Warum soll ich mich an die Regeln halten?
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Ein Erklärungsversuch
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Du bist neu im Usenet? Herzlich Willkommen!
Du hast einfach drauflosgepostet und Dir Reaktionen wie "Lies dni!",
"Kürze Deine Sig." oder "Gib Deinen Realnamen an!" eingefangen?
Und jetzt fragst Du Dich, was das alles soll und warum diese ganzen
Sachen von Dir verlangt werden, wo doch alle Welt das Netz als gegen
jeden Spleen höchst duldsames Medium hochlobt? Du fragst Dich, warum
wird man hier mit ganz normalen Verhaltenserwartungen konfrontiert
wirst, obwohl es vielerorts heißt, "das Netz ist Anarchy!"?
Du fragst Dich: Warum soll ich mich an diese Regeln halten?
Du fragst Dich: Warum diese ganzen Zurechtweisungen in dnq?
Du fragst Dich: Was ist RFC, Netiquette, DAU, Troll, *PLONK* und so?
Du fragst Dich: Warum reiten die hier so auf "Usenet ist nicht Internet" rum?
Du fragst Dich: Was ist die Netiquette? Wer hat sie beschlossen?
Du fragst Dich: Warum regen sich die Leute über die Formatierung meiner
Artikel auf? Es kommt doch auf den Inhalt an!
Du fragst Dich: Warum nur vier Zeilen Sig., fünf gehen doch auch?
Du fragst Dich: Warum ist DAUERNDES GROSSSCHREIBEN verpönt?
Du fragst Dich: Warum darf ich nicht in HTML und mit Visitenkarte posten?
Du fragst Dich: Warum wollen diese Leute keine Pseudonyme dulden?
Du fragst Dich: Was haben die bloß gegen die veränderte Adresse?
Du fragst Dich: Was kann mir schon passieren, wenn ich auf die Regeln pfeife?
Wenn Du Dir eine oder mehrere dieser Fragen stellst, dann bist Du
hier genau richtig; Du kannst das in aller Ruhe nachlesen.
Warum überhaupt an die Regeln hier halten ?
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Dazu Zitate zweier Netzpersönlichkeiten:
"Das Usenet ist so ein wunderbares, aber zerbrechliches Medium
und so viele treten es so in den Dreck und machen es unbenutzbar
- sei es durch Absicht oder Gedankenlosigkeit, was vom Ergebnis
das gleiche ist." - Bettina Fink in d.n.q.
"Ich persönlich benutze News als eine mir sehr wichtig gewordene
Informationsquelle, sowohl privat als auch beruflich. Dieses hat einen
Überfluß an quantitativer Information und oft ein Defizit an inhaltlicher
Information. Hinzu kommen mehr und mehr neue User, sowohl die Anzahl der
Daus als auch die der Newbies nimmt zu." - Nicole Simon in d.n.q.
Warum diese Zurechtweisungen in dnq?
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de.newusers.questions (kurz: "dnq") ist so etwas wie die Anlaufstelle
für alle, die im Usenet neu sind. "Neulinge fragen, Experten
antworten" lautete daher früher die Kurzbeschreibung dieser Gruppe.
Dadurch, daß es in dnq sehr viele Neulinge gibt, fallen eben auch immer
wieder Ungeschicklichkeiten im Umgang mit dem Newsreader oder bei der
Wahl desselben auf. Oft sind diese Dinge wirklich unabsichtlich, und so
weisen die erfahreneren User immer wieder darauf hin, wie man diesen
oder jenen Mangel abstellt oder wo man etwas darüber erfahren kann.
Diese Hinweise, ebenso wie andere im Hinblick auf Realname, Signatur
und ähnliches, sind kein Selbstzweck. Es sind in aller Regel freundlich
gemeinte Hinweise, die das Zurechtfinden im Netz erleichtern sollen.
Bevor man das kritisiert, sollte man bedenken: In dnq wird man noch
auf solche Dinge hingewiesen. In vielen anderen Gruppen würdest Du
schlichtweg nicht ernst genommen und in der Folge nicht weiter gelesen.
Was ist RFC, DAU, Troll, *PLONK* und so?
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RFC ("Request for Comment"): Trotz des Namens handelt es sich um
einen anerkannten Standard. Die RFCs beschreiben die technischen
Grundlagen des Netzes und dessen Übertragungsprotokolle. So befaßt
sich beispielsweise der RFC 1036 und sein "Nachfolger", der
son-of-RFC-1036 mit dem technischen Aufbau eines Newsartikels.
DAU heißt "dümmster anzunehmender User" und ist ein Schimpfwort für
jemanden, der sich trotz gegenteiliger Ratschläge hartnäckig
danebenbenimmt.
Eine recht neue Wortschöpfung ist der "Vollquottel", was wohl aus
einer Verschmelzung von "vollquotender Trottel" entstanden ist.
Gemeint ist damit eine Person, die einen Bezugsartikel in voller Länge
quotet (also zitiert), obwohl er oder sie nur ein "So sehe ich das auch!"
oder ähnliches zur Diskussion beiträgt und das in vielen Fällen auch
noch über den gequoteten Text schreibt statt darunter.
Als Troll wurde ursprünglich ein Artikel mit Regelverstößen
bezeichnet, der nur gepostet wurde, damit sich der Autor dieses
Artikels an den verärgerten Reaktionen weiden konnte. Inzwischen hat es
sich eingebürgert, nicht nur den Artikel, sondern auch seinen Autor als
Troll zu bezeichnen.
Ein *PLONK* heißt: Ich lese ab jetzt Deine Artikel nicht mehr.
Warum reiten die hier so auf "Usenet ist nicht Internet" rum?
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Das hat historische Gründe. Nicht jeder Rechner, der mit
Usenet-Artikeln versorgt wird, ist auch ans Internet angebunden. Das
hat technische Gründe; wer sich damit nicht aufhalten will, sagt:
"Internet ist das Ding mit den Kabeln
- Usenet ist das Ding mit den Menschen" (Hubert Partl)
Was ist die Netiquette? Wer hat sie beschlossen?
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Die Netiquette ist eine Konvention über erwünschtes Verhalten im
Netz. Darin wird beschrieben, welche Verhaltensweisen im Netz
anerkannt werden und welche eher Ablehnung hervorrufen. Man kann
sagen, daß sie im Prinzip die Beschreibung sozialverträglichen
Verhaltens im Alltag im Hinblick auf das Usenet ist - die Normen
unterscheiden sich kaum.
Grundsätzlich baut die Netiquette auf dem Konsens des Netzes auf.
Ihr derzeitiger Maintainer hat sie 1997 einer größeren Renovierung
unterzogen, deren Ergebnis in einer Abstimmung breite Billigung fand.
Trotzdem hat die Netiquette weiterhin nicht den Charakter einer
verbindlichen Regel, sondern wird als eine Empfehlung betrachtet -
allerdings eine mit großem Gewicht.
Warum regen sich die Leute über die Formatierung meiner Artikel auf?
Es kommt doch auf den Inhalt an!
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Wer einen Artikel schreibt, will gelesen werden. Daher ist es schon
im eigenen Interesse, den Text so zu verfassen, daß er auch gut
lesbar ist. Es gibt Leute, die lesen viele hundert Artikel pro Tag,
da ist jede Erschwernis mehr als störend. Außerdem liegt der Schluß
nahe, daß jemand, der die äußere Form seiner Artikel vernachlässigt,
sich auch mit dem Inhalt keine große Mühe gegeben hat.
Um eine gute Lesbarkeit zu erreichen, gibt es nur recht wenige Punkte
zu beachten. Am auffälligsten ist ein Problem mit den Umbrüchen; weder
eigene Textbeiträge noch zitierte Textstellen (Quotes) sollten
unmotivierte Umbrüche enthalten (abwechselnd lange und sehr kurze
Zeilen, das so genannte Kammmuster). Ebenso auffällig (und auch
störend) sind falsch codierte Umlaute oder andere Sonderzeichen. Diese
Formmängel sind im Usenet das Äquivalent zum Fingernagel-Kratzen auf
der Kreidetafel oder Fett- und Tintenflecken auf Papier und werden
genausowenig gerne gesehen.
Noch ein paar Tips: Zwischen Quotes und eigenem Text helfen Leerzeilen,
die Textzusammenhänge mit einem Blick zu erfassen; auch ist es hilfreich,
seinen eigenen Text in mehrere Absätze aufzuteilen. Quotes schließlich
einheitlich durch Quotezeichen am Zeilenanfang (>) kennzeichnen. Für
Zitate aus Dritt-Texten hat sich das Quote-Zeichen "|" eingebürgert.
Warum nur vier Zeilen Sig., fünf gehen doch auch?
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Du erinnerst Dich an den "son-of-RFC-1036"? Darin ist festgelegt,
daß eine Signatur höchstens vier Zeilen umfaßt, dazu kommt der
Abtrenner "-- " (Minus Minus Leerzeichen). Der Grund für
das "Herumreiten" auf dieser Regel besteht darin, daß die Signatur
keine für den Inhalt des Artikels relevanten Informationen enthält.
Wenn man eine Ausweitung des Limits akzeptierte, kämen sehr bald die
ersten an, die bei vier Zeilen Text 20 Zeilen Signatur drankleben.
Und das wären doch keine schönen Aussichten, oder?
Warum ist DAUERNDES GROSSSCHREIBEN verpönt?
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Das gilt als Schreien und solches ist hier nicht gerne gesehen.
Darauf weisen Kommentare wie "Deine Shift-Taste klemmt" hin. Als
genauso penetrant gilt übrigens auch das übermäßige Verwenden von
"!!!!!", "??????" usw. Das bringt nichts und hat meist auch noch
angesäuerte Kommentare zur Folge.
Warum darf ich nicht in HTML und mit Visitenkarte posten?
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Das Usenet ist ein rein textbasiertes Medium. HTML ist eine
Dokumentenbeschreibungssprache, die von den meisten gebräuchlichen
Newsreadern nicht verarbeitet werden kann. Aus naheliegenden Gründen:
HTML ist Basis für WWW-Pages, hat aber im Usenet nichts verloren,
sondern verschwendet dort nur Speicherplatz und Bandbreite. Aus
diesem Grund solltest Du davon absehen, bei Usenet-Postings HTML zu
verwenden. Dasselbe gilt für die sogenannten "Visitenkarten", die im
Usenet ebenfalls nicht gerne gesehen sind. Aufgrund der Reaktion des
Netzes hat sogar die Firma Netscape angekündigt, in zukünftige
Versionen ihrer Newssoftware Funktionen einzubauen, die das
versehentliche Verwenden von HTML in Newsgroups verhindern sollen.
Warum wollen diese Leute keine Pseudonyme dulden?
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Der Grund ist einfach: Die erfahrenen User haben in der Vergangenheit
sehr, sehr schlechte Erfahrungen mit pseudonymen Autoren gemacht. Die
meisten waren der Ansicht, im - vermeintlichen - Deckmäntelchen der
Anonymität mal so richtig die Sau rauslassen zu können. Sie haben dem
Netz damit schwer geschadet und darüber hinaus eine äußerst
skeptische Haltung pseudonymen Postern gegenüber erzeugt.
Es gibt zwar auch im de-Usenet einzelne Gruppen, in denen aus
bestimmten Gründen die Verwendung von Pseudonymen geduldet wird.
dnq zählt aber mit Sicherheit nicht zu diesen Bereichen, sodaß hier
die Angabe des Realnamens allgemein erwartet wird. Unter "Realname"
wird meist ein ausgeschriebener Vorname plus Nachname verstanden.
Spezielle Regeltexte legen aber beispielsweise für Abstimmungen
mitunter davon abweichende Definitionen fest.
Was haben die bloß gegen die veränderte Adresse?
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Du bist gerüffelt worden, weil Du in Deine E-Mail-Adresse Dinge
eingebaut hast, die dort nicht reingehören? Sowas wie
abcd....@irgendwas.de?
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Diese Adreßverfälschungen sind aus vielen Gründen nicht gerne gesehen.
Erstens möchte Dir vielleicht ein hilfsbereiter User per E-Mail
weitere Hinweise geben, es ist ihm aber zu blöd, in der Adresse
herumzupfriemeln - keine Hilfe. Zweitens sieht jemand die Verfälschung
nicht und verschickt trotzdem eine Mail. Dann kriegt er das Teil nicht nur
zurück - der zuständige Postmaster kriegt noch eine Fehlermeldung und
fragt sich womöglich, ob an seinem Mailsystem etwas nicht stimmt.
Schließlich entfernen manche Spammer derartige Verfälschungen in den
Adressen schon automatisch.
Ergo: Durch Adreßverfälschungen bürdest Du anderen Usern und
womöglich auch Admins unnötigerweise zusätzliche Arbeit auf und es
ist abzusehen, daß dies auch auf Dauer kein wirksamer Spamschutz ist.
Weitere Informationen findest Du dazu auf folgender WWW-Page:
http://home.pages.de/~gerlo/falsche-email-adressen.html
Was kann mir schon passieren, wenn ich auf die Regeln pfeife?
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Verbieten, das ist klar, kann Dir hier niemand etwas. Aber das Netz
hat einige Mittel, um sich gegen unerwünschte Verhaltensweisen
abzugrenzen und Störenfriede in die Schranken zu weisen:
* Siezen
Normalerweise - so auch hier - wirst Du im Netz mit "Du" angeredet
(große Ausnahme: Netiquette und einige Texte in dni). Wenn jemand
sonstwo im Netz mit "Sie" angeredet wird, ist das ein Zeichen dafür,
daß er unangenehm auffällt.
* "GEH WEG!"
Eine Aufforderung, ein vielfach bemängeltes Verhalten abzustellen
oder das Netz zu verlassen, wenn man nicht dazu bereit ist.
* *PLONK*
Ein Hinweis auf einen Eintrag ins Killfile und, wenn dies öffentlich
bekanntgegeben wird, gleichzeitig ein Aufruf, es dem Plonker
gleichzutun. Wenn Du von mehreren arrivierten Usern ein *PLONK*
erhältst, solltest Du das angeprangerte Verhalten schnell abstellen, da
Du sonst recht schnell von sehr vielen Leuten nicht mehr
ernstgenommen wirst, wenn man Deine Artikel überhaupt noch liest.
* Merkbefreiung
Keine besonders schmeichelhafte Auszeichnung auf der Grenze zwischen
Ironie, Zynik und totalem Quatsch. Wenn Du eine Merkbefreiung
erhalten solltest, dann wird eine erhebliche Anstrengung notwendig
sein, um Deinen guten Ruf im Netz wiederherzustellen - kann aber auch
sein, daß irgendein Regular nur einen schlechten Tag erwischt hat.
* Beschwerde an Provider
Bei besonders schweren Regelverstößen (z.B. ehrenrührige
Beleidigungen gegen andere Teilnehmer) wird man es nicht bei den
obigen Aktionen bewenden lassen, sondern sich bei Deinem Provider
beschweren. Der könnte Dir den Netzzugang sperren, also solltest Du
entsprechende Ankündigungen nicht auf die leichte Schulter nehmen.
* UDP
Das obere Ende der Skala bildet der "Usenet Death Penalty", der
bislang nur gegen ganze Domains und Provider verhängt wurde; dessen
Anwendung gegen Einzelne bei unerträglich gewordenem Fehlverhalten
aber durchaus denkbar ist. UDP bedeutet globale Löschung eines
jeden Artikels des so Behandelten oder das Unterbinden der
Weiterleitung solcher Artikel. Ein "geUDPter" User wäre im Netz
gleichsam zur Stummheit verurteilt.
Was noch?
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Jetzt hast Du einen Einblick in manche Empfindlichkeiten der Netzes
gewonnen. Du findest es immer noch kleinlich und überzogen? Nun, das
ist ehrlich gesagt normal. Allerdings wirst Du mit fortschreitender
Netzerfahrung immer mehr sehen, wie sich die hier angesprochenen
Punkte bewahrheiten.
Und Du wirst auch verstehen, warum manche der Experten so gereizt
klingen: Niemand beantwortet gerne dieselbe Frage fünf mal
hintereinander, nur weil die Fragesteller die vorherigen Artikel
nicht lesen wollen. Auch die Experten sind nur Menschen.
Das Usenet läßt dir den Raum, deine Ideen und Meinungen - zu
welchem Thema auch immer - einzubringen und dich darüber mit vielen
anderen ausführlich auszutauschen. Daß für das "wie" aber einige wenige
Regeln zu beachten sind, damit Fairness und Rücksichtnahme gegenüber den
anderen Teilnehmern gewahrt bleiben, hast Du nun sicherlich verstanden.
Und jetzt: Viel Spaß im Netz!
Danksagungen
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Für ihre Mithilfe und die kritischen Anmerkungen bei der Entstehung
dieses Texte danke ich neben den bereits namentlich genannten
Personen auch:
- Christof Awater <chri...@paefken.westfalen.de>
- Florian Kühnert <su...@gmx.de>
- Markus Mehring <m...@gmx.net>
- Boris 'pi' Piwinger <3....@detebe.org>
- Klaus Urban <marsu...@gmx.de>
- Stephan Wenzel <Gir...@gmx.net>
...und allen anderen, die mir durch ihre Kommentare geholfen haben.
Tippfehler sind Eigentum ihres Finders! :-) UT/01.05.2002