***
Verzweifelt kämpfen die Arbeiter im zerstörten Atomkraftwerk Fukushima
gegen das verseuchte Wasser in der Anlage. Jetzt soll ein neues
Wundermittel dabei helfen, die Radioaktivität deutlich zu reduzieren.
Das Mineral Zeolith kann aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften
das hochgefährliche Cäsium 137 einfangen, wenn es mit diesem in Kontakt
kommt. Ob der Plan aber wirklich aufgeht, ist noch unklar.
Am Samstag deponierten die Arbeiter drei je 100 Kilogramm schwere Säcke
mit Zeolith nahe der Ansaugrohre für den Reaktor 1 im Meer. Zeolithe
kommen in der Natur vor, können aber auch künstlich hergestellt werden.
Eine ihrer besonderen Eigenschaften ist die Fähigkeit zum
Ionenaustausch: Das mit Cäsium 137 verseuchte Wasser wird über die Säcke
geleitet, wobei die radioaktiven Atome von dem Material eingefangen werden.
Sieben weitere der 80 Zentimeter hohen Säcke seien vorbereitet worden,
meldete Jiji. Der Betreiber Tepco will zunächst prüfen, wie effektiv
diese Methode ist. Es werde erwogen, Zeolith dann auch in den
Turbinengehäusen der Reaktoren einzusetzen, wo sich verseuchtes Wasser
angesammelt hat.
Quelle: http://bit.ly/gM0PS2
***
Kann mir jemand erklären, wie das vor sich geht, bzw. ob mein Verdacht
korrekt ist, dass man am Ende - wenn es denn klappt - radioaktiv
strahlende Zeolith-Säcke hat?
Katzenstreu.
Wenns weißt, wie Katzenschit stinkt,
dann sei froh daß es Zeolith gibt.
w.
Das Wasser ist verstrahlt, nicht verseucht. Egal, hier will man die
ionenaustauschende Wirkung von Zeolithen ausnutzen, warum auch nicht.
Allerdings hat man dann, wie du vermutest, viel radioaktives Material.
Ich wundere mich, dass nicht Ionenaustauscher auf der Basis organischer
Harze verwendet werden (wie, AFAIK, in den KKW). Diese kann man dann
verbrennen und die anorganischen Rückstände direkt verglasen. Da
hätte man dann viel weniger Material, allerdings auch konzentrierter.
--
mfg Rolf Bombach
>> Kann mir jemand erklären, wie das vor sich geht, bzw. ob mein Verdacht
>> korrekt ist, dass man am Ende - wenn es denn klappt - radioaktiv
>> strahlende Zeolith-Säcke hat?
>
> Das Wasser ist verstrahlt, nicht verseucht. Egal, hier will man die
> ionenaustauschende Wirkung von Zeolithen ausnutzen, warum auch nicht.
> Allerdings hat man dann, wie du vermutest, viel radioaktives Material.
Hi,
Wasser kann nicht "verstrahlt" werden. Sonst würde man den Aufenthalt überm
offenen Wasserbecken im Reaktorgebäude kaum ertragen. Das Problem sind
wirklich die gelösten Isotopen-Salze. Jod, Cäsium, Kalium, der ganze Zoo.
Sofern diese als Salze gelöst sind, kann man die per Ionenfalle tatsächlich
weitgehend rausfischen.
>
> Ich wundere mich, dass nicht Ionenaustauscher auf der Basis organischer
> Harze verwendet werden (wie, AFAIK, in den KKW). Diese kann man dann
> verbrennen und die anorganischen Rückstände direkt verglasen. Da
> hätte man dann viel weniger Material, allerdings auch konzentrierter.
Vermutlich weil diese eine "Umwälzung" brauchen, also eine Pumpe, einen
Filter, ein "Mischgefäß", dazu recht gleichmäßige Randbedingungen. Etwa kann
ein Kunstharz mit bestimmten Stoffen "vergiftet" werden, Zeolithe sind
dagegen hart im Nehmen...gegen solchen Aufwand gesehen per Hilfsarbeiter ein
paar Säcke in den Bach schmeißen ist simpel, das schafft sogar Tepco noch,
an guten Tagen.
--
mfg,
gUnther
Natürliches Zeolith wird seit dem Atomunfall von Harrisburg
eingesetzt, um Mensch und Umwelt zu dekontaminieren. Nach der
Reaktorkatastrophe von Tschernobyl waren es mehrere hunderttausend
Tonnen Zeolith-Klinoptilolith aus ukrainischer und georgischer
Provenienz, die schlimmere Gesundheitsschäden verhinderten. Durch
seine Eigenschaften als Molekularsieb und Ionenaustauscher bindet
Zeolith radioaktive Isotope dauerhaft, muss dann aber seinerseits
sicher (end)gelagert werden. In den USA werden derzeit Endlagerstätten
erkundet, die komplett in zeolithhaltigem Tuffgestein eingelassen
werden sollen. Lesbarer neuer Beitrag zum Einsatz bei Menschen:
http://www.zeolithwelt.de/news/zeolith-gesundheit-medizin
> Wasser kann nicht "verstrahlt" werden. Sonst würde man den Aufenthalt überm
> offenen Wasserbecken im Reaktorgebäude kaum ertragen. Das Problem sind
> wirklich die gelösten Isotopen-Salze. Jod, Cäsium, Kalium, der ganze Zoo.
> Sofern diese als Salze gelöst sind, kann man die per Ionenfalle tatsächlich
> weitgehend rausfischen.
Ich wollte auf den korrekten Terminus hinweisen. Verstrahlt, verseucht,
vergiftet. Eigentlich ganz einfach, nur die Dschurnalisten nicht
einfach resp nicht spektakulär genug. Mit Isotopen meinst du sicher
Radionuklide, wobei die nichtradioaktiven Ionen eben auch rausgefischt
werden. Da war das Meerwasser dann definitiv keine gute Idee, da
Vollentsalzer dann sinnlos mit Chlorid und Natriumionen zugemüllt
werden. Ionenfalle ist auch was anderes, BTW. Ein Problem ist, dass
Iod auch molekular anfällt, d.h. als gelöstes Gas, dass dann abhauen
kann. Auch dazu wurden vor Jahren Gegenmassnahmen erforscht, aber
garantiert nicht implementiert, da sie was kosten. Und wer ist
unter anderem Partner am ARTIST-Programm zur Rückhaltung von radioaktiven
Aerosolen? Richtig, JNES.
--
mfg Rolf Bombach