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Fantasy immer in Englisch?

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Michael Stich

unread,
Dec 15, 2001, 4:47:38 AM12/15/01
to
Hey NG!

Also, das wäre meine erste Frage!

In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur
im Original zu lesen.
Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
kommt dann bei mir nicht auf.

Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
Landschaft und der Stimmung identifizieren.

Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
tatsächlich einen Vorteil?
Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
der neuen Tolkien-Übersetzung)

Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
nicht meins.

Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
möglich.

also, ich hoffe auf eine angeregte Diskussion.

gruß
der micha

Bert Speckels

unread,
Dec 15, 2001, 7:40:27 AM12/15/01
to
> Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
> langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
> möglich.

Sei beruhigt. In meinem Bekanntenkreis ist das Lesen englischer
Buecher eher eine Seltenheit. Gerade hat mir ein Freund erzaehlt, dass er
endlich das deutsche Buch vom "Lied von Eis und Feuer" gelesen hat, und nun
konnte er's endlich geniessen. Bei der englischen Ausgabe fielen dann doch
einige wichtige Feinheiten, die den Reiz der Buecher ausmachten, seinen
Englischkenntnissen zum Opfer.

Also, ich habs mal versucht, aber eine nur halbwegs gute deutsche
Uebersetzung versetzt mich immernoch besser in die Geschichte als jede
Orignalausgabe. Es wird unter den Fantasylesern nur wenige geben, die
wahrheitsgemaess etwas anderes behaupten koennten.

Das eine oder andere Buch mag da aber eine Ausnahme sein. Insgesamt denke
ich habe, dass es in deinem Bekanntenkreis eher eine Modeerscheinung ist,
die aber schon seit langer Zeit existiert. Da spielt auch viel eine Rolle,
dass die englischen Buecher eben ORIGINALE sind, oft eine ansprechendere
Umschlaggestaltung besitzen und (wie beim "Rad der Zeit") nicht vom Verlag
zerstueckelt werden.

Bevor ich nicht auf Englisch traeume, werde ich auch weiterhin den
deutschen Ausgaben den Vorrang geben. Denn Fantasy hat auch viel mit
Traeumen zu tun :-)

Gruss
Bert.


Jörg Jetzen

unread,
Dec 15, 2001, 10:11:18 AM12/15/01
to

"Michael Stich" <stich....@nexgo.de> schrieb im Newsbeitrag
news:3C1B1C3A...@nexgo.de...

Ja, das Problem kenne ich. Liest man Buecher in deutscher Übersetzung oder
schaut sich synchronisierte Serien/Filme an, wird man hier in den NG's milde
von oben belächelt. Aber lass sie nur milde lächeln. Manch einer macht sich
damit nur selbst lächerlich, weil es dann zu Stilblüten führt.

Da behauptete doch einer tatsächlich mal, die englische Übersetzung einer
deutschen Übersetzung eines polnischen Originals der deutschen Übersetzung
vorzuziehen. Da kann ich dann doch nur noch lachen.

Aber dieses Originalausgabe only führt dann auch zu Problemen. Immer weniger
deutsche Ausgaben werden gekauft, was dazu führt, das immer mehr Schund in
immer schlechterer Übersetzungsqualität verkauft werden muss, um die Kosten
reinzuholen. Natürlich wird dann immer weniger anspruchsvolles nach
Deutschland gebracht werden. Dabei gibt es jetzt doch schon fast nur noch
Einheitsbrei in den Regalen.

Ausserdem lesen diese Leute meist nur Angloamerikanische Literatur, weil
nicht allzuviele dann zusätzlich auch noch Französisch, Polnisch, Russisch
etc. beherrschen. Dadurch beschneiden sie sich selbst.

Angst davor, das Deutschland jetzt aber von der englischen Sprache überrollt
werden wird, muss man trotzdem nicht haben. Im SPIEGEL stand dazu mal ein
interessanter Denkansatz. Die englische Sprache wird sich in der Welt dank
moderner Computer nicht weiterverbreiten, sondern allmählich dank dieser in
die Ursprungsländer wieder zurückgedrängt werden.

Denn Übersetzungsprogramme werden immer besser und auch noch besser werden,
so das in näherer Zukunft immer weniger Leute gezwungen sein werden,
Fremdsprachen zu lernen. Wenn, dann nur aus reiner Freude daran.

MfG
Jörg Jetzen


Michael Kirchner

unread,
Dec 15, 2001, 11:48:09 AM12/15/01
to
Hallo Michael,

Michael Stich schrieb:


> In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch
> Fantasy-Literatur im Original zu lesen.

Immer? Nein, aber immer öfter.

Am liebstern würde ich gute Fantasy von deutschsprachigen Autoren
lesen.
Am zweitliebsten würde ich gut übersetzte, gute Fantasy lesen.
Am drittliebsten würde ich übersetzte, gute Fantasy zu günstigen
Preisen lesen.

Wenn das alles nicht klappt, dann lese ich eben ein günstiges, gutes,
englischsprachiges Fantasybuch.

Das hat natürlich auch Nachteile: manche Wörter haben sich eben
bisjetzt hartnäckig meinem Schatz entzogen, z.B. Baum- und
Pflanzennamen.

Daneben sind es eher die Sprachspiele und Konnotationen, die mir im
Englischen entgehen. Dies senkt den Spaß natürlich erheblich. Aber
ich kann mich damit trösten, daß auch eine Übersetzung diese meist
nur dürftig transportiert.

Und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nach einigen Jahren
Fremdsprachenlektüre hört man auf darüber nachzudenken. Ich hoffe das
kann der eine oder die andere hier bestätigen.

Ob das ein Vorteil oder Nachteil ist, weiß ich nicht, mir fällt es
immer nur auf, wenn ich versuche mich an die Namen zu erinnern und
feststellen muß, daß ich in der NG nicht mitreden kann, weil ich,
wenn überhaupt, alle mal wieder nur auf Englisch kenne.

Gruß,
--
Michael Thomas Kirchner

Michael Stich

unread,
Dec 15, 2001, 12:00:38 PM12/15/01
to

Heiko Schlenker schrieb:

> Wechsel Deinen Bekanntenkreis. Die haben offensichtlich einen an der
> Waffel. Aussätziger -- kaum zu fassen. Lass sie doch mal den
> Pisa-Test machen. :->

Hmmm, da ich als Lehrer arbeite, will ich lieber nix über den PISA-Test
sagen.

;-)

gruß
der micha


Olaf Kaluza

unread,
Dec 15, 2001, 12:26:21 PM12/15/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> wrote:

>In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur
>im Original zu lesen.

Das ist in der letzten Zeit Mode geworden. Kann man wohl mit den
Lateinzitaten aus Asterixheften vergleichen. Find auch ich ein
bisschen angebermaessig.

>Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
>zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
>kommt dann bei mir nicht auf.

>Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
>Landschaft und der Stimmung identifizieren.

>Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
>tatsächlich einen Vorteil?

Es hat teilweise Vorteile. So gibt es z.B Witze die man einfach nicht
uebersetzen kann. Liess doch einfach mal ein Buch sowohl auf Deutsch
wie auch auf english. Mir sind dann im englischen schon ein paar
Sachen aufgefallen die im Deutschen verloren gegangen sind. Allerdings
fallen mir auch im deutschen ein paar Sachen auf, bzw. verstehe sie
besser, die mir in der englischen Version so nicht aufgefallen waeren
weil man eben selbst wenn man gut English kann, so versteht man halt
laengst noch nicht jede Feinheit.

Ausserdem kann es ein finanzieller Vorteil sein. Teilweise ist es ja
so das Verlage die Buecher aufteilen und bei uns zweimal verkaufen.

Ich lese aber normalerweise trotzdem nicht in Englisch. Auch wenn ich
es verstehe und z.B beruflich auch keine Probleme damit habe, so ist
es doch noch ein winzig kleines bisschen anstrengender und das moechte
ich nicht haben wenn ich etwas nur zur Unterhaltung lese. Das aendert
sich aber wenn ich 1-2 Wochen in England bin und man nur English
redet. Dann kaufe ich mir drueben auch gerne mal ein Buch.

Im uebrigen kannst du deinen Freunden ja mal sagen das sie nun
selbstverstaendlich auch alle anderen Buecher in der jeweiligen
Originalsprache lesen muessen! :-)

Olaf


--
D.i.e.s.S. (K.)

Olaf Kaluza

unread,
Dec 15, 2001, 12:43:41 PM12/15/01
to
Jörg Jetzen <cigarette....@t-online.de> wrote:

>Ja, das Problem kenne ich. Liest man Buecher in deutscher Übersetzung oder
>schaut sich synchronisierte Serien/Filme an, wird man hier in den NG's milde
>von oben belächelt. Aber lass sie nur milde lächeln. Manch einer macht sich
>damit nur selbst lächerlich, weil es dann zu Stilblüten führt.

Also bei Buechern habe ich ja gerade noch dasselbe behauptet, aber bei
Filmen sehe ich das interessanterweise anders. Die bevorzuge ich
eigentlich fast immer im Original. Und zwar selbst dann wenn ich die
Originalsprache kein bisschen verstehe. (z.B Animes in japanisch mit
englischen Untertiteln) Bei der Syncronisation geht so unendlich viel
von der Atmosphaere verloren da will ich einfach nicht drauf
verzichten.

>interessanter Denkansatz. Die englische Sprache wird sich in der Welt dank
>moderner Computer nicht weiterverbreiten, sondern allmählich dank dieser in
>die Ursprungsländer wieder zurückgedrängt werden.

Aber nur bei Leuten die ihr Land niemals verlassen oder bloss Urlaub
in Malorca am Strand mit garantiert deutschsprachiger Disko
machen. Eine sehr traurige Vorstellung.

>Denn Übersetzungsprogramme werden immer besser und auch noch besser werden,
>so das in näherer Zukunft immer weniger Leute gezwungen sein werden,
>Fremdsprachen zu lernen. Wenn, dann nur aus reiner Freude daran.

Kann man eine Sprache ueberhaubt lernen wenn man dazu gezwungen wird?
In der Schule war ich in English jedenfalls sehr schlecht weil mir
nicht recht einleuchten wollte was der Unsinn soll. Das aenderte sich
erst und zu 100%, nachdem ich die Sprache einsetze um mich mit Leuten
aus anderen Laendern zu unterhalten.

Olaf

--
D.i.e.s.S. (K.)

Marc 'HE' Brockschmidt

unread,
Dec 15, 2001, 1:47:11 PM12/15/01
to
"Jörg Jetzen" <cigarette....@t-online.de> writes:

> Denn Übersetzungsprogramme werden immer besser und auch noch besser
> werden

OK. Dann lies mal eine Woche lang eine englische NG, und übersetze alle
Artikel mit dem Babelfish.

cu
HE
--
Lebensweisheit:
Denk dran: Egal was du kannst, es gibt immer ungefähr eine Million
Menschen, die es besser können als du.

Ralf Döblitz

unread,
Dec 15, 2001, 6:02:01 PM12/15/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:
[...]

>In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur
>im Original zu lesen.

Das wundert mich nicht.

>Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
>zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
>kommt dann bei mir nicht auf.
>
>Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
>Landschaft und der Stimmung identifizieren.

Wieviele Bücher hast du denn schon im Original gelesen? Und auch alle
hintereinander weg, ohne dazwischen Übersetzungen zu lesen? Bei mir war
das eine Frage der Übung, zuerst ging das Lesen relativ zäh und mit
einigen Aussetzern (entweder zum Dictionary greifen oder den Satz
überspringen ...), aber mit jedem Buch ging es besser und seit ca. 10
Jahren lese ich kaum noch deutsche Ausgaben. Du solltest es vielleicht
einfach mal versuchen und nicht gleich nach dem dritten oder vierten
Buch aufgeben. Bei Katherine Kurtz' Deryni-Zyklen habe ich nach einer
längeren Pause jedes Mal die ersten paar Kapitel gebraucht, nur um mich
wieder in dieses latertümliche Englisch einzulesen. Eine Umstellung geht
eben nicht einfach mal so, das braucht ein wenig Zeit und Ausdauer, aber
es lohnt sich IMHO.

>Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung?

Teils. Immer mehr Leute sind wahrscheinlich von den Nachteilen der
Übersetzungen entnervt und versuchen es deshalb mal mit den Originalen.
Und ich habe bisher keinen Grund gefunden, wieder zu Übersetzungen
zurückzuwechseln.

>Oder hat es tatsächlich einen Vorteil?

Ja, mehrere. Es scheint bei deutschen Verlagen Sitte zu werden, Bücher
bei der Übersetzung in mehrere Bände aufzusplitten (gerade bei Zyklen),
vermutlich um mehr Geld verdienen zu können. Preislich ist es IMHO
mittlerweile egal, ob mna Übersetzungen oder Originale kauft, letztere
waren IIRC früher noch deutlich teurer (relativ zu den Übersetzungen,
absolut sind sie natürlich alle teurer geworden).

Außerdem muß man auf die Übersetzungen immer noch einige Monate warten,
während man das Original schon längst lesen könnte. Dieser Nachteil ist
natürlich rein psychologischer Natur, zwischen zwei Original-Bänden
liegt normalerweise der gleiche zeitliche Abstand wie zwischen den
Übersetzungen, aber das Wissen, daß man jetzt nur das Original kaufen
müßte ... ;-)

>Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
>der neuen Tolkien-Übersetzung)

Jein. Ich habe bisher nicht allzuviele wirklich gute Übersetzungen
gesehen, aber die bleiben einem natürlich auch nicht so stark im
Gedächtnis wie die bösen Ausrutscher (z.B. "Playgirl" mit "Spielmädchen"
übersetzt). Manche Wortspiele lassen sich einfach nicht richtig
rüberbringen, ähnliche Schwierigkeiten sehe ich bei altertümlichem
Englisch, so etwas erzeugt eine bestimmte Atmosphäre, die ich in den
Übersetzungen vermißt habe (Bücher aus dem gleichen Zyklus der Autorin,
also wohl vom Stil durchaus vergleichbar).

Eine Übersetzung ist immer auch eine Interpretation, und ich ziehe es
vor, direkt zu lesen, was der Autor hingeschrieben hat.

>Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
>der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
>nicht meins.

Hat dir das Buch denn in der Übersetzung gefallen?

>Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
>langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
>möglich.

Nun ja, ich frotzele auch gerne ein wenig rum, wenn jemand mal wieder
eine "deutsche Zersetzung" ;-) liest, aber jemanden deswegen als
"Aussätzigen" zu behandeln ist IMHO etwas sehr übertrieben. Das mit dem
Bücher tauschen ist natürlich Pech. Aber zumindest mit US-Ausgaben wäre
ich da auch äußerst vorsichtig, mir sind manche Paperbacks schon beim
ersten Lesen halb auseinandergefallen, die sind wirklich nicht für die
Ewigkeit gedacht. :-(

Ralf
--
Ralf Döblitz * Schapenstr. 6 * 38104 Braunschweig * Germany
»Ich meine, nichts gegen Übersetzungen, aber man muß sich halt bewußt
sein, daß man aus der Mülltonne ißt.«
Christian "naddy" Weisgerber in de.rec.sf.misc

inge

unread,
Dec 15, 2001, 8:17:44 PM12/15/01
to
Moin!

Michael Stich wrote:

>
> In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur
> im Original zu lesen.
> Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
> zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
> kommt dann bei mir nicht auf.

Das geschieht erst, wenn du Englisch tatsaechlich fliessend lesen kannst
(was nicht das gleiche ist wie fliessend verstehen, schreiben oder
sprechen!). Dahin kommst du aber nur, wenn du massenweise englische
Texte liest. (Nach meinen Erfahrungen und denen meiner Bekannte: 50 -
100 Buecher.)

>
> Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
> Landschaft und der Stimmung identifizieren.
>
> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung?

'Mode' vielleicht insofern, als dass es heute viel einfacher ist, die
englischen Buecher zu kriegen als so vor 15 Jahren. Vielleicht sind auch
die Uebersetzungen schlampiger geworden, das weiss ich nicht.

>
> Oder hat es
> tatsächlich einen Vorteil?

Ja. Man liest, was der Autor geschrieben hat anstatt dem, was der
Uebersetzer sich dabei gedacht hat.

Literaturuebersetzer sind unglaublich schlecht bezahlt, und wenn sie von
ihrem Job leben wollen, bleibt ihnen kaum etwas anderes uebrig, als
schlampig zu arbeiten, und das merkt man einfach. Ich habe in meiner
Teenie-Zeit so viele Uebersetzungen gelesen, die vor Anglizismen
strotzten ("am fernen Ende des Raumes", "das ist OK mit mir", exzessive
Verwendung von Partizipien), dass mein Stil im *Deutschen* darunter zu
leiden begann -- und zwar im einem Mass, das es meinen Lehrern auffiel
(und sich z.T. in den Noten niederschlug).


> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> der neuen Tolkien-Übersetzung)

Diese Angst ist, siehe oben, gerechtfertigt. (Wobei Krege an sich kein
schlechter Uebersetzer ist und wahrscheinlich auch viel weniger als
andere 'im Akkord gearbeitet hat.)

Ich habe angefangen, Sachen auf Englisch zu lesen, weil sie nicht in dem
Tempo uebersetzt wurden, wie ich sie lesen wollte. Meine ersten
englischsprachigen Buecher waren StarTrek-Romane. (Die haben eine
bekannte Struktur und einen beschraenkten Jargon, den man schnell
draufhat -- das hilft.)

Wirklich zum Originale-Lesen 'konvertiert' bin ich mit den
'Dragonlance'-Buechern. Nicht nur, dass sie auf Deutsch um ein
vielfaches teurer waren (IIRC 6 Baende a 9.80 anstatt 6 Baende a 8.00),
zum Teil ergaben ganze Passagen auf Deutsch keinen Sinn, weil
entscheidende Woerter oder Saetze nicht oder falsch uebersetzt worden
waren.

Wenn ich heute Buecher lese, die aus dem Englischen uebersetzt sind,
passiert es mir immer wieder, dass ich im Kopf 'rueckuebersetze':
Irgendein Wort oder Satz klingt so merkwuerdig, dass ich rate, wie er im
Original geheissen hat, um ihn zu verstehen, und dann laeuft fuer eine
ganze Weile die 'Stimme des Originals' in meinem Hinterkopf mit. Das ist
mir das erste Mal aufgefallen, als ich so einen 'Haenger' in einem Buch
hatte, das im Original daenisch war, und mich dabei erwischte,
vergeblich nach dem 'Original' zu suchen. (Nein, ich kann kein
Daenisch.)

Und seit der Rechtschreibreform lese ich Englisch tatsaechlich schneller
als Deutsch.


>
> Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
> der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
> nicht meins.

Wenn's dir keinen Spass macht, tu's nicht. 'Spass dran haben' ist
schliesslich die Hauptidee beim Schmoekern. Aber wenn du irgendwann
einen Anlass findest, auf Englisch zu lesen, versuch's. Versuch's immer
wieder. Lies nicht die Sachen auf Englisch, die du auf Deutsch schon
kennst, sondern die, die du unbedingt lesen willst. Irgendwann geht's,
das laesst sich gar nicht vermeiden.

inge

--
"I hold it to be the inalienable right of anybody to go to hell in his
own way."
- Robert Frost
===
<http://home.foni.net/~lyorn> -- Stories, RPG & stuff.

inge

unread,
Dec 15, 2001, 8:18:58 PM12/15/01
to
Heiko Schlenker wrote:

>
> > Bei uns werde ich so langsam als "Aussätziger" behandelt.
>

> Wechsel Deinen Bekanntenkreis. Die haben offensichtlich einen an der
> Waffel.

Solange diese Art von Elitismus das einzige ist, was sie an der Waffel
haben....

> Aussätziger -- kaum zu fassen. Lass sie doch mal den
> Pisa-Test machen. :->
>

???

inge

unread,
Dec 15, 2001, 8:26:37 PM12/15/01
to
Jörg Jetzen wrote:
>
> Aber dieses Originalausgabe only führt dann auch zu Problemen. Immer weniger
> deutsche Ausgaben werden gekauft, was dazu führt, das immer mehr Schund in
> immer schlechterer Übersetzungsqualität verkauft werden muss, um die Kosten
> reinzuholen.

Da liegt aber IMO die Verantwortung bei den Verlagen, nicht bei den
Lesern. Wenn sie Mist produzieren, brauche ich den nicht zu kaufen in
der Hoffnung, dass es dann besser wird, sondern kaufe etwas
anstaendiges.

>
> Natürlich wird dann immer weniger anspruchsvolles nach
> Deutschland gebracht werden. Dabei gibt es jetzt doch schon fast nur noch
> Einheitsbrei in den Regalen.

Ein weiterer Grund, Originale zu lesen: Die Auswahl.


>
> Ausserdem lesen diese Leute meist nur Angloamerikanische Literatur, weil
> nicht allzuviele dann zusätzlich auch noch Französisch, Polnisch, Russisch
> etc. beherrschen. Dadurch beschneiden sie sich selbst.

Das ist dann aber eine Affektiertheit, z.B. keine im Original
franzoesischen Buecher zu lesen, nur weil man sie ja in der Uebersetzung
lesen muesste. Wenn die Bucher interessant klingen und man kann die
Sprache nicht, dann lernt man sie entweder oder liest eben eine
Uebersetzung. (Weswegen auch alle 'Asterix' bei mir auf Deutsch im Regal
stehen und alle 'Sandman' auf Englisch.)

Und dann gibt es natuerlich noch die Faelle, wo die Uebersetzung
*besser* ist als das Original <g>.


>
>
> Denn Übersetzungsprogramme werden immer besser

Sie sind besser als vor 10 Jahren, aber sie sind immer noch unter aller
Sau.

inge

unread,
Dec 15, 2001, 8:58:22 PM12/15/01
to
Heiko Schlenker wrote:
>
> * inge <ly...@gmx.de> schrieb:

>
> > Heiko Schlenker wrote:
> >> Aussätziger -- kaum zu fassen. Lass sie doch mal den
> >> Pisa-Test machen. :->
> >
> > ???
>
> http://www.google.de --> "pisa test"

166 Hits auf Sachen, die man schon tausend Mal gehoert hat. Und ich
hatte gehofft, es waere irgendein unterhaltsames Online-Quiz :-(

Julia Bergius

unread,
Dec 16, 2001, 3:58:34 AM12/16/01
to
Hallo!

> Ja, mehrere. Es scheint bei deutschen Verlagen Sitte zu werden, Bücher
> bei der Übersetzung in mehrere Bände aufzusplitten (gerade bei Zyklen),
> vermutlich um mehr Geld verdienen zu können.

Das liegt auch daran, dass Deutsch eine etwas umständlichere
Sprache ist als Englisch, so dass jede Übersetzung zwangsläufig
länger wird als das Original. Und wenn, wie in letzter Zeit zu
beobachten, auch bei Zyklen die einzelnen Bände schon im Original
Schwartendicke haben, dann hat das Aufsplitten den Vorteil, dass
man Bücher bekommt, die man tatsächlich noch gut in der Hand
halten und in die Tasche stecken kann (Taschenbücher).

Früher war das auch schon so. Damals waren die Bücher zwar
allgemein dünner, aber man glaubte, dass sich dünne Bücher besser
verkaufen; und ich denke, das stimmte auch; z.T. ist es auch
heute noch so. Das gilt wohl nicht für uns Vielleser hier, aber
wir sind nicht das einzige Publikum, das die Verlage ansprechen
wollen.

Ob die Verlage an den Aufsplittungen mehr verdienen weiß ich
nicht, immerhin kostet die Herstellung von zwei Büchern mehr als
die von einem Buch. Möglich ist es natürlich trotzdem, das will
ich nicht abstreiten.

Bis denne,
Julia

--
Auf den nie betretenen Pfaden der Zukunft sehe ich die Fußspuren
einer unsichtbaren Hand. (Sir Boyle Roche) - Geschichten,
Fantasy, Rollenspiel: http://stud-www.uni-marburg.de/~Bergius/

Michael Stich

unread,
Dec 16, 2001, 5:29:56 AM12/16/01
to

Ralf Döblitz schrieb:

> Wieviele Bücher hast du denn schon im Original gelesen?

Also, ich habe den Herrn der Ringe, den Hobbit, den ersten Teil vom Rad der
Zeit und den ersten Teil der Dunkelelfsaga probiert.

> Und auch alle
> hintereinander weg, ohne dazwischen Übersetzungen zu lesen?

Nee, das nicht.

> Bei mir war
> das eine Frage der Übung, zuerst ging das Lesen relativ zäh und mit
> einigen Aussetzern (entweder zum Dictionary greifen oder den Satz
> überspringen ...), aber mit jedem Buch ging es besser und seit ca. 10
> Jahren lese ich kaum noch deutsche Ausgaben. Du solltest es vielleicht
> einfach mal versuchen und nicht gleich nach dem dritten oder vierten
> Buch aufgeben. Bei Katherine Kurtz' Deryni-Zyklen habe ich nach einer
> längeren Pause jedes Mal die ersten paar Kapitel gebraucht, nur um mich
> wieder in dieses latertümliche Englisch einzulesen. Eine Umstellung geht
> eben nicht einfach mal so, das braucht ein wenig Zeit und Ausdauer, aber
> es lohnt sich IMHO.

Geht nicht genau so viel an Information verloren wie bei einer Übersetzung?
Ob ich jetzt den Fehler mache oder irgend ein Übersetzer bleibt doch gleich.
Oder?

> >Oder hat es tatsächlich einen Vorteil?
>
> Ja, mehrere. Es scheint bei deutschen Verlagen Sitte zu werden, Bücher
> bei der Übersetzung in mehrere Bände aufzusplitten (gerade bei Zyklen),
> vermutlich um mehr Geld verdienen zu können. Preislich ist es IMHO
> mittlerweile egal, ob mna Übersetzungen oder Originale kauft, letztere
> waren IIRC früher noch deutlich teurer (relativ zu den Übersetzungen,
> absolut sind sie natürlich alle teurer geworden).

> Außerdem muß man auf die Übersetzungen immer noch einige Monate warten,
> während man das Original schon längst lesen könnte. Dieser Nachteil ist
> natürlich rein psychologischer Natur, zwischen zwei Original-Bänden
> liegt normalerweise der gleiche zeitliche Abstand wie zwischen den
> Übersetzungen, aber das Wissen, daß man jetzt nur das Original kaufen
> müßte ... ;-)

Wegen den paar Mark will ich mal ncht kleinlich sein. Und ob ich ein Buch
jetzt oder erst in 'nem halben Jahr lese ist mir persönlich eigentlich auch
egal.
Ich muß sowieso erst noch Das Rad der Zeit 3-20, Die Buch der Fey 9 und 10,
Den Ring des Lichts-Zyklus, Die Dunkelelfsaga, Den Schwerttänzer-Zyklus, die
Midkemia-Saga und und und lesen. Habe die Bücher alle zu Hause und alle auf
deutsch.

>
> Jein. Ich habe bisher nicht allzuviele wirklich gute Übersetzungen
> gesehen, aber die bleiben einem natürlich auch nicht so stark im
> Gedächtnis wie die bösen Ausrutscher (z.B. "Playgirl" mit "Spielmädchen"
> übersetzt). Manche Wortspiele lassen sich einfach nicht richtig
> rüberbringen, ähnliche Schwierigkeiten sehe ich bei altertümlichem
> Englisch, so etwas erzeugt eine bestimmte Atmosphäre, die ich in den
> Übersetzungen vermißt habe (Bücher aus dem gleichen Zyklus der Autorin,
> also wohl vom Stil durchaus vergleichbar).

Ja, machnmal isses doof übersetzt. Vielleicht sollten die Verlage/Übersetzer
mal mit Fußnoten arbeiten.

> >Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
> >der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
> >nicht meins.
>
> Hat dir das Buch denn in der Übersetzung gefallen?

Ja, hat es.

gruß
der micha

Michael Stich

unread,
Dec 16, 2001, 5:35:12 AM12/16/01
to

inge schrieb:

> Das geschieht erst, wenn du Englisch tatsaechlich fliessend lesen kannst
> (was nicht das gleiche ist wie fliessend verstehen, schreiben oder
> sprechen!). Dahin kommst du aber nur, wenn du massenweise englische
> Texte liest. (Nach meinen Erfahrungen und denen meiner Bekannte: 50 -
> 100 Buecher.)

Oje, soviel deutsche Bücher habe ich noch bei mir rumliegen.

> Ich habe angefangen, Sachen auf Englisch zu lesen, weil sie nicht in dem
> Tempo uebersetzt wurden, wie ich sie lesen wollte.

Da es soooooo viel an Büchern gibt, auch ältere Sachen, kann ich mir das gar
nicht vorstellen. Hast du alles was vorher rausgekommen ist schon gelesen
gehabt?
;-)

> Meine ersten
> englischsprachigen Buecher waren StarTrek-Romane. (Die haben eine
> bekannte Struktur und einen beschraenkten Jargon, den man schnell
> draufhat -- das hilft.)

SF lese ich sehr selten. EIgentlich habe ich nur Krieg der Sterne udn
Kampfstern Galaktika gelesen.

> Das ist
> mir das erste Mal aufgefallen, als ich so einen 'Haenger' in einem Buch
> hatte, das im Original daenisch war, und mich dabei erwischte,
> vergeblich nach dem 'Original' zu suchen. (Nein, ich kann kein
> Daenisch.)

Wäre es aber jetzt nicht besser dänisch zu lernen?

> Und seit der Rechtschreibreform lese ich Englisch tatsaechlich schneller
> als Deutsch.

Für mich als Hauptschullehrer gibt es da nichts neues. Ich kenne auch schon
die über-übernächste Rechschreibreform. ;-)

gruß
der micha

Michael Stich

unread,
Dec 16, 2001, 5:38:38 AM12/16/01
to

inge schrieb:

> Da liegt aber IMO die Verantwortung bei den Verlagen, nicht bei den
> Lesern. Wenn sie Mist produzieren, brauche ich den nicht zu kaufen in
> der Hoffnung, dass es dann besser wird, sondern kaufe etwas
> anstaendiges.

Da stimme ich zu! Deswegen sollte man vielleicht eher nach Übersetzer kaufen.

> Ein weiterer Grund, Originale zu lesen: Die Auswahl.

Wie viel lest ihr den so im Schnitt pro Woche/Monat/Tag/Stunde/... ?

> Und dann gibt es natuerlich noch die Faelle, wo die Uebersetzung
> *besser* ist als das Original <g>.

Welches denn?
Außerdem isses da wahrscheinlich wie bei Filmen. Einige Filme floppen in Amerika
und nur die deutsche Synchronfassung wir ein Erfolg.

> Sie sind besser als vor 10 Jahren, aber sie sind immer noch unter aller
> Sau.

Ich habe mal mit Google 'ne Seite übersetzen lassen. Grauenhaft!!

gruß
der micha

Jörg Jetzen

unread,
Dec 16, 2001, 5:56:32 AM12/16/01
to

"inge" <ly...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:3C1BF84D...@gmx.de...

> Jörg Jetzen wrote:
> >
> > Aber dieses Originalausgabe only führt dann auch zu Problemen. Immer
weniger
> > deutsche Ausgaben werden gekauft, was dazu führt, das immer mehr Schund
in
> > immer schlechterer Übersetzungsqualität verkauft werden muss, um die
Kosten
> > reinzuholen.
>
> Da liegt aber IMO die Verantwortung bei den Verlagen, nicht bei den
> Lesern. Wenn sie Mist produzieren, brauche ich den nicht zu kaufen in
> der Hoffnung, dass es dann besser wird, sondern kaufe etwas
> anstaendiges.

Lies, was Wolfgang Jeschke vom Heyne Verlag dazu sagt. Mit Massenware wird
das Geld verdient, mit dem sich Verlustbringendes Anspruchsvolles
produzieren lässt. Je weniger Massenware, um so weniger Anspruchsvolles.

MfG
Jörg Jetzen


Jörg Jetzen

unread,
Dec 16, 2001, 6:39:24 AM12/16/01
to

"Ralf Döblitz" <doeb...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
news:9vgkp9$5ln$1...@selene.doeblitz.net...

> Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:
> [...]

>


> >Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
> >langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
> >möglich.
>
> Nun ja, ich frotzele auch gerne ein wenig rum, wenn jemand mal wieder
> eine "deutsche Zersetzung" ;-) liest, aber jemanden deswegen als
> "Aussätzigen" zu behandeln ist IMHO etwas sehr übertrieben. Das mit dem
> Bücher tauschen ist natürlich Pech. Aber zumindest mit US-Ausgaben wäre
> ich da auch äußerst vorsichtig, mir sind manche Paperbacks schon beim
> ersten Lesen halb auseinandergefallen, die sind wirklich nicht für die
> Ewigkeit gedacht. :-(
>
> Ralf

Ich möchte hier nur Christian Weissgerber zitieren: "Wer eine deutsche
Übersetzung liest, muss sich vergegenwärtigen, das er aus der Mülltonne
isst".

Und er meint das *garantiert* nicht als Frotzelei.

Aber inzwischen ist es schon soweit, das man besser, wenn man über Bücher
redet, den Originaltitel zu benutzen, um sich nicht als Zersetzungsleser zu
outen. Den gibt man zu, die deutsche Ausgabe gelesen zu haben, gibt
garantiert irgendeiner seinen Senf dazu: "Ach du armer, armer Burli. Hast
die deutsche Übersetzung gelesen ? Lese lieber erst mal das Original, dann
reden wir weiter !"

Viele Diskussionen drehen sich nicht um den Inhalt der Bücher, sonder
gleiten über kurz oder lang immer wieder ab in die Diskussion pro oder
contra Übersetzung.

Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden. Ob der
Fragesteller das überhaupt verstehen kann, wenn interessiert es, es langt
ja, das der Antworter es kann.

MfG
Jörg Jetzen


Michael Stich

unread,
Dec 16, 2001, 6:49:01 AM12/16/01
to

"Jörg Jetzen" schrieb:

> Ich möchte hier nur Christian Weissgerber zitieren: "Wer eine deutsche
> Übersetzung liest, muss sich vergegenwärtigen, das er aus der Mülltonne
> isst".
>
> Und er meint das *garantiert* nicht als Frotzelei.

Wer ist Christian Weissgerber?

> Aber inzwischen ist es schon soweit, das man besser, wenn man über Bücher
> redet, den Originaltitel zu benutzen, um sich nicht als Zersetzungsleser zu
> outen. Den gibt man zu, die deutsche Ausgabe gelesen zu haben, gibt
> garantiert irgendeiner seinen Senf dazu: "Ach du armer, armer Burli. Hast
> die deutsche Übersetzung gelesen ? Lese lieber erst mal das Original, dann
> reden wir weiter !"

Genau so ist es!

> Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
> Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden. Ob der
> Fragesteller das überhaupt verstehen kann, wenn interessiert es, es langt
> ja, das der Antworter es kann.

Auch beim Mittelerde-Portal ist das so!

Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis so ansehe, dann lesen da hauptsächlich die
Leute Originalliteratur, die in der Schule in Englisch grottenschlecht waren
bzw. die vom Englischunterricht her nicht so gesegnet waren, sprich
Hauptschüler und Realschüler. Alle Bekannten die ich vom Gym her noch kenne
lesen deutsche Übersetzungen und da sind dann auch ein paar Englisch LKler
dabei.
Wie kommts?

gruß
der micha


Ralf Döblitz

unread,
Dec 16, 2001, 7:09:27 AM12/16/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:
[Lesen im Original mit Verständnislücken]

>Geht nicht genau so viel an Information verloren wie bei einer Übersetzung?
>Ob ich jetzt den Fehler mache oder irgend ein Übersetzer bleibt doch gleich.
>Oder?

Punktuell betrachtet stimmt das, aber das eigene Verständnis der
Fremdsprache verbessert sich mit der Zeit. Aber das ist eine sehr
individuelle Angelegenheit und wird wohl kaum klappen, wenn man nur ein
Buch pro Monat liest, YMMV.

[...]


>Ich muß sowieso erst noch Das Rad der Zeit 3-20, Die Buch der Fey 9 und 10,
>Den Ring des Lichts-Zyklus, Die Dunkelelfsaga, Den Schwerttänzer-Zyklus, die
>Midkemia-Saga und und und lesen. Habe die Bücher alle zu Hause und alle auf
>deutsch.

Sworddancer und Midkemia sind auch auf Englisch sehr gut lesen. :-)
Die wären auch mit unter meinen Empfehlungen gewesen.

[...]


>Ja, machnmal isses doof übersetzt. Vielleicht sollten die Verlage/Übersetzer
>mal mit Fußnoten arbeiten.

Das habe ich IIRC sogar schon mal gesehen, ist aber leider so lange her,
daß ich nicht mehr weiß, in welchem Buch das war.

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 6:35:29 AM12/16/01
to
inge <ly...@gmx.de> schrieb:

> > Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
> > der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
> > nicht meins.
>
> Wenn's dir keinen Spass macht, tu's nicht.

Amen!

> 'Spass dran haben' ist schliesslich die Hauptidee beim Schmoekern. Aber
> wenn du irgendwann einen Anlass findest, auf Englisch zu lesen, versuch's.
> Versuch's immer wieder. Lies nicht die Sachen auf Englisch, die du auf
> Deutsch schon kennst, sondern die, die du unbedingt lesen willst.
> Irgendwann geht's, das laesst sich gar nicht vermeiden.

Und wenn jemand wirklich auf Biegen und Brechen damit anfangen will, etwa
weil er sein Englisch trainieren möchte, empfehle ich in der Regel
Kinderbücher, wegen der i.d.R. einfacheren Sprache. "The Hobbit", "The Wind
in the Willows", vielleicht "Winnie-the-Pooh" aber auf keinen Fall "Alice im
Wunderland".

Tschüß,
Ralf

--
Ralf Hüls | The only way to get rid of a
spa...@strg-alt-entf.org | temptation is to yield to it.
|
http://www.teleute.ping.de/ | Oscar Wilde

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 6:02:14 AM12/16/01
to
Jörg Jetzen <cigarette....@t-online.de> schrieb:

> Da behauptete doch einer tatsächlich mal, die englische Übersetzung einer
> deutschen Übersetzung eines polnischen Originals der deutschen Übersetzung
> vorzuziehen. Da kann ich dann doch nur noch lachen.

Ich gebe hiermit zu, "Frøken Smillas fornemmelse for sne" in der englischen
Übersetzung gelesen zu haben. Das habe ich aber mehr zufällig auf dem
Ramschtisch gefunden und habe mir gedacht, daß es, da ich kein Dänisch kann,
wohl egal ist, ob ich eine deutsche oder eine englische Übersetzung lese.

Für Hinweise, in welche der beiden mir geläufigen Sprachen sich dänisch
"besser" übersetzen läßt, bin ich dankbar ;-)

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 6:09:43 AM12/16/01
to
Bert Speckels <be...@speckels.de> schrieb:

> Also, ich habs mal versucht, aber eine nur halbwegs gute deutsche
> Uebersetzung versetzt mich immernoch besser in die Geschichte als jede
> Orignalausgabe. Es wird unter den Fantasylesern nur wenige geben, die
> wahrheitsgemaess etwas anderes behaupten koennten.

Da der wesentliche Teil meiner Englischkenntnisse aus einem halben Jahr im
Schüleraustausch stammt und ich seitdem nunmehr 18 Jahre lang
englischsprachige Autoren vorwiegend im Original lese, bilde ich mir sehr
wohl ein, etwas anderes behaupten zu können.
Ausnahmen gibt es natürlich. Ich zweifle aber, ob mein Textverständnis der
deutschen Übersetzung von z.B. Joyces "Ulysses" besser gewesen wäre ;-)

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 6:29:20 AM12/16/01
to
Olaf Kaluza <ol...@criseis.ruhr.de> schrieb:

> weil man eben selbst wenn man gut English kann, so versteht man halt
> laengst noch nicht jede Feinheit.

*Jede* Feinheit verstehst Du sicherlich auch bei einem deutschen Text nicht.
Da gibt es auch noch regionale Besonderheiten oder andere Faktoren, die das
Textverständnis beeinträchtigen.



> Ausserdem kann es ein finanzieller Vorteil sein. Teilweise ist es ja
> so das Verlage die Buecher aufteilen und bei uns zweimal verkaufen.

Selbst bei Einzelbänden kam es zuweilen schon vor, daß amerikanische
Ausgaben billiger waren, als die Deutschen. Z.B. sind IIRC Stephen King und
Terry Prattchett zeitweilig in Deutschland nur als Großformat-Taschenbücher
erschienen, die teurer waren, als englische oder amerikanische Paperbacks.



> Im uebrigen kannst du deinen Freunden ja mal sagen das sie nun
> selbstverstaendlich auch alle anderen Buecher in der jeweiligen
> Originalsprache lesen muessen! :-)

Lötzinn. Das ist doch kein Glaubensprinzip, das unter allen Umständen
eingehalten werden muß. Ich lese alle Sprachen vorwiegend im Original, bei
denen ich mir genügend Textverständnis zutraue. Alle anderen lese ich
selbstredend in einer Übersetzung.

Wilfried Wurch

unread,
Dec 16, 2001, 8:07:04 AM12/16/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> wrote:

> SF lese ich sehr selten. EIgentlich habe ich nur Krieg der Sterne udn
> Kampfstern Galaktika gelesen.

Also hast du noch nie SF gelesen...

SCNR, wil

Ralf Döblitz

unread,
Dec 16, 2001, 8:05:45 AM12/16/01
to
"Jörg Jetzen" <cigarette....@t-online.de> schrieb:
[...]

>Ich möchte hier nur Christian Weissgerber zitieren: "Wer eine deutsche
>Übersetzung liest, muss sich vergegenwärtigen, das er aus der Mülltonne
>isst".
>
>Und er meint das *garantiert* nicht als Frotzelei.

Ich benutze das auch nicht ohne Grund als Signature in den passenden
Gruppen.

>Aber inzwischen ist es schon soweit, das man besser, wenn man über Bücher
>redet, den Originaltitel zu benutzen, um sich nicht als Zersetzungsleser zu
>outen. Den gibt man zu, die deutsche Ausgabe gelesen zu haben, gibt
>garantiert irgendeiner seinen Senf dazu: "Ach du armer, armer Burli. Hast
>die deutsche Übersetzung gelesen ? Lese lieber erst mal das Original, dann
>reden wir weiter !"

*Manchmal* ist das auch angebracht. Wenn es um Spitzfindigkeiten bei der
Auslegung geht, dann hilft wirklich nur das Original weiter. Ansonsten
hilft das Killfile weiter. <shrug>

>Viele Diskussionen drehen sich nicht um den Inhalt der Bücher, sonder
>gleiten über kurz oder lang immer wieder ab in die Diskussion pro oder
>contra Übersetzung.

Auch da hilft einem das Killfile weiter, leider geht das nicht
automatisch und man riskiert natürlich etwas zu verpassen, falls es in
dem Subthread doch irgendwann mal wieder um die Sache an sich geht.

>Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
>Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden. Ob der
>Fragesteller das überhaupt verstehen kann, wenn interessiert es, es langt
>ja, das der Antworter es kann.

Die Chance ist aber gut genug, daß der Fragesteller es versteht. Und es
bringt dem Fragesteller ja auch nichts, wenn niemand antwortet, weil
alle das Buch nur im Original gelsen haben. Deshalb bringen mir auch die
deutschen Titel nichts bzw. ich kann sie nicht angeben. Mit dem
Originaltitel kann man das Buch wenigstens richtig einordnen, auch wenn
die Übersetzung mal wieder in mehrere Bände zerlegt wurde.

Sebastian Bork

unread,
Dec 16, 2001, 8:05:26 AM12/16/01
to
* Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:

> Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis so ansehe, dann lesen da hauptsächlich die
> Leute Originalliteratur, die in der Schule in Englisch grottenschlecht waren
> bzw. die vom Englischunterricht her nicht so gesegnet waren, sprich
> Hauptschüler und Realschüler. Alle Bekannten die ich vom Gym her noch kenne
> lesen deutsche Übersetzungen und da sind dann auch ein paar Englisch LKler
> dabei.
> Wie kommts?

Nichtrepräsentative Stichprobe? Ich lese auch seit vielen Jahren lieber
die Originale, und ich hatte zumindest ab der 12 den Englisch-LK belegt.
Mehrere Freunde von mir (ebenfalls Englisch-LK) handhaben das genauso.

Angefangen habe auch ich mit solchen Dingen wie Star-Trek-Romanen und
Star Wars, das ist relativ einfach. Und natürlich Douglas Adams. ;o)
Nachdem ich dann den Unterschied zwischen englischem und übersetztem
Shakespeare gesehen hatte, konnte mich niemand mehr freiwillig an Über-
setzungen bringen. Unmittelbar vor dem Abitur habe ich dann den Herrn
der Ringe im Original gelesen, was mir prompt 14 Punkte für Stil einge-
bracht hat.

Auch Autoren wie R.A. Salvatore und Terry Pratchett würde ich ungern
übersetzt lesen, da geht einfach zuviel verloren. Außerdem müßte ich
dann ja noch länger auf neue Bücher warten!

Simon Paquet

unread,
Dec 16, 2001, 7:59:26 AM12/16/01
to
And on the seventh day Michael Stich spoke:

>> Wieviele Bücher hast du denn schon im Original gelesen?
>
>Also, ich habe den Herrn der Ringe, den Hobbit, den ersten Teil vom Rad der
>Zeit und den ersten Teil der Dunkelelfsaga probiert.

Mit Tolkien hast du dir natürlich auch einen ziemlichen Hammer fürs
Englisch lesen ausgesucht. Da gibts sicherlich Autoren, deren englisch
einfacher ist. "Eye of the World" hab ich auch im Original gelesen. Ich
fands persönlich recht einfaches Englisches, aber ich lese auch seit
knapp drei Jahren nur noch Literatur im Original.

Simon
--
You will find adventure or adventure will find you.

Simon Paquet

unread,
Dec 16, 2001, 7:56:33 AM12/16/01
to
And on the seventh day Michael Stich spoke:

>In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur


>im Original zu lesen.
>Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
>zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
>kommt dann bei mir nicht auf.

Dann lies weiter auf deutsch.

>Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
>Landschaft und der Stimmung identifizieren.
>

>Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
>tatsächlich einen Vorteil?

Ich würde sagen beides. Der Preisvorteil und der Vorteil des früheren
Erscheinungsdatums ist hier ja schon angesprochen worden. Dann hat man
natürlich den Vorteil den Autor ohne Zwischenfilter (=Übersetzung) lesen
zu können. Und IMO klingen viele Sachen im Englischen einfach cooler. Die
deutsche Sprache ist teilweise etwas langatmig und umständlich, während
die englische Sprache die Dinge eher auf den Punkt bringt. Das gefällt
mir persönlich sehr gut.

>Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
>der neuen Tolkien-Übersetzung)

Das sicherlich auch.

>Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
>der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
>nicht meins.

Lag das jetzt am Buch oder an der englischen Sprache?

>Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
>langsam als "Aussätziger" behandelt.

Die Dummen sterben wohl nie aus. Nur weil du etwas lieber auf deutsch
lesen willst, bist du noch lange kein Aussätziger. Bücher im Original zu
lesen ist definitiv nicht jedermanns Sache.

Simon Paquet

unread,
Dec 16, 2001, 8:50:07 AM12/16/01
to
And on the seventh day Jörg Jetzen spoke:

>Aber inzwischen ist es schon soweit, das man besser, wenn man über Bücher
>redet, den Originaltitel zu benutzen, um sich nicht als Zersetzungsleser zu
>outen. Den gibt man zu, die deutsche Ausgabe gelesen zu haben, gibt
>garantiert irgendeiner seinen Senf dazu: "Ach du armer, armer Burli. Hast

>die deutsche Übersetzung gelesen? Lese lieber erst mal das Original, dann
>reden wir weiter!"

Also hier ist das ganz sicher nicht so. Wir haben hier zwar einen recht
hohen Anteil von Originallesern, aber als nur-Übersetzungs-Leser kommt
man hier IMO auch gut zurecht.

>Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
>Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden. Ob der
>Fragesteller das überhaupt verstehen kann, wenn interessiert es, es langt
>ja, das der Antworter es kann.

Das ist beispielsweise bei mir oft nicht anders möglich. Ich habe
beispielsweise den Herrn der Ringe gar nicht auf Deutsch bei mir
rumliegen. Trotzdem will ich den jeweiligen Fragesteller natürlich nicht
dumm sterben lassen, also bekommt er halt die entsprechende englische
Textstelle vorgesetzt. Zudem sind die Zitate meist so kurz, das man sich
da auch noch mit einem eingerosteten Schulenglisch durchbeißen kann.
Wenns hart auf hart kommt, kann man ja immer noch um die entsprechende
deutsche Textstelle bitten, bzw. eine Übersetzung einer Textstelle
erfragen.

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 7:58:18 AM12/16/01
to
Jörg Jetzen <cigarette....@t-online.de> schrieb:

> Aber inzwischen ist es schon soweit, das man besser, wenn man über Bücher
> redet, den Originaltitel zu benutzen, um sich nicht als Zersetzungsleser zu
> outen.

Ich neige auch dazu, allerdings nicht aus Standesdünkel, sondern weil ich
die deutschen Titel im Zweifelsfalle gar nicht kenne. Ich hätte
Schwierigkeiten, alle neun Bände des Rades der Zeit aufzuzählen, da soll ich
die 26 Titel der deutschen Ausgabe kennen, die ich gar nicht gelesen habe?

> Den gibt man zu, die deutsche Ausgabe gelesen zu haben, gibt
> garantiert irgendeiner seinen Senf dazu: "Ach du armer, armer Burli. Hast
> die deutsche Übersetzung gelesen ? Lese lieber erst mal das Original, dann
> reden wir weiter !"

Arschlöcher gibt's immer. Ich bitte, von Verallgemeinerungen abzusehen ;-)



> Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
> Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden. Ob der
> Fragesteller das überhaupt verstehen kann, wenn interessiert es, es langt
> ja, das der Antworter es kann.

Da ist abzuwägen. Zitiere ich die mir vorliegende Ausgabe, um die Frage
inhaltlich zu beantworten, oder halte ich die Klappe, weil mich der Frager
mglw. nicht versteht.

Im Zweifel ist aber der Antworttext neben dem Zitat deutsch so daß der
Frager diese versteht, auch wenn er den Beleg nicht versteht. Mittel der
Wahl für den Höflichen wäre hier vielleicht eine eigene kurze Übersetzung
des Zitats.

Ralf Huels

unread,
Dec 16, 2001, 7:48:19 AM12/16/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:

> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
> tatsächlich einen Vorteil?
> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> der neuen Tolkien-Übersetzung)

Es gibt gerade im Fantasy-Bereich noch einen Grund: manche Bücher gibt's gar
nicht auf Deutsch.
Z.B. findet libri.de vom Kanadischen Urban-Fantasy-Autor Charles de Lint
nicht eine einzige deutsche Ausgabe.

Dirk Thierbach

unread,
Dec 16, 2001, 10:01:08 AM12/16/01
to
Ralf Huels <spa...@strg-alt-entf.org> wrote:
> Ausnahmen gibt es natürlich. Ich zweifle aber, ob mein Textverständnis der
> deutschen Übersetzung von z.B. Joyces "Ulysses" besser gewesen wäre ;-)

Hm. Wie ist denn Dein Textverstaendnis der englischen Version? SCNR :-)

Ausserdem geben sich gerade beim "Ulysses" die Uebersetzer verdammt viel
Muehe. Wenn in jede Uebersetzung so ein Aufwand gesteckt wuerde, waere
das Lesen von Uebersetzungen gleich viel angenehmer.

- Dirk

Ansgar Imme

unread,
Dec 16, 2001, 11:01:59 AM12/16/01
to
Ralf Huels <spa...@strg-alt-entf.org> schrieb:

> Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:
> > Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
> > tatsächlich einen Vorteil?
> > Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> > der neuen Tolkien-Übersetzung)
>
> Es gibt gerade im Fantasy-Bereich noch einen Grund: manche Bücher gibt's gar
> nicht auf Deutsch.
> Z.B. findet libri.de vom Kanadischen Urban-Fantasy-Autor Charles de Lint
> nicht eine einzige deutsche Ausgabe.
Oder Glen Cooks "Black Company". Nur die ersten drei Bände und dann nix
mehr. Jetzt muß ich gezwungenermaßen die engl. Bücher lesen, weil ich
nicht noch 18 Jahre warten möchte, bis Goldmann sich dazu bequemt, den
rest zu übersetzen.

Grüße,
Ansgar

inge

unread,
Dec 16, 2001, 1:11:13 PM12/16/01
to
Jörg Jetzen wrote:
>
> "inge" <ly...@gmx.de> schrieb im Newsbeitrag
> news:3C1BF84D...@gmx.de...

> >


> > Da liegt aber IMO die Verantwortung bei den Verlagen, nicht bei den
> > Lesern. Wenn sie Mist produzieren, brauche ich den nicht zu kaufen in
> > der Hoffnung, dass es dann besser wird, sondern kaufe etwas
> > anstaendiges.
>
> Lies, was Wolfgang Jeschke vom Heyne Verlag dazu sagt. Mit Massenware wird
> das Geld verdient, mit dem sich Verlustbringendes Anspruchsvolles
> produzieren lässt. Je weniger Massenware, um so weniger Anspruchsvolles.

Da mag er ja durchaus recht haben, aber das aendert nichts daran, dass
ich mich nicht verpflichtet fuehle, Geld fuer Mist auszugeben. Wenn ich
mal reich bin, kann ich ja jeden Monat hundert Buecher 'Massenware'
abnehmen oder direkt Spenden ueberweisen, aber von solchem Reichtum bin
ich ungluecklicherweise weit entfernt :-(

inge

unread,
Dec 16, 2001, 1:17:20 PM12/16/01
to
Michael Stich wrote:
>
> inge schrieb:

>
>
> > Ein weiterer Grund, Originale zu lesen: Die Auswahl.
>
> Wie viel lest ihr den so im Schnitt pro Woche/Monat/Tag/Stunde/... ?

Wenn ich soviele interessant aussehende Buecher finde und das Geld
dafuer habe, 10-12 Buecher im Monat. Ich habe den Herrn der Ringe in 4
Tagen gelesen, die drei bis jetzt erschienenen Buecher von 'A Song of
Fire and Ice' in 8 Tagen, und fresse mich durch einen durchschnittlichen
Stephen-King-Roman an einem faulen Sonntag.
(Allerdings lese ich Buecher mehr als einmal, wenn sie mir gefallen. So
sehen meine Buecher auch aus.)

Seit einigen Jahren besorge ich mir viel von dem Schmoekerkram, den ich
so durchsetze, aus dem Internet - das entlastet die Kasse und die
Regalbretter.


>
> > Und dann gibt es natuerlich noch die Faelle, wo die Uebersetzung
> > *besser* ist als das Original <g>.
>
> Welches denn?

Spawn (bei Dino? weiss ich nicht mehr), Mickey Maus/Donald Duck,
Fernsehserie 'Die Zwei'.

inge

unread,
Dec 16, 2001, 1:23:38 PM12/16/01
to
Michael Stich wrote:
>
> Ralf Döblitz schrieb:
>
> > Wieviele Bücher hast du denn schon im Original gelesen?
>
> Also, ich habe den Herrn der Ringe, den Hobbit, den ersten Teil vom Rad der
> Zeit und den ersten Teil der Dunkelelfsaga probiert.

Holy Smurf. Ich habe mich mit 17 am Lord of the Rings versucht und
gedacht, das muesste doch gehen, schliesslich kannte die deutsche
Uebersetzung fast auswendig und las englische Star-Trek Romane locker
runter.

Ich bin ja so was von auf die Schnauze gefallen. Ich habe jetzt vor
kurzem den HdR nochmal auf Englisch gelesen, und da sind immer noch *so*
viele Woerter drin, die ich nicht kenne, und Absaetze, bei denen ich
mich wirklich konzentrieren muss...


>
>
> Geht nicht genau so viel an Information verloren wie bei einer Übersetzung?
> Ob ich jetzt den Fehler mache oder irgend ein Übersetzer bleibt doch gleich.
> Oder?

Du machst wahrscheinlich andere Fehler ;-) Und du hast eine Chance, sie
beim wieder-lesen nicht mehr zu machen.

inge

unread,
Dec 16, 2001, 1:27:40 PM12/16/01
to
Michael Stich wrote:
>
> Wenn ich mir meinen Bekanntenkreis so ansehe, dann lesen da hauptsächlich die
> Leute Originalliteratur, die in der Schule in Englisch grottenschlecht waren
> bzw. die vom Englischunterricht her nicht so gesegnet waren, sprich
> Hauptschüler und Realschüler. Alle Bekannten die ich vom Gym her noch kenne
> lesen deutsche Übersetzungen und da sind dann auch ein paar Englisch LKler
> dabei.
> Wie kommts?

Erst mal wuerde ich sagen, Zufall.

Abgesehen davon, ist doch gut, wenn die Leute sich weiterbilden ;-)

Ein Freund von mir hat vor 15 Jahren die Hauptschule mit einer 5 in
Englisch abgeschlossen, inzwischen ist der auch fliessend dreisprachig
und arbeitet an der 4. Sprache.

Andreas C. Lazar

unread,
Dec 16, 2001, 1:24:54 PM12/16/01
to
Jörg Jetzen schrieb:
> Denn Übersetzungsprogramme werden immer besser und auch noch besser werden,
> so das in näherer Zukunft immer weniger Leute gezwungen sein werden,
> Fremdsprachen zu lernen.
>
Über 99 von 100 _menschlichen_ Übersetzern können nicht richtig bzw. gut
übersetzen, und Du glaubst, daß Computer sie "in näherer Zukunft"
übertreffen werden? So optimistisch möcht' ich auch mal sein :-)

Schöne Grüße,
Andreas
--
This is your life and it's ending one minute at a time.
++ http://www.s-line.de/homepages/my_world/ ++

Andreas C. Lazar

unread,
Dec 16, 2001, 1:24:26 PM12/16/01
to
"inge" schrieb:
> Literaturuebersetzer sind unglaublich schlecht bezahlt, und wenn sie von
> ihrem Job leben wollen, bleibt ihnen kaum etwas anderes uebrig, als
> schlampig zu arbeiten, und das merkt man einfach.
>
Zumal auch gut bezahlte und fähige Übersetzer weiter den unglaublich
schweren und in der Öffentlichkeit natürlich nicht anerkannten oder
bemerkten Job des Übersetzens vor sich haben: sie müssen eine Arbeit
zwischen Handwerk und Kunst so brillant abliefern, daß nichts von ihnen
und alles vom Autor in der neuen Sprache steht. Der ideale Übersetzer
ist so gut, daß man glaubt, der Autor habe das Buch in der neuen Sprache
geschrieben. Natürlich bleibt das schon deswegen utopisch, weil keine
Arbeit gemacht werden kann, ohne daß der Arbeitende sich selbst
einbringt :-/

Andreas C. Lazar

unread,
Dec 16, 2001, 1:24:49 PM12/16/01
to
Jörg Jetzen schrieb:

> Und natürlich wird in einer deutschsprachigen NG auf eine deutschsprachige
> Frage garantiert eine englische Textstelle zitiert werden.
>
Wenn Du nach dem Inhalt eines Buches fragst, das J.R.R. Tolkien
geschrieben hat, kriegst Du eben ein Stück des Inhalts eines Buches, das
J.R.R. Tolkien geschrieben hat und nicht ein unterbezahlter Übersetzer.
Wo ist das Problem ;-?

inge

unread,
Dec 16, 2001, 1:37:43 PM12/16/01
to
Michael Stich wrote:
>
> inge schrieb:
>
> > (Nach meinen Erfahrungen und denen meiner Bekannte: 50 -
> > 100 Buecher.)
>
> Oje, soviel deutsche Bücher habe ich noch bei mir rumliegen.

Du Gluecklicher!

>
> > Ich habe angefangen, Sachen auf Englisch zu lesen, weil sie nicht in dem
> > Tempo uebersetzt wurden, wie ich sie lesen wollte.
>
> Da es soooooo viel an Büchern gibt, auch ältere Sachen, kann ich mir das gar
> nicht vorstellen. Hast du alles was vorher rausgekommen ist schon gelesen
> gehabt?
> ;-)

Ja. Das war Mitte/Ende der 80er, und die Auswahl, gerade an Fantasy, war
auf Deutsch nicht das, was man gerne haben wollte. Meistens gab es nur
ein Buch oder eine Trilogie eines Autors auf Deutsch, und dann fand man
heraus, dass der noch viel viel mehr geschrieben hatte, was nicht
uebersetzt war...


>
> > Das ist
> > mir das erste Mal aufgefallen, als ich so einen 'Haenger' in einem Buch
> > hatte, das im Original daenisch war, und mich dabei erwischte,
> > vergeblich nach dem 'Original' zu suchen. (Nein, ich kann kein
> > Daenisch.)
>
> Wäre es aber jetzt nicht besser dänisch zu lernen?

Es gibt nicht so viele daenische Bucher, die mich interessieren.
Franzoesisch stuende recht weit oben auf der Liste von Sprachen, die zu
lernen sich lohnen wuerde, aber ich bin *schlecht* in Sprachen -- ich
habe mich in der Schule in Englisch und Franzoesisch immer mehr schlecht
als recht durchgehangelt, ich habe kein Ohr fuer Sprache und kein
Gedaechtnis fuer Vokabaln, keine Geduld mit Grammatik und eine
Aussprache wie ein Filmschurke. Die *Grundlagen* einer Sprache zu lernen
-- erstmal soweit zu *kommen*, dass ich Buecher lesen kann -- ist fuer
mich ein fast unueberwindliches Hindernis.

Karsten Düsterloh

unread,
Dec 16, 2001, 11:07:44 AM12/16/01
to
Moin!

Michael Stich wrote:
> Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir?

Ich sehe das nicht so dogmatisch.
Einige Autoren lese ich grundsätzlich im Original, entweder wegen der
sonst verlorengehenden Wortspiele (Adams, Pratchett, etc) oder weil sie
gar nicht (mehr) auf Deutsch erhältlich sind (vor allem James H.
Schmitz, ist aber eher SF). Der überwiegende Teil meines Lesestoffes ist
dennoch meist übersetzt - ich habe hier noch hunderte ungelesene Bücher,
die ich deshalb nicht gleich aussortiere, nur weil sie (vielleicht auch
schlecht) übersetzt sind!
Beim Kauf neuer Bücher neige ich allerdings auch eher gleich den
Originalausgaben zu - sie sind schlicht billiger...


Karsten
--
Freiheit stirbt | Fsayannes SF&F-Bibliothek:
Mit Sicherheit | http://fsayanne.tprac.de/

David Dahlberg

unread,
Dec 16, 2001, 3:51:02 PM12/16/01
to
Simon Paquet <simon....@t-online.de> schrieb:

>Mit Tolkien hast du dir natürlich auch einen ziemlichen Hammer fürs
>Englisch lesen ausgesucht. Da gibts sicherlich Autoren, deren englisch
>einfacher ist.

Finde ich nicht. Sich durch Illuminatus! durchzuquälen war IMHO nicht
das einfachste, da zu meinen Vokabularlücken noch diese grässlichen
Zeitsprünge etc. pp kamen.

Der LotR lässt sich hingegen recht flüssig lesen und an das bischen
altertümelnde Sprache gewöhnt man sich auch recht schnell.

-dd
--
Es gibt zwei Grundsaetze fuer Erfolg und Glueck:
1. Erzaehle anderen nicht alles was du weisst.

Hauke Moeller

unread,
Dec 16, 2001, 3:30:49 PM12/16/01
to
Simon Paquet <simon....@t-online.de>:

> Und IMO klingen viele Sachen im Englischen einfach cooler. Die
> deutsche Sprache ist teilweise etwas langatmig und umständlich, während
> die englische Sprache die Dinge eher auf den Punkt bringt. Das gefällt
> mir persönlich sehr gut.

Sätze, die im Original -- ähm -- cool klingen, wirken oft in der
Übersetzung schwächer. Das gilt genauso für Übersetzungen vom
Deutschen ins Englische.

Hauke

Olaf Kaluza

unread,
Dec 16, 2001, 4:31:28 PM12/16/01
to
Ralf Huels <spa...@strg-alt-entf.org> wrote:

>Ausgaben billiger waren, als die Deutschen. Z.B. sind IIRC Stephen King und
>Terry Prattchett zeitweilig in Deutschland nur als Großformat-Taschenbücher
>erschienen, die teurer waren, als englische oder amerikanische Paperbacks.

ARGH!!!!!!!! STIMMT! Diese Unverschaehmtheit hatte ich ganz vergessen!
Ich hasse diese Grossformate. Nicht nur das sie damit versuchen einen
unoetig Geld aus der Tasche zu ziehen, die passen auch nicht in mein
Regal rein. .-)

Olaf

--
D.i.e.s.S. (K.)

Simon Paquet

unread,
Dec 16, 2001, 4:59:18 PM12/16/01
to
And on the seventh day David Dahlberg spoke:

>>Mit Tolkien hast du dir natürlich auch einen ziemlichen Hammer fürs
>>Englisch lesen ausgesucht. Da gibts sicherlich Autoren, deren englisch
>>einfacher ist.
>
>Finde ich nicht. Sich durch Illuminatus! durchzuquälen war IMHO nicht
>das einfachste, da zu meinen Vokabularlücken noch diese grässlichen
>Zeitsprünge etc. pp kamen.

Das kenne ich nicht.

>Der LotR lässt sich hingegen recht flüssig lesen und an das bischen
>altertümelnde Sprache gewöhnt man sich auch recht schnell.

Der LotR läßt sich sicher flüssig lesen, das Vokabular ist aber sicher
nicht das allereinfachste. Auch der von Tolkien verwendete altertümliche
Satzbau kann einen schon ganz gut durcheinanderwirbeln, wenn man sowas
nicht schon kennt.

Tim Kaiser

unread,
Dec 16, 2001, 7:10:25 PM12/16/01
to
"Jörg Jetzen" <cigarette....@t-online.de> wrote:

>Ausserdem lesen diese Leute meist nur Angloamerikanische Literatur, weil
>nicht allzuviele dann zusätzlich auch noch Französisch, Polnisch, Russisch
>etc. beherrschen. Dadurch beschneiden sie sich selbst.

Was für ein Unfug. Wer generell und ungeprüft "Ich lese nur
englischsprachige Bücher" zur Maxime macht, ist selbst schuld. Wer
aber in Einzelfällen entscheidet, fährt damit meist besser. Pratchett
oder auch Harry Potter sind so fies übersetzt, dass da ein Griff zum
Original fast Pflicht ist. Ich ziehe das Original, wenn es preislich
vertretbar ist, gerne der Übersetzung vor. Auf der anderen Seite gibt
es auch einige wenige sehr gute Übersetzer (Harry Rowohlt z.B.), da
lese ich dann beide Versionen.

Ich kann das zwar nicht ganz nachvollziehen, wieso dabei die rechte
Stimmung nicht aufkommen sollte, aber mag es auch geben. Ein Rezept
dagegen wäre vielleicht, aufs Wörterbuch zu verzichten und einfach
draufloszulesen. Nach drei, vier Büchern sollte der Knoten eigentlich
geplatzt sein.

Gruß
Tim

Julia Bergius

unread,
Dec 16, 2001, 7:09:40 AM12/16/01
to
Hi!

> Lies, was Wolfgang Jeschke vom Heyne Verlag dazu sagt. Mit Massenware wird
> das Geld verdient, mit dem sich Verlustbringendes Anspruchsvolles
> produzieren lässt. Je weniger Massenware, um so weniger Anspruchsvolles.

Das ist doch kein Grund, Mist zu kaufen. Auch Massenware muss
eine gewisse Qualität haben.

Bis denne,
Julia

--
Auf den nie betretenen Pfaden der Zukunft sehe ich die Fußspuren
einer unsichtbaren Hand. (Sir Boyle Roche) - Geschichten,
Fantasy, Rollenspiel: http://stud-www.uni-marburg.de/~Bergius/

Dirk Thierbach

unread,
Dec 16, 2001, 2:07:40 PM12/16/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de> wrote:
> Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
> Landschaft und der Stimmung identifizieren.

Dann lies es doch einfach auf Deutsch. Was schert Dich, was andere machen?

> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung?

Es ist dank Amazon & Co. jetzt viel einfacher, an englische Buecher
heranzukommen, als vor, sagen wir, 10 Jahren. Das spielt bestimmt
eine Rolle.

> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern?

Bei mir, ja. Ich bin da im SF/F Bereich ein paar mal wirklich auf die
Schnauze gefallen, und das muss ich mir nicht mehr antun. Manchmal
hat Christian Weisgerber mit seinem Zitat durchaus recht. Oft aber
auch nicht.

> (Sieht man ja an der neuen Tolkien-Übersetzung)

Krege ist kein schlechter Uebersetzer; im Gegenteil, er hat wirklich
Ahnung von Tolkien, und kuemmert sich auch um Details. Er versucht nur
etwas, was nicht funktionieren kann: Naemlich den Stil des HdR zu
"modernisieren". Dazu hat er aber einerseits nicht die noetige
stilistische Bandbreite (was auch verdammt schwierig ist), und
andererseits kann es nicht gar nicht klappen, weil Tolkiens eigener
Stil eher von "altertuemlich" bis "archaisch" reicht.

> Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir?

Mir ist es voellig egal, wer was in welcher Sprache liest. Jeder soll
nach seiner Facon gluecklich werden.

> Bücher tauschen ist auch nicht mehr möglich.

Das ist dann allerdings ein Nachteil. Ich haette keine Probleme damit :-)

- Dirk

Dirk Thierbach

unread,
Dec 16, 2001, 2:17:47 PM12/16/01
to
"Jörg Jetzen" <cigarette....@t-online.de> wrote:

> Liest man Buecher in deutscher Übersetzung oder schaut sich
> synchronisierte Serien/Filme an, wird man hier in den NG's milde von
> oben belächelt.

Mir ist bis jetzt nur das Umgekehrte aufgefallen: Naemlich dass Leute,
die nur Uebersetzungen lesen wollen (oder koennen), ihrem Aerger ueber
"die anderen" Luft machen, die lieber englische Originale lesen.

Ich habe noch keinen gesehen, der beleidigt wurde, weil er nur
Uebersetzungen lesen will. Ich *habe* es schon gesehen, wie sich
"Originalleser" ueber schlechte Uebersetzungen aufgeregt haben (ich
zaehle mich auch dazu). Aber das ist etwas anderes, denn das betrifft
die Uebersetzungen, nicht deren Leser; und ich denke, dass kann man
auch als "Uebersetzungleser" respektieren.

> Da behauptete doch einer tatsächlich mal, die englische Übersetzung einer
> deutschen Übersetzung eines polnischen Originals der deutschen Übersetzung
> vorzuziehen. Da kann ich dann doch nur noch lachen.

Das ist natuerlich ziemlich albern. Die deutsche Uebersetzung von
Sapkowski ist uebrigens hervorragend; kann ich nur empfehlen.

> Ausserdem lesen diese Leute meist nur Angloamerikanische Literatur, weil
> nicht allzuviele dann zusätzlich auch noch Französisch, Polnisch, Russisch
> etc. beherrschen. Dadurch beschneiden sie sich selbst.

"Diese Leute" lesen das dann natuerlich auch in der deutschen Uebersetzung.

> Angst davor, das Deutschland jetzt aber von der englischen Sprache
> überrollt werden wird, muss man trotzdem nicht haben.

Ich *habe* mittlerweile Angst davor, dass Deutschland von "Denglisch"
und von Anglizismen "ueberrollt" wird. Keiner stoert sich mehr an
einem "Netten Versuch", oder wenn "realisieren" im Sinne von "sich
klarmachen" statt "verwirklichen" verwendet wird. Als Verursacher
davon habe ich vor allem die schlechten Filmsynchronisationen in
Verdacht.

- Dirk

Dirk Thierbach

unread,
Dec 16, 2001, 2:19:43 PM12/16/01
to
inge <ly...@gmx.de> wrote:
> Ich bin ja so was von auf die Schnauze gefallen. Ich habe jetzt vor
> kurzem den HdR nochmal auf Englisch gelesen, und da sind immer noch *so*
> viele Woerter drin, die ich nicht kenne, und Absaetze, bei denen ich
> mich wirklich konzentrieren muss...

Das ist zwar schwierig, aber es uebt ungemein :-) Ausserdem lernt man
viele tolle Woerter dabei. Es lohnt sich also wirklich.

- Dirk

Ingeborg Denner

unread,
Dec 17, 2001, 9:38:25 AM12/17/01
to

Dirk Thierbach wrote:
>
> Er [Krege] versucht nur


> etwas, was nicht funktionieren kann: Naemlich den Stil des HdR zu
> "modernisieren". Dazu hat er aber einerseits nicht die noetige
> stilistische Bandbreite (was auch verdammt schwierig ist),

Ich habe den Verdacht, dass *Deutsch* da (aufgrund seiner anderen
Entwicklungsgeschichte und Grammatik) nicht die noetige Bandbreite
hat...

Jens Nober

unread,
Dec 17, 2001, 9:41:05 AM12/17/01
to
Michael Stich wrote:

> Hey NG!
>
> Also, das wäre meine erste Frage!


>
> In meinem Bekanntenkreis setzt sich immer mehr durch Fantasy-Literatur
> im Original zu lesen.
> Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
> zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
> kommt dann bei mir nicht auf.
>

> Erst wenn ich es auf Deutsch lese kann ich mich mit den Charakteren, der
> Landschaft und der Stimmung identifizieren.

In dem Fall solltest du es in Deutsch lesen.

>
> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
> tatsächlich einen Vorteil?

Bsp.: Wheel of Time

Jedes englische Buch fuer ungefaehr 20 DM wurde in 3 deutsche Buecher fuer
12-15 DM (oder so) aufgeteilt.


Anderes Beispiel: Pratchett oder so. Da gehen einfach zu viele Wortspiele
bei der Uebersetzung verloren.

> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> der neuen Tolkien-Übersetzung)

ja

>
> Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
> der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
> nicht meins.

Ich hab WoT nur auf Englisch gelesen und dann mal in eins der Deutschen
Buecher reingeschaut: man hat sich das auf Deutsch scheisse angehoert.

Nicht das die deutsche Uebersetzung so schlecht war, aber da tritt
anscheinend ein gewisser Gewohnungseffekt ein.


mfg
Jens


Hauke Moeller

unread,
Dec 17, 2001, 11:13:50 AM12/17/01
to
Ich schrieb:

Zur Illustration nehme ich mal als Beispiel den Höhepunkt des
Ringgedichts. Dabei lasse ich die Besonderheiten von Lyrik außer
acht. Zuerst von Tolkiens Fassung ins Deutsche gebracht:

One Ring to Rule them all, One Ring to find them,
One Ring to bring them all and in the darkness bind them,

Ein Ring, um sie alle zu beherrschen, ein Ring, um sie zu finden,
Ein Ring, um sie alle zu bringen und sie in die Dunkelheit zu binden,

Das ist in der Tat stark aufgebläht und umständlich. Es ist auch eine
Übersetzung ohne jede Eleganz. Vielleicht etwas besser:

Ein Ring, der sie alle beherrschen, ein Ring, der sie finden,
Ein Ring, der sie alle herbeibringen und an die Finsternis binden soll,

Das klingt nicht mehr ganz so schrecklich, ist aber kaum kürzer. Die
englische Fassung ist straffer und eindrucksvoller als die möglichst
getreue deutsche Übersetzung.


Nun nehme ich die von Freymannsche Übertragung (nicht: Übersetzung)
ins Deutsche und übersetze sie ins Englische:

Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,

One Ring to subjugate them, to find them all,
To drive them into the darkness and bind them eternally,

Hier ist die englische Fassung länger als die Deutsche und klingt
auch deutlich weniger »cool«.

Hauke

Michael Stich

unread,
Dec 17, 2001, 12:40:23 PM12/17/01
to

Hauke Moeller schrieb:

> Zur Illustration nehme ich mal als Beispiel den Höhepunkt des
> Ringgedichts. Dabei lasse ich die Besonderheiten von Lyrik außer
> acht. Zuerst von Tolkiens Fassung ins Deutsche gebracht:
>
> One Ring to Rule them all, One Ring to find them,
> One Ring to bring them all and in the darkness bind them,
>
>

> Nun nehme ich die von Freymannsche Übertragung (nicht: Übersetzung)
> ins Deutsche und übersetze sie ins Englische:
>
> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,
> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,

Also, mir gefällt da die deutsche Übertragung/Übersetzung besser.

gruß
der micha

Monika Gregor

unread,
Dec 16, 2001, 4:16:47 PM12/16/01
to

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: "inge" <ly...@gmx.de>
Newsgroups: de.alt.rec.fantasy
Gesendet: Sonntag, 16. Dezember 2001 19:17
Betreff: Re: Fantasy immer in Englisch?


> > > Und dann gibt es natuerlich noch die Faelle, wo die Uebersetzung
> > > *besser* ist als das Original <g>.
> >
> > Welches denn?
>
> Spawn (bei Dino? weiss ich nicht mehr), Mickey Maus/Donald Duck,
> Fernsehserie 'Die Zwei'.
>

Die österreichische Version vom "Schweinchen Babe". Und mir persönlich
gefallen die Synchronstimmen von Scully und Mulder besser als die Originale.

Ciao
Monika


Simon Paquet

unread,
Dec 17, 2001, 12:58:49 PM12/17/01
to
And on the seventh day Hauke Moeller spoke:

>Nun nehme ich die von Freymannsche Übertragung (nicht: Übersetzung)
>ins Deutsche und übersetze sie ins Englische:
>
> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,
> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,
>
> One Ring to subjugate them, to find them all,
> To drive them into the darkness and bind them eternally,
>
>Hier ist die englische Fassung länger als die Deutsche und klingt
>auch deutlich weniger »cool«.

Wenn du die englische Übersetzung nur leicht modifizierst, also etwas
freier übersetzt und zwar so:

One Ring to subjugate and to find them,
To drive them into the darkness and eternally bind them,

dann kann die englische übersetzte Fassung locker mithalten, was IMO zum
großen Teil an dem Erhalt der Reimstruktur liegt.

Simon
--
What we do in life, echoes in eternity. (Gladiator)

Michael Stich

unread,
Dec 17, 2001, 1:17:10 PM12/17/01
to

Monika Gregor schrieb:

> -


> > Spawn (bei Dino? weiss ich nicht mehr), Mickey Maus/Donald Duck,
> > Fernsehserie 'Die Zwei'.
> >
>
> Die österreichische Version vom "Schweinchen Babe". Und mir persönlich
> gefallen die Synchronstimmen von Scully und Mulder besser als die Originale.

Ich dachte wir reden hier über Fantasy, nicht über amerikanischen
Fernseh-Hokuspokus.

;-)

Nein, im Ernst, ich habe schon öfter gehört, daß synchronisierte Filme teilweise
besser laufen als die englischen Originale.
Mag aber mit dem Synchronstandard zusammenhängen den wir hier in Deutschland
haben.
Wenn man sich mal über Kabel eine türkische Version von irgendwas anguckt, dann
würde ich imr auch lieber den Film im Original ankucken.

Aber welches BUCH ist jetzt in der Übersetzung besser als das Original.
Die B. Brecht Übersetzung vom "Fänger im Roggen".
Wobei ich das heute noch ein bißchen extremer Übersetzen würde.

Aber sonst?

gruß
der micha

Klaus Winkler

unread,
Dec 17, 2001, 5:44:25 PM12/17/01
to
On 16 Dec 2001 20:30:49 GMT, h...@idril.shnet.org (Hauke Moeller) wrote:

>Simon Paquet <simon....@t-online.de>:
>
>> Und IMO klingen viele Sachen im Englischen einfach cooler. Die
>> deutsche Sprache ist teilweise etwas langatmig und umständlich, während
>> die englische Sprache die Dinge eher auf den Punkt bringt. Das gefällt
>> mir persönlich sehr gut.
>
>Sätze, die im Original -- ähm -- cool klingen, wirken oft in der
>Übersetzung schwächer.

Wobei es manchmal auch einfach der Fall ist, daß das Original auch nur
deshalb besser klingt WEIL man es nicht so ganz versteht (sehr beliebt
bei Songtexten)

Gruß/Regards
Klaus Winkler
--
Heimkino FAQ -> http://www.heimkino-faq.de

Why is "abbreviation" such a long word?

Hauke Moeller

unread,
Dec 17, 2001, 5:14:30 PM12/17/01
to
Simon Paquet <simon....@t-online.de>:


> And on the seventh day Hauke Moeller spoke:

>> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,


>> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,
>>
>> One Ring to subjugate them, to find them all,
>> To drive them into the darkness and bind them eternally,

> Wenn du die englische Übersetzung nur leicht modifizierst, also etwas


> freier übersetzt und zwar so:

Nun, *frei* übersetzen war hier gerade nicht der Punkt ...

> One Ring to subjugate and to find them,
> To drive them into the darkness and eternally bind them,

> dann kann die englische übersetzte Fassung locker mithalten, was IMO zum
> großen Teil an dem Erhalt der Reimstruktur liegt.

... und die Reimstruktur wollte ich ausdrücklich außer acht lassen.

Davon abgesehen hilft der Reim nicht viel, wenn der ganze Rhythmus
nicht stimmt. Man kann da vielleicht noch ein bißchen mehr flicken:

One Ring to subjugate, One Ring to find them,
drive them into the dark and eternally bind them,

Mir erschien »subjugate« als das Wort, das an dieser Stelle am besten
die Bedeutung von »knechten« trifft. Allerdings ist es durch seinen
fremdwortischen Klang hier eher »uncool« (was ich absichtlich
mißachtet habe).

Sowieso ist es ein eher skurriles Unternehmen, die deutsche Fassung
des Ringgedichts möglichst verlustfrei ins Englische zu übersetzen.

Hauke

Hauke Moeller

unread,
Dec 17, 2001, 5:33:03 PM12/17/01
to
Michael Stich <stich....@nexgo.de>:

>> One Ring to Rule them all, One Ring to find them,
>> One Ring to bring them all and in the darkness bind them,

>> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,


>> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,

> Also, mir gefällt da die deutsche Übertragung/Übersetzung besser.

Das geht mir genauso. In dieser Gruppe wurde das Thema schon einmal
andiskutiert. Vielen gefiel das Ringgedicht auf Deutsch besser. Aber
die meisten haben es auch auf Deutsch zum ersten mal gelesen, was die
Sympathie durchaus beeinflussen könnte.

Ich würde sagen, daß der oben zitierte Kern des Ringgedichts in der
deutschen Variante tatsächlich stärker ist als im Original. Die
englische Version hat zwar mit dem dreifachen »One Ring« ein wichtiges
Element, das der deutschen fehlt. Aber die deutsche hat eine gewaltige
Spannung, mit der die englische nicht mithalten kann. Das Gedicht wird
an der Stelle so kraftvoll und, naja, peitschend, wie es mit der Englischen
Sprache wohl einfach nicht geht.

Wenn wir uns nun das ganze Gedicht vornehmen, fällt auf, daß im
Original mehr Reime sind. Ist das eine Schwäche der Übertragung?

======================================================================
Three Rings for the Elven-kings under the sky, A1
Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone, B1
Nine for Mortal Men doomed to die, A2
One for the Dark Lord on his dark throne B2
In the Land of Mordor where the Shadows lie. A3
One Ring to rule them all, One Ring to find them, C1
One Ring to bring them all and in the darkness bind them C2
In the Land of Mordor where the Shadows lie. A3
======================================================================

Was ich als Kern des Gedichts bezeichnet habe, ist durch diese
Struktur betont: Der einzige Paarreim, eingeschlossen durch eine
Wiederholung derselben Zeile (außerdem die einzigen Zeilen, die nicht
auf der letzten Silbe betont sind). Der Anfangsteil bis dahin wird von
Kreuzreimen gebildet.

======================================================================
Drei Ringe den Elbenkönigen hoch im Licht, A
Sieben den Zwergenherrschern in ihren Hallen aus Stein, B
Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun, C
Einer dem Dunklen Herrn auf dunklem Thron D1
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn. D2
Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, E1
Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden E2
Im Lande Mordor, wo die Schatten drohn. D2
======================================================================

Hier fällt zunächst auf: Die ersten Zeilen reimen sich gar
nicht. Nur zwischen Zeile 2 und 3 kann man auch einen unsauberen Reim
sehen. Das macht diesen Teil für sich genommen vielleicht weniger
attraktiv. Um so stärker betont ist in dieser Variante aber der Kern,
der von zwei gleichen Zeilen eingeklammerte Paarreim (auch hier die
einzigen Zeilen, die mit einer unbetonten Silbe enden).


Dazu gibt es noch viel zu sagen. Aber für ein Usenet-Posting ist es
erst einmal genug, und nun sind andere dran.

Hauke

Anja Länge

unread,
Dec 17, 2001, 7:17:54 PM12/17/01
to
Hauke Moeller schrieb:

> Wenn wir uns nun das ganze Gedicht vornehmen, fällt auf, daß im
> Original mehr Reime sind. Ist das eine Schwäche der Übertragung?

Auch von Tolkien gab es verschiedene "Vorstufen" vor der endgültigen
Fassung...



> Three Rings for the Elven-kings under the sky, A1
> Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone, B1
> Nine for Mortal Men doomed to die, A2
> One for the Dark Lord on his dark throne B2
> In the Land of Mordor where the Shadows lie. A3
> One Ring to rule them all, One Ring to find them, C1
> One Ring to bring them all and in the darkness bind them C2
> In the Land of Mordor where the Shadows lie. A3

Aus Complete History of Middle-Earth; The Return of the Shadow:
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ---
The text of the verse of the Rings. My father's original workings for
this verse are extent. The first complete form reads:

Nine for the Elven-kings under moon and star,


Seven for the Dwarf-lords in their halls of stone,

Three for Mortal Men that wander far,


One for the Dark Lord on his dark throne

In the Land of Mor-dor where thesShadows are


One Ring to rule them all, One Ring to find them,

One Ring to bring them all and in the darkness bind them

In the Land of Mordor where the Shadows are.

[...]

Another preliminary version of the verse has:

Twelve for Mortal Men doomed to die,
Nine for the Dwarf-lords in their halls of stone,
Three for the Elven-kings of earth, sea and sky,
One for the Dark Lord on his dark throne.
--- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- --- ---

btw: Ich finde die dt. Version auch atmosphärisch dichter ;)


Anja

Klaus Mahlmann

unread,
Dec 18, 2001, 3:25:41 AM12/18/01
to
Hallo Hauke,

> >> One Ring to Rule them all, One Ring to find them,
> >> One Ring to bring them all and in the darkness bind them,
>
> >> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,
> >> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,
>

> Ich würde sagen, daß der oben zitierte Kern des Ringgedichts in der
> deutschen Variante tatsächlich stärker ist als im Original.

Ich kann schlicht nicht verstehen, wie Du zu der Folgerung kommst.

> Die englische Version hat zwar mit dem dreifachen »One Ring«
> ein wichtiges Element, das der deutschen fehlt.

...und das allein schon eine gewaltige Spannung aufbaut.

> Aber die deutsche hat eine gewaltige Spannung, mit der die
> englische nicht mithalten kann. Das Gedicht wird
> an der Stelle so kraftvoll und, naja, peitschend, wie es mit
> der Englischen Sprache wohl einfach nicht geht.

<kopfschüttel> Ich wüßte nicht, wieso die englische Version nicht
mindestens genauso kraftvoll sein soll. Im Gegenteil - mit dem
dreifachen (drei - wir sind hier im Märchen! <g>) und der
zusätzlichen Alliteration (ring - rule) ist das geradezu schauerlich
schön.

Nicht dass ich falsch verstanden werde: die deutsche Übersetzung
nicht nur dieses, sondern fast sämtlicher Gedichte aus dem LOTR ist
wirklich gut geglückt und geradezu genial. Aber sie als stärker als
das englische Original zu bezeichnen, hat bis jetzt noch niemand
irgendwie begründen können - schließlichhast Du selber mit dem
dreifachen "one ring" gerade einen Grund genannt, warum das Original
kraftvoller ist!

Tschüß,

Klaus

Petra Wittig

unread,
Dec 18, 2001, 5:15:55 AM12/18/01
to

Ralf Huels wrote:
>
> Michael Stich <stich....@nexgo.de> schrieb:


> > Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
> > tatsächlich einen Vorteil?

> > Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> > der neuen Tolkien-Übersetzung)
>

> Es gibt gerade im Fantasy-Bereich noch einen Grund: manche Bücher gibt's gar
> nicht auf Deutsch.
> Z.B. findet libri.de vom Kanadischen Urban-Fantasy-Autor Charles de Lint
> nicht eine einzige deutsche Ausgabe.
>
Das war auch mein Grund um was in Englisch zu lesen. Das es zu den mir
gewünschten Büchern keine Übersetzung gab.
Wenn ich aber die Wahl habe, lese ich lieber die deutsche Übersetzung
;-)


Gruß
Petra

Adrian Suter

unread,
Dec 18, 2001, 6:15:39 AM12/18/01
to
spa...@strg-alt-entf.org (Ralf Huels) scripsit:

>> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
>> tatsächlich einen Vorteil?
>> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
>> der neuen Tolkien-Übersetzung)
>
>Es gibt gerade im Fantasy-Bereich noch einen Grund: manche Bücher gibt's gar
>nicht auf Deutsch.

Dann lauten die Alternativen ja aber auch nicht "im Original lesen" und "in
deutscher Übersetzung lesen", sondern "im Original lesen" und "überhaupt
nicht lesen". Nun gut, mit etwas Glück erscheint die Übersetzung später
doch noch.

Ich bin der Meinung, man sollte sich vor allem die Frage stellen, *warum*
man eigentlich Fantasy liest. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber
ich vermute, es geht anderen ähnlich: ich lese Fantasy zu meinem Vergnügen.
Und da ist es klar, dass ich bei der Entscheidung Original vs. Übersetzung
mich für das entscheide, wo das Vergnügen grösser ist.

Das kann je nach Sprachkenntnissen, Charakter des Werkes etc.
unterschiedlich sein. Gewiss gehen bei jeder Übersetzung gewisse Feinheiten
verloren, die Frage ist aber immer auch, ob es bei diesem speziellen Autor
nun wirklich diese Feinheiten sind, die ich suche, oder ob ich ihn primär
als Geschichtenerzähler und nicht als Sprachkünstler schätze (ja, ich
weiss, dass diese Gegenüberstellung ihre Schwächen hat). Um ein Beispiel
von ausserhalb der Fantasy zu nehmen: ein Sonett von Shakespeare würde ich
nie in Übersetzung lesen wollen, da es dort gerade die sprachlichen
Feinheiten sind, auf die es ankommt; einen Sherlock-Holmes-Roman kann ich
hingegen auch in Übersetzung lesen.

Etwas anderes ist es, wenn man nicht einfach zu seinem Vergnügen liest,
sondern Literaturwissenschaft betreibt. Oder wenn man es als besonderes
Vergnügen empfindet, Detailexegese seiner Lieblingswerke zu machen. Dann
kommt man um Originalversionen nicht herum. (Ich darf sogar von mir
behaupten, zwei Sprachen gelernt zu haben, nur um bei einem bestimmten Werk
dazu in der Lage zu sein.)

Adrian

Hauke Moeller

unread,
Dec 18, 2001, 7:10:44 AM12/18/01
to
Klaus Winkler <klausw...@foni.net>:

>On 16 Dec 2001 20:30:49 GMT, h...@idril.shnet.org (Hauke Moeller) wrote:
>>Simon Paquet <simon....@t-online.de>:
>>> Und IMO klingen viele Sachen im Englischen einfach cooler. Die
>>> deutsche Sprache ist teilweise etwas langatmig und umständlich, während
>>> die englische Sprache die Dinge eher auf den Punkt bringt. Das gefällt
>>> mir persönlich sehr gut.
>>
>> Sätze, die im Original -- ähm -- cool klingen, wirken oft in der
>> Übersetzung schwächer.

> Wobei es manchmal auch einfach der Fall ist, daß das Original auch nur
> deshalb besser klingt WEIL man es nicht so ganz versteht (sehr beliebt
> bei Songtexten)

Klar. Manchmal ist das so, und dann kann die Übersetzung auch deutlich
besser sein als das Original. Anders ist die Lage, wenn im Original
ein Satz sprachlich herausragend formuliert ist. Eine Übersetzung, die
den Inhalt unberührt läßt, wird häufig in der anderen Sprache nicht
den gleichen Klang haben.

Hauke

Hauke Moeller

unread,
Dec 18, 2001, 7:16:30 AM12/18/01
to
Klaus Mahlmann <kl...@paradatec.de>:

>>>> One Ring to Rule them all, One Ring to find them,
>>>> One Ring to bring them all and in the darkness bind them,
>>
>>>> Ein Ring sie zu knechten, sie alle zu finden,
>>>> Ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden,
>>
>> Ich würde sagen, daß der oben zitierte Kern des Ringgedichts in der
>> deutschen Variante tatsächlich stärker ist als im Original.

>Ich kann schlicht nicht verstehen, wie Du zu der Folgerung kommst.

Nun, an dieser Stelle habe ich nicht gefolgert, sondern schlicht
behauptet. Das ist eben, was ich empfinde.

>> Die englische Version hat zwar mit dem dreifachen »One Ring«
>> ein wichtiges Element, das der deutschen fehlt.

> ...und das allein schon eine gewaltige Spannung aufbaut.

Richtig. Die Übertragung erzeugt ihre eigene Spannung mit anderen
Mitteln als das Original.

Hauke

David Dahlberg

unread,
Dec 18, 2001, 8:43:30 AM12/18/01
to
h...@idril.shnet.org (Hauke Moeller) schrieb:

>[Ring-Gedicht]


>Wenn wir uns nun das ganze Gedicht vornehmen, fällt auf, daß im
>Original mehr Reime sind.

Ja, das ist mir auch schwer aufgefallen, als ich es das erste Mal
gehört habe.

>Ist das eine Schwäche der Übertragung?

Notwendigerweise. Versuche mal bei einer Übersetztung den Text
möglichst originalgetreu beizubehalten und dabei wieder gute Verse
hinzubekommen. Soetwas ist unheimlich schwer und man muss notgedrungen
Zugeständnisse machen.

-dd
--
/\ ._/ /\ / // _ _
/_/(|(//(/ /_/(|////)(`/ (/ mailto:D-M...@gmx.net
__________________________/ http://www.sub-etha.org

Dirk Thierbach

unread,
Dec 18, 2001, 4:34:38 PM12/18/01
to
Ingeborg Denner <Ingebor...@erlf.siemens.de> wrote:
> Dirk Thierbach wrote:
>> Dazu hat [Krege] aber einerseits nicht die noetige

>> stilistische Bandbreite (was auch verdammt schwierig ist),

> Ich habe den Verdacht, dass *Deutsch* da (aufgrund seiner anderen
> Entwicklungsgeschichte und Grammatik) nicht die noetige Bandbreite
> hat...

Ich denke, jede Sprache hat so eine "Bandbreite", natuerlich auch
Deutsch. Und es gibt auch Leute, die sie nutzen koennen, z.B. Harry
Rowohlt, der ganz hervorragende Uebersetzungen macht. (Ich kann es
leider nicht sehr gut; dass ist eines der Dinge, die ich mir wuenschen
wuerde, wenn mal eine Fee vorbeikommt).

Aber wenn Sam "Chef" zu Frodo sagt, oder der Hexenkoenig jetzt
"Schurkenkoenig" heisst, dann ist das, mit Verlaub, ein Griff ins
Klo. So geht es nicht. Das ist einfach der falsche Sprachbereich fuer
den HdR.

- Dirk

Dirk Thierbach

unread,
Dec 18, 2001, 4:37:04 PM12/18/01
to
David Dahlberg <D-M...@gmx.net> wrote:
> h...@idril.shnet.org (Hauke Moeller) schrieb:

>>[Ring-Gedicht]
>>Wenn wir uns nun das ganze Gedicht vornehmen, fällt auf, daß im
>>Original mehr Reime sind.

Das ist immer eine der ersten Sachen, die bei der Uebersetzung
des Gedichtes notwendigerweise wegfallen. Die "Form" beizubehalten
ist wirklch verdammt schwer.

> Ja, das ist mir auch schwer aufgefallen, als ich es das erste Mal
> gehört habe.

Viel staerker ist es z.B. bei "Earendil", da reimt sich wirklich jedes
vierte Wort oder so. Als ich das zum ersten Mal auf Englisch gelesen
habe, war ich ziemlich platt.

- Dirk

Michael Stich

unread,
Dec 18, 2001, 5:04:22 PM12/18/01
to

Dirk Thierbach schrieb:

> Aber wenn Sam "Chef" zu Frodo sagt, oder der Hexenkoenig jetzt
> "Schurkenkoenig" heisst, dann ist das, mit Verlaub, ein Griff ins
> Klo. So geht es nicht. Das ist einfach der falsche Sprachbereich fuer
> den HdR.

Vielleicht wollten sie nur 'ne neue Zielgruppe erreichen? Die heutigen
Jugendlichen können mit dem "gestelzten" Deutsch nicht viel anfangen.
Vielleicht sollte diese Übersetzung für die Massen der
Noch-nicht-Tolkien-Leser sein.

Vielleicht isses aber auch die "bessere" Übersetzung? Nach allem was man
so liest scheint sich der Herr Krege schon so seine Gedanken gemacht zu
haben. Bei der DTG gibt's eine Art Synopse mit Original/Carroux/Krege. Und
ich muß sagen, das eine oder andere würde ich auch anders Übersetzen als
die Frau Carroux.
Allerdings auch anders als der werte Herr Krege.

gruß
der micha


Simon Paquet

unread,
Dec 18, 2001, 5:46:02 PM12/18/01
to
And on the seventh day Michael Stich spoke:

>> Aber wenn Sam "Chef" zu Frodo sagt, oder der Hexenkoenig jetzt
>> "Schurkenkoenig" heisst, dann ist das, mit Verlaub, ein Griff ins
>> Klo. So geht es nicht. Das ist einfach der falsche Sprachbereich fuer
>> den HdR.
>
>Vielleicht wollten sie nur 'ne neue Zielgruppe erreichen? Die heutigen
>Jugendlichen können mit dem "gestelzten" Deutsch nicht viel anfangen.
>Vielleicht sollte diese Übersetzung für die Massen der
>Noch-nicht-Tolkien-Leser sein.

Ich denke nicht, das ich mit meinen mittlerweile 23 Jahren so weit weg
von dieser Zielgruppe bin und ich brauch sowas definitiv nicht. Ich hab
es auch nicht gebraucht, als ich mit 16 Jahren zum ersten Mal den HdR
gelesen habe und da war ich noch mitten in der angeblichen Zielgruppe.

>Vielleicht isses aber auch die "bessere" Übersetzung? Nach allem was man
>so liest scheint sich der Herr Krege schon so seine Gedanken gemacht zu
>haben. Bei der DTG gibt's eine Art Synopse mit Original/Carroux/Krege. Und
>ich muß sagen, das eine oder andere würde ich auch anders Übersetzen als
>die Frau Carroux.

Niemand bestreitet hier das Können von W. Krege. Der Mann hat beim Hobbit
und beim Silmarillion exzellente Arbeit geleistet und wenn man sich die
Übersicht Original/Carroux/Krege bei der DTG ansieht, dann findet man
auch ein paar Punkte, wo die DTG der Meinung war, das die
Krege-Übersetzung besser ist.

Das Problem der Krege-Übersetzung ist ein anderes und das wurde hier auch
schon öfter gesagt. Den HdR kann man nicht modernisieren. Ihm wurde extra
ein mittelalterliches Setting verpaßt und genauso soll es auch klingen.
Krege ging von einer falschen Grundvoraussetzung aus und ist deshalb
zwangsläufig gescheitert.

Volker Riehl

unread,
Dec 19, 2001, 5:44:11 AM12/19/01
to
Hiho,

> Mein Problem ist nun, ich kann zwar relativ gut Englisch und ich würde
> zu großen Teilen auch alles verstehen, aber so 'ne richtige Stimmung
> kommt dann bei mir nicht auf.

Gibt sich mit der Zeit.

Man braucht halt ne Weile um sich in die Sprache und Schreibweise zu
finden. Aber wenn man einige Sachen auf Englisch gelesen hat geht es
meistens immer besser.



> Ist das Englisch lesen jetzt eine Modeerscheinung? Oder hat es
> tatsächlich einen Vorteil?

Da durch diverse Online-Buchhändler Originalausgaben mittlerweile
bezahlbar sind, setzt es sich jetzt halt langsam aber sicher durch.

> Oder ist es nur die Angst vor schlechten Übersetzern? (Sieht man ja an
> der neuen Tolkien-Übersetzung)

Ja.

Wenn ich mir anguck, dass zum Beispiel bei den Landover-Büchern von
Terry Brooks von einem Buch aufs andere etliche Namen geändert wurden...
Sorry, das ist Mist.

Wenn man sich anschaut dass in etlichen Büchern englische und deutsche
Namen munter nebeneinander existieren...... (Zum Beispiel in der
Karenta-Reihe gibt es Tinnie Tate und Eierkopf Zarth als Namen... wieso
nicht beide englisch oder beide eingedeutscht?)

Wenn Namen teilweise vollkommen sinnfrei und unnötig "übersetzt"
werden.. (Warum wurde denn bei Dragonlance Tasslehoff in Deutsch zu
Tolpan?)

Wenn man lesen kann wie Personen von sich selbst in der dritten Person
denken.... (war in irgendeinem Dragonlancebuch, die Stelle ging ungefähr
so "Huma dachte, wenn Huma das jetzt falsch macht wird Huma sterben,")

Wenn man eher das Gefühl hat einen Zeitungsartikel als einen Thriller zu
lesen.....

...dann weiss man, dass man reif ist für die Originale.

Sorry, ich habe keine Angst mehr vor schlechten Übersetzern, ich habe
keine Hoffnung mehr auf gute.

> Ich habe jetzt auch nur ein Buch versucht auf Englisch zu lesen. Das war
> der erste Teil vom Rad der Zeit von R. Jordan. Aber irgendwie war das
> nicht meins.

Der hat mir weder in Deutsch noch in Englisch zugesagt.
Vielleicht mal was anderes probieren?

> Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
> langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
> möglich.
Tja, wenn du halt kein Tauschmaterial mehr bieten kannst UND mit den
angebotenen Sachen nix anfangen kannst, was sollen die anderen dann
machen? Dir zuliebe wieder verkorkste "Übersetzungen" lesen?

Wenn jetzt alle deine Freunde anfangen würden Bücher zu lesen die dir
nicht gefallen (aber deren Sprache dir zusagt) würde das doch wohl
genauso aussehen, oder?

Wie sagte schon K.E. Ludwig: "Synchronisation ist unsere Rache an den
Allierten." ;-)

Volker aka darkon

--
(. .) "Weißt du, es gibt soviele verschiedene
( Y ) Lebewesen auf dieser Welt, und sie alle
(:)x(:) sind auf ihre Art wichtig und wertvoll."
(O)-(O) - Kermit der Frosch

Lars Birlenbach

unread,
Dec 19, 2001, 5:59:58 AM12/19/01
to
Volker Riehl schrieb:

> Wenn man eher das Gefühl hat einen Zeitungsartikel als einen Thriller zu
> lesen.....

Wenn man sich die Witze wieder zurückübersetzen muß, um sie zu
verstehen:

"Wir brauchen mehr Licht!"
"Was, ein Kampf?"
"Nein, mehr Licht!"

(Dragonlance, 1. oder 2. Band in D)

>> Gibt es auch noch andere Nicht-Puristen außer mir? Bei uns werde ich so
>> langsam als "Aussätziger" behandelt. Bücher tauschen ist auch nicht mehr
>> möglich.

Geht mir umgekehrt. Ich bin der Einzige hier, der F in Englisch
liest. Meine Bekannten beschweren sich, daß ich ihnen von tollen
Büchern vorschwärme, nur um dann festzustellen, daß es keine
Übersetzung davon gibt.


Cheers,
Lars

Ingeborg Denner

unread,
Dec 19, 2001, 7:44:55 AM12/19/01
to

Simon Paquet wrote:
>
>
> Niemand bestreitet hier das Können von W. Krege. Der Mann hat beim Hobbit

Ist der Hobbit jetzt endlich neu uebersetzt? Ich finde immer nur die
Walter Scherf-Uebersetzung und wuerde gerne mal eine andere lesen.

>
> Das Problem der Krege-Übersetzung ist ein anderes und das wurde hier auch
> schon öfter gesagt. Den HdR kann man nicht modernisieren.

Es ist ja auch nicht so, als waere die Sprache des HdR in den 50ern
zeitgenoessisches Englisch gewesen...

Ingeborg Denner

unread,
Dec 19, 2001, 7:51:53 AM12/19/01
to

Dirk Thierbach wrote:
>
> Ingeborg Denner <Ingebor...@erlf.siemens.de> wrote:
> > Dirk Thierbach wrote:
> >> Dazu hat [Krege] aber einerseits nicht die noetige
> >> stilistische Bandbreite (was auch verdammt schwierig ist),
>
> > Ich habe den Verdacht, dass *Deutsch* da (aufgrund seiner anderen
> > Entwicklungsgeschichte und Grammatik) nicht die noetige Bandbreite
> > hat...
>
> Ich denke, jede Sprache hat so eine "Bandbreite", natuerlich auch
> Deutsch.

Ich habe jetzt gerade den HdR nochmal auf Englisch gelesen, und mir ist
aufgefallen, dass z.B. Elrond sich einfach einige Freiheiten mit dem
Satzbau herausnimmt. Das gleiche im Deutschen zu tun klaenge, glaube
ich, ziemlich nach Yoda... man muss also was anderes tun um den gleichen
Effekt zu erzielen. (Das meinte ich mit 'andere Grammatik'.) Ausserdem
hat Deutsch einen gewissen Wortschatz an 'geht-nicht' Woertern (wie man
z.B. in Carroux' Fussnote zum Thema 'Auenland' sah) die einem bei einem
historisierenden Stil immer wieder gerne in die Quere kommen.

Ich bin *froh*, dass ich nur technische Texte uebersetzen muss, und das
nur selten!


>
> Aber wenn Sam "Chef" zu Frodo sagt,

Die Gewohnheit, Vorgesetzte mit 'Boss' anzureden, haben im HdR IIRC vor
allem Orks und Orkoide. Wenn man diese Stufe fuer die Hobbits verwenden
will, welche dann fuer die Orks?

Dorte Schünecke

unread,
Dec 19, 2001, 1:42:52 PM12/19/01
to

"Ingeborg Denner" <Ingebor...@erlf.siemens.de> schrieb im Newsbeitrag
news:3C208BC7...@erlf.siemens.de...

> > Niemand bestreitet hier das Können von W. Krege. Der Mann hat beim
Hobbit
>
> Ist der Hobbit jetzt endlich neu uebersetzt? Ich finde immer nur die
> Walter Scherf-Uebersetzung und wuerde gerne mal eine andere lesen.

Schon lange! Und die von Krege ist wirklich nicht schlecht. Schon komisch,
daß der selbe Mensch den HdR so verhunzen konnte... versteh ich nicht.

> > Das Problem der Krege-Übersetzung ist ein anderes und das wurde hier
auch
> > schon öfter gesagt. Den HdR kann man nicht modernisieren.
>
> Es ist ja auch nicht so, als waere die Sprache des HdR in den 50ern
> zeitgenoessisches Englisch gewesen...

Eben. Und vor allem - wer käme denn auf die Idee, z.B. den Werther neu zu
übersetzen? Haben die Engländer denn Tolkien modernisiert?


Ralf Huels

unread,
Dec 20, 2001, 12:39:47 AM12/20/01
to
Volker Riehl <dar...@gmx.de> schrieb:

> Wenn man sich anschaut dass in etlichen Büchern englische und deutsche
> Namen munter nebeneinander existieren...... (Zum Beispiel in der
> Karenta-Reihe gibt es Tinnie Tate und Eierkopf Zarth als Namen... wieso
> nicht beide englisch oder beide eingedeutscht?)

In der Knaur-Ausgabe der Belgariade kommen zwei Charaktere namens "Speer"
und "Javelin" vor :-(

Tschüß,
Ralf

--
Ralf Hüls | The only way to get rid of a
spa...@strg-alt-entf.org | temptation is to yield to it.
|
http://www.teleute.ping.de/ | Oscar Wilde

Matthias Gersch

unread,
Dec 27, 2001, 4:33:40 AM12/27/01
to
Ralf Döblitz schrieb...
[...]
>Buch aufgeben. Bei Katherine Kurtz' Deryni-Zyklen habe ich nach einer
>längeren Pause jedes Mal die ersten paar Kapitel gebraucht, nur um mich
>wieder in dieses latertümliche Englisch einzulesen. Eine Umstellung geht
>eben nicht einfach mal so, das braucht ein wenig Zeit und Ausdauer, aber
>es lohnt sich IMHO.
[...]
>Jein. Ich habe bisher nicht allzuviele wirklich gute Übersetzungen
>gesehen, aber die bleiben einem natürlich auch nicht so stark im
>Gedächtnis wie die bösen Ausrutscher (z.B. "Playgirl" mit "Spielmädchen"
>übersetzt). Manche Wortspiele lassen sich einfach nicht richtig
>rüberbringen, ähnliche Schwierigkeiten sehe ich bei altertümlichem
>Englisch, so etwas erzeugt eine bestimmte Atmosphäre, die ich in den
>Übersetzungen vermißt habe (Bücher aus dem gleichen Zyklus der Autorin,
>also wohl vom Stil durchaus vergleichbar).
[...]

Hallo Ralf,

ich gehe davon aus, dass Du mit der Autorin in dem zweiten, von mir
zitierten, Absatz auch Katherine Kurtz gemeint hast.
Dazu würde mich jetzt interessieren, welche Bücher von ihr Du schlecht
übersetzt findest. Ich habe den frühen Deryni-Zyklus (Camber von Culdi
...) auf Deutsch gelesen und war vom Sprachstil schon ein wenig
begeistert. (Übersetzungsfehler kenn ich ja keine, da ich ja nur die
Deutsche Ausgabe gelesen habe;-) )

Jetzt bin ich auf der Suche nach weiteren Büchern von K.Kurtz, die aber
zur Zeit anscheinend nicht auf Deutsch zu haben sind (ja, ich weiß, bis
auf die "Erben von Sankt Camber). Deswegen würde ich sie durchaus auf
englisch lesen, wenn die Übersetzungen wirklich so schlecht sind.

Ah, noch was, so an alle:

Kann mir jemand sagen, von welchen Übersetzungen man generell Abstand
nehmen sollte, also welcher Übersetzer im Großen und ganzen nur ...t
produziert?

Noch einen angenehmen Tageszyklus
Matthias
--
Der Computer ist Ihr Freund.
Alle Bürger der Sicherheitsstufe Rot erhalten
gratis eine Ration Burbsi-Blubberbrause.
Vielen Dank für Ihre Kooperation.

Ralf Döblitz

unread,
Dec 27, 2001, 3:18:04 PM12/27/01
to
Matthias Gersch <matthia...@freenet.de> schrieb:
[...]

>ich gehe davon aus, dass Du mit der Autorin in dem zweiten, von mir
>zitierten, Absatz auch Katherine Kurtz gemeint hast.

Ja, das stimmt.

>Dazu würde mich jetzt interessieren, welche Bücher von ihr Du schlecht
>übersetzt findest. Ich habe den frühen Deryni-Zyklus (Camber von Culdi
>...) auf Deutsch gelesen und war vom Sprachstil schon ein wenig
>begeistert. (Übersetzungsfehler kenn ich ja keine, da ich ja nur die
>Deutsche Ausgabe gelesen habe;-) )

Eigentlich nciht schelcht übersetzt, allerdings fand ich die durch die
altertümliche Sprache (mit)erzeugte Atmosphäre bei den Originalausgaben
eindringlicher. Das ist allerdings schon ein paar Jährchen her, mag
sein, daß mich mein Gedächtnis ein wenig täuscht. Auf deutsch habe ich
den frühen Deryni-Zyklus sowie die beiden nächsten Bände gelesen, die
Übersetzung war wirklich gut. Nur hatte die Originalversion der anderen
Bände auf mich eine stärkere Wirkung, mag sein, daß im englischen der
Unterschied zwischen aktueller und altertümlicher Sprache stärker wirkt
bzw. man länger für die Gewöhnung braucht als beim deutschen Text.


>Jetzt bin ich auf der Suche nach weiteren Büchern von K.Kurtz, die aber
>zur Zeit anscheinend nicht auf Deutsch zu haben sind (ja, ich weiß, bis
>auf die "Erben von Sankt Camber). Deswegen würde ich sie durchaus auf
>englisch lesen, wenn die Übersetzungen wirklich so schlecht sind.

Nein, ich fand sie sehr gut lesbar. Aber wenn man die Bücher gerade
sowieso nicht auf deutsch bekommen kann, dann ist das natürlich ein
guter Grund, mal die Originale zu versuchen. ;-)

Dummerweise führt das dann in der nächsten Stufe (wenn man zu ungeduldig
ist ...) zur Umstellung von Paperback auf Hardcover - und das geht dann
leider richtig ins Geld.

Ralf
--
Ralf Döblitz * Schapenstr. 6 * 38104 Braunschweig * Germany
»Ich meine, nichts gegen Übersetzungen, aber man muß sich halt bewußt
sein, daß man aus der Mülltonne ißt.«
Christian "naddy" Weisgerber in de.rec.sf.misc

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