Google Apps - Unternehmen bald ohne Office?

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Stefan Münz

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Feb 26, 2007, 9:36:06 AM2/26/07
to Webkompetenz-Forum
Hallo,

nichts ist so sicher wie dass man auch an diesem Tag wieder von
irgendwelchen Geschäftspartnern oder anderen Abteilungen irgendwelche
Mails mit doc-, xls- oder ppt-Dateien bekommt. Man soll mal
drüberlesen, vielleicht etwas korrigieren, und sie dann weiterleiten.
Oder man will selber jemandem so eine Datei schicken, doch die Mail
kommt wieder zurück, weil sie die Firewall der Empfängerfirma nicht
durchlässt. Dateien werden auf diese Weise wild durch die Gegend
geschickt, und häufig blickt keiner mehr durch, wer welchen
Bearbeitungsstand hat.

Die Alternative sind Online-Office-Pakete. Damit erzeugt, bearbeitet
und speichert man seine Dokumente über eine Webanwendung direkt im
Web. Zugangsgeschützt natürlich. Wer einen Zugang zur Webadresse eines
Arbeits-Teams hat, kann die Dokumente dort vor Ort lesen und sogar
gleichzeitig mit anderen Team-Mitgliedern bearbeiten.

Nun mag man einwenden: "gut und schön, aber ich kann doch mit einer
Webanwendung nicht annähernd so viel machen wie mit MS- oder Open
Office!" Vielleicht nicht ganz, aber annähernd durchaus. Was die
Textverarbeitung und das Spreadsheet von Google alles können, kann man
auf https://docs.google.com/ selber mal testen. Das ist schon etwas
mehr als nur ein Wysiwyg-Ersatz für textarea's. Zumindest reicht es
für den Hausgebrauch der meisten Office-Anwendungsfälle locker aus.
Eine web-basierte Präsentations-Software bietet Google noch nicht,
doch es gibt Hinweise darauf, dass die auch noch kommen soll.

Anlass dieses Postings ist aber der heutige Launch von Google Apps:
http://www.google.com/a/help/intl/de/admins/overview.html
Während Google Docs und auch andere Services wie Google Mail, Google
Kalender usw. kostenlos bleiben, wird hier eine kosten- und
lizenzpflichtige Variante für Unternehmen und Organisationen angeboten
- im Prinzip eine vollständige, von Google gehostete Groupware-Lösung
für kleine bis mittlere Unternehmen.
Die Diskussion darf gestartet werden: was ist für Unternehmen
sicherer? Alles bei Google zu hosten oder im eigenen Keller? Einfach
alles web-basiert über HTTPS zu erledigen oder ständig an der
supertollen Firewall-Software rumschrauben, um einen Kompromiss
zwischen Sicherheitsbedenken und berechtigten Anwenderwünschen zu
finden?

"Wir sind fest davon überzeugt, dass die Reise weg von installierter
Software hin zu webbasierten Anwendungen geht", erklärte jedenfalls
Google-Pressesprecher Kay Oberbeck anlässlich des Launchs von Google
Apps.

viele Grüße
Stefan Münz

Niels Braczek

unread,
Feb 26, 2007, 11:23:30 AM2/26/07
to webkom...@googlegroups.com
Stefan Münz schrieb:

> Die Diskussion darf gestartet werden: was ist für Unternehmen
> sicherer? Alles bei Google zu hosten oder im eigenen Keller? Einfach
> alles web-basiert über HTTPS zu erledigen oder ständig an der
> supertollen Firewall-Software rumschrauben, um einen Kompromiss
> zwischen Sicherheitsbedenken und berechtigten Anwenderwünschen zu
> finden?

Die Frage stellt sich IMHO nicht. Ich bin verpflichtet, sämtliche
geschäftsrelevanten Daten 10 Jahre aufzuheben. 10 Jahre sind im aus
technischer Sicht eine Ewigkeit. Stell' dir vor, du hättest deine
Korrespondenz mit Btx gemacht...

> "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Reise weg von installierter
> Software hin zu webbasierten Anwendungen geht", erklärte jedenfalls
> Google-Pressesprecher Kay Oberbeck anlässlich des Launchs von Google
> Apps.

Die deutschen Gesetze verbieten das.

MfG
Niels


stefan2904

unread,
Feb 26, 2007, 11:28:04 AM2/26/07
to Webkompetenz-Forum
> was ist für Unternehmen sicherer? Alles bei Google zu hosten oder im eigenen Keller?
Insofern man Google in Sachen Datenschutz vertraut, ersteres.

> Einfach alles web-basiert über HTTPS zu erledigen oder ständig an der supertollen Firewall-Software rumschrauben, um einen Kompromiss zwischen Sicherheitsbedenken und
> berechtigten Anwenderwünschen zu finden?

Große Unternehmen haben dafür eh eigene Leute, sonst Zahl sich die WEb-
Methode über HTTPS schon aus.

> "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Reise weg von installierter
Software hin zu webbasierten Anwendungen geht"

Davon bin ich auch überzeugt. Vielleicht nicht 100%, aber man siehe zB
auch die ganzen Live.com Services von Microsoft.

On 26 Feb., 15:36, "Stefan Münz" <stefan.mu...@googlemail.com> wrote:
> Hallo,
>
> nichts ist so sicher wie dass man auch an diesem Tag wieder von
> irgendwelchen Geschäftspartnern oder anderen Abteilungen irgendwelche
> Mails mit doc-, xls- oder ppt-Dateien bekommt. Man soll mal
> drüberlesen, vielleicht etwas korrigieren, und sie dann weiterleiten.
> Oder man will selber jemandem so eine Datei schicken, doch die Mail
> kommt wieder zurück, weil sie die Firewall der Empfängerfirma nicht
> durchlässt. Dateien werden auf diese Weise wild durch die Gegend
> geschickt, und häufig blickt keiner mehr durch, wer welchen
> Bearbeitungsstand hat.
>
> Die Alternative sind Online-Office-Pakete. Damit erzeugt, bearbeitet
> und speichert man seine Dokumente über eine Webanwendung direkt im
> Web. Zugangsgeschützt natürlich. Wer einen Zugang zur Webadresse eines
> Arbeits-Teams hat, kann die Dokumente dort vor Ort lesen und sogar
> gleichzeitig mit anderen Team-Mitgliedern bearbeiten.
>
> Nun mag man einwenden: "gut und schön, aber ich kann doch mit einer
> Webanwendung nicht annähernd so viel machen wie mit MS- oder Open
> Office!" Vielleicht nicht ganz, aber annähernd durchaus. Was die
> Textverarbeitung und das Spreadsheet von Google alles können, kann man

> aufhttps://docs.google.com/selber mal testen. Das ist schon etwas

Stefan Münz

unread,
Feb 26, 2007, 3:17:44 PM2/26/07
to Webkompetenz-Forum
Hallo Niels,

> > "Wir sind fest davon überzeugt, dass die Reise weg von installierter
> > Software hin zu webbasierten Anwendungen geht", erklärte jedenfalls
> > Google-Pressesprecher Kay Oberbeck anlässlich des Launchs von Google
> > Apps.

> Die deutschen Gesetze verbieten das.

Kannst du mir das näher erläutern oder vielleicht einen Link geben, wo
ich mehr darüber erfahren kann? Was verbieten deutsche Gesetze - das
Speichern von Unternehmensdaten auf dem Webserver eines Fremd-Hosters?

viele Grüße
Stefan Münz

Niels Braczek

unread,
Feb 26, 2007, 6:00:51 PM2/26/07
to webkom...@googlegroups.com
Moin Stefan,

>> Die deutschen Gesetze verbieten das.
>
> Kannst du mir das näher erläutern oder vielleicht einen Link geben, wo
> ich mehr darüber erfahren kann? Was verbieten deutsche Gesetze - das
> Speichern von Unternehmensdaten auf dem Webserver eines Fremd-Hosters?

Nun, ich bin kein Jurist, nur ein einfacher Geschäftsmann. Soweit ich
die Lage verstehe, verbietet sich das auschließliche Speichern von
geschäftsrelevanten Unterlagen auf dem Webserver eines Fremd-Hosters.

HGB §157 schreibt die Aufbewahrung von allen Handelsgeschäfte
betreffenden Scriftstücken für teilweise zehn Jahre vor. Die
Sorgfaltspflicht verbietet IMHO, dass diese Daten in andere Hände
gegeben werden, da der Zugriff nicht garantiert werden kann. Spätestens
seit dem Platzen der Dotcom-Blase weiß jeder, dass im Internet ein
großer Name keine Bestandsgarantie bietet.

Der Schluss, den ich daraus ziehe, ist, dass man das zwar nutzen kann,
im eigenen Betrieb jedoch Kopien von allen Unterlagen anlegen muss.
Damit ist der Nutzen eines GoogleApps-Angebotes zweifelhaft.

Niels

King^Lully

unread,
Feb 26, 2007, 8:11:09 PM2/26/07
to Webkompetenz-Forum
"Die Alternative sind Online-Office-Pakete."

Hmja, die Office-Pakete sind grafiklastig und genau solche Produkte
beissen sich mit den herkömmlichen Webtechnologien (Ajax könnte da
ansetzen, allerdings haben wir bzgl. Ajax ein eher flaues Gefühl.
Flash und anderes kommen da vielleicht eher in Frage, aber
dennoch...).

Um die Fragestellung mal etwas zu erweitern: Wohin gehts? Kommen die
Webshops, Blogs, Websites ("CMSe" bspw.), Datenbankapplikationen,
Foren und Boards bald von der Stange? Ist man dann, überspitzt
formuliert, der Depp wenn man noch mit HTML und CSS und einer
"serverseitigen Technik" rummacht (vgl. bspw. auch die Jungs, die
heute noch die Windows API direkt nutzen, statt die RAD-Produkte aus
demselben Haus zu nutzen)?

Wir geben allerdings an dieser Stelle zu das Blog noch nicht
vollständig durchgearbeitet zu haben, vielleicht hat der Meister schon
Stellung bezogen und seine Visionen beschrieben?

Niels Braczek

unread,
Feb 26, 2007, 8:48:53 PM2/26/07
to webkom...@googlegroups.com
King^Lully schrieb:

> Um die Fragestellung mal etwas zu erweitern: Wohin gehts? Kommen die
> Webshops, Blogs, Websites ("CMSe" bspw.), Datenbankapplikationen,
> Foren und Boards bald von der Stange?

Das tun sie doch jetzt schon. Die Arbeit eines Webprogrammierers ist
doch meist nur noch 'Änderungsschneiderei'.

> Ist man dann, überspitzt
> formuliert, der Depp wenn man noch mit HTML und CSS und einer
> "serverseitigen Technik" rummacht (vgl. bspw. auch die Jungs, die
> heute noch die Windows API direkt nutzen, statt die RAD-Produkte aus
> demselben Haus zu nutzen)?

Mit den (PHP-, JS-) Frameworks sind wir kurz davor, RAD-Technik auch im
Web einsetzen zu können. Und ja, man ist dann der Depp, genau wie
derjenige, der in unserem Kulturkreis mit einem Speer hinter Kühen
herläuft und die erlegten Viecher über offenem Feuer brät.

MfG
Niels

Stefan Münz

unread,
Feb 27, 2007, 2:48:02 AM2/27/07
to Webkompetenz-Forum
Hallo Niels,

> HGB §157 schreibt die Aufbewahrung von allen Handelsgeschäfte
> betreffenden Scriftstücken für teilweise zehn Jahre vor. Die
> Sorgfaltspflicht verbietet IMHO, dass diese Daten in andere Hände
> gegeben werden, da der Zugriff nicht garantiert werden kann. Spätestens
> seit dem Platzen der Dotcom-Blase weiß jeder, dass im Internet ein
> großer Name keine Bestandsgarantie bietet.

Die Aufbewahrungspflicht für wichtige Dokumente ist mir bekannt.
Allerdings nicht, dass es nicht im Ermessen des
Aufbewahrungspflichtigen liegt, wo er das tut. Außerdem ermöglichen
die Google-Office-Anwendungen den Im- und Export von und nach PDF,
OpenOffice und MS-Office, so dass es kein Problem ist, sich von
Dokumenten eine persönliche Kopie zu ziehen.

Im übrigen reden wir hier ja auch nicht davon, dass Unternehmen ihre
Fakturierung und Warenwirtschaft demnächst über Google abwickeln
könnten, sondern wir reden von den ganz normalen Dokumenten des
Arbeitsalltags, von Meeting-Protokollen, Memos, Entwürfen,
Dokumentationen, Präsentationen usw. Bei einigen dieser Dokumente gibt
es möglicherweise auch eine Aufbewahrungspflicht, z.B. Kunden
gegenüber. Von solchen Dokumenten sollte man natürlich auch wieder
Kopien ziehen.

Die derzeitige Lösung von Google Apps ist zweifellos nur für Bereiche
geeignet, in denen Sicherheitsbedenken nicht überwiegen, also
vielleicht nicht gerade für Steuerkanzleien und Anwälte. Aber für
viele Agenturen und Kleinbetriebe könnte so ein Service durchaus
interessant sein. Außerdem womöglich für unternehmens- oder
standortübergreifende Projekt-Teams.

Allerdings scheint Google auch einen Premium-Service von Google Apps
zu planen, der dann - natürlich zu anderen Preisen - auch ganz andere
Zusicherungen und Verpflichtungen des Providers beinhalten wird.

viele Grüße
Stefan Münz

WickiderWikinger

unread,
Feb 28, 2007, 8:04:24 AM2/28/07
to Webkompetenz-Forum
Hi Stefan,

Ich denke, daß diese Technik die Zukunft sein wird. Momentan gehen
allerdings viele Firmen über, dies über einen zentralen, in das
Firmennetz eingebundenen Terminalserver, zu machen.
Die Bandbreite ist dort deutlich größer und man hat nur einen
Benutzeraccount. Das ganze wird Archiviert (10Jahre). Datensicherung,
Versionisierung usw. spielt ebenso eine Rolle.

Wenn ich mir die Dateigrößen einiger Word, Excel oder PP-Dateien
anschaue, so sind inzwischen Dateien größer 200MB keien Seltenheit.

Ich würde eher einen eigenen Firmenserver mit dieser Technik
betreiben. Vielleicht kann man bald bei Google ein Softwarepaket
erwerben, ähnlich SuSEs SLES...

Ob für Firmen dieser Dienst wirklich interessant sein könnte, wage ich
zu bezweifeln. Geschäftsdaten auf einen Server eines amerikanischen
Unternehmens abzulegen wäre sicherlich ein Grund, diesen Dienst nicht
zu nutzen.

Gruß

Viktor

WickiderWikinger

unread,
Mar 1, 2007, 10:00:35 AM3/1/07
to Webkompetenz-Forum
Photoshop als Web-Service:

Schaut mal hierher:

http://www.heise.de/newsticker/meldung/86052

Gruß

Viktor

Gedankenspiel

unread,
Mar 3, 2007, 7:37:46 AM3/3/07
to Webkompetenz-Forum
Hallo!

"Wir sind fest davon überzeugt, dass die Reise weg von installierter
Software hin zu webbasierten Anwendungen geht", erklärte jedenfalls
Google-Pressesprecher Kay Oberbeck anlässlich des Launchs von Google
Apps."

Natürlich wird es in diese Richtung gehen. Und meiner Meinung nach
freuen sich unsere lieben Datensammler und unsere ganzen großen Brüder
am meisten darüber.
Ich bin der Meinung, dass es durchaus soweit kommen kann, dass es
üblich wird, alle seine Daten im Internet zu speichern. Wieso denn
auch nicht? Die Daten sind von überall abrufbar, man muss sich nicht
mehr um die Sicherungen kümmern und wenn man sich einen neuen PC
kauft, sind alle Daten auch schon da.
Also: Wieso sollte es dann in Zukunft überhaupt noch vorgesehen sein,
Daten lokal zu speichern? Internetzugang hat man ja sowieso von
überall.
Und zur Förderung der nationalen Sicherheit ist es dann irgendwann
verboten lokal Daten zu speichern, die sich von großen Bruder nicht
durchsuchen lassen. Rechtschaffene Bürger haben ja nichts zu verbergen
- und nichts zu verlieren, außer ihre Privatsphäre.

Entschuldigt die drastische und womöglich überzeichnete Ausführung,
wollte nur mal skizzieren in welche Richtung es meiner Meinung nach
gehen wird.

lg

Gedankenspiel

PS: Für Soziologen werden das natürlich spannende Zeiten und ich würde
liebend gerne die Analysen sehen, die versuchen die Lücke zwischen
Datenbestand und dem realen Menschen dahinter zu verkleinern. Die
Soziologie wird die spannendste Wissenschaft des 21. Jht, denn -
wenngleich es auf Kosten der Privatsphäre geht - wird der Mensch auf
eine ganz neue und sehr interessante Weise erforscht werden.

PPS: Ja, natürlich - ich studiere Soziolgie :)

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