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FAQ: Destilliertes Wasser

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Rolf Heckemann

unread,
Jan 28, 1996, 3:00:00 AM1/28/96
to
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*** FAQ: Trinken von destilliertem Wasser ***
*** Version vom 28.1.1996 ***
*** Rolf.He...@uni-muenster.de ***
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Copyright: "FAQ: Trinken von destilliertem Wasser" darf in der
Originalfassung, auch auszugsweise nur unter Einschluss
dieser Copyright-Notiz weitergegeben werden. Aenderungs-
und Ergaenzungsvorschlaege bitte an den Author,
Rolf Heckemann (Email s.o.).
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Inhalt:

1. Ist das Trinken von destilliertem Wasser schaedlich?
2. Platzen davon nicht die Zellen?
3. Aber da sind doch gar keine Mineralstoffe drin!
4. Wird der Elektrolythaushalt dadurch nicht gestoert?
5. Mein Chemielehrer hat aber gesagt...
6. Mein Arzt hat aber gesagt...
7. Schmeckt das nicht eklig?
8. Und wozu soll es gut sein?
9. Gibt es Gegenanzeigen?
10. Wie stellt man destilliertes Wasser her? Ist der Aufwand gerechtfertigt?
11. Thanx
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1. Ist das Trinken von destilliertem Wasser schaedlich?

Nein. Es gibt in der relevanten medizinischen, pharmazeutischen und
toxikologischen Literatur keinen Hinweis auf schaedliche Wirkungen
von destilliertem Wasser bei gesunden Individuen (recherchiert von 1966
bis 1995).


2. Platzen davon nicht die Zellen?

Sehr beliebt ist das Beispiel von den roten Blutkoerperchen, die auf-
quellen und platzen, wenn man destilliertes Wasser hinzugibt. Man kann
dieses Experiment mit gleichem Ergebnis mit Leitungs- oder Mineralwasser
durchfuehren. Entscheidend ist, dass die verwendete Loesung gering kon-
zentriert ist: Wenn die Osmolaritaet (Konzentration osmotisch wirksamer
Teilchen) kleiner ist als die des Inhalts der Blutkoerperchen, findet
ein Einstrom von Fluessigkeit statt, bis entweder auf beiden Seiten der
Membran die gleiche Osmolaritaet herrscht oder das Blutkoerperchen geplatzt
ist. Die Konsequenz daraus ist einzig, dass man behutsam sein muss, wenn
man Wasser bzw. duenne Loesungen *in ein Blutgefaess* spritzt, damit es
sich langsam im Blutstrom verteilt, ohne dass nennenswerte Konzentrations-
gradienten auftreten. Mit dem Trinken von Wasser hat das Experiment rein
gar nichts zu tun. Dabei kommt es naemlich nur mit Haut und Schleimhaut
in Kontakt, die gegen solche osmotischen Angriffe ausgesprochen gut ge-
schuetzt ist. (Sonst wuerde man sich ja bei jedem Vollbad aufloesen!)
Bereits im Magen spielt es keine Rolle mehr, ob das Getraenk urspruenglich
0 Milliosmol (destill. Wasser) oder 5 Milliosmol (Leitungswasser, ca.)
hatte, denn es ist mit osmotisch wirksamen Teilchen aus dem Magensaft auf
groessenordnungsmaessig 100 - 1000 mosm aufgesaettigt.


3. Aber da sind doch gar keine Mineralstoffe drin!

Richtig, und das ist auch gut so. Der ueberwiegende Teil der geloesten
Substanzen im Leitungs- oder Mineralwasser ist naemlich der Gesundheit
nicht foerderlich:

- Natrium: Wird fuer Bluthochdruck verantwortlich gemacht. Natriumarme
Diaeten werden haeufig bei Herz-Kreislauferkrankungen empfohlen.

- Calcium: Liegt im Leitungs-/Mineralwasser zumeist in schwerloeslichen
Verbindungen vor und wird daraus nicht in nennenswertem Umfang in
nutzbarer Form resorbiert, belastet aber die Ausscheidungsfunktionen.

- Nitrat: Um diesen Bestandteil des Wassers tobt schon seit Jahren
die Diskussion. Nitrat geht infolge der landwirtschaftlichen Verwen-
dung (als Kunst- bzw. Jaucheduenger) ins Grundwasser und in die
Fluesse ueber. Die gesetzlichen Grenzwerte fuer den Nitratgehalt im
Trinkwasser sind recht grosszuegig angegeben; fuer die Zubereitung
von Saeuglingsnahrung ist Trinkwasser schon nicht mehr geeignet,
wenn es bis zum gesetzlichen Grenzwert nitratbelastet ist. Vielerorts
wird dieser Wert auch ueberschritten.

- Metalle: Sind infolge industrieller Verwendung ueberall in der Umwelt
vorhanden. Schon in kleinen Mengen langfristig giftig sind Quecksilber,
Blei und Cadmium, da sie sich in Koerpergeweben ansammeln.

- Chlor: Wird in vielen Bereichen dem Trinkwasser zwecks Desinfektion
zugefuegt. In hoeheren Konzentrationen wirkt es schleimhautreizend.
Es beeintraechtigt den Geschmack erheblich.

- Fluor: Wird z. T. im Ausland unter dem Vorwand der Kariesprophylaxe
dem Trinkwasser zugesetzt. Gleiches wird bei uns diskutiert.

- Jod: Wird z. T. im Ausland unter dem Vorwand der Prophylaxe von
Schilddruesenerkrankungen dem Trinkwasser zugesetzt. Gleiches wird
bei uns diskutiert.

(Liste wird ergaenzt)

Durch Destillation werden all diese Bestandteile effizient entfernt
(Zahlen auf Anfrage), bei entsprechendem Aufbau der Anlage sogar die
fluechtigen (wenn das kondensierende Wasser sich mit der Umgebungsluft
frei austauschen kann). Auch Mikroorganismen sind nach Destillation
kein Thema mehr.


4. Wird der Elektrolythaushalt dadurch nicht gestoert?

Nein. Ich habe bei Trinkmengen von bis zu vier Litern Aquadest innerhalb
von zwei Stunden keine Auswirkungen im Sinne von Elektrolytstoerungen
beobachtet. Das ist auch rechnerisch plausibel (s.o.): Im Koerper werden
alle Getraenke auf isotonische Konzentration (ca. 300 mosm) angepasst.
Ob die Ausgangsloesung dabei 0, 5 oder 500 mosm hatte, ist unerheblich.


5. Mein Chemielehrer hat aber gesagt...

Chemielehrer haben verstaendlicherweise Bedenken, wenn sich Schueler
aus Experimentierfreude dieses oder jenes aus den Bestaenden des
Schullabors zu Gemuete fuehren wollen. Es existieren auch wohlueber-
legte Vorschriften ueber Verhaltensweisen in Labors, die grundsaetzlich
das Essen und Trinken in solchen Raeumen untersagen.

Ausserdem ist das "Aquadest" in Chemielabors meist nicht destilliert,
sondern mit Hilfe von Ionenaustauschersaeulen entmineralisiert. Das
so gereinigte Wasser genuegt den Anforderungen der Experimentalchemie,
ist aber hygienisch (wochenlang steht das feuchte Zeug da herum) und
chemisch (was geraet in das Wasser hinein?) bedenklich.


6. Mein Arzt hat aber gesagt...

Wenn man einem Arzt eine Frage stellt zu einem Thema, mit dem er sich
noch nie auseinandergesetzt hat, wird er geneigt sein, seine Unkenntnis
zu tarnen und trotzdem eine Antwort zu geben, mit der er dann auf der
sicheren Seite ist. Fuer den Arzt ist es also am ungefaehrlichsten, vom
Trinken destillierten Wassers abzuraten, weil es noch keine Uebereinkunft
gibt, dass es schaedlich sei, *kein* destilliertes Wasser zu trinken.


7. Schmeckt das nicht eklig?

Im Gegenteil. Das schoene an Aquadest ist, dass es keinen Eigengeschmack
hat. Es ist bei jeder Trinktemperatur zwischen 5 und 50 Grad erfrischend
und angenehm. Dabei nimmt es Geschmacksstoffe sehr leicht an: Noch nie
hat Tee oder Kaffee so gut geschmeckt wie bei Zubereitung mit destilliertem
Wasser. Darueberhinaus gibt es keine Truebungen, Schlieren oder oelige
Schichten mehr, die den Genuss beeintraechtigen.


8. Und wozu soll es gut sein?

Hier nenne ich meine persoenlichen Erfahrungen und subjektiven Eindruecke
bewusst zuerst. Um positive Auswirkungen mit derzeit wissenschaftlich
anerkannten Methoden nachzuweisen, fehlt mir das Geld und die Ausstattung.
Wobei es durchaus plausibel ist, ueber das Fehlen von Giftstoffen hinaus
weitere wuenschenswerte Wirkungen zu postulieren, was ich auch im folgenden
einfliessen lasse.

- Aquadest foerdert die Diurese (Nierentaetigkeit).
Bei mir fuehrt Aquadest zu einer Steigerung der Harnproduktion.
Dabei ist diese Wirkung deutlicher als bei nichtdestilliertem Wasser
und tritt bereits nach einer geringeren Trinkmenge (0,2 l) ein.
Dadurch verringert sich das Risiko der Bildung von Nierensteinen.
Moeglicherweise werden sogar Ablagerungen durch Calciumcarbonat, die
bereits in der Niere bestehen, wieder abgebaut.

- Aquadest wirkt neutralisierend im Saeure-Basen-Haushalt.
Sodbrennen ist ein leidiges Problem, dass oft durch Saeureueber-
schuss im Organismus bedingt ist. Dabei wird zuviel Magensaeure produ-
ziert. Wenn diese dann in die Speiseroehre "ueberschwappt", entstehen
die Beschwerden. Es hilft, wenn man die Saeure direkt im Magen neutra-
lisiert. Besser ist es, die gesamte Stoffwechsellage in Richtung
Neutralitaet zu veraendern. Destilliertes Wasser leistet dies.
Weiter Folgen der Uebersaeuerung, die durch Aquadest verhindert
werden koennen, sind Gicht und andere Formen von Gelenkentzuendungen,
Magengeschwuere sowie Uebellaunigkeit :-)

- Aquadest ist leichter und angenehmer zu trinken.
Erwachsene neigen dazu, ihren Durst zu ignorieren. Im allgemeinen
wird zuwenig getrunken (zumindest Alkoholfreies :-) ). Viel zu viele
Leute "laufen trocken", Trinkmengen ueber 1,5 Liter pro Tag sind die
Ausnahme. Dabei ist es fuer die Ausscheidungsprozesse wuenschenswert,
dass immer reichlich Wasser zur Verfuegung steht. Wie kommt's? Meiner
Meinung nach liegt es daran, dass die ueblichen Getraenke in den not-
wendigen Mengen einfach zu unangenehm zu trinken sind, und zwar wegen
der Kohlensaeure, die einen zum Aufstossen zwingt, oder wegen des
Geschmacks, der durch die ach so gesunden Mineralien verdorben ist.
(Kohlensaeure wird dem Mineralwasser ja hauptsaechlich zur Ueberdeckung
dieses Geschmacks zugesetzt.) Aquadest ist hier wegen seiner Frische
und Neutralitaet optimal.
In anderen europaeischen Laendern (Belgien, Holland, Grossbritannien)
haben sich mineralstoffarme, kohlensaeurefreie Waesser ziemlich eta-
bliert. Weil's umso besser bekommt (und schmeckt), je weniger Mineral
drin ist.

(Liste wird ergaenzt)


9. Gibt es Gegenanzeigen?

- Niereninsuffizienz:
Bei Einschraenkung der Nierenfunktion ist Vorsicht geboten. Hier wird
aerztlicherseits meist eine Einschraenkung der Trinkmenge empfohlen.
Dementsprechend sollte man in dieser Situation allenfalls nur wenig
destilliertes Wasser trinken.

- Hypotone Hyperhydratation:
In dieser Stoffwechselsituation, die zum Glueck selten ist (zum
Beispiel bei in Süsswasser Beihnaheertrunkenen), ist Aquadest natuerlich
streng kontraindiziert. Aber wer wuerde schon auf die Idee kommen... :-)


10. Wie stellt man destilliertes Wasser her? Ist der Aufwand gerechtfertigt?

Ich verwende einen Apparat, den man kaufen kann (ca. 600 DM), und der in
5,5 Stunden 4 Liter Wasser destilliert, und zwar im Sinne der Definition
durch Verdampfen und Kondensieren. Den Begriff "Dampfdestillation" finde
ich ungluecklich, weil er suggeriert, dass es noch andere Destillationen
gibt als die "Dampfdestillation".

Bei einer Leistung von 580 Watt errechnen sich fuer mich Energiekosten
von ca. 20 Pfennig pro Liter destillierten Wassers, wobei ich mehr trinke
als zuvor. Dem steht gegenueber, dass ich den Aufwand einspare, Mineral-
wasser zu kaufen und zu transportieren.

Die Anschaffungskosten sind angesichts des Material- und Konstruktions-
aufwands fuer das Geraet sicher zu hoch. Es liegt wohl an der geringen
Stueckzahl, die derzeit (noch?) hergestellt wird, und an mangelnder
Herstellerkonkurrenz. Andererseits amortisiert sich das Geraet durch
Einsparung von Mineralwasser binnen 3 Jahren.

Der Zuwachs an Lebensqualitaet, seit ich vor gut einem Jahr angefangen
habe zu destillieren, rechtfertigt die Kosten fuer mich auf jeden Fall.

Moeglicherweise wird die Rechnung demnaechst anders aussehen, wenn ich
die Eignung einer Austauschersaeule teste, die fuer analytische Zwecke
hochreines Wasser herstellt und ohne Zufuhr elektrischer Energie auskommt.
Weitere Perspektiven ergeben sich durch die moegliche Konstruktion einer
Sonnendestille (s. R. Nehberg: "Let's fetz").


11. Thanx

Grosser Dank gebuehrt Claudia Bianga, Berlin, die mir das erste Glas ange-
boten hat (das mich gleich ueberzeugte). Johannes Heckemann, Wunstorf,
hat zahlreiche systematische Untersuchungen an sich selbst durchgefuehrt
und mit den Ergebnissen meine Erfahrungen ergaenzt. Uebereinstimmend
ueberzeugt ist auch Georges Koch, Kassel, der mir dankenswerterweise
die Ergebnisse seiner praezisen Selbstbeobachtung nach dem Trinken von
destilliertem Wasser mitgeteilt hat. Uli "Caesar" Luethen, Paderborn,
danke ich fuer unermuedliches kritisches Infragestellen meiner Thesen
waehrend einer Diskussion in de.sci.medizin.

-- TEST THE DEST! --
____________________________________________________________________________


Thilo Pfennig

unread,
Jan 30, 1996, 3:00:00 AM1/30/96
to

In article <4egmbg$17...@majestix.uni-muenster.de>, Rolf Heckemann writes:


> - Aquadest ist leichter und angenehmer zu trinken.
> Erwachsene neigen dazu, ihren Durst zu ignorieren. Im allgemeinen
> wird zuwenig getrunken (zumindest Alkoholfreies :-) ). Viel zu viele
> Leute "laufen trocken", Trinkmengen ueber 1,5 Liter pro Tag sind die
> Ausnahme. Dabei ist es fuer die Ausscheidungsprozesse wuenschenswert,
> dass immer reichlich Wasser zur Verfuegung steht.

Ich habe mal ein Seminar bei einem Nephrolohie-Professor gehabt, der in
Kiel ein Diabetikerzentrum leitet. Der hat uns erzählt, daß "viel trinken,
hilft viel" genauso unbewiesen ist. Die Ausscheidungsleistung der Niere
kann durch Wasseraufnahme nicht gesteigert werden, allenfalls kann der Urin
, der aus der Harnblase kommt verdünnt werden.

O.g. Behauptung ist also auch so ein Märchen, wie das, mit dem Du hier
aufgeräumt hast.

> Bei einer Leistung von 580 Watt errechnen sich fuer mich Energiekosten
> von ca. 20 Pfennig pro Liter destillierten Wassers, wobei ich mehr
> trinke
> als zuvor. Dem steht gegenueber, dass ich den Aufwand einspare,
Mineral-
> wasser zu kaufen und zu transportieren.

Und die Folgen für die Umwelt? Die Energie, die Du aufwenden muß, muß
natürlich erzeugt werden. Sicher kann man vergleichsweise behaupten, daß
auch Mineralwasser, daß aus dem Boden geholt, behandelt und transportiert
wird, da nicht ganz ohne ist. (Wer weiß, was da besser wegkommt?)

Alleine die Kosten lasse ich aber nicht gelten. Ich selbst trinke
hauptsöchlich Tees in verschiedenen Variationen (Grünen, Kräuter,
Schwarzen) statt Minderalwasser- und ab und zu mal Wasser aus der Leitung.


--
http://www.kiel.netsurf.de/homes/Thilo.Pfennig/
T.Pfennig - Kiel,Germany - mailto:Thilo....@kiel.netsurf.de

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