Elektroschrott und Imperialismus. Unsere Beteiligung am Elend der armen Länder

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07.09.2009, 11:49:1207.09.09
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Elektroschrott und Imperialismus. Unsere Beteiligung am Elend der armen Länder

Wer glaubt, dass die Zeit des Imperialismus vorüber sei, irrt. Gewandelt hat sich nur die Form des Imperialismus. Wir alle benutzen die technischen Ausstattungen des Alltags täglich, ohne uns Gedanken über die damit verbundenen Elend in anderen Ländern (sog. Drittländern) zu machen.

Zumindest über den Umgang mit Elektronikschrott und die durch uns als Verbraucher bedingten Menge an nachproduzierten elektrischen und elektronischen Geräten haben wir auch Einfluss auf den Grad der Ausbeutung der Menschen in armen Ländern.

Dazu gibt Ihnen die Redaktion des Newsletter www.gladiss.de Auszüge aus der Tagespresse wieder, die für sich sprechen:

„Der Wohlstand der Industrienationen hängt an Metallen. Aus Kupfer und Aluminium entstehen Kabel für Daten und Elektrizität; Tantal wird für Kondensatoren gebraucht, die Handys zum Funken bringen. Ohne Chrom gibt es keinen rostfreien Stahl; Gallium in dünnen Photovoltaikmodulen verwandelt Sonnenlicht zu Strom; Indium bildet eine Schicht, die leitend und transparent ist und in Flachbildschirmen steckt. Spuren von Neodym sind für Magnete moderner Elektromotoren unverzichtbar; Platin entgiftet Abgase in Autokatalysatoren, und aus Lithium entstehen Batterien von Laptops und bald auch von Elektroautos….

Höchstens 15 Metalle werden gezielt in Minen abgebaut, der Rest ist Beifang. Indium zum Beispiel wird immer nur als Beiprodukt von Massengütern wie Zink oder Kupfer gewonnen. Seine Preisentwicklung allein bringt kaum einen Minenbetreiber dazu, die Produktion auszuweiten oder aufrecht zuerhalten. Bei Tantal hat der international kritisierte Abbau des Erzes Coltan im Bürgerkriegsgebiet des Kongos zu Verwerfungen auf dem Weltmarkt geführt: Die zuvor führenden Minen in Australien mussten Ende 2008 schließen, weil sie nicht mehr wirtschaftlich waren. Und bei Neodym beherrscht China den Markt und ist mit Exporten zurückhaltend. …

Ein Expertengremium der Vereinten Nationen befasst sich derzeit besonders mit der Recycling-Thematik. „Wir benutzen viel Metall nur ein einziges Mal und wissen einfach nicht, wie viel sich davon wiedergewinnen lässt.“ In jedem Handy, das in der Schublade verstaubt oder im Elektroschrott landet, finden sich zwar nur winzige Mengen Metall, aber in der Masse sind sie eine wichtige Rohstoffquelle….

Drei Viertel der Desktops, Laptops, Drucker, Scanner und Kopierer aus Europa und den USA werden als Secondhandware deklariert nach Afrika exportiert, während es sich tatsächlich schlicht um Elektroschrott handelt. Mit jeder technischen Neuerung wachsen die Elektroschrottberge in Afrika, China und Indien.

Was Secondhandware ist und was Müll, ist nicht definiert. Deshalb können Exporteure in Hamburg, Rotterdam oder in den USA völlig kaputte Elektronik als Gebrauchtware exportieren. Und nicht selten werden die defekten Computer, Drucker oder Bildschirme auch noch als Spenden für Schulen, Universitäten oder Hilfsorganisationen deklariert. So kommt es, dass nur 25 Prozent der in der EU verkauften Rechner oder Bildschirme auch in Europa wiederverwertet werden, obwohl eine Brüsseler Richtlinie vorschreibt, dass alle Geräte von den Verkäufern oder Kommunen fachgerecht und entsprechend teuer entsorgt werden müssen.

Besonders begehrt sind in Ghana alte Handys, da sie nicht nur Kupfer und Eisen enthalten, sondern auch etwas Gold, Silber und Tantal. Doch Handys gelangen nur selten aus Europa nach Ghana, der größte Teil landet in der EU entweder in Schubladen oder im Hausmüll….“

In Afrika holen Kinder Altmetalle aus giftigen Elektroschrott-Resten. Viele leben und arbeiten einsam auf einer Müllkippe, zerschlagen oft mit bloßen Händen und Steinen die Scheibe von Computermonitoren und anderen Elektronikschrott. „Dabei sind sie hohen Konzentrationen von Blei, Kadmium, Barium, Quecksilber, Chrom, Arsen, Beryllium oder Chlorbenzol ausgesetzt, die die Normalwerte um das Hundertfache übersteigen. Tausende Menschen leben auf solchen Elektronikschrotthalden, auf denen sich ausgeweidete PC-Gehäuse und zersplitterte Bildschirme bis zu vier Meter hoch türmen. Der Boden besteht fast nur aus Asche, überall liegen Kabel herum, zerbrochene Platinen, Tastaturen, Prozessoren, Transformatoren und Hunderte Kothaufen. Auf Schlammlöchern und Tümpeln treiben Flecken, die grün, orangefarben oder blaumetallisch leuchten.

Die Geräte enthalten nicht nur in hoher Konzentration das Nervengift Blei, sondern auch krebserregendes Kadmium, das zudem die Lungen und die Nieren angreift, und Barium, das zu Gehirnschwellungen, Muskelschwund sowie Herz- und Leberschäden führen kann. Da die dünnen Metallhalterungen bei den Schrotthändlern nicht viel bringen, will diese Arbeit keiner der Jugendlichen und Erwachsenen machen. Sie verbrennen lieber riesige Kabelknäuel, um an Kupferdrähte zu gelangen. Oft benutzen sie zur Brandbeschleunigung neben Autoreifen auch FCKW-haltigen Schaumstoff aus alten Kühlschränken, so verpesten sie die Luft mit Dioxin- und Furandämpfen. Bis zu zwei Euro können die Arbeiter mit dem gewonnenen Altmetall pro Tag verdienen. Das Kupfer verkaufen sie an ghanaische Schrotthändler, die es vor allem nach China exportieren….“

In der SZ (Süddeutschen Zeitung) vom 13.8.09 wird über einen 10-jährigen Jungen (Kwaku Prince Yeboah) in Ghana berichtet, der – umgeben von dichtem schwarzem Rauch auf einer Müllkippe sitzt, auf einem Berg voller Glasscherben und Computertrümmer. „Wie lange Kwaku Prince Yeboah noch auf der Elektroschrotthalde arbeiten wird, weiß er nicht. Schon jetzt plagen ihn Kopfschmerzen und Übelkeit, außerdem zerschneidet er sich beim Zerschlagen der Monitore oft die Finger. Er müsse die Arbeit machen, sagt er, er wolle doch seine Schulgebühren verdienen. Manchmal aber erhält er gar keinen Lohn. Auf dem Weg zum Schrotthändler, sagt er, sei er schon oft von Älteren überfallen worden, die ihm das wenige Metall auch noch wegnahmen.“

Quelle der Zitate: Redakteur Michael Bitala, Süddeutsche Zeitung. Nr.184, 12.8.2009, S. 14

„Das Blut am Handy

Eigentlich könnten sie wohlhabend sein, die zwei Millionen Bergleute der Demokratischen Republik Kongo, und mit ihnen die insgesamt zehn Millionen Menschen, die vom Kleinbergbau abhängen - ein Fünftel der Gesamtbevölkerung. Denn eigentlich ist der schwarzafrikanische Staat ein reiches Land mit reichen Bodenschätzen: Schätzungen zufolge lagern im Boden Kongos grosse Mengen von Metallen wie Kupfer, Zink, Kadmium, knapp 40 Prozent des Kobalts, vor allem aber bis zu 80 Prozent des Coltans, ein Erz, das für die Produktion moderner Handys unabdingbar ist.

Doch der Reichtum kommt nur selten bei den Arbeitern an, die mit primitiven Mitteln Löcher in die Hänge graben oder in schlecht gesicherten Minen schuften, die immer wieder einstürzen. Zwischenhändler zahlen häufig nur Minimalbeträge für das geschürfte Erz. Vor allem das wertvolle Coltan holen sich die Rebellen des Ostkongos regelmäßig mit Gewalt, um ihre Waffen zu finanzieren. Beobachter berichten über Zwangs- und Kinderarbeit, über Mord und Massenvergewaltigung. "Wer nicht mehr arbeiten kann, weil ihn die Maloche in der schwülen Hitze ausgelaugt hat, wird einfach geköpft oder erschossen", behauptet der französische TV-Reporter Patrick Forestier, der einen Film über das Coltan-Geschäft gedreht hat.“

Quelle: „cwb“, Süddeutsche Zeitung Nr.184, 12.8.2009, Seite 14

 

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