_Das Problem_
Nun, um konkreter zu werden. Wieso sollte dieses mehr an Männern eine
Bedrohung sein? Auf den ersten Blick sind natürlich die Frauen die
Benachteiligten (und auf den letzten Blick auch), auf den zweiten Blick
aber erkennt man, dass es auch die Männer sind, die auf diese Art
benachteiligt werden. Denn auf sie wird ein erhöhter Druck ausgeübt,
wenn sie eine Lebenspartnerin finden wollen, so dass Frauen hohe
Ansprüche an einen potentiellen Partner stellen könnten. Sie könnten es,
in einer gerechten und fairen Gesellschaft.
Da aber die Gesellschaften, in denen es zu diesen enormen künstlichen
Ungleichgewicht kommen konnte, am Praktischsten erwiesen haben, dass sie
sehr patriarchisch sind, sind es natürlich Frauen, die unter dieser
Entwicklung am Meisten zu leiden haben. Denn die Anzahl solcher Vergehen
wie Brautverschleppung, (Zwangs-)Prostitution und ähnlichen ist bereits
teilweise erhöht (4) und wird durch diese Entwicklung wohl noch weiter
ansteigen. Es trifft, wie leider so oft, die Schwächsten.
Schon jetzt zeigen sich in China seltsame kulturelle Praktiken (8), die
in diesen Zuständen begründet sind.
Aber das ist noch nicht die einzige negative Folge, die dieses
asiatische Problem hat. Es gibt auch eine mehr politische und globale
Folge dieses Faktes. Eine Folge, die, wenn sie eintritt, zu gewaltigen Umstürzen und sogar zu Kriegen führen konnte. Denn wenn nur irgendwas
dran ist an der Theorie des "Youth man bulge", dann kann man im Asien
der Zukunft sicher ein sehr praktisch-konkretes Exempel für diese
Theorie finden (9). Dass dies nicht zum Vorteil der Akteure oder der
gesamten Menschheit erfolgt, muss dabei nicht weiter betont werden.
Besonders in Zusammenhang mit der schwindenden Bedeutung der einstigen
Weltmacht USA ist diese Aussicht alles andere als erfreulich.
_Fazit_
Wir sehen hier ein klassisches Beispiel für ein fast unausweichliches,
negatives Szenario, in dem durch die Kurzsichtigkeit einiger Entscheider
in der Gegenwart massive zukünftige Probleme entstehen, die ebenfalls
nur durch langfristige Weichenstellungen beseitigt und kurzfristig nur
kompensiert werden können. Dabei handelten die einzelnen Entscheider -
die asiatischen Eltern - durchaus rational in ihrem Interessen, indem
sie sich um Kinder, die geeignet für ihre Altersversorgung sind,
gekümmert haben, handelten aber entgegen den kollektive Nutzen. Eine
echte, zweifelsfreie Rationalitätenfalle, durch ein System falscher
kultureller Anreize zu Stande gekommen.
Unter dieser demographischen Perspektive scheint es unwahrscheinlich,
dass die asiatischen Staaten dauerhaft ihr enormes Wachstum aufrecht
erhalten werden können. Vielmehr stehen sie vor wesentlich härteren und
existenzielleren Problemen als die meisten Staaten des vielfach schon
voreilig abgeschriebenen "Westens". Aus einem idealistischen Blickwinkel
kann man darin mehr als nur einen geschichtlichen Zufall sehen, wie er
die Entwicklung der Menschheit so oft bestimmt hat, sondern ein Zeichen
dafür, dass sich das Einstehen für humanistische Werte nicht nur auf
moralischer, sondern auch auf Ebene der Klugheit auszahlt und es sich
für eine Gesellschaft immer lohnt, jede Art von Diskriminierung, gegen
welche Gruppe sie sich auch immer wende, zu bekämpfen statt konservativ
an veralteten Rollenbildern festzuhalten. Rollenbilder, die Töchter zu
"Last der Familie" werden lassen und die daher eine Generation von
Söhnen hervorbringt, die zwangsweise ihr Leben lang ledig bleiben wird.
An dieser Stelle spornt die aktuelle Entwicklung in Asien auch dazu an,
über etablierte Bilder von Geschlechterrolle und Lebensweg nachzudenken
und neueren Wegen gegenüber mehr aufgeschlossen zu sein.
Kurz muss das Fazit also lauten: Ja, Asien ist im Kommen, aber sein
Abgang ist schon abzusehen.
Quelle(n):
(1) http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/frauenmangel/
(2) http://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Datei:Sex_ratio_below_15_per_country_smooth.png&filetimestamp=2010
0311053445
(Rot = Mehr Männer als Frauen, Blau = Mehr Frauen als Männer)
(3)http://www.cosmiq.de/qa/show/2865321/Wieso-Moechten-viele-Chinesen-
lieber-einen-Jungen-statt-ein-Maedchen/#aid7810454
http://www.medienwerkstatt-online.de/lws_wissen/vorlagen/showcard.php?
id=4716&edit=0
(4) http://en.wikipedia.org/wiki/Sex-selective_abortion#Geography
(5) http://en.wikipedia.org/w/index.php?
title=Missing_women_of_Asia&oldid=436969401#Dismissed_.22Hepatitis_B_vir
us.22_explanation
http://en.wikipedia.org/w/index.php?
title=Human_sex_ratio&oldid=438864380#Data_sources_and_data_quality_issu
es
(6) http://www.vaterland.li/index.cfm?id=66842&source=sda&ressort=home
http://www.news.ch/Bis+zu+20+Prozent+mehr+Maenner+als+Frauen+in+China+un
d+Indien/482841/detail.htm
http://www.n-tv.de/wissen/China-und-Indien-fehlen-Frauen-
article2835246.html
(Inklusive Hintergründe!)
(7) http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_sex_ratio
www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/fields/2018.html
(8) http://www.planet-liebe.de/forum/showthread.php?t=168539&page=
http://en.wikipedia.org/wiki/Bride_kidnapping#China
(9) http://en.wikipedia.org/wiki/Youth_bulge#Youth_bulge