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fwd: Scientology-Mann will sich bei Krupp einkaufen

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Tilman Hausherr

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Mar 11, 1997, 3:00:00 AM3/11/97
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aus: TAZ vom 24.06.1992
von: bascha mika

Scientology-Mann will sich bei Krupp einkaufen
Betriebsrat der Krupp-Stahlbau Berlin macht gegen geplante
Mehrheitsbeteiligung durch Scientology-Anhänger mobil
Aus Berlin Bascha Mika

Wir leiden heute unter weltweiter Idiotenwirtschaft," schrieb der
Science-fiction-Autor L. Ron Hubbard in den achtziger Jahren. Und er
hatte auch ein Rezept gegen den ökonomischen Schwachsinn. Er gründete
nicht nur seinen eigenen Psychokult - die "Scientology Church" - sondern
auch das "World Institute of Scientology Enterprises (WISE)". WISE gilt
als der wirtschaftliche Arm der Sekte: eine Vereinigung, die Hubbards
sehr spezielle Ethik und administrative Technologie in Unternehmen
verbreitet.

"Wir wollen nicht, daß unser Betrieb nach Scientology-Methoden geführt
wird!" regt sich der Betriebsrat der Krupp-Stahlbau Berlin auf. Und er
hat allen Grund dazu. Denn der Aufsichtrat der Fried. Krupp AG plant,
die Mehrheitsbeteiligung an dem 300-Mann-Werk zu verkaufen.
Aussichtsreichster Interessent: Der baden-württembergische Unternehmer
Gerhard Haag.


Gerhard Haag ist nicht nur Stahlbauingenier. Der Sektenbeauftragte der
evangelischen Kirche von Berlin/Brandenburg rechnet ihn zu den
"besonders hoch eingestuften Scientologen", zu den Anhängern des
fanatischsten, reichsten und rabiatesten Psycho-Kults auf deutschem
Boden. Rund 300.000 Menschen sollen hierzulande der aus den USA
importierten Organisation angehören. Gandow: "Haag hat mit seiner Frau
zusammen mindestens 350.000 US- Dollar in die ,Kriegskasse` der
Scientology eingezahlt," und wird in einer internen Liste als "Patron
Meritorius" geführt.

Doch selbst das könnte man noch zu den Privatangelegenheiten des Herrn
Haag rechnen - wenn er nicht auch Mitglied bei WISE wäre, das die
sozialdarwinistische Heilslehre in der Unternehmensführung einsetzt.
1989 kaufte Haag von der Essener Krupp einen Stahlbaubetrieb in Altbach
bei Esslingen (Baden-Württemberg). Seitdem, weiß Gandow, ist das in
"Stahlbautechnik Neckar" umbenannte Werk, "ein Scientology-geführtes
Unternehmen, in dem die Hubbard-Menschenführungstechniken durchgesetzt
und angewandt werden." In den "codes and ethics", nach denen sich
WISE-Unternehmen richten, heißt es unter anderem: "... schieben Sie
immer Macht in die Richtung eines jeden, von dessen Macht Sie
abhängen... Es kann sogar darin bestehen, daß einer seiner Feinde (der
Machtperson, d. Red.) in der Dunkelheit dumpf aufs Straßenpflaster
klatscht oder das ganze feindliche Lager als Geburtstagsüberraschung in
riesigen Flammen aufgeht."


Von der alten Belegschaft der Stahlbautechnik Neckar sollen nur noch
fünf bis zehn Prozent in Altbach beschäftigt sein, berichtet der
Betriebsrat der Berliner Stahlbau. "Denen ist es unangenehm gemacht
worden." Wie unangenehm, hat der Betriebsrat von einem ehemaligen
Beschäftigten erfahren: "Am Anfang wurde Chaos geschaffen, die Leute auf
Hochdruck gebracht, es gab Versetzungen, Irritationen." Die Folge waren
zahlreiche Kündigungen unter den ehemals 150 Beschäftigten. Von anderen
Betrieben, die nach Hubbard-Muster mit der "Ethik" der Scientology
arbeiten, ist inzwischen bekannt geworden, daß illegale Personenakten
angelegt wurden, die MitarbeiterInnen gezwungen wurden, für viel Geld
obskure Kommunikationskurse (auditings) zu absolvieren und ähnlich
Reizendes mehr.


"Unter der Führung von Haag sehen wir keine Zukunft," sagte der
Betriebsratsvorsitzende der Berliner Stahlbau, Karl Köckenberger und
informierte die zuständigen Senatsstellen über Haags Verbindungen zu
Scientology. Nach Aussagen des Betriebsrats hat Wirtschaftssenator
Meisner den Krupp-Vorstand inzwischen aufgefordert, sich zu den
Verkaufsplänen zu äußern.

Währenddessen richtet Haag seine Aktivitäten gen Osten. Im Mai 1992
kaufte er von der Treuhand die Stahlbautechnik Elbe, einen Zweigbetrieb
des Stahl- und Walzwerks Riesa. Weiterhin interessiert er sich für die
Ostberliner BE-Stahl GmbH in Hohenschönhausen. Aber es existiert auch
noch ein völlig anders geartetes Interesse. Die Stuttgarter
Staatsanwaltschaft nämlich interessiert sich ihrerseits für das
Geschäftsgebahren des Scientologen. Klaus Bieneck, Oberstaatsanwalt bei
der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminlität: "Gegen Herrn Gerhard
Haag laufen mehrere Ermittlungsverfahren."

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