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Ausstellung SF in Deutschland?

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Ignatios Souvatzis

unread,
Dec 27, 2012, 6:05:18 AM12/27/12
to
Hi,

ehe jemand von Gurgel Fragen und Antworten zum Empfang des
Schweizer Fernsehens in Deutschland vorgeworfen bekommt:

<http://www.hdg.de/bonn/presse/news-details/science-fiction-in-deutschland/>

War schon jemand drin? Empfehlenswert?

Will noch jemand aus der Gegend 'rein?

-is
--
seal your e-mail: http://www.gnupg.org/

Dirk van den Boom

unread,
Dec 28, 2012, 3:09:42 AM12/28/12
to
Am 27.12.2012 12:05, schrieb Ignatios Souvatzis:
> Hi,
>
> ehe jemand von Gurgel Fragen und Antworten zum Empfang des
> Schweizer Fernsehens in Deutschland vorgeworfen bekommt:
>
> <http://www.hdg.de/bonn/presse/news-details/science-fiction-in-deutschland/>
>
> War schon jemand drin? Empfehlenswert?


Man sagte mir, dass für den Kenner nichts Neues drin sei, und sie sei
insgesamt etwas übersichtlich. War aber selbst nicht da.


--
www.sf-boom-blog.de

Ignatios Souvatzis

unread,
Dec 29, 2012, 2:58:45 PM12/29/12
to
Zur Ausstellung "Science Fiction in Deutschland" des Hauses der
Geschichte in Bonn schrieb Dirk van den Boom:

> Man sagte mir, dass für den Kenner nichts Neues drin sei, und sie sei
> insgesamt etwas übersichtlich. War aber selbst nicht da.

Ich bin gerade zurückgekommen. Also - wie soll ich sagen...?
Übersichtlichkeit muß nichts schlechtes sein.

"Für den Kenner nichts neues drin" - klar. Erwarte ich auch nicht,
ausser vielleicht Details und Hintergründe, die ich von einem
Fensehfilm, den ich mit 14 gesehen habe, nicht mehr weiss oder
damals nicht mitbekommen habe. Was für mich relativ unbekannt war,
waren die filmischen DDR-Phantastik-Produktionen, die mit Fotos,
Hintergrund und Filmausschnitten vertreten waren.

Was ausführlich dargestellt wird, ist die Verbindung von SF und
Raumfahrtbegeisterung in den letzten ca. 120 Jahren (Verne, Oberth,
Dominik, Fritz Lang, aber auch jüngeres, u.a. der vorgestern
verstorbene Jesko von Puttkamer). Abgerundet durch eine Reihe
maßstabgerechter verschiedener Modelle der Saturn-Raketen-Reihe,
nebst dem obligatorischen Mondsteinchen. Also, wer von den paar
auf die Erde geholten noch keinen im Original gesehen hat...

Was recht merkwürdig abgedeckt ist, ist die Literatur. Verne,
Dominik, Galouye (als Vorbildgeber fuer Fassbinder), Lem (als
Vorlagengeber für den einen oder anderen DEFA-Film, Perry Rhodan.
Außerdem mit ein paar an die Wand genagelten Exemplaren die
Taschenbuchszene, die aber in der dargestellten Zeit eher Sammelbände
mit Übersetzungen abdeckt, somit zwar das Verlagswesen in Deutschland,
nicht aber die literarische Produktion thematisiert.

Gut, Herbert W. Franke ist Österreicher, Dirk van den Boom vielleicht
noch zu jung für ein historisches Museum, aber es gibt doch genug
andere, die schriftstellerisch tätig waren? Z.B. Jeschke, Prokop,
Eschbach? Diejenigen, die sich mit Einzelwerken in die SF-Thematik
wagen, sind ja auch noch da. Frank Schätzing etwa; oder Erich
Kästner (das meine ich ernst: von fünf Episoden im "35. Mai"
behandelt eine eine technische Utopie (die elektrische Stadt) und
eine weitere eine pädagogische Utopie; "Das Fliegende Klassenzimmer"
heisst so nach einem Theaterstück, das im Roman aufgeführt wird und
bei dem eine Schulklasse neben diversen Erdteilen auch den
Weltraum mit eigenem Flugzeug bereist).

Ausführlich mit Ausschnitten, Requisiten, Erstellungsprozess und
Rezeption dargestellt sind neben den DDR-Filmen und den französischen
und deutschen Produktionen aus der Frühzeit des Films (u.a.
Metropolis, Frau im Mond) auch Raumpatrouille Orion und Das
Millionenspiel. An internationalen Produktionen werden Star Trek,
Star Wars, und auch spätere dystopische Filme (Arche Noah Prinzip,
Independence Day, 2012 - moment, jetzt erinnere ich mich nur an
die Emmeriche) sowie aus den 50er und 60ern einzelne sowjetische
Produktionen und 2001-Odyssee im Weltraum (z.B. mit parallel
abspielbaren thematisch passenden Szenen, wie z.B. "Weltraumspaziergang",
"Schwerelosigkeit",
...)

Was, wie erwähnt, nicht fehlt, sind Requisiten. Schwerpunktmäßig
vertreten sind natürlich Bügeleisen und U-Bahnfahrkarten (als
Rangabzeichen) bei Raumschiff Orion; requisitorisches Recycling
fand aber genausogut bei der Ijon-Tichy-Serie statt (Kaffee-
Filtrierapparat als Raumschiffsmodell). Ein Interview mit Barbara
Müller über das Kostümdesign für Eolomea (WIMRE) ist als Filmausschnitt
zu sehen - offenbar musste sie nach Moskau zum Kosmonautenzentrum
reisen, um sich Gagarins hinter Glas ausgestellten Raumanzug
abzuzeichnen, weil es damals keine Möglichkeit gab, realistische
Bilder von Raumanzügen in Büchern etc. zu finden; ebenso handschriftliche
Notizen von Fassbinder zur Szenenfolge von Welt am Draht...

Aber zurück zu Perry Rhodan. Auch hier gibt es u.a. einiges zur
Rezeption; u.a. Robert Jungks Kritik (an den frühen Heften) als
Video (kannte ich vorher nicht), und die Aktivität von SF-Fanclubs,
etwa mit der Ehrung von Autoren, die die militaristik-lastige
Scheersche Prägung dann überwanden. Nichts inhaltlich neues an der
Stelle; die Kritik an Rhodans gemäßigt-diktatorischem Anspruch ist
ja Thema der frühen Handlung selbst... und seine Überraschung ob
dieser Kritik hat mich damals beim Lesen (bis ca. Band 120) doch
sehr überrascht...

Was leider ganz außen vor bleibt, ist ein ideologiekritischer
Vergleich von Star Trek (TOS) und Raumschiff Orion, den ich vor
Jahren (Jahrzehnten?) mal irgendwo las.

Fandom kommt in der Ausstellung immer wieder vor - die Lem- und
Phantastik-Clubs in der DDR ebenso wie die Schüler, die auf einem
Dachboden die Brücke der Enterprise nachbauten und sich für die
Ausstelungseröffnung leider das Honorar für James Doohan nicht
leisten konnte,

Insgesamt trotz der leichten Schwächen eine lohnende Ausstellung
(Eintritt frei, und erwähnte ich schon ein originales Stückchen
Mondgestein?), und kurz genug, um einen nicht zu erschlagen. Eine
Stunde reicht; wenn man sich *alle* Filmschnipsel anguckt, maximal
zwei.

Anreise: Flugzeug vom Kosmodrom bis Köln/Bonn, dann Schnellbus bis
Bonn HBf, dann Linie 16/63/66 bis Heussallee, dann von der
U-Bahnstation nach Norden hoch, dort ist ein Direktzugang zum
Museumsfoyer.

<http://www.hdg.de/bonn/presse/news-details/science-fiction-in-deutschland/>

Thomas 'PointedEars' Lahn

unread,
Dec 31, 2012, 8:59:38 PM12/31/12
to
Ignatios Souvatzis wrote:

> Zur Ausstellung "Science Fiction in Deutschland" des Hauses der
> Geschichte in Bonn schrieb Dirk van den Boom:
>
>> Man sagte mir, dass für den Kenner nichts Neues drin sei, und sie sei
>> insgesamt etwas übersichtlich. War aber selbst nicht da.
>
> Ich bin gerade zurückgekommen. Also - wie soll ich sagen...?
> Übersichtlichkeit muß nichts schlechtes sein.
> […]

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht; macht neugierig auf mehr.

--
\\//,
(\@PointedEars2/)

Please do not Cc: me. / Bitte keine Kopien per E-Mail.

Jürgen Lerch

unread,
Jan 4, 2013, 5:30:01 PM1/4/13
to
Saluton!

Ignatios Souvatzis <u50...@beverly.kleinbus.org> wrote:
> War schon jemand drin? Empfehlenswert?

Ich war gestern drin, sozusagen als Zweitausstellung - wir waren
vorher in der am Sonntag zuende gehenden Pixar-Ausstellung in
der Bundeskunsthalle. War auch sehr hübsch.

Für die SF-Ausstellung alleine würde ich ihrer Größe wegen eher
nicht aus weiter Ferne anreisen. Aber an sich fand ich sie gut,
und wer in der Gegend ist, dem würde ich sie durchaus empfehlen.

Ad Astra!
JuL

--
jyn...@gmx.de / Nenne mich nicht einen Vollidioten!
Jürgen ,,JuL'' Lerch / Einige Teile fehlen noch!
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