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Zoropsis spinimana

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Martin Lemke

unread,
Jan 10, 2008, 3:08:24 AM1/10/08
to
In den Medien tobt mal wieder eine kleine Spinnenhysterie. Da möchte ich
etwas richtig stellen, weil Pro7, N24 und Bild einmal mehr hanebüchenen
Schwachsin verbreiten.

Es wurde in den Medien fogendes verbreitet:

1. Es wandert eine Giftspinne nach Deutschland ein. Zoropsis spinimana,
welche recht unangenehm beißen kann.

2. Die Gifstspinne Dornfinger, wandert ebenfalls nach Deutschland ein und
kommt schon bis vor Berlin vor.

Hierzu folgendes:

Bis auf eine einzige Art sind alle in Deutschland lebenden Spinnen giftig.
Die medienwirksame Titulierung "Giftspinne" ist also hüchst irreführend.

Zu 1:
Seit Jahren breitet sich die mediterrane Spinnenart Zoropsis spinimana nach
Norden aus. Auf welche Weise dies geschieht, ist bislang nicht
wissenschaftlich geklärt. Als Blinder Passagier per LKW ist naheliegend,
aber nicht bewiesen.

Vor ein paar Jahren wurde sie in der Schweiz gesichtet, die letzten Jahre
waren Vorkommen in Freiburg bekannt. Inzwischen kennt man stabile
Polulationen in NRW. Im April wurde ein Exemplar südlich von Hannover in
Niedersachsen entdeckt. In Belgien und in den Niederlanden wurde sie auch
gefunden.

Anscheinend ist die Art in der Tat leicht reizbar. Angelo Bolzern hat ein
kleinen Film dazu auf seier Webseite, wo das Tier mit eine Pinzette zum
Beißen gereizt wird [1]. Zusammen mit Dr. Ambros Hänggi hat er sich
absichtlich von dem Tier beißen lassen, um die Wirkung zu testen. Soweit
ich weiß, haben die Beiden Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums
Bern keine schwerwiegenden Folgen davon getragen.

Bei der Gartenarbeit wurde jemand südlich Hannovers von Zoropsis spinimana
angesprungen. Gebissen wurde er nicht. Das Tier floh gleich darauf und
versteckte sich.

Wir haben es hier also nicht mit einem gefährlichen Monster zu tun. Wenn
man die Tier ein Ruhe lässt, kann man friedlich mit ihnen koexistieren.
Übrigens frisst Zoropsis spinimana die großen, haarigen, harmlosen
Hausspinnen (Tenearia atrica), die von vielen grundlos gefürchtet wird.
Tegenaria ist übrigens die Spinne des Jahrens 2008.

Zu 2:
Seit ca. 70 Jahren kommt der höchte seltene Dornfinger (Cheiracanthium
punctiorium) in Deutschland lediglich in zwei großen Zentren vor. Um
Freiburg und südlich von Berlin. Die Nachricht, dass diese Art sich, wie
von N24 behauptet, deutschlandweit ausbreite und nun schon bei Berlin
angekommen sei, entbehrt jeder Seriosität. Das ist schlichtweg Unsinn.

Hier mag sich jeder auf den bundesweiten Nachweiskarten informieren [2].

Seite Vettern kommen allerdings in Schleswig-Holstein vor: Cheiracanthium
erraticum (häufig) [3] und Cheiracanthium virescens [4] (Nach Roter Liste
in Schleswig-Holstein gefährdet).

HTH, Martin

[1]
http://www.arachnodet.com/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=14&Itemid=27
[2]
http://www.spiderling.de/arages/Verbreitungskarten/species.php?name=Cheiracanthium+punctorium
[3] http://spinnen-forum.de/funde.php?name=Cheiracanthium+erraticum
[4] http://spinnen-forum.de/funde.php?name=Cheiracanthium+virescens

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