- RPS I: Nationales Internet - Radikale Pläne der
Phonoindustrie
- RPS II: Konsequenzen von RPS
- RPS III: Wenn geistiges Eigentum zum Unwesen wird
- EU workshop on Free Software / Open Source [FWD]
- Open Source als Rechtsgebiet
- Verteilte Angriffe auf zentrale Dienste (DDoS)
- Internet - ungebremstes Wachstum
- Spinnwebe - Viren schneller als der Wirt
- Kurzinformation zum NETPOL-Digest
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Subject: RPS I: Nationales Internet
From: Patrick Goltzsch <Patrick....@Hanse.de>
Date: Mon, 21 Feb 2000 17:27 +0100
Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V. -
Deutsche Landesgruppe der IFPI e.V. - [1] verfolgt radikale
Pläne, dem Urheberrecht im Internet Geltung zu verschaffen.
Von den technischen Mitteln verspricht man sich, nationale
Grenzen und damit nationales Recht im Internet durchsetzen
zu können.
Bereits im September berichtete Telepolis[2] über ein System
der Phono-Industrie namens »Rights Protection System«
(RPS). Anlässlich einer im Februar vom Bundeskriminalamt
veranstalteten Tagung betonte der Justitiar des Verbandes
die Pflicht der Provider das System einzusetzen, wenn dies
»technisch möglich und zumutbar« sei.[3]
Die bislang fehlenden Hinweise auf den technischen
Hintergrund und die damit verbundenen Vorstellungen liefert
ein Vortrag, den Nils Bortloff, Rechtsberater der IFPI[4],
bei einem Treffen der World Intellectual Property
Organisation (WIPO) im Dezember hielt.[5]
Kurz gefasst basiert das System auf einer Negativliste von
URLs, die auf illegale Musikdateien verweisen. Sie soll bei
den Providern unmittelbar vor jenen Routern zum Einsatz
kommen, die über eine Verbindung ins Ausland ins
verfügen. RPS fischt aus jeder neuen Abfrage die URL und
gleicht sie mit der Liste ab. Findet sich die angeforderte
URL in der Negativliste, wird der Zugriff aus Deutschland
verweigert. Die Liste soll stündlich auf dem laufenden
gehalten und nach Möglichkeit von offizieller staatlicher
Seite, etwa den Zollbehörden, betreut werden.
Zwar wird das System von der Musikindustrie, vom
Bundesverband selbst und dem Tochterunternehmen PhonoNet[6],
entwickelt, dessen Möglichkeiten pries Bortloff jedoch auch
für andere Einsatzgebiete an. Als nationales Schutzsystem
helfe es, das nationale Recht im Internet umzusetzen. Es
eigne sich nicht nur für den Schutz des Urheberrechts,
sondern könne auch gegen den Vertrieb illegaler Produkte
oder rechtswidrigen Materials eingesetzt werden. Nach
Angaben des Bundesverbandes haben denn auch bereits das
Justiz-, Finanz- und Wirtschaftsministerium Interesse
bekundet.
Dietmar Schlumbohm, vom Referat für Technologie beim
Bundesverband, kennt die Einwände gegen das System. Gegen
verschlüsselte Verbindungen, die Nutzung von Zugängen im
Ausland oder den Vertrieb per E-Mail sei RPS nicht gefeit,
»aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht.«
In rechtlicher Hinsicht stützt sich der Bundesverband auf
das Teledienstegesetz, wonach Provider für fremde Inhalte
verantwortlich sind, wenn sie von ihnen Kenntnis haben und
die Nutzung verhindern können. Die technische Seite soll ein
unabhängiges Gutachten bis zum Sommer dieses Jahres klären
und damit die Behauptung der Provider entkräften, es gäbe
für dieses Problem keine Lösung. Dann sollen auch
Einzelheiten zu RPS zu erfahren sein.
In der Zwischenzeit arbeitet PhonoNet mit der Berliner
TCP/IP GmbH zusammen. Dort laufe ein Test im kleineren
Rahmen. Der Bundesverband bemühe sich derzeit auch um
Gespräche mit anderen Providern, denn, so Schlumbohm, man
sei sich des schweren Eingriffs in die "Kultur des Netzes"
bewusst.
[1] http://www.ifpi.de/
[2] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/5259/1.html
[3] http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/5806/1.html
[4] http://www.ifpi.org/
[5] http://www.ifpi.org/antipiracy/notice_takedown.html
bzw. http://www.wipo.int/eng/meetings/1999/osp/doc/osp_lia3.doc
[6] http://www.phononet.de/
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Subject: RPS II: Konsequenzen von RPS
From: Kristian Koehntopp <kr...@koehntopp.de>
Date: Thu, 10 Feb 2000 09:56:13 +0100
[Faktisch kommt das RPS-Modell einer Genehmigungspflicht für
jeden einzelnen Webzugriff in Deutschland gleich. Kristian
Köhntopp fasst aus diesem Anlass das Paper
http://www.wipo.int/eng/meetings/1999/osp/doc/osp_lia3.doc
(HTML siehe [1]) zusammen. Die Redaktion]
Die Rechteinhaber lassen sich mit RPS auf ein
kryptographisches Wettrüsten ein. Die Beobachtung ist
richtig, aber die Folgerungen sind weitergehend und viel
explosiver. Dies hier ist Krieg und es geht um dreistellige
Milliardenbeträge, mindestens.
- Die IFPI hat gelernt, dass Provider in Kenntnis setzen und
strafbare Inhalte entfernen lassen (Notice & Takedown),
nicht skaliert.
- Die IFPI hat gelernt, dass beträchtlicher Schaden schon in
den ersten Stunden nach dem Onlinegehen einer Rogue Site
entsteht.
- Die IFPI hat gelernt, dass Bandbreite in den Händen der
Offender den Schaden maximiert (siehe die Fußnoten zu ADSL
überall in dem Papier).[1]
- Die IFPI hat noch nicht gelernt, dass RPS auf Grund des
kryptographischen Wettrüstens nicht funktioniert. Und aus
weiteren Gründen, die - wenn auch mit anderem Hintergrund
- schon an anderer Stelle diskutiert wurden.[2]
- Die IFPI differenziert sich in der Motivation von den
Jugendschützern, fordert technisch aber dasselbe System,
nur dass die IFPI ausschließlich auf Proxy-basierte
Lösungen setzt und Zwangsproxy-Lösungen propagiert. Mit
IFPI und den Jugendschützern treffen zwei natürliche
Verbündete aufeinander, wobei die Forderungen der IFPI
noch weiter gehen: Ständige Filterung nicht nur für
Jugendliche, sondern für alle! Damit können dann nicht nur
jugendgefährdende, sondern auch illegale Inhalte effektiv
unterbunden werden.
- Die IFPI hat noch nicht gemerkt, dass sie im Fiskus
demnächst einen weiteren starken Verbündeten haben
wird. Die Erbringung geldwerter Leistungen über das Netz
soll demnächst abgerechnet werden. Dazu ist ein Abgleich
mit den erfolgten Transfers unter Umständen
interessant.[3]
- Die IFPI weiß: Noch schädlicher als Empfangsbandbreite
(ADSL) in den Händen der Konsumenten wäre das
Vorhandensein von Sendebandbreiten (SDSL). Einige
IFPI-Interessengruppen sind jetzt auch Provider
(z.B. Time-Warner/AOL). Es ist mit Interessenkonflikten
innerhalb solcher Medienkonglomerate zu rechnen. Dies kann
zur Verzögerung bei der Ausbreitung von
Bandbreitentechnologien führen und zu seltsamen
Preisgestaltungen.
- Sendebandbreite plus Verschlüsselung plus Open
Source-Betriebssysteme plus Verfügbarkeit von MP3 und
Video-MPEG-Technologie in den Händen von Open Source-
Autoren machen effektive Rechtekontrolle im Endgerät und
effektive Kontrolle der Distribution unmöglich.
Die Ausbreitung von Internet Appliances mit Serverfunktion,
die Verfügbarkeit von Sendebandbreite und die Verfügbarkeit
von Verschlüsselungstechnologie macht den Datentransfer von
Kunde zu Kunde unter Umgehung der Distributionskartelle
möglich. Der Alptraum der IFPI sind vernetzte Wohnblocks
(z.B. Studentenwohnheime) oder Stadtteile
(z.B. Prenzl.net), in denen mein Nachbar Files von meiner
MP3-Festplatte hört - womöglich weltweit skalierbar, durch
Anonymizer geschützt und recherchierbar erschlossen
(vgl. Napster).
Es ist daher essentiell für die IFPI, alle verfügbare
Technologie auf diesem Gebiet durch Patente,
Geschäftsgeheimnisse, Non Disclosure Agreements und andere
rechtliche Massnahmen und brutalste Durchsetzung dieser
Schutzrechte aus den Händen der Open Source-Community
herauszuhalten. Open Source plus Multimedia-Content plus
Kommunikationsbandbreite sind für die Rechtekartelle eine
hochwirksame, tödliche Mischung.
Andersherum wäre es tödlich für unsere Kultur, würden wir
den Kulturkrieg gegen die Rechtekartelle verlieren. Richard
Stallman hat in den Communications of the ACM (Vol 40/Issue
2, Feb. 1997)[4] mit Bezug darauf »The Right to Read«
geschrieben. Beim Lesen sind nur Bücher durch MP3-Dateien
und der Copyright Monitor durch RPS zu ersetzen.
[1] http://www.ifpi.org/antipiracy/notice_takedown.html
[2] http://www.koehntopp.de/kris/artikel/rating_does_not_work/
[3] http://www.heise.de/newsticker/data/fr-08.02.00-000/
[4] http://www.gnu.org/philosophy/right-to-read.html
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Subject: RPS III: Wenn geistiges Eigentum zum Unwesen wird
From: Kristian Koehntopp <kr...@koehntopp.de>
Date: Thu, 10 Feb 2000 18:42:04 +0100
Die eigentliche, kulturzersetzende Wurzel des ganzen Übels liegt
hier: Verkaufen und digital distributieren, aber dabei auch beim
Kunden die volle Kontrolle über das Werk behalten. Der Digital
Millenium Copyright Act (DMCA) ist unter anderem ein Werkzeug
dafür.
Rechteinhaber sehen sich zur Zeit noch als Distributeure, weil
sie ja auch nur Kontrolle über das Werk als Ganzes haben, nicht
über seine Komponenten. Das muss nicht so sein und das wird
nicht so bleiben:
Szenario: Man stelle sich vor, jemand hat ein Programm, dass wie
ein 3D-Scanner funktioniert, aber auf Filmausschnitte angewendet
werden kann, wo das zu scannende Objekt nacheinander rundum in
verschiedenen Posen zu sehen ist. Jemand wendet dieses Programm
auf eine Reihe Filme von sagen wir Marilyn Monroe an, entwickelt
daraus einen 3D-Avatar von Marilyn und generiert neues Material
mit ihr. Daraus folgen schon heute jede Menge Rechteverletzungen:
an der Marke MM, an der spezifischen MM und ihrem Aussehen, das
mitgescannt worden ist.
Bald beinhaltet so ein Scan aber auch Verletzungen der Rechte an
der Idee und dem Konzept MM an sich, sobald man dieses erst
einmal schützen lassen kann. Was im Zeitalter von
Softwarepatenten und »alles ist eine Marke« nur logisch ist:
Warum bei Programmen, Geschäftsideen (sic!), Spielideen (sic!)
und Worten aufhören, wenn man auch Modestile oder gar
Lebensstile und Weltanschauungen verkaufen könnte?
Natürlich ist das nur interessant, wenn erst einmal durch die
Herstellung eines Verwertungsmonopols das Gut künstlich
verknappt worden ist. Und hier ist der zentrale wunde Punkt der
ganzen IP-Ökonomie (IP im Sinne von Intellectual Property, aber
auch Internet): Sie floriert unter anderem nur deswegen, weil
die Knappheit der Güter, die den Austausch darunter treibt,
eine rein virtuelle Knappheit ist. Konsequent umgesetzt führt
die IP-Ökonomie jedoch zu einer kulturellen Verarmung, weil sie
nicht nachhaltig ist:
Eine Umsetzung von Intellectual Property nach den Ideen, die
hinter dem DMCA stehen bedeutet eigentlich, dass jedem Subjekt
eines Kulturraums Kommunikationsbeschränkungen auferlegt
werden: Ich kann Dir das 3D-Modell von MM mitteilen, aber erst
nachdem Du Gebühren dafür an die Rechteinhaber der
Marke/Idee/Ikone MM gezahlt hast. Viel schlimmer: Ich werde Dir
_meine_ Ideen/Geschichten/Verbesserungsvorschläge nicht
mitteilen, bevor _Du_ mich nicht für diese Ideen bezahlt hast.
Ultimativ ist in einem solchen ökonomischen Modell aber jede
Äußerung, jeder Mausklick, ja jeder Atemzug von mir geldwert:
epinions.com, doubleclick.com.
Eine solche Ökonomie funktioniert also genau so lange, wie ein
hinreichend großer Teil der Subjekte dieser Ökonoemie die
Knappheit von IP als Realität hinnehmen oder hinnehmen müssen,
sich also den Kommunikationsbeschränkungen dieses Modells
unterwerfen oder dazu gezwungen werden. Stallmans Geschichte spielt
»nach der Tycho-Revolution 2096«, in der sich die Masse nach 100
Jahren gegen solche Kommunikationsbeschränkungen erhebt.
Die Grundsteine für diese Beschränkungen werden derzeit gerade
gelegt. Wir müssen uns fragen, ob wir die nächsten 100 Jahre
so leben wollen und was danach noch von uns übrig ist.
Es besteht die Aussicht, dass die Kette der Inhalts-Kontrolle von
den Atomen (Ideen, Marken, Konzepte) über die Produktionsmittel
(Multimedia-Software, Schauspieler, Autoren), die
Distributionskanäle (Internet/Telefonie/Fernsehen) und die
Abspielgeräte (AOL-Zugangssoftware, CD-Spieler, DVD-Spieler)
sowie die zugrundeliegenden Software-Konzepte (Software-Patente
auf multimediale Konpressions- und Codierungstechniken)
lückenlos in der Hand eines Konzernkonglomerates ist. Und das
ist nur der Hinweg. Ebenso in der Hand desselben Konzerns sollen
auch sein: die Kontrolle und Messung der Rezeption (Doubleclick,
Realaudio-Playlistenmessung), Messung von physikalischen
Konsumentenströmen (GIS-GSM-GPS-WAP-Kopplung), die Lokalisierung
neuer Autoren und Ideen (Reputationsmesssysteme wie das
Moderationssystem bei Slashdot) und weitere Feedbacksysteme.
Letztes verbleibendes Glied der Unsicherheit in der Kette sind
eigentlich nur noch frei programmierbare Universalgeräte wie PCs
und frei verwendbare Universalkommunikationsanschlüsse wie ein
Internetzugang. Sobald man diese Rechner durch spezialisierte
Embedded-Consolen ersetzt, für deren Programmierung Lizenzen
beim Hersteller erforderlich sind (z.B. Sony Playstation) und
sobald man die frei verwendbaren Internetanschlüsse durch ADSL
mit Ziel/Bandbreiten-Quality-of-Service-Koordination versehen hat
(Downloads innerhalb des AOL-Netzes sind schneller als solche von
Sites ausserhalb, weil das QoS-Management bei Außenverbindungen
die Bandbreite drosselt - das Feature ist für Router bereits
kaufbar), ist die Kontrolle lückenlos.
Es geht hier nicht nur um die phonographische Industrie, sondern
allgemeiner um die Konzerne, die die Popkultur betreiben und als
Produkt vertreiben und zwar zunehmend integrativ: Britney Spears
(oder wer auch immer) als Marke, als Single, als Konzert, als
Lebensstil, als Film, als Vorbild, als Mode- und
Kosmetik-Werbeträger, ...
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Subject: EU workshop on Free Software / Open Source
From: Laurent CABIROL <Laurent...@cec.eu.int>
Date: Fri, 25 Feb 2000 11:54 +0100
European initiatives on Free Software
Workshop on Free Software / Open Source
The EU working group on Free Software / Open source
organises a free workshop with the objective to achieve a
consensus with interested people to the
conclusion/recommendation drafted in the paper : "Free
Software / Open Source: Information Society Opportunities
for Europe?"[1]
The workshop will be held the 23rd of march 2000 in
Bruxelles at Centre Borschette, 36 rue Froissard (metro
Schuman)
For security reasons, you need to register - even if it's a
free workshop - to be able to enter the building where the
workshop will be held.
Registration at
http://www.ispo.cec.be/topics/i_free_software.html
For those who have already sent a pre-registration form
there is no need to send it again.
Please do not hesitate to redistribute this announcement.
Proposed agenda (subject to modification)
09:30-10:00: registration
10:00-10:15: welcome (Detlef ECKERT and Rainer ZIMMERMAN)
10:15-10:30: agenda presentation (Philippe AIGRAIN)
10:30-10:45: developement models/R&D (presentation by: Werner KOCH )
10:45-11:30: discussion (rapporteur Ben LAURIE)
11:30-11:45: business models (presentation by: Edmund HUMENBERGER)
11:45-12:30: discussion (rapporteur Michel LACROIX)
12:15-14:00: dejeuner
14:00-14:15: IPR (presentation by: Bernard LANG )
14:15-15:00: discussion (rapporteur Yves PAINDAVEINE)
15:00-15:15: the recommendations (presentation by: Carlo DAFFARA )
15:15-16:00: discussion (rapporteur Jesus GONZALEZ-BARAHONA)
16:00-16:15: pause
16:15-16:30: general conclusion (Philippe AIGRAIN)
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Subject: Open Source als Rechtsgebiet
From: Patrick Goltzsch <Patrick....@Hanse.de>
Date: Wen, 01 Mar 2000 11:07 +0100
Seit Anfang des Jahres hat das "Institut für Rechtsfragen
der Open Source Software" (ifrOSS)[1] in München seine
Arbeit aufgenommen. Die Gründer, Axel Metzger und Till
Jaeger, vertreten die Auffassung, dass mit den rechtlichen
Fragen rund um Open Source Software ein neues Rechtsgebiet
entstehe. Schwerpunkte setzen sie im Vertrags-, Urheber- und
Patentrecht.
ifross möchte die rechtliche Diskussion um Open Source über
die Web-Seiten bündeln. Daneben plant das Institut die
Veranstaltung von Seminaren. Ein erstes Seminar zum
Urheberrecht soll im Frühjahr in München
stattfinden. Außerdem bietet ifrOSS Rechtsgutachten an.
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Subject: Verteilte Angriffe auf zentrale Dienste (DDoS)
From: Lutz Donnerhacke <lu...@iks-jena.de> (LD),
Thomas Roessler <roes...@guug.de> (TR)
Date: Wed, 16 Feb 2000 16:29 +0100
LD: Das Problem, daß zentrale Dienste immer unterliegen,
wenn sich dezentrale Teile koordinieren kann man nicht
verhindern. Man kann nur die zentralen Dienste auflösen.
TR: Allerdings sollte man nicht vergessen, daß das
Verwischen von Spuren und die Durchführung derartiger
Angriffe durch die große Menge miserabel gesicherter
Maschinen im Netz unnötigerweise deutlich erleichtert wird.
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Subject: Internet - ungebremstes Wachstum
From: Patrick Goltzsch <Patrick....@Hanse.de>
Date: Tue, 15 Feb 2000 10:54 +0100
Anfang Februar veröffentlichte das Internet Software
Consortium (ISC)[1] wie zu Anfang jeden Jahres neue Zahlen,
die Schlüsse auf das Wachstum des Internet zulassen. Klar
ist danach zumindest, dass die Zuwachsrate selbst noch
ansteigt.
Kletterte die Anzahl der Hosts im Internet von Januar 1998
bis Januar 1999 noch um 45,7% stieg sie von Anfang 1999 bis
Januar 2000 um 67,5%. Statt der vor einem Jahr gezählten
43,2 Millionen errechnete das Konsortium nun 72,4 Millionen
Hosts. Dabei steht hinter der Bezeichnung »Host« nicht immer
ein Rechner: Die Zählung stellt zuerst fest, welche Adressen
für Netze vergeben wurden und fragt dann die möglichen
IP-Nummern innerhalb der Netze ab. Die Antwort verrät nur,
dass eine Nummer in Gebrauch ist. Sie beantwortet jedoch
nicht die Frage, welches Gerät mit der Adresse verknüpft ist
und ob für ein und denselben Rechner nicht mehrere Nummern
vergeben wurden.
Dem ISC zufolge bildet »com« die größte Domain: 34,3% der
Hosts sind ihr zugeordnet. Zusammen mit der »net«-Domain
umfassen sie bereits 57,6% aller Hosts im Internet. Auf
Platz drei liegt edu, unter der sich ein Großteil der
US-amerikanischen Universitäten versammelt. Als größte
nationale Domain folgt Japan (jp) mit 2,6 Millionen Hosts
auf Platz vier. »uk« und »us« schließen sich an, und erst nach
der Domain des US-Militärs (mil) folgt Deutschland mit 1,7
Millionen Hosts an achter Stelle.
Während die beiden internationalen Domains »com« und »net«
im letzten Jahr jeweils um mehr als das Doppelte zulegten,
bleiben die nationalen Top-Level-Domains zurück. Einzig in
Japan wuchs die Anzahl der Hosts mit 56,2% in etwa mit dem
Internet, während innerhalb der de-Domain die Steigerung
bei 29,3% lag.
Zwar lassen sich den Top-Level-Domains kaum geographische
Räume zuordnen, doch bestärken die Zahlen trotzdem die
Vermutung, beim Internet handele es sich um eine Domäne der
Industriestaaten. Auf die ehemaligen G7-Länder (Deutschland,
Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA)
sowie die klassischen Domains (com, net, edu, mil, org und
gov) entfallen bereits über 85% aller gezählten Hosts. Von
hinten aufgerollt zeigt sich in der Statistik, dass gerade
die afrikanischen Staaten hinter der allgemeinen Entwicklung
zurückbleiben. Südafrika (za) liegt mit knapp 170.000 Hosts
auf Platz 31. Mit weitem Abstand folgen Ägypten (eg, 4.640
Hosts) und Botswana (bw, 2.226 Hosts). Schlusslichter ohne
Anbindung bilden neben wasserumspülten Felsbrocken wie den
Falklands vor allem Kriegsgebiete: Liberia, Sudan und Zaire.
Langsam verschwinden die weißen Flecken auf der Karte des
Internet. Fehlten in der Aufstellung des letzten Jahres noch
26 nationale Domains, sind es dieses Jahr noch 15. Anschluss
haben wiederum vor allem afrikanische Staaten gefunden,
darunter Ruanda, Gambia und Angola.
Ein Blick auf die unterhalb der global gültigen
Domain-Kürzel liegenden Second-Level-Domains zeigt
unterschiedliche Ordnungsvorstellungen. Der Adressraum
unterhalb von »jp« mit 105 oder »uk« mit 51
Second-Level-Domains bleibt übersichtlich. In diesem Bereich
tut sich Deutschland unter den nationalen Domains hervor:
unterhalb von »de« tummeln sich fast 118.000 Domains. Im
Verhältnis von Hosts und Domains stechen einige Inselreiche
hervor. Egal ob im Pazifik oder im Indischen Ozean, unter
»nu« (Niue), »to« (Tonga), »cc« (Kokos-Inseln) und »cx«
(Weihnachtsinsel) zeigt sich in allen Fällen die
erfolgreiche Vermarktung, wenn kaum zwei Hosts auf eine der
Domains entfallen.
Das Réseaux IP Européens (RIPE) - eine von weltweit drei
Koordinationsstellen für das Netz - erhebt selbst Daten zum
Wachstum des Netzes. Sie relativieren die Zahlen des ISC zum
Teil. Zwar bestätigt RIPE zumindest im Groben die
Host-Zahlen der größeren Länder-Domains in Europa, aber die
Abweichungen z.B. im Fall Liechtensteins lassen doch Zweifel
aufkommen. RIPE nennt für »li« 3.369 Hosts während das ISC
nur 476 auflistet. Ganz ausgereift scheinen die
Erhebungsmethoden demnach noch nicht zu sein.
Bemerkenswert sind schließlich noch die eigentlichen Namen
der abgefragten Rechner. Die Administratoren scheinen laut
ISC bei der Namensgebung eine Vorliebe dafür zu haben, die
jeweilige Funktion Pate stehen zu lassen. Es wimmelt im Netz
nur so von lieblos auf WWW, Mail oder Router getauften
Rechnern. Daneben spielen mit Cisco und Linux auch Fabrikat
und Software eine Rolle. Erst in zweiter Linie zeigt sich,
dass das Netz zum Olymp mutiert ist: Die griechisch-römische
Mythologie feiert mit der ganzen Familie von Mars und Venus
bis Hermes fröhliche Wiederauferstehung.
[1] http://www.isc.org/ds/
[2] http://www.ripe.net/ripencc/pub-services/stats/hostcount/index.html
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Subject: Spinnwebe - Viren schneller als der Wirt
From: Patrick Goltzsch <Patrick....@Hanse.de>
Date: Wen, 01 Mar 2000 11:50 +0100
Am 17. Februar stellte Microsoft Windows 2000 der
US-amerikanischen Öffentlichkeit vor. Das erste speziell auf
dieses Betriebssystem ausgerichtete Virus wurde Mitte Januar
bekannt.[1]
[1] http://www.computerworld.com/home/print.nsf/all/000113DD52
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Subject: Kurzinformation zum NETPOL-Digest
Der NETPOL-Digest ist ein regelmäßig, mindestens
monatlich erscheinender Informationsdienst zu
politischen, juristischen, kulturellen und ökonomischen
Aspekten der Neuen Medien und des Internets. Er
veröffentlicht Meldungen, Hintergrundberichte und
Kommentare.
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Autoren willigen in die Veröffentlichung, Weitergabe und
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Rechte, insbesondere das des Nachdrucks, bleiben bei den
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de.soc.netzkultur.misc, unter http://www.fitug.de/netpol/
und über die Majordomo-Mailingliste <net...@fitug.de>
veröffentlicht. Um den Digest zu abonnieren, genügt eine
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Herausgeber des Digests ist Patrick Goltzsch
<Patrick....@Hanse.de>.