Wie wichtig ist die eigene Website überhaupt noch?

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Stefan Münz

ungelesen,
26.04.2009, 10:49:0126.04.09
an Webkompetenz-Forum
Hallo,

das Webdesign-Blog hat eine interessante und nicht völlig
unberechtigte Frage aufgeworfen:

http://daswebdesignblog.de/braucht-man-noch-eine-eigene-aufwaendige-website/1206.html

Im Verlauf des Artikels wird die Frage dann noch reduziert auf:
Braucht man überhaupt noch eine Website?

Der Artikel richtet sich an Webdesigner. Von Webdesignern, die ihre
Dienste anbieten, wird natürlich erwartet, dass sie eine
aussagekräftige Homepage haben, die ihre Fähigkeiten unterstreicht.
Oder vielleicht doch nicht? Denn von einem Webdesigner wird einfach
erwartet, dass er sein Handwerk versteht. Das sollte er nicht mit
seiner Homepage beweisen müssen. Aussagekräftiger sind da ohnehin eher
seine Referenzen, also im Web aufrufbare, bereits realisierte
Kundenprojekte. Das sind meistens mehrere Sites, bei denen man durch
Vergleich auch schnell die persönliche krative Note des Webdesigners
erkennen kann.

Bleibt der Inhalt. Muss denn jeder Webdesigner ein Blog haben und sich
verzweifelt dauernd irgendwas aus den Fingern saugen oder Fremdcontent
syndizieren, nur um zu beweisen, wie "webbig" er ist? Oder technische
Beiträge auf iX-Niveau vorhalten, um der Welt zu zeigen, wie intensiv
man in der Materie steckt? Wer solche Artikel aus freien Stücken
produziert, dem bleibt es unbenommen. Aber ob es für potentielle
Kunden eine Rolle spielt, sich für diesen Webdesigner und sonst keinen
zu entscheiden?

Bleibt eigentlich nur noch die Web-Visitenkarte, also Impressum plus
Kür. Doch braucht man dafür überhaupt eine eigene Domain und eine
eigene Site? Ist es nicht sinnvoller, gleich die Visitenkarten- und
Profilfunktionalität von Socíal Networks zu nutzen, wo man außerdem
leicht Kontakte zu Geschäftspartnern knüpfen kann?

Das alles gilt aber eigentlich nicht nur für Webdesigner. Haben
Websites, die eine erweiterte Visitenkarte darstellen, nicht generell
ausgedient? Etwas anderes sind Websites, die z.B. Shops anbieten, oder
eben Blogs, oder auch umfangreiche Auskunft-Sites, wie es bei größeren
Organisationen der Fall sein dürfte. Websites also, die eine Funktion
haben.

Wie denkt ihr darüber? Schließlich verfügen ja wohl die meisten der
Leser und Teilnehmer hier über eine eigene Webpräsenz, in welcher Form
auch immer.

viele Grüße
Stefan Münz

Claudia Klinger

ungelesen,
28.04.2009, 02:53:1128.04.09
an Webkompetenz-Forum
Hi Stefan,

interessantes Thema!

Ich bin seit 1997 Webdesignerin: 96 hab' ich mit eigenen Webzines
angefangen, was dann bald Nachfrager auf den Plan brachte, die eine
"Homepage" wollten. Für mich war das die "42" meiner beruflichen
Patchwork-Laufbahn, in der es jedoch auch zuvor immer im Kommunikation
und Mediengestaltung ging.

Eine Webdesigner-Homepage hab ich nie gebraucht, da die Leute über
meine Web-Aktivitäten zu mir fanden. Dennoch hab ich irgendwann eine
erstellt (http://www.claudia-klinger.de/webwork/), damit Leute, die
mich empfehlen, auf etwas verweisen können. WICHTIG war sie nie - und
entsprechend ist sie auch nicht "ausgebaut" oder sonstwie glänzend,
leistet sich sogar den schlichten Charme einer statischen Web 1.0-
Machart.

Von den ersten Webzines kam ich 1999 zur Domain mit eigenem Namen, da
ich keinen Bock mehr hatte, ständig wechselnde Projekte zu bewerben.
Auch wollte ich Namensstreitigkeiten vermeiden und hatte gerade in
meinem damaligen "Nichtrauchertagebuch" die Freuden des
chronologischen Schreibens entdeckt. So startete 99 das Digital Diary,
zu dem bis heute ein paar weitere Blogs (modersohn-magazin.de,
webwriting-magazin.de, lustgespinst.de, das-wilde-gartenblog.de) hinzu
kamen. 2003 dann Schreibimpulse.de, ein Projekt, auf dem ich
themenzentrierte Online-Schreibkurse gebe - nur sehr gelegentlich,
wenn ich zu diesem Aufwand Lust habe.

All diese Projekte ziehen immer noch ab und an Leute an, die eine
Website, bzw. neuerdings ein Blog brauchen.

Mehr Neugier-halber und um da eben "präsent zu sein", bin ich auch in
Xing, Facebook, Friendfeed und Twitter, nutze das alles aber kaum,
bzw. fast nur, um meine Blog-Artikel bekannt zu machen. Neuerdings
kommen Kunden auch über Xing, doch vermute ich, dass sie mich da nur
FINDEN, sich dann aber durch meine vielfältigen Webprojekte motiviert
fühlen, mich zu beauftragen.

Webdesigner, die ansonsten nichts publizieren, tun gut daran, eine
ausgebaute Webdesigner-Page zu pflegen - am besten mit einem Blog mit
Fachthemen rund um Webdesign. Ein sehr erfolgreiches Beispiel dafür
gibt z.B. Ulf Theiss (http://www.ulf-theis.de/), der sehr viele Leser
mit seinen Fachartikeln anzieht und über Kundenmangel nicht klagen
kann.

Kurzum: Kunden in spe müssen einen Webdesigner FINDEN, was zuvorderst
durch persönliche Empfehlungen läuft, sodann über deren "Blüten im
Web", die jedoch mehr und mehr der Vernetzung mit den SNs bedürfen, um
überhaupt in den Kosmos der Aufmerksamkeit zu geraten.

Was eigene Webseiten angeht, bin ich konservativ und würde nie darauf
verzichten! Ich will die Dinge auf dem eigenen Server haben und die
ganze Macht: alles bestimmen, vom Design über die Technik hin zu den
Inhalten und evtl. "Werbung rundrum". Der Gedanke, von einem fremden
Hoster und einem Web2.0-Unternehmen abhängig zu sein, ist mir immer
schon unsympathisch: morgen sind sie pleite oder ändern die AGB, haben
Abstürze und alles ist weg - nein danke! Meine Web-Existenz halte ich
gerne autonom, nur die Vernetzung mit dem Rest der Welt ändert sich
den Möglichkeiten entsprechend.



Swen Wacker

ungelesen,
28.04.2009, 05:26:5828.04.09
an webkom...@googlegroups.com
Moin,

On 28/04/2009, Claudia Klinger <web...@claudia-klinger.de> wrote:
> Was eigene Webseiten angeht, bin ich konservativ und würde nie darauf
> verzichten!

Da musste ich jetzt doch grinsen. Das WWW ist man gerade 20 Jahre alt
und gewann erste Mitte der 90er Jahre an Bedeutung. Und doch sind wir
schon so weit, "konservativ" (also: erhaltend, bewahrend) feststellen
zu können, dass wir auf Dinge, dies es uns ermöglichte, nicht mehr
verzichten möchten.

Gruß

Swen

Stefan Münz

ungelesen,
01.05.2009, 12:38:5801.05.09
an Webkompetenz-Forum
Hallo Claudia,

> Eine Webdesigner-Homepage hab ich nie gebraucht, da die Leute über
> meine Web-Aktivitäten zu mir fanden. Dennoch hab ich irgendwann eine
> erstellt (http://www.claudia-klinger.de/webwork/), damit Leute, die
> mich empfehlen, auf etwas verweisen können.
,
Dass es irgendwas geben sollte, worauf man verweisen kann, ist klar.
Die Frage ist nur, worauf. Derzeit habe ich in meiner Mail-Signatur
einfach einen Link auf mein Google-Profil (http://www.google.com/
profiles/stefan.muenz), und das reicht mir eigentlich auch. Wer dabei
denkt "oh weh, der kann wahrscheinlich nicht mal HTML, wenn der so was
als seine Webadresse angibt", soll sich eben jemanden suchen, bei dem
alles bunt und cool ist.

> Mehr Neugier-halber und um da eben "präsent zu sein", bin ich auch in
> Xing, Facebook, Friendfeed und Twitter, nutze das alles aber kaum,
> bzw. fast nur, um meine Blog-Artikel bekannt zu machen. Neuerdings
> kommen Kunden auch über Xing, doch vermute ich, dass sie mich da nur
> FINDEN, sich dann aber durch meine vielfältigen Webprojekte motiviert
> fühlen, mich zu beauftragen.

Du hast das Glück, eine begabte Vielschreiberin zu sein. Du bist in
der Lage, Gedanken und Beobachtungen so auszuformulieren, dass es
interessant zu lesen ist. Das und die Regelmäßigkeit, mit der du seit
vielen Jahren neue Inhalte lieferst, macht den Erfolg deiner
Webprojekte aus. Und so ist es kein Wunder, dass bei dir die meisten
Leute durch deine Projektarbeit auf dich aufmerksam werden. Aber nicht
jeder Webdesigner oder Webprogrammierer ist ein so begabter
Schreiberling, dass man ihm raten möchte, durch exzessives Blogging
auf sich aufmerksam zu machen.

> Webdesigner, die ansonsten nichts publizieren, tun gut daran, eine
> ausgebaute Webdesigner-Page zu pflegen - am besten mit einem Blog mit
> Fachthemen rund um Webdesign. Ein sehr erfolgreiches Beispiel dafür
> gibt z.B. Ulf Theiss (http://www.ulf-theis.de/), der sehr viele Leser
> mit seinen Fachartikeln anzieht und über Kundenmangel nicht klagen
> kann.

Wenn es funktioniert, wenn es jemandem "im Blut liegt", solche Inhalte
zu produzieren und damit ein Publikum zu gewinnen, ist dagegen auch
gar nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: fachlich kompetente Inhalte
braucht das Web. Woran ich jedoch zweifele, ist der Umkehrschluss,
wonach eine solche Präsenzform für Web-Schaffende grundsätzlich
unerlässlich ist. Dadurch fühlen sich nämlich alle verpflichtet, sich
eine Ambiente-Site zu errichten, darin zu bloggen und technische Texte
abzusondern, auch wenn ihnen das Texten vielleicht gar nicht liegt,
und wenn dabei auch gar nichts qualitativ Hochwertiges rauskommt.

> Was eigene Webseiten angeht, bin ich konservativ und würde nie darauf
> verzichten!

Das sieht bei mir irgendwie anders aus -- siehe http://www.stefan-muenz.de/
;-)
Naja, und das ganze Webkompetenz-Projekt ist ja auch bewusst der
Versuch, auf eine klassische Webpräsenz zu verzichten und sich
stattdessen als "Marke" im Geflecht der neueren Webplattformen zu
etablieren. Der Gedankengang ist folgender: im Web ist es egal, wo du
wohnst; im Web 2.0 ist es egal, wo du im Web deinen festen Wohnsitz
hast. Die Präsenz von Persönlichkeiten löst sich im Web 2.0 von Domain-
Namen und festen URLs, so wie sich im Web (1.0) Persönlichkeiten von
Postanschriften lösen. Ist ketzerisch, ich weiß ;-)

viele Grüße
Stefan Münz

ClaudiaK

ungelesen,
02.05.2009, 05:52:4902.05.09
an Webkompetenz-Forum
So ketzerisch find ich das nicht, es beschreibt wohl den derzeitigen
Mega-Trend recht gut. Und ich bin da gerne unbelehrbares Urgestein,
das an seinen traditionellen Heimseiten und Blogs unbeirrbar
festhält.
Mich alleine auf Präsenz in fremdgehosteten Web2.0-Projekten zu
beschränken, käme mir vor, wie in Treibsand zu schreiben. Wogegen man
auf dem Digital Diary alle Artikel seit 1999 einsehen kann:
http://www.claudia-klinger.de/digidiary/digital-diary-gesamtinhalt-1999-bis-heute/

Gibt mir ein gutes Gefühl von Beständigkeit und Kontinuität in diesen
schnellebigen Zeiten!
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