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Ich lese gerade: The rise and decline of nations ...

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Roman Grom

unread,
Feb 18, 2001, 2:43:25 PM2/18/01
to
... und mich treibt die folgende Frage um.

Herr Olson führt in seiner Schrift aus:

"Verteilungskoalitionen verringern die Fähigkeit einer Gesellschaft, neue
Technologien anzunehmen und eine Reallokation von Ressourcen als Antwort
auf sich verändernde Bedingungen vorzunehmen, und damit verringern sie
die Rate des ökonomischen Wachstums."


Ich spalte einmal einige Variablen ab und setze einfache Werte(?!) ein.


1. Verteilungskoalitionen -> Politik, Wirtschaft ..oh, je..Gewerkschaft auch.

2. Gesellschaft - was ist das eingentlich genau ?

3. verändernde Bedingungen -> Globalisierung (Hmm ..), Rationalisierung;
(heute zunehmend auch Ausbildung neuer Wertschöpfungsketten ..)

4. Reallokation -> Bergbau .. das Transportproblem: Pkw, Lkw .. usw.

5. Die Liste ist ..

Meine Frage ist: Besteht, wenn das denn so gegeben ist, nicht hinreichend
Grund zu der Vermutung das der Keim des Unterganges systemimmanent ist ?
Und das die hierfür relevanten Faktoren akkumulieren ?

Habt ihr Literaturhinweise; welche Gegenentwürfe gibt es ?

Ich hoffe ich konnte meine Fragestellung wenigstens eingermassen klar
rüberbringen.

Vielen dank, schon mal im Voraus.

Roman

sigrid duschek

unread,
Feb 20, 2001, 8:14:00 AM2/20/01
to
Moin,

Also ich habe das Werk von Herrn Olsen nicht gelesen, aber den zitierten Satz
gründlich. ;-)


> "Verteilungskoalitionen verringern die Fähigkeit einer Gesellschaft, neue
> Technologien anzunehmen und eine Reallokation von Ressourcen als Antwort
> auf sich verändernde Bedingungen vorzunehmen, und damit verringern sie
> die Rate des ökonomischen Wachstums."
>

> (...)


> 1. Verteilungskoalitionen -> Politik, Wirtschaft ..oh, je..Gewerkschaft auch.

Darunter stelle ich mir folgendes vor:
Gegeben seinen eine Menge an Produzenten und eine Menge an Konsumenten. Angebot
und Nachfrage treffen jedoch nicht auf einem Markt aufeinander, sondern in
irgendeinem Hinterzimmer wird abgekartet, wer was produziert und wer was bekommt.
Diese Koalitionen zwischen den Marktteilnehmern ist eine Verteilungskoalition,
denn im Hinterzimmer wurde ja die Güterdistribution zentral für alle geregelt.
Verteilungskoalitionen die sich staatlich institutionalisiert haben, nennt man
Planwirtschaft.

Keiner muss um seine Erträge oder Einkommen fürchten, also folgert Herr Olsen,
dass ohne Not sich auch nichts (an der Ressourcenallokation) ändern wird. Klingt
plausibel.

> Meine Frage ist: Besteht, wenn das denn so gegeben ist, nicht hinreichend
> Grund zu der Vermutung das der Keim des Unterganges systemimmanent ist?

Muss man immer gleich untergehen, nur wenn man nicht wächst? Das schlussfolgert
Herr Olsen in diesem Satz wohlweislich nicht! Er sagt lediglich, dass "im
Vergleich zu" die Flexibilität "verringert" ist, aber nicht, dass es nicht auch
so klappen könnte.
(wie sich der Buchtitel anhört, sagt er es wohl doch "declin of the nations", ist
aber ein ziemlich starkes Werturteil.)

> Habt ihr Literaturhinweise; welche Gegenentwürfe gibt es ?

Im Prinzip ist das ein Thema der Wettbewerbswirtschaft und fällt in die Kategorie
Markt und/versus Planung.

Grüße.
Sigrid.

Guido Goliasch

unread,
Feb 20, 2001, 4:04:04 PM2/20/01
to
Roman Grom <r...@kitoma.de> wrote:

> ... und mich treibt die folgende Frage um.
>
> Herr Olson führt in seiner Schrift aus:
>
> "Verteilungskoalitionen verringern die Fähigkeit einer Gesellschaft, neue
> Technologien anzunehmen und eine Reallokation von Ressourcen als Antwort
> auf sich verändernde Bedingungen vorzunehmen, und damit verringern sie
> die Rate des ökonomischen Wachstums."

Als Essenz seiner Folgerung VIII S. 87.

> Ich spalte einmal einige Variablen ab und setze einfache Werte(?!) ein.
>
> 1. Verteilungskoalitionen -> Politik, Wirtschaft ..oh, je..Gewerkschaft auch.

Vor allen Dingen würde ich alle Zusammenschlüsse nehmen, die darauf
abzielen reine Marktlösungen durch Verhandlungslösungen zu ersetzen
(Gesundheitswesen, früherer Telekom- Strommarkt.... Bergbauunternehmen)

> 2. Gesellschaft - was ist das eingentlich genau ?

Die Summe der Menschen (ohne jetzt zu diskutieren, was nun eine Nation
ist)

> 3. verändernde Bedingungen -> Globalisierung (Hmm ..), Rationalisierung;
> (heute zunehmend auch Ausbildung neuer Wertschöpfungsketten ..)

Demographische Veränderungen, Industrielle Revolutionen (Durchdringung
der Wirtschaft durch Telekommunikationslösungen...)



> 4. Reallokation -> Bergbau .. das Transportproblem: Pkw, Lkw .. usw.

Bergbau ist hier sicher ein gutes Beispiel, besser noch:
Rentenversicherung (Generationenvertrag vs. Demographie, da hier m.E.
die Umverteilung noch deutlicher wird)



> 5. Die Liste ist ..
>
> Meine Frage ist: Besteht, wenn das denn so gegeben ist, nicht hinreichend
> Grund zu der Vermutung das der Keim des Unterganges systemimmanent ist ?
> Und das die hierfür relevanten Faktoren akkumulieren ?
>

Wenn ich es richtig verstehe fragst Du überspitzt, ob die
Marktwirtschaft sich nicht ihr eigenes Grab schaufelt, da sie sich
totläuft. Tendenziell besteht die Gefahr wahrscheinlich aufgrund der von
Olson beschriebenen Tendenzen, eine der Begründungen warum wir starke
Kartellbehörden brauchen... Ich denke stärkstes Gegenargument ist die
"Findigkeit" der Marktteilnehmer selbst, da die meisten Oligopole
potentiell gefährdet sind, gerade bei dem Tempo des Fortschritts heute.

Kennst Du Williamson, die ökon. Institutionen des Kapitalismus?

Guido,
der das vor Jahren mal beackert (aber noch nicht ganz weit weggeräumt)
hat.

Gerhard Leykauf

unread,
Feb 21, 2001, 10:07:50 AM2/21/01
to
Ein Gegenentwurf stammt von Manfred Neumann: Zukunftsperspektiven im Wandel.
Lange Wellen in Wirtschaft und Politik.

Neumann argumentiert, daß es lange Wellen in der Entwicklung von
Gesellschaften gibt, die sich durch ein wesentliches Merkmal auszeichnen: In
Aufschwungphasen liegt der Schwerpunkt auf der Schaffung von Wohlstand durch
die Akkumulierung von Kapital. In Abschwungphasen legt die Gesellschaft den
Fokus auf die Verteilung des erarbeiteten Wohlstandes, man beobachtet die
auch von Olsen bemerkten Phänomene wie Verteilungskoalitionen etc.

In diesem Zusammenhang führt er auch das "Buddenbrook-Syndrom" an: Die erste
Generation erarbeitet den Wohlstand, die zweite verwaltet ihn, während die
dritte ihn vernichtet.

Das Bestechende an der Argumentation Neumanns ist, daß es eben keinen
systemimmanenten Trend zum Untergang des Systems gibt, sondern Auf- und
Abbewegungen. Nach nun doch einigen Jahren menschlicher Geschichte ist das
m. E. auch einleuchtender.

Der Fehler bei Olsen liegt meiner Meinung nach darin, daß ein einmal
beobachteter Trend einfach in die Zukunft fortgeschrieben wird.

--
Gerhard Leykauf


E-Mail: ley...@ba-heidenheim.de
"Roman Grom" <r...@kitoma.de> schrieb im Newsbeitrag
news:3A9025DD...@kitoma.de...

Markus Diehl

unread,
Feb 22, 2001, 3:21:39 AM2/22/01
to
Dago: Vielleicht habe ich den Witz nicht verstanden, aber das Buch von Neumann ist 1990
bei Mohr (Tuebinge) in deutscher Sprache erschienen.

Dago Schnider wrote:

> On Wed, 21 Feb 2001 16:07:50 +0100, "Gerhard Leykauf"
> <ne...@leykauf.net> wrote:
>
> >Manfred Neumann: Zukunftsperspektiven im Wandel.
> >Lange Wellen in Wirtschaft und Politik.
>

> Gibt es davon bereits eine deutsche Ausgabe oder hast du den Titel der
> einfacheithalber übersetzt?
>
> Gruss, Dago

--
Markus Diehl
Institute of World Economics
P.O.Box 4309, 24100 Kiel, Germany.
homepage: http://www.uni-kiel.de/ifw/staff/diehl.htm


Owe Jessen

unread,
Feb 22, 2001, 5:43:57 AM2/22/01
to
Am Thu, 22 Feb 2001 09:21:39 +0100, schrieb Markus Diehl
<M.D...@ifw.uni-kiel.de> :

>Dago Schnider wrote:
>
>> On Wed, 21 Feb 2001 16:07:50 +0100, "Gerhard Leykauf"
>> <ne...@leykauf.net> wrote:
>>
>> >Manfred Neumann: Zukunftsperspektiven im Wandel.
>> >Lange Wellen in Wirtschaft und Politik.
>>
>> Gibt es davon bereits eine deutsche Ausgabe oder hast du den Titel der
>> einfacheithalber übersetzt?
>>
>> Gruss, Dago

>Dago: Vielleicht habe ich den Witz nicht verstanden, aber das Buch von Neumann ist 1990
>bei Mohr (Tuebinge) in deutscher Sprache erschienen.

Es gibt doch gar keine empfehlenswerten Bücher, die in Deutschland auf
deutsch veröffentlicht werden, also muß es eine Übersetzung sein. :-)
Owe
--
21 ist nur die halbe Wahrheit!
http://matrix.crosswinds.net/~owejessen/

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