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Body Integrity Identity Disoder (BIID)

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Lothar Pilgenröder

unread,
Nov 14, 2005, 9:17:00 AM11/14/05
to
Nachfolgend hier wiedergegebene E-mail ist mir über ein Medizinethikforum
bekannt geworden. Ich möchte das Anliegen des Autors dieser E-mail hier zur
Diskussion stellen. Dabei gehe ich davon aus, dass es auch in dieser NG noch
einige Mitleser gibt, die an einer wissenschaftlichen Diskussion psychischer
Störungen wie der hier geschilderten sowie auch deren ethischer Bewertung
Interessiert sind:

--------
Hier die Email:

Hiermit bitte ich Sie, mit mir gemeinsam zu erreichen, daß bei mir
die Durchtrennung meines Rückenmarks in Höhe von Th 8 durchgeführt
werden möge.

Da für mich das Leben als Paraplegiker meine Identität ist, muß ich
Sie leider mit dieser bizarren Bitte konfrontieren. Mir ist bekannt,
daß derzeit in Deutschland destruktive neurochirugische Eingriffe
aus ethischen Gründen nicht durchgeführt werden.

Ich bin 39, habe Politik, Jura und Geschichte studiert, baue derzeit
ein Unternehmen im Bereich der Rehabilitation im Ausland auf und
wünsche mir seit ca. meinem 6. Lebensjahr den Eintritt einer
schwerwiegenden orthopädischen Behinderung. Seit ca. 12 Jahren suche
ich nach einem Weg, der zum Eintritt einer Querschnittlähmung bei mir
führen soll. Mir sind die negativen Folgen einer Querschnittlähmung
bekannt. Auch dieses Wissen gehört zu meiner Identität als Mensch mit
einer Querschnittlähmung.

Meine ersten parktischen Erfahrungen im Umgang mit Orthesen
(orthopädische Beinschienen und Skoliosekorsetts) ohne medizinische
Indikation habe ich mit 16 gemacht. Mit 17 habe ich zum ersten Mal
einen Rollstuhl Rollstuhl ohne medizinischen Grund benutzt (pretending).

Später habe ich ihn und andere Hilfsmittel in der Weise benutzt, daß
ich das Vorliegen einer Querschnittlähmung umfassend simuliert habe.
Darüberhinaus habe ich mich mit den medizinischen und soziologischen
Fragestellungen, die Körperbehinderungen betreffen, seit meiner späten
Jugend intensiv beschäftigt. Seit einigen Jahren arbeite ich im
Bereich der Rehabilitation.

Selbstdiagnostisch schließe ich primär sexuelle Grundlagen aus.

Bis heute habe ich niemals einer weiteren Person von meinen Neigungen
berichten können. Ich dachte ich sei damit allein. Vor einem halben
Jahr stellte ich fest, daß es auch anderen Menschen so ergangen ist.
Meine Neigung und die Notwendigkeit sie zu verstecken hat als Kind und
Jugendlicher meine Seele stark verletzt. Gelegentliche
Selbstmordgedanken und eine tiefe Traurigkeit ohne Anlass waren und
Begleiter meines bisherigen Lebens.

Ich bin auf der Suche nach einer Möglichkeit, meine innere Identität
als Mensch mit einer Querschnittlähmung zu realisieren und somit
psychische Heilung zu erlangen.

Anbei finden Sie ein Manuskript zweier australischer Medizinethiker,
die die Frage nach der ethischen Verantwortbarkeit einer Beinamputation
im Zusammenhang mit BIID diskutieren. Den Artikel finden Sie auch als
Pay Content unter
http://www.blackwell-synergy.com/doi/abs/10.1111/j.1468-5930.2005.00293.x

Das Manuskript erhielt ich aus den Händen einer der beiden Autoren. Im
ersten Teil des Texts beschreiben sie BIID.

Außerdem füge ich Ihnen Behandlungsempfehlungen Ihres Kollegen
Professor First von der Columbia University bei, die er Ratsuchenden
weitergibt. Anne Lawrence beschreibt in einer weiteren Anlage warum
BIID mit GID verglichen werden kann. Sie arbeitet u.a. auch mit Ray
Blanchard aus Toronto zusammen, der ihre These stützt.

Dieser Email liegt weiterhin eine auf Telefoninterviews basierende Studie
von Professor First über realisierte freiwillige Amputierte bei.

Auf der BBC Website findet sich ein umfassender Bericht über Dr.Robert
Smith aus Glasgow, der zwei Amputationen wegen BIID durchgeführt hat.

http://www.bbc.co.uk/science/horizon/1999/obsession_script.shtml

Sämtliche Kosten für die Behandlung und die Folgen der eingetretenen
Querschnittlähmung kann und werde ich selbst tragen.

Sehen Sie eine Möglichkeit, mir zu helfen ?

Mit freundlichen Grüßen
Zitat Ende
-----------------

Gruß
L. Pilgenroeder

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Rudolf Sponsel

unread,
Nov 18, 2005, 11:27:48 AM11/18/05
to
Lothar Pilgenröder schrieb:

> Nachfolgend hier wiedergegebene E-mail ist mir über ein Medizinethikforum
> bekannt geworden. Ich möchte das Anliegen des Autors dieser E-mail hier zur
> Diskussion stellen. Dabei gehe ich davon aus, dass es auch in dieser NG noch
> einige Mitleser gibt, die an einer wissenschaftlichen Diskussion psychischer
> Störungen wie der hier geschilderten sowie auch deren ethischer Bewertung
> Interessiert sind:
>
> --------
> Hier die Email:
>
> Hiermit bitte ich Sie, mit mir gemeinsam zu erreichen, daß bei mir
> die Durchtrennung meines Rückenmarks in Höhe von Th 8 durchgeführt
> werden möge.
>
> Da für mich das Leben als Paraplegiker meine Identität ist, muß ich
> Sie leider mit dieser bizarren Bitte konfrontieren. Mir ist bekannt,
> daß derzeit in Deutschland destruktive neurochirugische Eingriffe
> aus ethischen Gründen nicht durchgeführt werden.
>
...

Was soll denn da diskutiert werden? Es ist doch völlig klar, daß eine
vorsätzliche Verstümmelung kein verantwortlicher Arzt durchführen wird.

Möglicherweise will hier jemand - ein bißchen daneben - andere
beschäftigen oder macht sich einen makabren Spaß.

Ich schlage vor, das zu ignorieren.

--
Bessere Zeiten ...
Rudolf Sponsel, Erlangen
http:/www.sgipt.org/org/aktuell.htm

Lothar Pilgenröder

unread,
Nov 18, 2005, 1:19:54 PM11/18/05
to
Am 18.11.2005 17:27 Uhr schrieb "Rudolf Sponsel" unter
<rudolf-...@sgipt.org> in dlkvdc$td3$1...@news1.nefonline.de:

Soweit mir bekannt ist, haben Sie sich doch immer den "Kundigen"
zugerechnet.
Aus meinem Beitrag und den angezeigten Links geht eindeutig hervor, dass
auch in europäischen Ländern bereits Amputationen bei BIID- Patienten
durchgeführt wurden. Ich persönlich würde mich an so etwas nie beteiligen;
aber es gibt offensichtlich doch Ärzte, die das anders sehen als ich.
Insofern kann man das durchaus unter ethischen Gesichtspunkten und auch
In einer medizinischen "sci" NG diskutieren.

Von Ihnen hatte ich eigentlich mehr erwartet, als BIID einfach als
Wichtigtuerei einiger Spaßvögel abzutun.
Mit freundlichen Grüßen
Lothar Pilgenröder

Rudolf Sponsel

unread,
Nov 18, 2005, 4:49:04 PM11/18/05
to
Lothar Pilgenröder schrieb:

Aus Behauptungen irgendwelcher Leute geht überhaupt nichts Tatsächliches
hervor.

> durchgeführt wurden. Ich persönlich würde mich an so etwas nie beteiligen;

Na, da bin ich aber sehr froh.

> aber es gibt offensichtlich doch Ärzte, die das anders sehen als ich.

Und das wird sich auch kaum ändern. Was sollte da diskutiert werden:
Approbation wie Zulassung entziehen und einsperren. Im Knast dann ein
Buch, die Memoiren und danach durch die Talkshows, das schafft BIP und
Vorbilder.

> Insofern kann man das durchaus unter ethischen Gesichtspunkten und auch
> In einer medizinischen "sci" NG diskutieren.
>
> Von Ihnen hatte ich eigentlich mehr erwartet, als BIID einfach als
> Wichtigtuerei einiger Spaßvögel abzutun.
> Mit freundlichen Grüßen
> Lothar Pilgenröder
>

Das mag schon sein. Aber ein ethisches Problem gibt es da nicht, weil
sicher kein verantwortlicher Arzt SelbstverstümmelungsneurotikerInnen
befriedigen wollen wird. Und daher gibt es da auch keinen wirklichen
ethischen Diskussionsbedarf. Das zitierte Posting trägt im übrigen
nichts zur Klärung bei. Die zwei wissenschaftlich interessanten Fragen
wären, ob es sich tatsächlich um ein Krankheitsbild handelt, was ich
zunächst einmal bezweifle. Nicht alles, woran man "disorder" hängt,
bedeutet eine wirkliche Krankheit, auch oder schon gar nicht, wenn es
über den großen Teich herüberweht. Das hört sich auch eher nach einer
neuen Psychomode an - sind die Multiplen und Posttraumatisierten denn
schon wieder out? Und damit die zweite Frage: wie entstehen solche
Psychomoden? Manche Epidemiekandidatinnen bekämpft man am aber besten
dadurch, daß man sie nicht beachtet, das aber werden unsere
pervertierten Medien sicher nicht zulassen, es wird für sie ein
Freudenfest sein, entrückte Selbstverstümmler und ihre kriminellen
Helfershelfer zur besten Sendezeit unters Volk zu bringen - natürlich
garantiert nicht zur Nachahmung empfohlen. Ebenso scheinheilig wie
verschlagen werden sie tönen, daß es doch nichts Wichtigeres gibt, als
das bildungshungrige Volk zu informieren, z.B. wie man einen Penis
abschneidet, gart und in erlesener Sauce zum Nachtisch aufbereitet. Wir
haben ja sonst keine Probleme.

--
Bessere Zeiten ...
Rudolf Sponsel, Erlangen

http://www.sgipt.org/doceval/epidem/psymode0.htm

poin...@web.de

unread,
Nov 20, 2005, 3:12:03 AM11/20/05
to
Der Dr. phil Sponsel hat ja eine ganz besondere Art der Phantasie. Er
scheint sich in der Wagenburg Insel Deutschland wohl zu fühlen. Die
Psychomoden scheinen tatsächlich seinen Geldbeutel leider noch nicht
gefüllt zu haben. Aber das Wohl seiner Mitmenschen liegt ihm gar nicht
am Herzen. Seine eher konservative Weltwuffassung scheint ihm den Blick
über den eigenen Tellerrand zu verbauen.

Dr. Sponsel wachen Sie auf, da gibt es ein Problem im Bereich der
Ethik. Da stellt sich die Frage, ob eine Amputation eine Hilfe für
Menschen sein kann. Stecken Sie die Fragen von 1968 in Ihr Archiv und
blicken Sie nach Vorne. Legen Sie Ihren Hass ab und kommen Sie auf den
Boden der Tatsachen zurück, dann müssen Sie auch nicht mehr an Ihre
Souce denken.

Stud. phil. Jens Maierer

Richard Müller

unread,
Nov 20, 2005, 8:03:17 PM11/20/05
to
Hat zwar nicht unbedingt direkt etwas mit diesem Thema etwas zu tun,
aber ich hätte da mal eine Frage:
Bei welchen psych. Erkrankungen tritt eigentlich eine chronische
Störung ( >6 Monate ) des eigenen Körperempfindens auf?
D.h. Bewegungen, Größe, zeitliche und räumliche Distanzen usw.
des eigenen Körpers werden innerlich falsch "gefühlt", was auch
mit einem gewissen Leidensdruck verbunden ist, obwohl die
betreffende Person nach außenhin eigentlich relativ unauffällig wirkt.


Gruß Richard Müller


M. A. Specka

unread,
Nov 21, 2005, 3:01:03 AM11/21/05
to
On Fri, 18 Nov 2005 17:27:48 +0100, Rudolf Sponsel
<rudolf-...@sgipt.org> wrote:

>Was soll denn da diskutiert werden? Es ist doch völlig klar, daß eine
>vorsätzliche Verstümmelung kein verantwortlicher Arzt durchführen wird.

Andererseits gibt es seit geraumer Zeit Geschlechtsumwandlungen,
bei denen keine medizinischen, sondern psychologische/psychiatrische
Gruende vorliegen. Aus medizinischer Sicht sind das wohl auch
Verstuemmelungen, wenn funktionierende Sexualorgane entfernt werden.

Gruss

Michael

Rudolf Sponsel

unread,
Nov 21, 2005, 3:43:59 AM11/21/05
to
M. A. Specka schrieb:

Eine Umwandlung mit Ersetzung ist keine Verstümmelung.

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poin...@web.de

unread,
Nov 21, 2005, 12:19:31 PM11/21/05
to
Nur komisch, daß einige Ärzte eine solche Behandlung aus ethischen
Gründen (Verstümmlung) ablehnen.

poin...@web.de

unread,
Nov 21, 2005, 12:23:19 PM11/21/05
to
Wie wär´s wenn Sie mal ein gutes Argument gegen eine Amputation oder
den Eintritt einer Paraplegie anführen würden ?

Petra

unread,
Nov 22, 2005, 11:35:38 AM11/22/05
to
Erschreckend, mit welcher Arroganz und Unwissenheit hier über Menschen
diskutiert wird!
Ich selbst bin krankheitsbedingt rechts oberarmamputiert, kenne jedoch
Dutzende von Biid betroffene Männer und Frauen. Zu behaupten, dass es
sich um wenige Einzelfälle handelt, zeigt nur, dass sie sich weder
informiert haben, noch bereit sind, sich mit der Qual dieser Menschen
auseinander zu setzen.
Ich selbst bin schon 1600km gefahren, um einen Mann, der unbedingt sein
rechtes Bein verlieren möchte, vom minutiös geplanten Suizid
abzuhalten!
Stundenlange Telefonate mit sog. "Wannabes" sind bei mir die Regel -
selten genug können sie sich mit anderen Menschen über ihre
seelischen Schmerzen austauschen - viele von ihnen fanden überhaupt
bei mir zum ersten Mal Gehör!
Ich bin weder Psychiaterin noch Psychologin - doch mit Sicherheit
tiefer mit diesem Thema vertraut als jeder von ihnen.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung : Ich bin ein Mensch, der
niemals aus Unwissenheit andere be-oder verurteilt!

Lothar Pilgenröder

unread,
Nov 23, 2005, 4:56:29 AM11/23/05
to
Am 22.11.2005 17:35 Uhr schrieb "Petra" unter <eisa...@yahoo.de> in
1132677338....@z14g2000cwz.googlegroups.com:

> Erschreckend, mit welcher Arroganz und Unwissenheit hier über Menschen
> diskutiert wird!

Hallo Petra,
als Mitglied der Medizinethikliste der Uni Bochum bin ich mit der
Problematik von BIID vertraut. Das Thema ist aus ethischer Sicht sicherlich
brisant. Abfällige Bemerkungen über die betroffenen Menschen sind aber ganz
gewiss nicht angebracht. Ich persönlich bin Gegner solch verstümmelnder
Operationen.

Das Thema wird inzwischen auch in der Presse behandelt:

http://www.sueddeutsche.de/,tt5m3/kultur/artikel/756/64692/

Gruß Lothar

Petra

unread,
Nov 23, 2005, 5:43:57 AM11/23/05
to

>>> Abfällige Bemerkungen über die betroffenen Menschen sind aber ganz
gewiss nicht angebracht.>>>>

Das sehe ich auch so! Danke für diese Feststellung *lächel

>>>>Ich persönlich bin Gegner solch verstümmelnder
Operationen<<<<

Zu Beginn habe ich diese Meinung auch vertreten, doch ich habe
mittlerweile - in 2 1/2 Jahren intensivster Beschäftigung mit von BIID
Betroffenen - erkennen müssen, dass wir "Normalos" eine falsche Sicht
bezgl. des Begriffes Verstümmelung haben. Diese Menschen empfinden
eine behinderungsbringende Operation als langersehnte
Vervollständigung ihres Körpers und zu keiner Zeit als
Verstümmelung!
Vergleichbar mit der geschlechtsangleichenden OP wollen BIID-Betroffene
endlich in dem Körper leben, den sie alle schon seit frühester
Kindheit als einzig richtigen Körper für sich FÜHLEN.
Ich hatte unzählige Gespräche mit Betroffenen - auch mit dem zuvor
zitierten HANS, der seine gewollte und erfolgte Amputation mit all
ihren Folgen als "endlich richtig" empfindet - und kann nur immer
wieder die gleiche Aussage treffen : Was für mich meine
krankheitsbedingte Armamputation bedeutete, nämlich unbedingt den
richtigen Zustand wieder hergestellt bekommen zu wollen, aus diesem
verhassten "falschen" Körper zurück in meinen "alten" vollständigen
Körper zu wollen, Todessehnsucht aufgrund der Unerfüllbarkeit dieses
Wunsches, all dies fühlen BIID-Betroffene von Kindesbeinen an!
Für mich stellt sich immer mehr die Frage: Wer nimmt sich das Recht
heraus, solcherart gequälten Menschen seine durchaus mögliche Hilfe
zu verweigern?

>
> Das Thema wird inzwischen auch in der Presse behandelt:
>
> http://www.sueddeutsche.de/,tt5m3/kultur/artikel/756/64692/
>
> Gruß Lothar

Das weiss ich natürlich und bin sehr froh darüber *lächel

Liebe Grüsse
Petra

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