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Re: Artikel aus Spiegel 11-2011: "Korrekt bis in den Tod"

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adam

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Mar 13, 2011, 3:56:55 AM3/13/11
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alter Hut

"Junger Werther" <anon...@not-for-mail.invalid> schrieb im Newsbeitrag
news:201103130327.UTC.ilhdih$q0p$1...@tioat.net...
> Da ich mal das Thema Suizid auch zu den medizinischen Themen rechne
> hier ein Artikel aus dem neuesten SPIEGEL.
>
> Korrekt bis in den Tod
> Eine neue Suizidmethode aus Asien erreicht Deutschland:
> die Vergiftung mit einem Holzkohlegrill.
>
> Auf den ersten Blick wirkte der Tatort, als sei eine Feier junger Leute
> aus den Fugen geraten: Zwischen alkoholischen Getränken fand die Polizei
> in einem Wohnhaus im rheinländischen Kürten drei Männer (alle 20 Jahre
> alt) tot auf dem Zimmerboden.
> Weit verheerender als die Spirituosen hatte sich allerdings der Inhalt
> eines Kübels aus Metall ausgewirkt, der mit abgebrannter Grillkohle
> gefüllt war. Während die Blutuntersuchung bei allen drei Toten einen
> vergleichsweise harmlosen Promillewert von um die 0,8 erbrachte, maßen
> die Mediziner einen tödlichen Wert an Kohlenstoffmonoxid (CO) im Blut
> der Betroffenen.
> Weitere Ermittlungen ergaben: Die jungen Männer hatten das Zimmer mit
> großer Akribie praktisch luftdicht abgeklebt. Sie waren schließlich am
> giftigen Gas erstickt, das die vermeintlich harmlose Holzkohle abson-
> derte.
> Abschiedsbriefe in der Wohnung zeigten schließlich, dass die drei Freun-
> de in voller Absicht gehandelt hatten und nicht etwa zufällig beim Gril-
> len gestorben waren. Als die Nachricht vom Dreifach-Selbsttötung im Fe-
> bruar 2010 die Runde machte, berichteten Lebensmüde im Internetforum des
> Schweizer Sterbehilfevereins Dignitas von einer neuen Suizidmethode, die
> nach ihrer Einschätzung einen möglichst schonenden Tod ermöglichen würde.
> Rechtsmedizinische Institute im ganzen Land schlagen jetzt Alarm: Die
> Forensiker beklagen eine deutliche Zunahe der Selbstvergiftung durch das
> Abbrennen von Grillkohle in geschlossenen Räumen. Allein die Rechtsmedi-
> ziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersuchten zwischen
> September 2009 und Oktober 2010 insgesamt neun Menschen, die auf diese
> Weise umgekommen waren.
> Schon fürchten Experten eine ähnlich epidemische Ausbreitung des Kohlen-
> monoxid-Todes, wie ihn Teile Asiens seit Ende der neunziger Jahre erle-
> ben. Als Auslöser galt damals der Selbsttötung einer Ingenieurin in
> Hongkong, die sich auf dem Höhepunkt der Asienkrise 1998 in ihrem
> Apartment mit den Abgasen glühender Holzkohle umgebracht hatte.
> War diese Methode der Selbsttötung bis dahin unter Rechtsmedizinern un-
> bekannt, so nahm der Grillkohle-Freitod in der Folgezeit schlagartig zu.
> Bereits 2002 zählten Forensiker allein in Hongkong 266 Selbstmorde durch
> Kohlen monoxidVergiftung mit Holzkohle. In Taiwan schied im Jahr 2006
> rund ein Drittel aller Selbstmörder auf diese Weise aus dem Leben. In
> einigen Gebieten Asiens löste der Freitod mit dem Grill den Tod durch
> Erhängen als zweithäufigste Suizidmethode ab.
> Inzwischen hat das taiwanische Gesundheitsministerium reagiert. In Su-
> permärkten des Landes wird an der Kasse ein Signal ausgelöst, wenn Kun-
> den Grillkohle ohne Fleisch einkaufen wollen. Mitarbeiter des Ladens
> müssen den Betreffenden dann fragen, ob er suizidgefährdet sei, und
> ihm im Fall der Bejahung eine Beratungs-Hotline empfehlen.
> Kohlenmonoxid hemmt den Sauerstofftransport des Blutes, lebenswichtige
> Organe können nicht mehr ausreichend versorgt werden – Fachleute spre-
> chen vom „inneren Ersticken“. Weil das Hirngewebe für Sauerstoffmangel
> besonders anfällig ist, fallen die Todeswilligen zunächst in eine Ohn-
> macht, bevor der Tod eintritt.
> Rettung ist allenfalls möglich, wenn die Opfer unmittelbar während des
> Suizidversuchs aufgefunden und durch Beatmung mit hoher Sauerstoffkon-
> zentration behandelt werden. Doch selbst dann drohen den Überlebenden
> schwere Hirnschäden.
> Im Fachjournal „Rechtsmedizin“ räsoniert die Ärztin Katja Müller vom
> Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf über das typische Psychogramm
> eines Selbstmörders, der sich mit Hilfe eines Holzkohlegrills umbringt.
> Demnach neigen diese Menschen „eher dazu, ängstlich, emotional labil
> und zweifelnd zu sein“.
> Überdies sei „bekannt, dass Personen, die einen derartigen Freitod wähl-
> ten, seltener zuvor ihre Absichten äußerten und seltener diagnostizierte
> psychiatrische Vorerkrankungen aufwiesen als andere Suizidenten“. Auch
> neigten die auf diese Weise aus dem Leben Scheidenden zu „Pflicht be-
> wusstsein, Leistungsstreben und Selbstdisziplin“. Häufig verhalten sich
> die Betroffenen bis in den Tod hinein äußerst korrekt: An die Außentür
> ihrer selbst gewählten Todeskammer heften sie Warnhinweise wie „Achtung
> Lebensgefahr CO“.
> Tatsächlich müssen Ersthelfer die kontaminierten Räume oft mit Atem-
> schutzmaske betreten, weil die Giftgaskonzentration in der Luft immer
> noch hoch ist. Aus Sorge vor Fehlschlägen dichten etliche Suizidenten
> ihr ausgewähltes Zimmer penibel ab.
> Neben den geplanten Selbstmorden kommt es aber auch immer wieder zu tra-
> gischen CO-Unfällen: „In Ermangelung eines Kamins“ holen sich Unvorsich-
> tige den Grill zum Ausklang des Abends gern von der Terrasse oder vom
> Balkon in die Wohnung, „um es sich noch etwas gemütlich zu machen“,
> berichtet der Berliner Rechtsmediziner Michael Tsokos – die Katastrophe
> ist absehbar.
> Denn um eine gefährliche CO-Konzentration zu erzeugen, bedarf es nicht
> einer offenen Flamme. Der Magdeburger Rechtsmediziner Werner Kuchheuser
> warnt: „Auch Schwelbrände an Glutresten erzeugen einen entsprechend ho-
> hen Gehalt im Rauchgas. Offenbar ist das Wissen um die tödliche Gefahr
> einer CO-Intoxikation in der Bevölkerung verlorengegangen.“
> Sogar die Grillhersteller würden „die Gefahren von CO im geschlossenen
> Raum unterschätzen oder überhaupt nicht kennen“, kritisiert Kuchheuser.
> Der ARD-Moderatorin Miriam Christmann und ihrem Lebensgefährten ist ge-
> nau diese Unwissenheit zum Verhängnis geworden. Am Abend des Pfingstmon-
> tags 2008 stellte das Paar seinen Holzkohlegrill in die Wohnung, statt
> ihn auf der Terrasse ausglühen zu lassen.
> Die Prominente und ihr Partner starben vermutlich im Schlaf.
> Wissenschaftler der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg haben
> durch Experimente in einem geschlossenen Versuchscontainer herausgefun-
> den, dass eine tödliche Kohlenmonoxid-Konzentration in der Luft nach
> etwa 30 bis 60 Minuten erreicht ist. Bevor die Bewusstlosigkeit ein-
> tritt, erleiden die Sterbenden Vergiftungssymptome wie Schwindel,
> Kopfschmerzen und Herklopfen.
> Speziell bei den Unfällen mit Holzkohlegrills geht Medizinerin Müller
> von einer Dunkelziffer aus. „Nicht selten ist der im Auffinderaum be-
> findliche Grill der entscheidende oder einzige Hinweis auf eine CO
> -Intoxikation“, sagt die Ärztin. Doch zuerst am Tatort eintreffende
> Angehörige räumten dieses entscheidende Beweismittel wahrscheinlich
> in vielen Fällen versehentlich beiseite.

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bastian

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Mar 13, 2011, 11:45:58 PM3/13/11
to
On 14 Mrz., 00:59, Michael Silverman <anonym...@not-for-mail.invalid>
wrote:
> Am 13.03.2011 08:56, schrieb adam:
>
> > alter Hut
>

So alt ist der Hut garnicht.
In SOA immer gegenwärtig.
Kochen mit Holzkohleeimer und Rost oder Wok drauf.
Wenn dann noch abgedichtet wird...

Neu ist die steigende Zahl von Freitod bei Thais und westl. Farangs.
Immer wider in den Medien.

Oft schwerstkrank, Geld zu Ende...
Farang mit Thaifreundin und Hund im Zimmer, abgedichtet.
Nach Tagen entdeckt per Geruch.
Und eben Kohleeimer...

Detailbilder im Ortsfernsehen-ist hier so üblich.

MfG
bastian

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