischen und magnetischen Kräften nicht so gut
auskenne, versuche ich die Sache aus meinem Verständnis der
relativistischen Raum-Zeit-Struktur abzuleiten, also bitte ich die
Sachkundigen darum mich falls notwendig zu berichtigen):

Alle folgenden Zitate aus:
<9rrvag$an0$1...@newsreaderg1.core.theplanet.net>:

>> Zwei gleiche Testladungen q ruhen im Inertialsystem S. In einem
>> sich mit v << c nach rechts bewegenden Intertialsystem S'
>> bewegen sich die Ladungen mit v nach links.
>>
>> q System S'
>> System S --->
>> q v
>>
>> Im RUHESYSTEM S wirkt auf beide Ladungen nur die abstossende
>> elektrische Kraft (r = wechselseitiger Abstand):
>>
>> F_e = q * E = q^2 / (eps0*4*pi*r^2)

Ok.

>> Im SYSTEM S' bewegen sich beide Ladungen im von der jeweils
>> anderen Ladung erzeugten Magnetfeld. Die Stärke des von der
>> gegenüberliegenden Ladung erzeugten Magnetfelds ist:
>>
>> B = mu0 * q * v / (4*pi*r^2)
>> = 1/(eps0*c^2) * q * v / (4*pi*r^2)
>>
>> Die magnetische Kraft auf eine sich mit v bewegende Testladung q
>> weist jeweils in die Richtung der gegenüberliegenden Ladung und
>> beträgt:
>>
>> F_m' = q * v * B
>> = q * v * 1/(eps0*c^2) * q * v / (4*pi*r^2)
>> = q^2 * (v^2/c^2) / (eps0*4*pi*r^2)
>>
>> = - (v^2/c^2) * F_e

Das ist nicht richtig. Man muss sich klarmachen, was magnetische Kräfte
eigentlich sind. Um genau zu sein, gibt es keine magnetischen Kräfte für
sich, man könnte auf sie ganz verzichten und nur noch von elektrischen
Kräften sprechen, die aufgrund der SRT-Raum-Zeit-Struktur beim Wechsel
der Inertialsysteme zu Phänomenen führen die dazu verleiten, diesen
Phänomenen eine eigenständige Kraft zuzuordnen, und dieser einen
eigenständigen Namen zu geben (z.b. die "magnetische Kraft"), dabei ist
es immer nur die eine, die elektrische nämlich, die in so vielfältiger
Ausprägungen auftritt. Bei zwei parallel zueinander stehenden
Stromleitungen z.B. ergibt sich bei entgegengesetztem Strom deshalb eine
(magentische) Anziehung, weil im Inertialsystem der Elektronen des
jeweils anderen Leiters die positiven Atomrümpfe längenkontrachiert
sind, die des eigenen sowie des gegenüberliegenden Leiters, sowie die
Elektronenabstände des jeweils anderen Stroms noch stärken
längenkontrachiert sind (sie bewegen sich ja aufgrund des
entgegengesetzten Stromes noch schneller als die positiven Atomrümpfe),
womit der jeweils gegenüberliegende Leiter im Inertialsystem der
Leitungselektronen elektrisch negativ geladen ist und aufgrund dieser
eine Abstossung beider Leiter stattfindet. Also nichts mit Magnetismus,
reine Elektrizität + SRT. Bei zwei parallelen Stromdurchflossenen
Leitern, bei denen die Ströme gleichgerichtet (und nehmen wir der
Einfachheit halber an auch gleich gross) sind, findet deshalb eine
(magnetische) Anziehung statt, weil sich alle Leitungselektronen, sowohl
die im eigenen wie auch im gegenüberliegenden Leiter, im gleichen
Inertialsystem befinden und somit nur eine Längenkontraktion der
positiven Atomrümpfe zu verzeichnen ist, nicht aber eine der
Leitungselektronen des jeweils anderen Stromleiters, weshalb der jeweils
gegenüberliegende Leiter im Inertialsystem der Leitungselektronen
elektrisch positiv geladen ist und somit zu einer Anziehung der beiden
Leitern führt.

Was passiert aber bei zwei sich parallel zueinander bewegenden
Elektronen? Gar nichts, ebensowenig es einen Effekt geben würde, wenn
sich, im letzten Beispiel zweier stromdurchflossener Leiter, keine
positiven Atomrümpfe geben würde, sondern man von zwei losen, sich im
Raum parallel gleichschnell zueinander bewegenden Elektronenströmen
ausgehen würde. Kein Magnetfeld, keine Anziehung.

Also F_m' = 0


>> Da in S' das von der jeweils gegenüberliegenden Ladung erzeugte
>> elektrische Feld E' wegen Lorentz-Kontraktion um den Faktor
>> gamma(v) stärker als E in S ist, folgt als elektrische
>> Abstossung:
>>
>> F_e' = q * E' = q * gamma(v) * E
>>
>> = (1 + 0.5 v^2/c^2) * F_e

Auch nicht richtig. Kontraktion bedeutet nicht Vermehrung. Magnetische
Kräfte entstehen daher, weil eine Ladung (aufgrund deren Bewegung)
stärker kontrachiert wird als die andere (die z.B. ruht). Dann entsteht
ein lokaler Überfluss an Ladung (die Gesamtladung bleibt dennoch gleich)
und eine Kraft tritt hervor, die man je nach Inertialsystem als
elektrisch oder magnetisch bezeichnet. Hier aber passiert nichts
dergleichen und eine blosse Kontraktion einer punktförmigen Ladung hat
keinen Effekt auf das elektrische Feld.

Deshalb F_e' = F_e

Deshalb ist die Schlussfolgerung ...

>> Während also in S die Gesamt-Kraft auf jede Ladung
>>
>> F = F_e
>>
>> beträgt, ist sie in S' kleiner:
>>
>> F' = F_e' + F_m' = (1 + 0.5 v^2/c^2) * F_e - (v^2/c^2) * F_e
>>
>> = (1 - 0.5 v^/c^2) * F_e = F / gamma(v)

nicht richtig. Tatsächlich ist F = F'.

Tatsächlich ergibt sich hier aber ein scheinbarer Widerspruch. Aufgrund
der Zeitdilatation bewegen sich die beiden Ladungen je nach
Inertialsystem unterschiedlich schnell voneinander weg, was darauf
schliessen lässt, dass F doch nicht gleich F' sein kann. Dieser
Widerspruch löst sich auf, sobald man die relativistische Massenzunahme
berücksichtigt. Im Inertialsystem S' ist die Masse der Ladungen grösser,
und zwar um den Faktor gamma(v). Das ist der gleiche Faktor, um den die
Zeit im Inertialsystem der Ladungen aus S' gesehen langsamer läuft als
die ihrige, womit sich das ganze wunderschön kompensiert.

Soviel zu deinem vorhergehenden Post, nun zu diesem:

Hmm, klingt ziemlich kompliziert, und selbst auf die Gefahr hin mich zu
blamieren, so kann ich beim besten Willen keinen Grund erkennen, weshalb
sich hier die Kräfte F12 und F21 überhaupt herausbilden sollten (s.o.),
die dann quasi rückwirkend durch weitere wieder kompensiert werden
müssten. Kann es sein, dass sich der Tipler hier schlicht irrt? *duck*


Gruss,
Christian


* F-Up nach de.sci.physik *

Wolfgang G. G.

unread,
Nov 9, 2001, 7:55:48 AM11/9/01
to
Laurenz Widhalm schrieb:

> Ganz prinzipiell: man kann - selbst mit einem korrekt durchgefuehrten
> Experiment - nicht mit einmal die gesamte bisherige Theorie
> "widerlegen" - denn das wuerde bedeuten, dass *alle* Experimente bis
> auf das neue falsch waren, und das faende ich dann schon etwas kuehn
> das zu behaupten. Man kann natuerlich den Gueltigkeitsbereich der
> alten Theorien einschraenken.

Ein korrekt durchgeführtes Experiment kann "die gesamte bisherige
Theorie" in dem Sinne widerlegen, wie Kepler die gesamte
Astronomie vor ihm (inklusive Kopernikus und Galilei) widerlegte.

Die spannende Frage, wo, inwiefern und warum "die alten Theorien"
korrekte Resultate bzw. brauchbare Näherungen liefern, wird durch
die Widerlegung natürlich erst richtig aufgeworfen.

Ein relativ einfaches Experiment, das Relativitätstheorie und
Quantenmechanik gleichermassen zu widerlegen in der Lage ist,
habe ich schon mehrmals vorgeschlagen:
http://members.lol.li/twostone/google1.html#p05Jul2001

Und wenn dieses Experiment zeigt, dass sich Information durch
Coulomb-Kräfte instantan (d.h. ohne Zeitverlust) über ein paar
Meter übertragen lässt, dann scheinen eben auch andere Experimente
im neuen Licht (Stichwort: "scheinbare Instantaneität").

>> Im diskutierten Gedankenexperiment ruhen zwei gleiche, von allen

>> sonstigen Kräften abgeschirmte Ladungen im Inertialsystem S,

>> wobei ein Seil die elektrostatische Abstossung kompensiert. Hier

>> der Widerspruch:
>>
>> 1) Es gibt Inertialsysteme S', in denen die von den Ladungen
>> erzeugten magnetischen Kräfte ein Drehmoment erzeugen.
>> 2) Eine Drehung in einem Inertialsystem ist eine Drehung in
>> allen anderen.
>> 3) Im Ruhesystem der Ladungen wirken keine Kräfte, die ein
>> Drehmoment verursachen können.
>

> Man muss hier schon fair sein: wenn da ein Widerspruch ist, dann liegt er
>
> a) in der E[lektro]-Dyn[amik]
> b) in der Theorie die die Seilkraefte beschreibt (ueber diese
> Theorie machst du ja keine naeheren Angaben - wie verhaelt
> sich die unter Lorentztransformationen?)
> c) in beidem
>
> Mit welchen Argumenten schliesst du b) und c) aus?

Wenn wir annehmen, die Seilkraft würde im bewegten System S' ein
umgekehrtes Drehmoment erzeugen, lösen wir das Problem nicht,
sondern verlagern es nur in die Mechanik.

K1 --> Wenn die von einem Gummiband erzeugte Kraft zwischen
/ v zwei Kugeln nicht dem Prinzip 'actio = reactio'
/ gehorcht, folgen andere Widersprüche. Wir können zum
/ Zeitpunkt t0 = t0' eine der zwei Kugeln loslassen.
K2 --> Und wenn die Kraft zu diesem Zeitpunkt im Inertialsystem
v S' nicht entlang der Verbindungslinie wirkt, verlässt
die Kugel die Verbindungslinie und erzeugt somit eine
nicht kompensierte Drehimpulsänderung in S'.


Für sehr interessant halte ich die Antwort von Christian Ade, da
er relativistisch denkt und dabei "Fehler" begeht, die mir sehr
vertraut sind. Er schreibt zum Beispiel:

| Bei zwei parallelen Stromdurchflossenen Leitern, bei denen die
| Ströme gleichgerichtet (und nehmen wir der Einfachheit halber an
| auch gleich gross) sind, findet deshalb eine (magnetische)
| Anziehung statt, weil sich alle Leitungselektronen, sowohl die
| im eigenen wie auch im gegenüberliegenden Leiter, im gleichen
| Inertialsystem befinden und somit nur eine Längenkontraktion der
| positiven Atomrümpfe zu verzeichnen ist, nicht aber eine der
| Leitungselektronen des jeweils anderen Stromleiters, weshalb
| der jeweils gegenüberliegende Leiter im Inertialsystem der
| Leitungselektronen elektrisch positiv geladen ist und somit zu
| einer Anziehung der beiden Leitern führt.

Wenn wir die Anzahl der Ladungstäger in beiden Leitern halbieren
und dafür die Geschwindigkeit verdoppeln, ergäbe sich dann eine
Vervierfachung der Kraft, obwohl die Stromstärken gleich bleiben.
Siehe http://www.deja.com/=dnc/getdoc.xp?AN=583845550

Die Problematik wurde auch in "Eleganter Widerspruche der
relativistischen Elektrodynamik" diskutiert:
http://members.lol.li/twostone/google1.html#p27Sep2001

Bezeichnend ist auch Christians Aussage:

| eine blosse Kontraktion einer punktförmigen Ladung hat keinen
| Effekt auf das elektrische Feld.

Vor ein paar Tagen noch hielt das selber für richtig (d.h. im
Sinne der SR) und wollte es für eine einfache Widerlegung der
Relativitätstheorie verwenden.

Zur Antwort von Georg Kreyerhoff möchte ich nur sagen, dass ich
einen Widerspruch sehe zwischen seiner Behauptung, es gebe "ein
allgemeines, einfach einzusehendes Theorem", das die Konsistenz
relativistischen Maxwelltheorie in allen Fällen zeigt, und der
grossen Schwierigkeit, die es ihm offensichtlich bereitet, das
einfache Theorem auf einen eher trivialen Spezialfall anzuwenden.

Gruss
Wolfgang


Roland Franzius

unread,
Nov 9, 2001, 1:25:39 PM11/9/01
to

"Wolfgang G. G." schrieb:

> Für sehr interessant halte ich die Antwort von Christian Ade, da
> er relativistisch denkt und dabei "Fehler" begeht, die mir sehr
> vertraut sind. Er schreibt zum Beispiel:
>
> | Bei zwei parallelen Stromdurchflossenen Leitern, bei denen die
> | Ströme gleichgerichtet (und nehmen wir der Einfachheit halber an
> | auch gleich gross) sind, findet deshalb eine (magnetische)
> | Anziehung statt, weil sich alle Leitungselektronen, sowohl die
> | im eigenen wie auch im gegenüberliegenden Leiter, im gleichen
> | Inertialsystem befinden und somit nur eine Längenkontraktion der
> | positiven Atomrümpfe zu verzeichnen ist, nicht aber eine der
> | Leitungselektronen des jeweils anderen Stromleiters, weshalb
> | der jeweils gegenüberliegende Leiter im Inertialsystem der
> | Leitungselektronen elektrisch positiv geladen ist und somit zu
> | einer Anziehung der beiden Leitern führt.
>
> Wenn wir die Anzahl der Ladungstäger in beiden Leitern halbieren
> und dafür die Geschwindigkeit verdoppeln, ergäbe sich dann eine
> Vervierfachung der Kraft, obwohl die Stromstärken gleich bleiben.
> Siehe http://www.deja.com/=dnc/getdoc.xp?AN=583845550
>

du vergisst, dass sich zur Wahrung der Neutralität im Ionenruhesystem dabei die
Ladungsdichte der positiven Ionen halbiert, so dass bei doppelter
Geschwindigkeit der positive Ladungsüberschuss im Ruhesystem I=0 wieder
dasselbe ergibt. So primitive Fehler sollten beim Widerlegen nicht auftreten.

Leg doch lieber mal klar, was dein Antriebsmotiv ist, die zentralen
physikalischen Theorien wiederlegen zu wollen. Schließlich musst du nach dem
vierten Fehlversuch ästethische Motive offenbaren, denn Messungen können es ja
nicht gewesen sein..

--

Roland Franzius


Christian Ade

unread,
Nov 9, 2001, 2:22:15 PM11/9/01
to
"Wolfgang G. G." schrieb:
[...]

> Wenn wir die Anzahl der Ladungstäger in beiden Leitern halbieren
> und dafür die Geschwindigkeit verdoppeln, ergäbe sich dann eine
> Vervierfachung der Kraft, obwohl die Stromstärken gleich bleiben.
> Siehe http://www.deja.com/=dnc/getdoc.xp?AN=583845550

Ich zitiere:

Annahme:
:: The attraction between two currents remains however unchanged if
:: we increase the speed of the electrons by the same factor we reduce
:: their line density.

Schlussfolgerung:
:: So the SR explanation of this effect cannot
:: be correct.


Ich würde sagen: falsche Schlussfolgerung aufgrund einer falschen
Annahme (der klassische Fall). Um dies zu erkennen, ist nichtmal SRT
notwendig.

Warum. Die Annahme, eine z.B. Halbierung der Ladungsträger in beiden
Leitern und eine Verdopplung der Geschwindigkeit (also ein
konstanthalten der Stromstärke) kann schon deshalb nicht ohne Auswirkung
bleiben, weil dadurch ein Überschuss an positiver Ladung hergestellt
wird, was die Gesamtladung betrifft, d.h. z.B.: fliesst kein Strom in
den Leitern, so werden sich die Leiter abstossen, weil die Leiter
positiv aufgeladen sind, was aber (normale) Leiter bei I=0 nicht tun.
Solche speziellen Leiter dürften andere Verhaltenseigenschaften als
"normale" Leiter zeigen. Z.B. werden sie sich bis zu einer gewissen
Spannung U_x abstossen, weil die elektrostatische Kraft überwiegt, erst
ab U > U_x werden sich die Leiter schliesslich anziehen.


[...]


> | eine blosse Kontraktion einer punktförmigen Ladung hat keinen
> | Effekt auf das elektrische Feld.
>
> Vor ein paar Tagen noch hielt das selber für richtig (d.h. im
> Sinne der SR) und wollte es für eine einfache Widerlegung der
> Relativitätstheorie verwenden.

Aber über solche Niederungen menschlicher Irrtümer bist du längst
hinaus, richtig? :-)

Wolfgang G. G.

unread,
Nov 10, 2001, 5:33:11 AM11/10/01
to
Roland Franzius schrieb:

> Wolfgang G. G. schrieb:

> > Wenn wir die Anzahl der Ladungstäger in beiden Leitern halbieren
> > und dafür die Geschwindigkeit verdoppeln, ergäbe sich dann eine
> > Vervierfachung der Kraft, obwohl die Stromstärken gleich bleiben.
> > Siehe http://www.deja.com/=dnc/getdoc.xp?AN=583845550

Also da muss ich mich wirklich bei den Ohren nehmen, vor allem
auch weil ich diesen Fehler nicht nur schon lange mit mir
rumschleppe, sondern ihn sogar schon einmal als Fehler erkannt
habe.

Die Situation, der meine obige Argumentation entstammt, ist nicht
die des Leiterstromes, sondern die folgende:

Man stelle sich zwei lange gerade Rohre vor, wobei das kleinere
sich Inneren des grössern in Längsrichtung bewegen kann. Das
innere Rohr sei negativ und das äussere Rohr mit gleicher linearer
Ladungsdichte positiv geladen. Das Doppelrohr ist somit nach
aussen elektrisch neutral.

Wir können Strom erzeugen, indem wir das innere Rohr im ruhenden
äusseren gleichmässig bewegen. Wenn wir das tun, wird das
Doppelrohr wegen Längkontraktion des inneren negativen Rohrs
als ganzes negativ. Bei Verdoppelung der Geschwindigkeit (und
damit auch der Stromstärke) vervierfacht sich die lineare
Gesamtladungsdichte.

Wenn wir also die Ladungsdichte beider Rohre halbieren und die
Geschwindigkeit des inneren Rohres verdoppeln, haben wir die
gleiche Stromstärke, aber eine doppelte Gesamtladungsdichte.

> du vergisst, dass sich zur Wahrung der Neutralität im Ionen-


> ruhesystem dabei die Ladungsdichte der positiven Ionen halbiert,

Das habe ich nicht vergessen, sondern als selbstverständlich
vorausgesetzt.

> so dass bei doppelter Geschwindigkeit der positive Ladungs-


> überschuss im Ruhesystem I=0 wieder dasselbe ergibt.

Wenn die Aussage so gemeint ist, wie ich sie verstehe, dann ist
sie falsch. Der Ladungsüberschuss verdoppelt sich (gemäss SR)
tatsächlich bei Verdoppelung der Geschwindigkeit und Halbierung
der Anzahl von Elektronen und positiven Leiterionen.

> So primitive Fehler sollten beim Widerlegen nicht auftreten.

Der primitive Fehler, den ich immer noch mit mir herumschleppe,
ist die Annahme, die Kraft zwischen den Leitern resultiere
(gemäss SR) aus der Wechselwirkung des Ladungsüberschusses eines
Leiters mit dem Ladungsüberschuss des anderen Leiters.

Tatsächlich jedoch wirken sich Ladungsüberschüsse eines Leiters
auf die um viele Grössenordnungen grössere Ladung aller Leitungs-
elektronen bzw. aller Leiterionen des anderen Leiters aus. (Das
ist auch der Grund, warum so extrem kleine Ladungsüberschüsse
so grosse Kräfte zwischen den Leitern erklären können.) Bei
doppelter Geschwindigkeit und Halbierung der Ladungsträger
wechselwirken also verdoppelte Ladungsüberschüsse mit den
halbierten Ladungen des jeweils anderen Leiters.

Dass die Relativitätstheorie im Falle gerader Leiter (unter
der Annahme von Leiterneutralität trotz Strom im Inertialsystem
des Leiters) funktioniert, steht (zumindest seit dem 10.10.2001
meinerseits) ausser Diskussion.

Gruss, Wolfgang
---
http://members.lol.li/twostone/google1.html#p27Sep2001


Holger Bruns

unread,
Nov 10, 2001, 6:07:09 AM11/10/01
to
On Fri, 9 Nov 2001 13:55:48 +0100, "Wolfgang G. G." <z...@z.lol.li>
wrote:

>Wenn wir die Anzahl der Ladungstäger in beiden Leitern halbieren


>und dafür die Geschwindigkeit verdoppeln, ergäbe sich dann eine
>Vervierfachung der Kraft, obwohl die Stromstärken gleich bleiben.

Ich will mich ja nicht dazwischendrängeln, aber meine praktischen
Erfahrungen widersprechen dem sehr. Entscheidend für die magnetische
Kraftwirkung ist die Stromstärke, und die definiert sich als die den
Leiterquerschnitt passierende Ladungsmenge pro Zeiteinheit. Wenn man
die Anzahl der Ladungsträger halbiert und dafür deren Geschwindigkeit
verdoppelt, bleibt die Stromstärke dieselbe, mit gleichbleibender
Kraftwirkung.

Ja okay, die Belegschaft von de.sci.physik wird dem nicht folgen
wollen, die hatten eben noch keine gleichstrombetriebenen Relais zur
Hand, sie sind ja keine Fernmelder oder gar Elektriker, bäh. Und
deshalb schweige ich jetzt auch wieder stille.

HB

Christian Ade

unread,
Nov 10, 2001, 6:40:52 AM11/10/01
to
"Wolfgang G. G." schrieb:
[...]

Im letzten Post bin ich von der falschen Annahme ausgegangen
(klassischer Fall), du würdest über eine Halbierung der Leiterelektronen
sprechen, Schmarn. Kann ich so nicht stehen lassen. Also nehme ich mich
des Problems nochmals an:


[...]


> Man stelle sich zwei lange gerade Rohre vor, wobei das kleinere
> sich Inneren des grössern in Längsrichtung bewegen kann. Das
> innere Rohr sei negativ und das äussere Rohr mit gleicher linearer
> Ladungsdichte positiv geladen. Das Doppelrohr ist somit nach
> aussen elektrisch neutral.
>
> Wir können Strom erzeugen, indem wir das innere Rohr im ruhenden
> äusseren gleichmässig bewegen. Wenn wir das tun, wird das
> Doppelrohr wegen Längkontraktion des inneren negativen Rohrs
> als ganzes negativ.

Das kann man so nicht sagen und eben hier liegt wohl der Fehler.
Entscheidend ist, wie du vielleicht, oder vielleicht auch nicht, bemerkt
hast, nicht die Längenkontraktion der Elektronen oder der Atomrümpfe
selbst, sondern deren Abstand relativ zueinander. Du nimmst in deinem
Rohrbeispiel an, dass das innere, bewegte Rohr längenkontrachiert wird.
Tatsächlich aber weist nur das Raum-Zeit-Koordinatensystem dieses
Inertialsystems eine Längenkontraktion von Massstäben parallel zur
Bewegungsrichtung. D.h. dass z.B. ein Massband, dass sich schon immer in
diesem Inertialsystem befunden hat, wohl tatsächlich längenkontrachiert
sein wird, eines aber, das *abrupt* aus dem eigenen, ruhenden in das
andere versetzt wird, eine solche Kontraktion nicht auf anhieb aufweisen
wird. Was im Detail passiert hängt von der grösse der Beschleunigung und
der materiellen Beschaffenheit des Körpers ab.

Anderes Beispiel: zwei Raumschiffe die hintereinander fliegen und mit
einem straffen Band zusammengebunden sind beschleunigen in ein anderes
Inertialsystem. Die Schiffe, also deren molekulare Struktur, werden mit
der Kontraktion noch fertig werden, nicht aber das Seil, es wird einmal
reissen, weil der Abstand zwischen den beiden Schiffen sich trotz
stetiger Beschleunigung derselben aus dem Inertialsystem betrachtet, aus
dem sie gestartet sind, nicht ändert, also nicht verkürzt, aus dem
Bezugssystem (nicht Inertialsystem!) der Schiffe gesehen aber entfernen
sich die beiden Schiffe immer weiter voneinander weg. Genau das gleiche
geschieht bei den Leitungselektronen: der Abstand zwischen ihnen wird
sich im Inertialsystem der Atomrümpfe nicht ändern, aber aus dem
Inertialsystem der Elektronen findet eine Kontraktion der
Atomrumpfabstände durchaus statt. Warum? Weil die Elektronen durch ihren
Wechsel in ein neues Inertialsystem auch einen Wechsel ihres
Raum-Zeit-Koordinatensystems vorgenommen haben, aus dem betrachtet die
ursprünglich weiter auseinanderliegenden Atomrümpfe nun näher
beieinander gerückt sind. Die Asymmetrie entsteht also daher, weil die
Elektronen ihr Inertialsystem gewechselt (also beschleunigt) haben und
nicht die Atomrümpfe.

Christian Ade

unread,
Nov 10, 2001, 6:48:44 AM11/10/01
to
Holger Bruns schrieb:

>
> On Fri, 9 Nov 2001 13:55:48 +0100, "Wolfgang G. G." <z...@z.lol.li>
> wrote:
[...]

> Ja okay, die Belegschaft von de.sci.physik wird dem nicht folgen
> wollen, die hatten eben noch keine gleichstrombetriebenen Relais zur
> Hand, sie sind ja keine Fernmelder oder gar Elektriker, bäh. Und
> deshalb schweige ich jetzt auch wieder stille.

Neinein, du hast schon recht. Ich hatte es so verstanden, als ob er von
einer Halbierung der Leitungselektronen ausgegangen wäre, hat er aber
gar nicht geschrieben, mein Fehler.

Im Übrigen wird sich bei höhen Geschwindigkeiten durchaus eine
Abweichung ergeben und zwar dann, wenn die Geschwindigkeit der
Elektronen stark gegen c geht. Aber das ist kein logischer Widerspruch,
eher eine Vorhersage aus der SRT. Daran werden normale Leiter wohl auch
nicht heranreichen. Btw. weiss jemand aus dem Stegreif, wie schnell
Elektronen so durch unsere Leitungen huschen?

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