ich hoffe mal, daß sich hier jemand mit der Harmonielehre auskennt.
Mal angenommen, ich habe eine simple Melodie, bei der immer nur
eine Note gleichzeitig erklingt (Klavier) und ich will genau auf jede
Note zusätzlich einen Akkord spielen. Melodie und Akkord soll
dann natürlich harmonisch klingen. Gibt es irgendwelche Hilfen
für die entsprechenden Akkorde oder muß ich solange probieren,
bis es irgendwann paßt ? Ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
MfG
B.Andreas
bin kein Experte, nur Amateur-Kirchenmusiker, aber ich versuche mal
eine möglichst einfache Antwort:
Es gibt nicht nur *eine* "richtige" Lösung zur Harmonisierung einer
Melodie, und auch nicht nur eine "schönklingende".
Es ist sowieso nicht hilfreich, eine Melodie nur als eine
Aneinanderreihung von Tönen aufzufassen, zu denen jeweils ein fester
Akkord gehörte. Vielmehr durchläuft eine Melodie während ihres
Erklingens eine Reihe von Spannungszuständen, deren Wechsel nicht mit
den Tonwechseln zusammenfallen müssen. Diese Spannungszustände nennt
man in der klassischen Harmonielehre "Funktionen". Innerhalb einer
Tonart entspricht jeder Funktion (in etwa, ich weiß...) ein bestimmter
Begleitakkord.
Nun kann es aber durchaus sein, dass drei Menschen beim Hören
derselben Melodie ganz unterschiedliche Funktionsabläufe assoziieren.
Daher gibt es keine eindeutige Lösung. In der Kirchenmusik macht man
sich sogar gern einen Spaß daraus, etwa in einem sechsstrophigen Lied
jede Strophe nach einem anderen Schema zu begleiten.
Ich würde dir wirklich empfehlen, einfach mal am Klavier nach Gefühl
herumzuprobieren, wenn du ein Mensch bist, der auf diese Weise gerne
lernt. Nebenbei solltest du dir allerdings einmal die Grundzüge der
Funktionslehre erklären lassen.
Gruß,
Volker
--
Volker Gringmuth /\
http://home.nikocity.de/volker_g/ /°°\ Gott ist tot (Nietzsche)
mailto:vgrin...@nikocity.de /_UU_\ Nietzsche ist tot (Gott)
Das von dir geschilderte Problem nennt sich "mehrstimmiger Tonsatz"
und hat Millionen von Gehirnen über Jahrhunderte hinweg beschäftigt.
Dafür gibt es leider kein einfaches Rezept, aber eine Menge Regeln und
verschiedenste Vorgehensweisen.
Es gibt ein Programm von WHC-Software, das Melodien mehrstimmig
aussetzen kann (angeblich wahlweise im Stile Regers oder im Stile
Bachs). Vielleicht solltest du dir sowas mal ansehen.
mawa
--
> Your best form of "antigravy" in space stations is centrifugal
> pseudoforce.
I'm sorry, Dave, I'm afraid you can't eat that...
-- Eric Max Francis and Paul Guertin on rec.arts.sf.science
"B.Andreas" schrieb:
> Hallo,
>
> ich hoffe mal, daß sich hier jemand mit der Harmonielehre auskennt.
> Mal angenommen, ich habe eine simple Melodie, bei der immer nur
> eine Note gleichzeitig erklingt (Klavier) und ich will genau auf jede
> Note zusätzlich einen Akkord spielen. Melodie und Akkord soll
> dann natürlich harmonisch klingen. Gibt es irgendwelche Hilfen
> für die entsprechenden Akkorde oder muß ich solange probieren,
> bis es irgendwann paßt ? Ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
>
> MfG
> B.Andreas
> Es ist sowieso nicht hilfreich, eine Melodie nur als eine
> Aneinanderreihung von Tönen aufzufassen, zu denen jeweils ein fester
> Akkord gehörte. Vielmehr durchläuft eine Melodie während ihres
> Erklingens eine Reihe von Spannungszuständen, deren Wechsel nicht mit
> den Tonwechseln zusammenfallen müssen. Diese Spannungszustände nennt
> man in der klassischen Harmonielehre "Funktionen". Innerhalb einer
> Tonart entspricht jeder Funktion (in etwa, ich weiß...) ein bestimmter
> Begleitakkord.
In meinem Fall ist es aber wirklich nur eine Aneinanderreihung von Tönen
und auch nicht das, was man sich unter einer Melodie vorstellt. Sie ist nur
als Zwischenschritt in einem größeren Arbeitsprozeß gedacht.
> Ich würde dir wirklich empfehlen, einfach mal am Klavier nach Gefühl
> herumzuprobieren, wenn du ein Mensch bist, der auf diese Weise gerne
> lernt. Nebenbei solltest du dir allerdings einmal die Grundzüge der
> Funktionslehre erklären lassen.
Ich habe mir erst kürzlich ein Buch über die Harmonielehre gekauft, aber
irgendwie kann ich es nicht einsetzen, um mein Problem zu lösen. Ein
weiteres
Problem ist auch die große Anzahl der Noten. Wenn ich bei jeder Note alle
Akkorde durchgehe, dauert das Wochen und da es im Soft- und Hardwarebereich
Begleitautomaten gibt, dachte ich, es gibt bestimmte Regeln, die das ganze
vereinfachen.
Für Volkslieder gilt:
Mit den Dreiklängen entweder der 1., 4. oder 5 Stufe kann man
jeden Ton der Tonleiter begleiten. Bei C-Dur also: C-dur, F-dur,
G-dur; jeder Akkord ist in 3 Umkehrungen, d.h. mit verschiedenen
Tönen c,e,g, f,a,c, g,h,d zuunterst, verfügbar) Dabei sind alle
Quintparallelen zu vermeiden. Also ist zB. CG - GD und alle
Nacheinanderfolgen von Dreiklägen in der Grundstellung (diese
enthalten ja immer eine Quinte) verboten. Auch oktavierte Quinten
(Quinte + Oktave = Duodezime, etc.) sind verboten. Die 5. Stufe
kann mit der kleinen Septime zum Vierklang erweitert werden
(Dominantseptakkord).
Für den Anfang würde ich nicht weiter gehen. Das allein muss
viele Monate lang (am besten in allen Tonarten) geübt werden.
Abweichungen von diesen Grundregeln sind erlaubt, aber sie müssen
immer einen Grund haben, und dürfen nicht einfach als Satz-Fehler
passieren.
Die 4. Stufe kann durch die 2. oder 6. ersetzt werden usw...
Bei schnellen Tonfolgen muss nicht jeder Melodieton einen eigenen
Akkord bekommen (Durchgangsnoten). In einem schnellen 4/4-Takt
genügen 2 Akkorde pro Takt.
Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige
(frei nach Voltaire)
Gruss
Walter
>Hallo,
>
>ich hoffe mal, daß sich hier jemand mit der Harmonielehre auskennt.
>Mal angenommen, ich habe eine simple Melodie, bei der immer nur
>eine Note gleichzeitig erklingt (Klavier) und ich will genau auf jede
>Note zusätzlich einen Akkord spielen. Melodie und Akkord soll
>dann natürlich harmonisch klingen. Gibt es irgendwelche Hilfen
>für die entsprechenden Akkorde oder muß ich solange probieren,
>bis es irgendwann paßt ? Ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
>
Hallo,
ich würde an deiner Stelle einen anderen Weg gehen .
Erst ein Harmoniekonzept aufstellen und darüber eine Melodie
aufbauen.Im übrigen ist bei einem Musikstück auch der Rhythmus
sehr wichtig.Ich habe auf meinem Computer einen Microsoft Music
Producer der spielt alle Stilarten alleine aber die Harmoniefolge ist
etwas chaotisch.Nicht zu empfehlen.
Hanspe
ich denke, hier paßt das Grundmodell "vierstimmiger Chorsatz". Bezüglich der
Akkordfolge hat man zwar große Freiheiten, aber in Dur und Moll gibt es eine
bevorzugte Akkordfolge: die Kadenz. Die Chorsatzlehre umfaßt auch (und vor allem)
Regeln zur Stimmführung. Das kann man nicht einfach erklären. Du solltest schon
ein Lehrbuch zur Musik- oder Harmonielehre zu Hilfe nehmen und dann je nach
Vorkenntnissen die Kapitel
- Intervalle,
- Tonart,
- Drei- und Vierklänge,
- Akkordfunktionen,
- Kadenz,
- Vierstimmiger (homophoner) Satz
durchlesen, die so oder ähnlich immer enthalten sind.
B.Andreas" <roo...@treibhaus.ping.de> wrote:
>Hallo,
>
>ich hoffe mal, daß sich hier jemand mit der Harmonielehre auskennt.
>Mal angenommen, ich habe eine simple Melodie, bei der immer nur
>eine Note gleichzeitig erklingt (Klavier) und ich will genau auf jede
>Note zusätzlich einen Akkord spielen. Melodie und Akkord soll
>dann natürlich harmonisch klingen. Gibt es irgendwelche Hilfen
>für die entsprechenden Akkorde oder muß ich solange probieren,
>bis es irgendwann paßt ? Ich hoffe, mir kann jemand weiterhelfen.
>
>MfG
>B.Andreas
>
>
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geh doch zuerst mal etwas weg von den Harmonien selbst. Da die Melodie
ja etwas simpel (oder schlicht) ist würde ich zuerst eine Baßstimme
dazu schreiben. Nachdem Du diese komponiert hast hast Du auch
eigentlich schon die Tonart des Stückes bestimmt (ich nehme jetzt
einfach mal an es soll sich um ein tonales Stück handeln).
Nun kannst Du weiter nach den Regeln der Harmonierlehre verfahren und
weitere Füllstimmen/Harmonien hinzufügen. Wichtig ist dabei immer das
wesentliche (die Meldie in Deinem Fall) nicht aus dem Auge zu
verlieren. Man sollte auch darauf achten das die doch simple Melodie
nicht über viele komplizierte harmonische Verläufe überdeckt wird, das
wirkt dann doch eher albern/lächerlich.
Viel Spaß dabei,
Volker Schmidt
On Wed, 22 Mar 2000 19:52:46 +0100, "B.Andreas"
vielen Dank nochmal an alle, die mir geantwortet haben. Ich habe das Problem
jetzt zu meiner Zufriedenheit gelöst. Diese simple Melodie, oder besser die
Aneinanderreihung von Noten entsprach den Veränderungen der Tonhöhe in
einem Gesangspart. Auf jede dieser Noten wollte ich einen Akkord spielen,
der
später für einen Streicher umgesetzt werden sollte.