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Polanskis Wohnungs-Trilogie

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Jon J Panury

unread,
Apr 23, 2008, 5:20:50 PM4/23/08
to
Oder doch besser Triptychon?

Ich habe jetzt nicht lang geforscht, ob anderen diese Besonderheit im
Werk Roman Polanskis auch schon aufgefallen ist, aber ich bin doch
recht sicher, dass.

Es geht um

Ekel

Rosemary's Baby

Der Mieter


Alle drei sind Horrorfilme - aber auf je ganz verschiedene Art.
Jeder Film spielt in einer *der* westlichen Metropolen:
London, New York, Paris.

"Der Mieter" steht gegen die beiden anderen insofern, als dort der
Protagonist männlich ist.

"Ekel" steht gegen die beiden anderen insofern, als dort der
Protagonist deutlich als psychisch dérangiert gezeichnet wird.

"Rosemary's Baby" steht gegen die beiden anderen insofern, als eine
Zweierbeziehung gleichzeitig Betreiber als auch Löser des Horrors ist.

Große Ähnlichkeit, oder sagen wir: Verwandtschaft, besteht
hinsichtlich der der Randpersonage: Alles im Grunde verrückte Normale

Interessant auch die drei verschiedenen Schluss-Typen:

in "Ekel" ist "alles aus", der Protagonist steht vor einem Nichts, und
es ist völlig offen, ob er je wieder aus diesem Nichts heraus findet
(etwa mit ärztlicher, psychiatrischer Hilfe).

In "Rosemary's Baby" ist der Schluß eigentlich der Anfang eines neuen,
anderen Films. (etwa "Adrian der Satansbraten, seine Mutti, und die
anderen" :))

In "Der Mieter" vollendet sich ein Kreis(lauf), von dem wir annehmen
dürfen, er würde noch beliebig oft durchlaufen.

Für mich gehören alle drei Filme zur obersten Kategorie,
"Weltliteratur".
Und sie gehören eben auch zusammen.

Empfinde nur ich das so?

[OT Vielleicht ist Polanski nach Hitchcock der Regisseur mit der
höchsten Quote wirklich großer Meisterwerke (da gibt es noch
Chinatown, Tess, Cul-de-sac...) - oder isses doch Kubrick?]

JJ

Joachim Parsch

unread,
Apr 24, 2008, 6:46:51 AM4/24/08
to
Jon J Panury schrieb:
[Ekel, Rosemary's Baby, Mieter]

> Für mich gehören alle drei Filme zur obersten Kategorie,
> "Weltliteratur".
> Und sie gehören eben auch zusammen.
>
> Empfinde nur ich das so?

Nein :-)

> [OT Vielleicht ist Polanski nach Hitchcock der Regisseur mit der
> höchsten Quote wirklich großer Meisterwerke (da gibt es noch
> Chinatown, Tess, Cul-de-sac...) - oder isses doch Kubrick?]

Was ich dazu meine, ist eh klar - für mich hat Bergman die
beste Quote, obwohl er viel gemacht hat. Es waren halt auch
verdammt viel wirklich gute Sachen dabei.

Hitchcock ist es IMHO eher nicht - der hatte immer wieder mal
Durchhänger und durchschnittliche Filme. Kubrick schon eher,
wobei Polanski da auch sehr gut ist ("Die neun Pforten" stellt
da zum Glück eher eine Ausnahme dar). Außerdem kann ich mit
Polanski persönlich mehr anfangen als mit Kubrick, gerade
die "Wohnungstrilogie" finde ich extrem faszinierend.

Als Regisseur mit guter Quote würde ich noch Visconti nennen.
Der hat aber auch nicht so viel gemacht wie Bergman oder Hitchcock.

Gruß
Joachim

Jon J Panury

unread,
Apr 24, 2008, 7:45:05 AM4/24/08
to
Joachim Parsch <s...@bunuel.franken.de> schrieb:

[...]

>Was ich dazu meine, ist eh klar - für mich hat Bergman die
>beste Quote, obwohl er viel gemacht hat. Es waren halt auch
>verdammt viel wirklich gute Sachen dabei.

Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)

>
>Hitchcock ist es IMHO eher nicht - der hatte immer wieder mal
>Durchhänger und durchschnittliche Filme. Kubrick schon eher,

Obwohl da die Quote auch keine Kunst ist, hat er doch sowieso nur ein
schmales Gesamtwerk. Aber ich sehe bei ihm tatsächlich keine Schwäche,
und unter den Meisterwerken hängt allenfalls "Full Metal Jacket" etwas
durch. ("Spartacus" zähle ich irgendwie nie "richtig" zu seinen
*eigentlichen* Werken... - aber schlecht ist der auch nicht!).

>wobei Polanski da auch sehr gut ist ("Die neun Pforten" stellt
>da zum Glück eher eine Ausnahme dar).

Der geht ja noch. "Piraten" find' ich vergleichsweise schlimmer! Schon
"Tanz der Vampire" ist ja - für Polanski-Verhältnisse - nur obere
Mittelklasse.

> Außerdem kann ich mit
>Polanski persönlich mehr anfangen als mit Kubrick, gerade
>die "Wohnungstrilogie" finde ich extrem faszinierend.
>
>Als Regisseur mit guter Quote würde ich noch Visconti nennen.

Hat seine Meriten - die hat aber, so gesehen, sogar Pasolini! -, aber
wirklich "runde" Meisterwerke sind mir nicht bekannt. Ich meine damit
Werke, die praktisch keine Schwachstelle haben, weder im Buch, noch in
der Kamera und Schnitt, noch im Casting (hier versagen unglaublich
viele, die sonst - bei mir - Anwärter auf das Meisterprädikat wären),
na und noch paar andere Kleinigkeiten, die insgesamt dann den Film
machen, der mir nicht als Film(kunstwerk) eingeht, sondern als
Erlebnis, als "Welttheater" sozusagen. (Das ist nicht dahingehend miss
zu verstehen, ich verachtete etwa die ästhetische Kritik! Ganz im
Gegenteil!)

JJ

Joachim Parsch

unread,
Apr 24, 2008, 8:29:43 AM4/24/08
to
Jon J Panury schrieb:

>
> Joachim Parsch <s...@bunuel.franken.de> schrieb:
>
> [...]
>
> >Was ich dazu meine, ist eh klar - für mich hat Bergman die
> >beste Quote, obwohl er viel gemacht hat. Es waren halt auch
> >verdammt viel wirklich gute Sachen dabei.
>
> Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
> Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)

Manchmal schon ("oft" würde ich nicht sagen) - nur hast du Polanski
für selbiges gerade gelobt. Ich sehe auch das Problem nicht, solange
man ein Thema variiert, und das hat Bergman zweifellos getan.

> >
> >Hitchcock ist es IMHO eher nicht - der hatte immer wieder mal
> >Durchhänger und durchschnittliche Filme. Kubrick schon eher,
>
> Obwohl da die Quote auch keine Kunst ist, hat er doch sowieso nur ein
> schmales Gesamtwerk. Aber ich sehe bei ihm tatsächlich keine Schwäche,
> und unter den Meisterwerken hängt allenfalls "Full Metal Jacket" etwas
> durch. ("Spartacus" zähle ich irgendwie nie "richtig" zu seinen
> *eigentlichen* Werken... - aber schlecht ist der auch nicht!).

Nicht unbedingt schlecht, aber auch nicht wirklich memorabel.
Ähnlich wie "Senso", der bei Visconti der "Tiefpunkt" ist (von denen,
die ich kenne).

> >wobei Polanski da auch sehr gut ist ("Die neun Pforten" stellt
> >da zum Glück eher eine Ausnahme dar).
>
> Der geht ja noch. "Piraten" find' ich vergleichsweise schlimmer! Schon
> "Tanz der Vampire" ist ja - für Polanski-Verhältnisse - nur obere
> Mittelklasse.

Nö - "Tanz der Vampire" gehört auch für Polanskis Verhältnisse zu den
sehr guten Filmen. Ich habe da eher mit "Chinatown" meine Probleme.
"Piraten" fand ich auch sehenswerter als die doch arg bemüht wirkenden
Pforten. Ein Film mit dem Leibhaftigen, aber ohne Horrorelemente,
ist es irgendwie nicht...

> > Außerdem kann ich mit
> >Polanski persönlich mehr anfangen als mit Kubrick, gerade
> >die "Wohnungstrilogie" finde ich extrem faszinierend.
> >
> >Als Regisseur mit guter Quote würde ich noch Visconti nennen.
>
> Hat seine Meriten - die hat aber, so gesehen, sogar Pasolini! -,

Was heißt hier "sogar" Pasolini? "Medea" ist brilliant. "Accatone"
ist ein später, aber gelungener Beitrag zum Neorealismus. Mit den
späten Filmen (die Erotiktrilogie, Salo) kann ich auch nicht viel
anfangen.

> aber
> wirklich "runde" Meisterwerke sind mir nicht bekannt. Ich meine damit

> Werke, die praktisch keine Schwachstelle haben, weder im Buch, noch ich wüsin


> der Kamera und Schnitt, noch im Casting (hier versagen unglaublich
> viele, die sonst - bei mir - Anwärter auf das Meisterprädikat wären),

Letzteres ist offensichtlich Geschmackssache, mir ist es i.a. lieber,
wenn sich Schauspieler nicht in den Vordergrund drängen, wie es
bei manchen hochgelobten Rollen der Fall ist.

> na und noch paar andere Kleinigkeiten, die insgesamt dann den Film
> machen, der mir nicht als Film(kunstwerk) eingeht, sondern als
> Erlebnis, als "Welttheater" sozusagen. (Das ist nicht dahingehend miss
> zu verstehen, ich verachtete etwa die ästhetische Kritik! Ganz im
> Gegenteil!)

Na dann. Ich bspw. sehe Filme wie "Die Erde bebt" oder "Der Leopard"
durchaus als "runde" Meisterwerke an - ich sehe da auch keine
Schwachstellen in Skript, Kamera oder anderrswo.

Gruß
Joachim

Jon J Panury

unread,
Apr 24, 2008, 10:12:49 AM4/24/08
to
Joachim Parsch <s...@bunuel.franken.de> schrieb:

>Jon J Panury schrieb:

<Bergman>

>> Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
>> Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)
>
>Manchmal schon ("oft" würde ich nicht sagen) - nur hast du Polanski
>für selbiges gerade gelobt.

Hm. Ja, stimmt. ;-/

> Ich sehe auch das Problem nicht, solange
>man ein Thema variiert, und das hat Bergman zweifellos getan.

Na gut. Ist vielleicht so, dass ich zu Bergman aus anderen, sagen wir
formalen, Gründen einen nur "zähen" Zugang habe.

[...]

>Letzteres ist offensichtlich Geschmackssache, mir ist es i.a. lieber,
>wenn sich Schauspieler nicht in den Vordergrund drängen, wie es
>bei manchen hochgelobten Rollen der Fall ist.

Da bin ich ganz deiner Meinung.

Message has been deleted

Wolfram Heinrich

unread,
Apr 24, 2008, 3:02:38 PM4/24/08
to
Am 24 Apr 2008 13:37:32 +0200 schrieb Heiko Schlenker:

> * Jon J Panury <jjp.n...@gmx.net> schrieb:


>
>> ("Spartacus" zähle ich irgendwie nie "richtig" zu seinen
>> *eigentlichen* Werken... - aber schlecht ist der auch nicht!).
>

> Bemerkenswert ist, dass kein Jesus durchs Bild huschte.

Nun, in einer Handlung, die zwischen 73 und 71 v. Chr. spielte, wäre das
auch sehr schwierig zu motivieren gewesen.

Ciao
Wolfram
--
Vielleicht hat Gott selber mich zum Atheisten erwählt?
STANISLAW JERZY LEC
www.theodor-rieh.de, www.theodor-rieh.de/heinrich, www.brueckenbauer.it

lutz feustel

unread,
Apr 24, 2008, 3:45:39 PM4/24/08
to
Am 24 Apr 2008 13:37:32 +0200 schrieb Heiko Schlenker:

> vergessen, dass Olivier und Jean Simmons in den 40er-Jahren eine
> heiße Affaire hatten. Da war sie fast noch ein Teenager. Pikant.

Solang es am Set nicht "Ich hatte was mit ihr" "Nein, ich hatte was mit
ihr" "Ich hatte was mit ihr." "Ich hatte was mit ihr." "Ich hatte was
mit ihr." "Ich hatte was mit ihr." "Ich hatte was mit ihr."
hiess, gehts doch noch...

> Alles in allem ein höchst überdurchschnittlicher und durchaus
> sehenswerter "Sandalenfilm".
>
jepp

Manfred Polak

unread,
Apr 24, 2008, 4:24:25 PM4/24/08
to
Jon J Panury schrieb:

>>Was ich dazu meine, ist eh klar - für mich hat Bergman die
>>beste Quote, obwohl er viel gemacht hat. Es waren halt auch
>>verdammt viel wirklich gute Sachen dabei.
>
>Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
>Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)

Zwei- bis dreimal ist doch moderat. Ozu hat in seinen letzten 15
Jahren nur einen Film gedreht, den aber 15 mal. Nämlich "Der Zerfall
der japanischen Werte im Allgemeinen und der traditionellen Familie
im Besonderen nach dem 2. Weltkrieg. Und Chishu Ryu spielt auch
wieder mit".


Manfred

Hannes Schwarz

unread,
Apr 24, 2008, 11:07:15 PM4/24/08
to
Hallo Jon,

Jon J Panury schrieb:

[Bergman]


> Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
> Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)

Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme
variiert den Plot des gejagten Unschuldigen.

Obwohl ich Hitch-Fan bin, schließe ich mich Joachim an: Es
gab da doch ein paar kleine Durchhänger (mit Schaudern
erinnere ich mich an "Under Capricorn", dessen unsäglicher
deutscher Titel "Sklavin des Herzens" die Sache auch nicht
verbessert), als daß ich von einem durchgängigen
Meisterwerk-Output reden würde. Allerdings: Wenn Hitch einen
Treffer landete, dann knallte es richtig, und deshalb ziehe
ich ihn jedem Polanski etc. vor.

Wenn wir von "Hit-per-aim" reden, dann sollte Charles
Chaplin jedoch nicht aussen vor bleiben.

Grüße
Hannes

Message has been deleted

Jon J Panury

unread,
Apr 25, 2008, 6:53:43 AM4/25/08
to
Hannes Schwarz <hannes.schw...@freenet.de> schrieb:

>Hallo Jon,
>
>Jon J Panury schrieb:
>
>[Bergman]
>> Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
>> Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)
>
>Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme
>variiert den Plot des gejagten Unschuldigen.

Das ist schon richtig, nur ist dieser Plot dann auch *sehr* weit
gefasst. Man könnte ja auch sagen, so gut wie die gesamte Film- und
Schrift-Belletristik variiert den Plot "Getting into trouble, and out
again". ;-)

Bergmans Kreisen um ein (sein!) Generalthema, ich nenn's mal
schnellhin "Psychoanalyse der Moral" (und nein, eben *nicht*
"moralische Psychoanalyse" (das wäre eher W.Wyler!)), ist da schon
etwas genauer.

JJ

Joachim Parsch

unread,
Apr 25, 2008, 7:37:28 AM4/25/08
to
Servus,

Hannes Schwarz schrieb:


> Jon J Panury schrieb:
>
> [Bergman]
> > Gut, ja - aber hat er nicht auch oft zwei- bis dreimal den*selben*
> > Film gedreht, nur halt ein bisschen verschieden? :)
>
> Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme
> variiert den Plot des gejagten Unschuldigen.

Sehe ich auch so. Im Falle Hitchcocks ist das ja auch gar
nicht schlecht, denn seine Ausflüge in andere Genres abseits
von Krimi/Thriller waren ja nicht immer von Erfolg gekrönt.

Filme über Verwerfungen in der Familie (was Bergmans Arbeit
in der Tat bereits recht gut zusammenfasst :-)) sind da
aber sicher nicht variantenärmer. Zumindest sehe ich das so,
vermutlich auch deshalb, weil mich Geschichten, wie sie Hitchc.
in Nordwestnord erzählt nicht so stark interessieren wie
die Themen Bergmans. Das ist aber eine rein persönliche Sache.

> Obwohl ich Hitch-Fan bin, schließe ich mich Joachim an: Es
> gab da doch ein paar kleine Durchhänger (mit Schaudern
> erinnere ich mich an "Under Capricorn", dessen unsäglicher
> deutscher Titel "Sklavin des Herzens" die Sache auch nicht
> verbessert),

Na, vielleicht läßt sich der noch retten. Mit dem deutschen
Titel kann man doch - wenn man ein paar Outtakes wieder
mit dazunimmt (evtl. aus anderen Filmen, vielleicht sind
von Tippi Hedren noch ein paar passende Aufnahmen dabei),
und ein wenig Dialog wegschneidet - einen prima Edelporno
daraus machen. Wäre auch mal ein anderes Genre für Hitch-Cock ;-)

> als daß ich von einem durchgängigen
> Meisterwerk-Output reden würde. Allerdings: Wenn Hitch einen
> Treffer landete, dann knallte es richtig, und deshalb ziehe
> ich ihn jedem Polanski etc. vor.

Also "Der Mieter" ist schon ein echter Knaller. Der
von Polanski, meine ich jetzt. Hitchcocks Mieter ist auch
gut, natürlich.

> Wenn wir von "Hit-per-aim" reden, dann sollte Charles
> Chaplin jedoch nicht aussen vor bleiben.

Hmm, ja, vielleicht. Dann aber auch Murnau. Bei den Stummfilmern
ist das aber schwierig, angesichts der hohen Filmrate in den
Anfangsjahren. Hitchcocks Trefferquote wird (angeblich) durch die
frühen Stummfilme auch deutlich heruntergezogen.

Man muß sich nur mal das Frühwerk von John Ford in der IMDB
betrachten. Der hat ja später (auch wenn er leider viel zu oft
mit J. Wayne gedreht hat) durchaus auf Qualität gesetzt. Das
Frühwerk ist aber Massenware in Groschenromanausmaß :-)

Gruß
Joachim

Ralf Callenberg

unread,
Apr 25, 2008, 7:52:45 AM4/25/08
to
25.04.2008 01:07, Hannes Schwarz:

> Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme variiert den
> Plot des gejagten Unschuldigen.

Psycho, Birds, To catch a thief, Marnie, Frantic, Vertigo, Rope, Rear
Window - also irgendwie stehe ich Deiner Behauptung etwas skeptisch
gegenüber.

Gruß,
Ralf

Joachim Parsch

unread,
Apr 25, 2008, 8:05:07 AM4/25/08
to
Ralf Callenberg schrieb:

Allerdings alles aus einem Genre. Das ist aber, wie ich schon schrieb,
nicht unbedingt schlecht (es trifft ja nun auf nicht wenige gute und
sehr gute Regisseure zu, daß sie sich im Wesentlichen im Umfeld eines
Genres bewegen).

Wobei noch konkret anzumerken wäre:
- To catch a thief: das ist ja nun ein absolutes Musterbeispiel
für einen Film über die verfolgte Unschuld
- Birds: auch das ist eine Variation des Themas (oder was hat
die arme Tippi den Vögeln getan?)
- Vertigo: ebenso, James hat das jedenfalls alles nicht verdient
- Frantic: ist zwar von Polanski (um den ging es ja auch in dem
Thread), so richtig schuldvoll wird Harrison Ford von den sinistren
Entwicklungen aber auch nicht erwischt. Ich vermute, du meintest:
- Frenzy: na, da wurde der Unschuldige schon soweit verfolgt, daß
er aus dem Gefängnis ausbrechen muß, um den Schuldigen zu erwischen

In gewisser Weise bestätigt deine Liste also Hannes' These.

Gruß
Joachim

Ignatios Souvatzis

unread,
Apr 25, 2008, 9:18:14 AM4/25/08
to

Eine Art Dieter Bohlen des Films?

-is
--
seal your e-mail: http://www.gnupg.org/

Hannes Schwarz

unread,
Apr 25, 2008, 8:18:42 PM4/25/08
to
Hallo Ralf,

Ralf Callenberg schrieb:

>> Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme variiert
>> den Plot des gejagten Unschuldigen.

> Psycho, Birds, To catch a thief, Marnie, Frantic, Vertigo, Rope, Rear
> Window - also irgendwie stehe ich Deiner Behauptung etwas skeptisch
> gegenüber.

Pah! Unfair, fast nur die Ausnahmen zu nehmen:

- The Lodger (1926)
Neuer Untermieter wird verdächtigt, ein berüchtigter
Frauenmörder zu sein;

- Young and Innocent (1936)
Junger Mann wird verdächtigt, ein Mörder zu sein. Er flieht
und beweist seine Unschuld.

- Saboteur (1942)
Junger Mann wird der Sabotage verdächtigt. Er flieht und
beweist seine Unschuld.

- Spellbound (1945)
Junger Mann wird verdächtigt, Psychiater ermordet und dessen
Platz eingenommen zu haben. Er flieht nicht und beweist mit
Hilfe der Bergman seine Unschuld.

- Strangers on a Train (1951)
Junger Mann wird verdächtigt, seine Frau umgebracht zu
haben. Nur er kennt den wahren Täter und die Hintergründe
der Tat und beweist seine Unschuld.

- I confess (1952)
Priester nimmt Mörder die Beichte ab und wird selbst
verdächtigt, der Schuldige zu sein. Er versucht, den wahren
Täter zur Aufgabe zu bewegen.

- To catch a thief (1955)
Ehemaliger Dieb wird verdächtigt, für eine Reihe von
Einbrüchen verantwortlich zu sein, und jagt den richtigen Täter.

- The Wrong Man (sic!) (1957)
Junger Mann wird verdächtigt, eine Reihe von Raubzügen
begangen zu haben und versucht verzweifelt, seine Unschuld
zu beweisen.

- North by Northwest (1959)
Junger Mann wird verdächtigt, ein Mörder und Spion zu sein.
Er flieht und beweist seine Unschuld.

- Frenzy (1972)
Junger Mann wird verdächtigt, berüchtigter Frauenmörder zu
sein, bricht aus dem Gefängnis aus, um den wahren Täter zu
töten.

Daneben gibt es in den sonstigen Filmen unzählige
Variationen des Verfolgt-werdens und falscher
Verdächtigungen. Einmal hat Hitch gleich ein offizielles
Remake eines seiner Werke geliefert ("The Man who knew too
much").

Grüße
Hannes

Cédric Menge

unread,
Apr 25, 2008, 10:25:41 PM4/25/08
to
Heiko Schlenker wrote:

> [Spartacus]


>
> Alles in allem ein höchst überdurchschnittlicher und durchaus
> sehenswerter "Sandalenfilm".

Stimmt. Ich bringe es allerdings von Anfang an nicht fertig, den Film
ernstzunehmen - Douglas' Frisur ist aber sowas von *dermaßen* deplaziert.


Cédric


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Hannes Schwarz

unread,
Apr 27, 2008, 7:19:50 AM4/27/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

>>Was wäre denn dann mit Hitch ;)? Ein Großteil seiner Filme
>>variiert den Plot des gejagten Unschuldigen.

> Sehe ich auch so. Im Falle Hitchcocks ist das ja auch gar
> nicht schlecht, denn seine Ausflüge in andere Genres abseits
> von Krimi/Thriller waren ja nicht immer von Erfolg gekrönt.

Laut seinem Biograph hat er genauso viel Energie und Zeit in
diese untypischen Streifen verschwendet wie auf seine
anerkannten Meisterwerke - es kam nur nix dabei heraus.
"Sklavin des Herzens" (auAU) wimmelt von guten technischen
und weniger guten, aber trotzdem in der Technik
beeindruckenden Bildern. Nützte nur nix, weil die Geschichte
dahinter keine Sau (auch mich nicht) interessierte.

> Filme über Verwerfungen in der Familie (was Bergmans Arbeit
> in der Tat bereits recht gut zusammenfasst :-)) sind da
> aber sicher nicht variantenärmer. Zumindest sehe ich das so,
> vermutlich auch deshalb, weil mich Geschichten, wie sie Hitchc.
> in Nordwestnord erzählt nicht so stark interessieren wie
> die Themen Bergmans. Das ist aber eine rein persönliche Sache.

Ich gebe verschämt zu, daß ich Bergman gar nicht schätzen
kann. In der DVD-Rückschau bin ich bei so ziemlich jedem
seiner Filme eingeschlafen; ich finde da keinen Zugang. Ich
war fast froh, nur eine gekürzte Verion von "Fanny und
Alexander" im FreeTV vorzufinden - aber selbst die habe ich
niemals (das ist nur beispielhaft für andere Versuche)
wachend ertragen können.

> Also "Der Mieter" ist schon ein echter Knaller. Der
> von Polanski, meine ich jetzt. Hitchcocks Mieter ist auch
> gut, natürlich.

Für mich sind das zwei verschiedene Paar Schuhe. "Der
Mieter" hat mich nie sonderlich beeindruckt, auch wenn ich
ihn ganz gern gesehen habe. Hitch's "Mieter" dagegen knallte
voll rein: Niemals habe ich einen Stummfilm gesehen, der im
Schnitt etc. so "modern" war; davon ab ist er natürlich
prägend für das weitergehende Werk des Machers.

Ist natürlich auch wieder rein subjektiv geprägt: Polanskis
"Mieter" habe ich nie angesehen, weil mich der Regisseur
interessierte. Der andere "Mieter" wurde mit einer
bestimmten Erwartung geschaut, wobei mich das Filmerlebnis
tatsächlich noch überrascht hat, weil hier eine Menge
stimmt: Von der weitergehenden Historie des Regisseurs bis
zu Inszenierungstechniken unserer Zeit.

>>Wenn wir von "Hit-per-aim" reden, dann sollte Charles
>>Chaplin jedoch nicht aussen vor bleiben.

> Hmm, ja, vielleicht. Dann aber auch Murnau. Bei den Stummfilmern
> ist das aber schwierig, angesichts der hohen Filmrate in den
> Anfangsjahren. Hitchcocks Trefferquote wird (angeblich) durch die
> frühen Stummfilme auch deutlich heruntergezogen.

Die Stummfilmer (indirekt auch Hitchcock, der in England
seinen Weg suchte) waren selbstverständlich wie der
exemplarisch von Dir aufgeführte John Ford dem Studiosystem
in Hollywood unterworfen.

Die freien Schöpfer (unter ihnen Chaplin) hatten es sehr
leicht: Jede Innovation würde ihnen angelastet werden.
Gleichzeitig mußten sie erst mal eine neue Kunstform
schaffen - und gerade die Stummfilmautoren ohne Bindung
(natürlich mit Ausnahmen) erschufen das neue Medium Kino.
Das ist nicht einfach Literatur oder Hörspiel, welches mit
Bildern ergänzt wird, sondern die Kunst, in Bildern - ohne
Dialog - bestimmte Sachen zum Ausdruck zu bringen.

Da ist Chaplin, der lange nachgedacht hat, wie er dem
Publikum nahebringt, daß ein blindes Mädchen einen
Landstreicher für jemand Wohlhabenden hält. Das ist jedem
Menschen auch heute noch im Bild verständlich. Das ist
ebenfalls Hitchcock im Tonfilm, der immer versucht, die
Situation durch das Bild zu verdeutlichen. Das ist für mich
die hohe Kunst des Kinos: In Bildern genau das in einem
kurzen Moment zu beleuchten, wofür Autoren Seiten über
Seiten benötigen, ohne auf das Element der Sprache
zurückzugreifen (wohlgemerkt: dies ist meine persönliche
Auffassung vom Kino).

Dennoch mußten natürlich der größte Teil der Filmemacher das
machen, was ihnen die Produktionsfirma vorschrieb (Chaplin
nicht, denn er hatte seine eigenen Studios; er war
Hauptdarsteller, Autor, Regisseur, Produzent und
Soundtrack-Lieferant in einer Person. Ähnlich wie viele
besessene Regisseure nach ihm ließ er schon mal Szenen
wer-weiß-wie-oft drehen, um sie danach einfach
wegzuschmeißen. Was Chaplin in seinen Filmen zeigt, ist in
seinen Langfilmen tatsächlich seine Idee des Films).

Die einen drehten, wonach ihnen der Sinn stand, weil sie es
konnten (Chaplin, Murnau, Lang); die anderen machten das,
was ihnen die Gelegenheit bot (Ford; Hitchcock). Das, was
sie aus den Bildern herausholten, ist die eigentliche
Leistung; und die ging natürlich nicht spurlos am
Gesamtgenre vorrüber.

Aus diesem Grunde ist natürlich eine "Hit-per-aim"-Wertung
in der Relation unangebracht. Gerade aus der Situation
heraus - und der Bedeutung für's Kino - kann man eine
subjektiv mehr oder weniger begründbare Aussage treffen. Das
war's auch schon.

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
Apr 27, 2008, 7:41:38 AM4/27/08
to
Hiho,

Jon J Panury schrieb:

> Bergmans Kreisen um ein (sein!) Generalthema, ich nenn's mal
> schnellhin "Psychoanalyse der Moral" (und nein, eben *nicht*
> "moralische Psychoanalyse" (das wäre eher W.Wyler!)), ist da schon
> etwas genauer.

Entweder bin ich der einzige, der's nicht begriffen hat -
oder der einzige, der nachfragt, aber ich bitte um weitere
Ausführung (gerade in Bezug auf Wyler)

Grüße
Hannes

Jon J Panury

unread,
Apr 27, 2008, 12:35:56 PM4/27/08
to
Hannes Schwarz <hannes.schw...@freenet.de> schrieb:

Bergmans Filme sind - wie ich es verstehe - moralische Reflexionen;
bei ihm speist sich das Interesse daran aber aus der Rezeption der
Psychoanalyse, weniger aus einem allgemeinen "moralischen Unbehagen".

Wyler (der ja auf die Drehbücher weit weniger Einfluss hatte als
Bergman auf die seinen...) macht telweise eindeutig analytische Filme
(viele mit Davis, aber auch "The Collector" und "The Desparate
Hours"), die aber stets, resumierend, eindeutig moralisch Stellung
nehmen. In seinem Verständnis,darf man annehmen, ist Psychoanalyse
eine moralische Unternehmung. (keine zB historische o.ä.)

Die feuilletonistische (begriffliche) Kontrahierung, wie ich sie
vornehme, muss man ja nicht unbedingt gelungen finden.

Mira Delsey

unread,
Apr 27, 2008, 8:15:52 PM4/27/08
to
Am Wed, 23 Apr 2008 19:20:50 +0200 schrieb Jon J Panury:

> [OT Vielleicht ist Polanski nach Hitchcock der Regisseur mit der
> höchsten Quote wirklich großer Meisterwerke (da gibt es noch
> Chinatown, Tess, Cul-de-sac...) - oder isses doch Kubrick?]

Woody Allen und Clint Eastwood ...

lutz feustel

unread,
Apr 28, 2008, 9:02:14 AM4/28/08
to
Am Sun, 27 Apr 2008 22:15:52 +0200 schrieb Mira Delsey:

> Woody Allen und Clint Eastwood ...

Eastwood? Sicher hat er ein paar gute Filme gemacht, aber ich wuerde da
keinen _groesseren_ Teil seiner Regisseur-Filmographie als Meisterwerk
bezeichnen

Joachim Parsch

unread,
Apr 29, 2008, 3:15:19 PM4/29/08
to
Hallo,

Hannes Schwarz schrieb:
> Joachim Parsch schrieb:


> > Sehe ich auch so. Im Falle Hitchcocks ist das ja auch gar
> > nicht schlecht, denn seine Ausflüge in andere Genres abseits
> > von Krimi/Thriller waren ja nicht immer von Erfolg gekrönt.
>
> Laut seinem Biograph hat er genauso viel Energie und Zeit in
> diese untypischen Streifen verschwendet wie auf seine
> anerkannten Meisterwerke - es kam nur nix dabei heraus.

Es kann ja auch nicht jeder alles können.

> > Filme über Verwerfungen in der Familie (was Bergmans Arbeit
> > in der Tat bereits recht gut zusammenfasst :-)) sind da
> > aber sicher nicht variantenärmer. Zumindest sehe ich das so,
> > vermutlich auch deshalb, weil mich Geschichten, wie sie Hitchc.
> > in Nordwestnord erzählt nicht so stark interessieren wie
> > die Themen Bergmans. Das ist aber eine rein persönliche Sache.
>
> Ich gebe verschämt zu, daß ich Bergman gar nicht schätzen
> kann. In der DVD-Rückschau bin ich bei so ziemlich jedem
> seiner Filme eingeschlafen; ich finde da keinen Zugang.

Und da behaupte noch jemand, der ständige Konsum von
abseitigen Horrofilmen verderbe die Jugend nicht. Ich sag's
ja immer wieder, es geht bergab. Spätestens nach dem Genuß
von "Totentanz der Tittenzombies IV" ist der Schaden irreparabel.
Aber du hörst ja nicht auf mich, schaust dir stattdessen
irgendwelche Kochlöffelszenen an (es ist wahrlich erstaunlich,
was einem aus 10 Jahren Usenet im Gedächtnis bleibt...)

So.

Zu deinem fehlenden Zugang zu Bergman kann ich nur sagen,
daß seine Filme vielleicht eine Annäherung an das Themenspektrum
um Beziehungen, Verzweiflung und Tod sind, deren Machart
halt nicht jedermann liegt. Eventuell braucht man ein gewisses
morbides Grundgefühl dafür... Insofern schade, weil auch
Bergman in fast allen seinen Filmen immer mal wieder die
perfekte Einstellung liefert, die den Film alleine schon
unvergeßlich macht. Nicht zu vergessen die geniale Lichtgebung
in der Zusammenarbeit mit Nykvist (die Szenen in der Kirche
in "Licht im Winter" z.B.).

Aber wenn wir gerade von übermäßigen Horrorfilmkonsum reden:
Der spanische Film "Das Waisenhaus" (offenbar ein Riesenerfolg
in Spanien) ist mal wieder ein ganz klassischer Spukhausthriller,
der seine Geschichte und seine Figuren ernstnimmt. Viel Neues
liefert er für Horrorliebhaber wohl nicht, aber der Film
versucht zumindest nicht, das Genre zu ironisieren.

> Ich
> war fast froh, nur eine gekürzte Verion von "Fanny und
> Alexander" im FreeTV vorzufinden - aber selbst die habe ich
> niemals (das ist nur beispielhaft für andere Versuche)
> wachend ertragen können.

Nur interessehalber: welche Filme hast du denn noch versucht?
Ich will dich keineswegs dazu bringen, mehr davon anzusehen.
Es sei denn, du leidest irgendwann unter chronischer Schlaflosigkeit,
dann kannst du ja nochmal zu "Persona" oder so greifen.

> > Also "Der Mieter" ist schon ein echter Knaller. Der
> > von Polanski, meine ich jetzt. Hitchcocks Mieter ist auch
> > gut, natürlich.
>
> Für mich sind das zwei verschiedene Paar Schuhe.

Natürlich, sind ja auch völlig verschiedene Filme. Ich habe
die beiden Filme eigenlich nur der flüssigen Formulierung wegen
zusammengeworfen.

> "Der
> Mieter" hat mich nie sonderlich beeindruckt, auch wenn ich
> ihn ganz gern gesehen habe. Hitch's "Mieter" dagegen knallte
> voll rein: Niemals habe ich einen Stummfilm gesehen, der im
> Schnitt etc. so "modern" war; davon ab ist er natürlich
> prägend für das weitergehende Werk des Machers.

Dem werde ich nicht widersprechen. Hitchcocks Wege, auch
Geräusche in Bilder zu verwandeln, sind faszinierend.

[snip]


> Die freien Schöpfer (unter ihnen Chaplin) hatten es sehr
> leicht: Jede Innovation würde ihnen angelastet werden.
> Gleichzeitig mußten sie erst mal eine neue Kunstform
> schaffen - und gerade die Stummfilmautoren ohne Bindung
> (natürlich mit Ausnahmen) erschufen das neue Medium Kino.
> Das ist nicht einfach Literatur oder Hörspiel, welches mit
> Bildern ergänzt wird, sondern die Kunst, in Bildern - ohne
> Dialog - bestimmte Sachen zum Ausdruck zu bringen.
>

[snip]

Sehe ich alles im Wesentlichen auch so. Film ist eine Symbiose
aus Literatur, Theater und Malerei. Im Idealfall vereint ein
Film die Vorzüge der drei Gattungen.

[snip]
Unsere Einstellungen zu dem Thema sind sehr ähnlich, und
Übereinstimmung ist der Tod jeder Usenet-Diskussion.
Allerdings...

> Die einen drehten, wonach ihnen der Sinn stand, weil sie es
> konnten (Chaplin, Murnau, Lang); die anderen machten das,
> was ihnen die Gelegenheit bot (Ford; Hitchcock). Das, was
> sie aus den Bildern herausholten, ist die eigentliche
> Leistung; und die ging natürlich nicht spurlos am
> Gesamtgenre vorrüber.

Ich frage mich, ab wann Ford "ernstzunehmen" ist. Ich kenne
nur einen Stummfilm von ihm ("Three bad men"), und der ist
(anders als Hitchcocks "Lodger" oder andere formal herausragende
Werke der Ära) keineswegs etwas besonderes. Es mag sein, daß
der Typus des "guten Bösen" (sowas wie der "Cheyenne"-Charakter
in SMDLVT) damals noch neu war, ich habe keine Ahnung von
Stummfilmwestern, aber sonst ist da nichts, was den Film
wirklich aus der Masse der Stummfilmgeschichten heraushebt.

> Aus diesem Grunde ist natürlich eine "Hit-per-aim"-Wertung
> in der Relation unangebracht. Gerade aus der Situation
> heraus - und der Bedeutung für's Kino - kann man eine
> subjektiv mehr oder weniger begründbare Aussage treffen. Das
> war's auch schon.

Man könnte ja mal ernsthaft versuchen, echte Meilensteine
des Kinos zu nennen. Nicht nur gute Filme, sondern solche,
die formal weitreichenden Einfluß hatten. Sowas wie Caligari
oder Potemkin. Oder Terminator 2.

Gruß
Joachim

Manfred Polak

unread,
Apr 29, 2008, 11:42:06 PM4/29/08
to
Joachim Parsch schrieb:

>Ich frage mich, ab wann Ford "ernstzunehmen" ist.

Wohl spätestens seit "The Iron Horse" (1924). Vielleicht auch schon
vorher, aber da weiß ich nichts darüber.

>Ich kenne
>nur einen Stummfilm von ihm ("Three bad men"), und der ist
>(anders als Hitchcocks "Lodger" oder andere formal herausragende
>Werke der Ära) keineswegs etwas besonderes.

Den kenne ich nicht, aber laut Westernlexikon soll die Landrush-
Szene ziemlich gut inszeniert sein. Und damit wäre er auch ein
Mosaikstein in Fords (unbewusstem?) Lebensprojekt, markante
Fixpunkte des amerikanischen Mythos und der amerik. Geschichte
abzuarbeiten. Darin liegt für mich sowieso Fords größte Bedeutung.
Er ist *der* amerikanische Mythologe. Von mir aus Populär- oder
Trivialmythologe, aber was solls.

"The Iron Horse" passt auch in dieses Raster. Er ist einer der
ersten "epischen" Western, die eine der großen Kollektiv-Anstren-
gungen der amerik. Geschichte abhandeln (in dem Fall den Eisen-
bahnbau). Zum Markstein wurde er nur deshalb nicht, weil ihm
James Cruze mit "The Covered Wagon" (über die Planwagen-
Trecks) ein gutes Jahr zuvorkam. Die Tonfilm-Pendants wie
"The Big Trail" (1930) und "Union Pacific" (1939) wurden klar
von den Bildern beeinflusst, die Cruze und Ford geschaffen
haben.

>Es mag sein, daß
>der Typus des "guten Bösen" (sowas wie der "Cheyenne"-Charakter
>in SMDLVT) damals noch neu war, ich habe keine Ahnung von
>Stummfilmwestern, aber sonst ist da nichts, was den Film
>wirklich aus der Masse der Stummfilmgeschichten heraushebt.

Wie gesagt, ich kenne ihn nicht, aber die "Geschichte" (also das,
was die 2 oder 3 Hauptfiguren mit- oder gegeneinander treiben)
ist bei Ford manchmal zweitrangig gegenüber dem übergeordneten
Thema des jeweiligen Films (und mit formalen Experimenten darf
man bei ihm sowieso nicht rechnen). Die individuelle Geschichte
von "Wagonmaster" ist alles andere als aufregend, aber es ist -
neben "The Covered Wagon" und "The Big Trail" - einer *der*
Planwagenfilme. In "Steamboat Round the Bend" (1935) geht es
eigentlich um die Mississippi-Schifffahrt an sich, und weniger
um die Abenteuer des schrulligen Kapitäns und seines Wider-
sachers.

Selbst in "Drums Along the Mohawk" (1939) ist die Geschichte
von Henry Fonda und Claudette Colbert nicht wirklich wichtig.
Wichtig ist einerseits, dass mit dem Unabhängigkeitskrieg einer
der markanten Punkte der amerik. Geschichte (und des Mythos -
ja, ich wiederhole mich ...) abgefeiert wurde. Und andererseits
ist es ein Film über die Zyklen des Lebens. Jahreszeiten. Aussaat
und Ernte. Hochzeit, Geburt und Tod. Es ist kein Zufall, dass
Fonda am Schluss die Feier mit dem ganzen militärischen Pomp
und Brimborium vorzeitig verlässt, weil er zur Feldarbeit muss.

Und vielleicht ist ja "Three Bad Men" ein Film über den Landrush,
und der Rest ist nur Beiwerk. Aber wie dem auch sein mag - wenn
man Ford gerecht werden will, muss man sich vorwiegend an sein
eigenes Bezugssystem als Regisseur halten, und das ist natürlich
ein völlig anderes als bei Leuten wie Bergman oder Eisenstein.
Das ist ganz unabhängig vom Thema Studiosystem vs. unabhängige
Produktion (obwohl *das* natürlich auch eine Rolle spielt).

Ich hoffe, man hat gemerkt, dass ich Ford mag. (Just for the records:
Eisenstein und Bergman mag ich auch.) Eigentlich wollte ich noch was
über seine Irlandfilme schreiben, aber das lass ich jetzt lieber.

>Man könnte ja mal ernsthaft versuchen, echte Meilensteine
>des Kinos zu nennen. Nicht nur gute Filme, sondern solche,
>die formal weitreichenden Einfluß hatten. Sowas wie Caligari
>oder Potemkin. Oder Terminator 2.

Um welche Frage zu beantworten?


Manfred

Joachim Parsch

unread,
Apr 30, 2008, 10:26:43 AM4/30/08
to
Manfred Polak schrieb:

>
> Joachim Parsch schrieb:
>
> >Ich frage mich, ab wann Ford "ernstzunehmen" ist.
>
> Wohl spätestens seit "The Iron Horse" (1924). Vielleicht auch schon
> vorher, aber da weiß ich nichts darüber.
>
> >Ich kenne
> >nur einen Stummfilm von ihm ("Three bad men"), und der ist
> >(anders als Hitchcocks "Lodger" oder andere formal herausragende
> >Werke der Ära) keineswegs etwas besonderes.
>
> Den kenne ich nicht, aber laut Westernlexikon soll die Landrush-
> Szene ziemlich gut inszeniert sein.

Solide würde ich mal sagen. Szenen dieser Art (die Landnahme als
Wettlauf mit Startschuß) habe ich zuerst in Lucky Luke-Comics
kennengelernt, vielleicht hat mich die Szene deshalb nicht so
beeindruckt.

Sind derartige Szenen eigentlich wirklich historisch verbürgt?
Ich meine, besonders sinnvoll ist das nicht, mit einem Planwagen
nach dem Startschuß loszurasen, wenn es darum geht, den besten
Platz viele Kilometer entfernt zu bekommen.

> Und damit wäre er auch ein
> Mosaikstein in Fords (unbewusstem?) Lebensprojekt, markante
> Fixpunkte des amerikanischen Mythos und der amerik. Geschichte
> abzuarbeiten. Darin liegt für mich sowieso Fords größte Bedeutung.
> Er ist *der* amerikanische Mythologe. Von mir aus Populär- oder
> Trivialmythologe, aber was solls.

Populärmythologe trifft es wohl ganz gut. Ford (bzw. der Hollywood-
Western allgemein) hat die Lebenslügen des amerikanischen
Geschichtsverständnisses sicherlich stark geprägt (böse Indianer,
gute Siedler, edle harte Männer etc...) Etwas realistischere Bilder
und Charaktere aus der amerikanischen Pionierzeit wurden dadurch
irgendwie fast völlig verdrängt (auch weil sie auf deutlich weniger
Publikumszuspruch gestoßen wären natürlich).

> "The Iron Horse" passt auch in dieses Raster. Er ist einer der
> ersten "epischen" Western, die eine der großen Kollektiv-Anstren-
> gungen der amerik. Geschichte abhandeln (in dem Fall den Eisen-
> bahnbau). Zum Markstein wurde er nur deshalb nicht, weil ihm
> James Cruze mit "The Covered Wagon" (über die Planwagen-
> Trecks) ein gutes Jahr zuvorkam. Die Tonfilm-Pendants wie
> "The Big Trail" (1930) und "Union Pacific" (1939) wurden klar
> von den Bildern beeinflusst, die Cruze und Ford geschaffen
> haben.

Die kenne ich alle nicht. Vielleicht ist die Landrush-Szene
ja tatsächlich die "Urfassung" von vielen späteren folgenden
Inszenierungen.

> >Es mag sein, daß
> >der Typus des "guten Bösen" (sowas wie der "Cheyenne"-Charakter
> >in SMDLVT) damals noch neu war, ich habe keine Ahnung von
> >Stummfilmwestern, aber sonst ist da nichts, was den Film
> >wirklich aus der Masse der Stummfilmgeschichten heraushebt.
>
> Wie gesagt, ich kenne ihn nicht, aber die "Geschichte" (also das,
> was die 2 oder 3 Hauptfiguren mit- oder gegeneinander treiben)
> ist bei Ford manchmal zweitrangig gegenüber dem übergeordneten
> Thema des jeweiligen Films (und mit formalen Experimenten darf
> man bei ihm sowieso nicht rechnen).

Allerdings mit beeindruckenden Szenen. Die Nachtaufnahmen des
Indianerlagers im Monument Valley (aus "The searchers") haben
eine beeindruckende Atmosphäre, ebenso gibt es in anderen Filmen
immer wieder wirklich große Momente (Stagecoach, Liberty Valance).
Die habe ich in "Three bad men" nicht so gesehen. Immerhin ist
die Geschichte wenigstens nicht ganz so verlogen wie in einigen
seiner späteren Filme.

> Selbst in "Drums Along the Mohawk" (1939) ist die Geschichte
> von Henry Fonda und Claudette Colbert nicht wirklich wichtig.
> Wichtig ist einerseits, dass mit dem Unabhängigkeitskrieg einer
> der markanten Punkte der amerik. Geschichte (und des Mythos -
> ja, ich wiederhole mich ...) abgefeiert wurde. Und andererseits
> ist es ein Film über die Zyklen des Lebens. Jahreszeiten. Aussaat
> und Ernte. Hochzeit, Geburt und Tod. Es ist kein Zufall, dass
> Fonda am Schluss die Feier mit dem ganzen militärischen Pomp
> und Brimborium vorzeitig verlässt, weil er zur Feldarbeit muss.
>
> Und vielleicht ist ja "Three Bad Men" ein Film über den Landrush,
> und der Rest ist nur Beiwerk. Aber wie dem auch sein mag - wenn
> man Ford gerecht werden will, muss man sich vorwiegend an sein
> eigenes Bezugssystem als Regisseur halten, und das ist natürlich
> ein völlig anderes als bei Leuten wie Bergman oder Eisenstein.
> Das ist ganz unabhängig vom Thema Studiosystem vs. unabhängige
> Produktion (obwohl *das* natürlich auch eine Rolle spielt).

Akzeptiert. Ford als Mythenerzähler des amerikanischen Kinos zu
sehen ergibt auch in dem Ausschnitt aus seinem Werk, den ich kenne,
Sinn.

> Ich hoffe, man hat gemerkt, dass ich Ford mag.

Ich mag ihn nicht besonders, u.a. auch deswegen weil er mit diesen
Mythen die Realität überdeckt (und das auch noch effektiv - vermutlich
ist nicht nur unser Bild vom "Wilden Westen" sehr viel stärker
durch Hollywood geprägt als durch die Realität). Und wegen seiner
ständigen Zusammenarbeit mit Wayne, wobei sich das in gewisser Weise
gegenseitig bedingt, denn Wayne verkörperte nun mal den Mythos des
"echten Amerikaners".

> (Just for the records:
> Eisenstein und Bergman mag ich auch.)

Es erfreut mich, dies zu hören ;-)

> Eigentlich wollte ich noch was
> über seine Irlandfilme schreiben, aber das lass ich jetzt lieber.

Warum? Ich kenne Ford abseits der Ford-Wayne-Western kaum, insofern
würde mich ein kurzer Abriß durchaus interessieren.

> >Man könnte ja mal ernsthaft versuchen, echte Meilensteine
> >des Kinos zu nennen. Nicht nur gute Filme, sondern solche,
> >die formal weitreichenden Einfluß hatten. Sowas wie Caligari
> >oder Potemkin. Oder Terminator 2.
>
> Um welche Frage zu beantworten?

Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.

Wie eben sowas wie der erste "Planwagenfilm", der dann zahlreiche
Western beeinflusst hat. Vielleicht gibt's dazu schon ein Buch.

Gruß
Joachim

Manfred Polak

unread,
May 1, 2008, 1:56:37 AM5/1/08
to
Joachim Parsch schrieb:

>Solide würde ich mal sagen. Szenen dieser Art (die Landnahme als
>Wettlauf mit Startschuß) habe ich zuerst in Lucky Luke-Comics
>kennengelernt, vielleicht hat mich die Szene deshalb nicht so
>beeindruckt.
>
>Sind derartige Szenen eigentlich wirklich historisch verbürgt?
>Ich meine, besonders sinnvoll ist das nicht, mit einem Planwagen
>nach dem Startschuß loszurasen, wenn es darum geht, den besten
>Platz viele Kilometer entfernt zu bekommen.

Sowas gab es tatsächlich, vor allem um 1890 in Oklahoma (das
vorher Indianerterritorium gewesen war).

>Populärmythologe trifft es wohl ganz gut. Ford (bzw. der Hollywood-
>Western allgemein)

Da gibt es durchaus Unterschiede zwischen einzelnen Regisseuren.
Natürlich ist der Western insgesamt ein stark von Mythen und
Klischees geprägtes Genre, aber Hawks beispielsweise wollte
immer "straighte" Geschichten erzählen und hat übertriebenes
mythisches Beiwerk abgelehnt.

>hat die Lebenslügen des amerikanischen
>Geschichtsverständnisses sicherlich stark geprägt (böse Indianer,
>gute Siedler, edle harte Männer etc...) Etwas realistischere Bilder
>und Charaktere aus der amerikanischen Pionierzeit wurden dadurch
>irgendwie fast völlig verdrängt (auch weil sie auf deutlich weniger
>Publikumszuspruch gestoßen wären natürlich).

Der Westernfilm hat das natürlich enorm verfestigt und in die Welt
hinausgetragen, aber die Klischees gab es in Trivialromanen und
bei fragwürdigen Schaustellern und Selbstdarstellern wie Buffalo
Bill schon vorher.

>Allerdings mit beeindruckenden Szenen. Die Nachtaufnahmen des
>Indianerlagers im Monument Valley (aus "The searchers") haben
>eine beeindruckende Atmosphäre, ebenso gibt es in anderen Filmen
>immer wieder wirklich große Momente (Stagecoach, Liberty Valance).
>Die habe ich in "Three bad men" nicht so gesehen. Immerhin ist
>die Geschichte wenigstens nicht ganz so verlogen wie in einigen
>seiner späteren Filme.

Da war er als Regisseur auch sicher noch nicht ausgereift. Anscheinend
war er auch der Meinung, dass er mit "Three Bad Men" und seinen
vorhergehenden Western das Genre erst mal ausgeschöpft hatte,
denn es war sein letzter Western für 13 Jahre. Erst mit "Stagecoach"
kehrte er zum Western zurück.

>> Ich hoffe, man hat gemerkt, dass ich Ford mag.
>
>Ich mag ihn nicht besonders, u.a. auch deswegen weil er mit diesen
>Mythen die Realität überdeckt (und das auch noch effektiv - vermutlich
>ist nicht nur unser Bild vom "Wilden Westen" sehr viel stärker
>durch Hollywood geprägt als durch die Realität).

Ford war aber auch mit "Fort Apache" (1948) meines Wissens der erste
wichtige Regisseur, der ernsthaft am Lack kratzte. Warum er trotzdem
nicht die Konsequenzen zog und entweder Antiwestern oder gar keine
mehr drehte, hat ja am Schluss von "Liberty Valance" der Zeitungs-
herausgeber als Fords Stellvertreter erklärt. Dazu kann man stehen
wie man will, aber Ford hat jedenfalls sein Publikum nicht für blöd
verkauft.

Für eine radikale Dekonstruktion des Western war damals die Zeit
sowieso noch nicht reif. Das musste sich von "Fort Apache" und
Anthony Manns "Devil's Doorway" (1950) über Peckinpah in den
60ern erst langsam entwickeln, bis es um 1970 soweit war. Auf
einen Film wie Robert Bentons "Bad Company" wären in den 40ern
und 50ern weder die Studios noch das Publikum vorbereitet
gewesen.

Ich hab auch den Eindruck, dass bei Ford der Realismus stieg,
wenn er sich bei seinen Themen der Gegenwart näherte. "The
Grapes of Wrath" ist eine ziemlich realistische Beschreibung
des Elends der großen Depression der 30er Jahre, und "They
Were Expendable" ist ein wohltuend unheroischer und von
vordergründigem Patriotismus freier Film über den 2. Weltkrieg.
Obwohl John Wayne mitspielt, ist er nicht der große Macker,
der die Japaner im Alleingang aufmischt.

>Und wegen seiner
>ständigen Zusammenarbeit mit Wayne, wobei sich das in gewisser Weise
>gegenseitig bedingt, denn Wayne verkörperte nun mal den Mythos des
>"echten Amerikaners".

Nun ja. Wayne war natürlich ein reaktionärer Depp, aber erstens
war er unter guten Regisseuren auch ein guter Schauspieler
(während er unter schlechten Regisseuren nur sich selbst
spielte). Zweitens hat ihn Ford genau da eingesetzt, wo er ihn
brauchte, und wo er ihn nicht brauchen konnte, hat er ihn
konsequent weggelassen. Schließlich hatte er ja Henry Fonda
als zweites Standbein, und der war bekanntlich ein Vorzeige-
Liberaler. Und das lief von Anfang an parallel - "Young Mr.
Lincoln" und "Drums Along the Mohawk" (beide mit Fonda in
der Hauptrolle) sind von 1939, genau wie "Stagecoach".

Und Fords bedeutendster Film ist zwar nach dem Ratschluss der
Weisen "The Searchers", aber "My Darling Clementine" und
"The Grapes of Wrath" stehen da nicht viel nach - wiederum
beide mit Fonda. Gelegentlich hat Ford sogar "Ensemblefilme"
gedreht, wie "Wagonmaster", der ganz ohne Stars auskommt.
Und "Sergeant Rutledge" gehört eigentlich Woody Strode,
obwohl offiziell Jeffrey Hunter an erster Stelle gelistet ist.

(Mit James Stewart hat Ford trotz "Liberty Valance" und "Two
Rode Together" nicht wirklich viel anfangen können. Der war
bei Anthony Mann besser aufgehoben.)

Und noch was zu Ford selbst. Der war zwar sicher ein Patriot,
und das, was man gern "wertkonservativ" nennt, aber zu seinem
Wertekanon gehörte auch ein starker Liberalismus. Während
der McCarthy-Zeit unternahm Cecil B. DeMille mit ein paar Gleich-
gesinnten den Versuch, in der Director's Guild den liberalen
Joseph M. Mankiewicz als Vorsitzenden zu stürzen und für alle
Regisseure einen verpflichtenden "Treueeid" (mit Arbeitsverbot
im Verweigerungsfall) einzuführen. Es war vor allem der Einfluss
von John Ford, der diesen Unfug verhinderte und DeMille ziemlich
lächerlich machte. Laut Mankiewicz sagte Ford auf der entschei-
denden Versammlung folgendes (zitiert nach Wikipedia):

"My name's John Ford. I make Westerns [als ob es irgendwen im Raum
gegeben hätte, der das nicht wusste...]. I don't think there's anyone
in this room who knows more about what the American public wants than
Cecil B. DeMille - and he certainly knows how to give it to them. But
I don't like you, C.B., and I don't like what you've been saying here
tonight."

Es wäre ein grober Fehler, Ford und Wayne zu verwechseln.

>> Eigentlich wollte ich noch was
>> über seine Irlandfilme schreiben, aber das lass ich jetzt lieber.
>
>Warum?

Aus keinem tieferen Grund. Die Zeit war fortgeschritten (wie jetzt
auch wieder), und das Posting war schon lang genug (wie jetzt
auch wieder).

>Ich kenne Ford abseits der Ford-Wayne-Western kaum, insofern
>würde mich ein kurzer Abriß durchaus interessieren.

Viel kann ich dazu eh nicht sagen. Irland war halt so ein Neben-
Hobby von ihm, das Land seiner Vorfahren. Besonders der irische
Freiheitskampf gegen die Engländer scheint ihn interessiert zu
haben. Mindestens drei Filme hat er darüber gedreht: "The Informer"
(1935), "The Plough and the Stars" (1936, nach einem Stück von
Sean O'Casey) und "Young Cassidy" (1965), eine nur leicht
verschlüsselte Biographie des jungen O'Casey. Den hat er
wegen Krankheit nur zur Hälfte gedreht, den Rest inszenierte
Jack Cardiff. Fords bekanntester Irlandfilm ist aber der ganz
unpolitische "The Quiet Man", in dem Wayne zünftig saufen,
prügeln und Maureen O'Hara nachstellen darf.

>Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
>daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
>in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.

OK. Du darfst anfangen!


Manfred

Hannes Schwarz

unread,
May 1, 2008, 7:48:34 AM5/1/08
to
Hallo,

Manfred Polak schrieb:

[Ford an sich]

Was ich an Ford überhaupt nicht mag: Er ist geschwätzig!
Exemplarisch mag da "Liberty Valance" gelten, in dem lange
vor Eastwood der Heldenmythos entlarvt und zugleich erneuert
wird. Das ist in großen Teilen "Theaterkino" vom Feinsten.
Stewart labert und labert und stellt dar, bis einem
Zuschauer wie mir fast die Lust vergangen ist. Irgenwo
zwischen der dauernden Schwadronierei trifft er allerdings
ein paar gute Bilder.

Meiner Meinung nach ist das exemplarisch für Fords
"Darsteller-Kino" (und ist in weiten Teilen (siehe auch "How
green is the Valley") damit weit von meiner Auffassung des
"Kino an sich" entfernt. Dennoch hat er seine definierenden
Momente).

Was den "reinen" Unterhaltungsfilm im Westerngenre (und
dessen Erneuerungen angeht), so liegt es fast nahe, eher
über Sturges und Hawks zu diskutieren. Das Remake von "Rio
Bravo" ist dem Regisseur Hawks mit Sicherheit besser
gelungen als sein Original (auch wenn die Kritiker das
anders sehen).

>>Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
>>daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
>>in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.

> OK. Du darfst anfangen!

Fuck!

Wie wäre es mit Chaplin, der als erstes Drama mit Komödie
verband ("The Kid")?

Ganz schweres Kaliber: Welles "Citizen Kane", der mit
Sicherheit nicht aufgrund der Story bemerkenswert ist,
sondern wie er sie erzählte (und damit das Kino, wie wir es
kennen, in einmaliger Weise beeinflußte)?

Hitchcock nehmen wir dann in ganz vielen Einzelkapiteln
auseinander. Für den Schlock-Film der 70er bis 80er Jahre
muß dann Bava als einer der Hauptideen-Geber herhalten. Nur
weiter so :).

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 1, 2008, 8:39:25 AM5/1/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

> Aber du hörst ja nicht auf mich, schaust dir stattdessen


> irgendwelche Kochlöffelszenen an (es ist wahrlich erstaunlich,
> was einem aus 10 Jahren Usenet im Gedächtnis bleibt...)
>
> So.

Ich befürchte, Du hast die "damals" beschriebene Szene immer
noch nicht gesehen? Gerade "Fantom Killers" ist einer jener
Filme, die bestimmte Leute gesehen haben müssen, bevor sie
"Armageddon" als schlechtesten Film aller Zeiten bezeichnen.
Da geht noch einiges.

"Das Waisenhaus" steht übrigens auf meiner "Must-See-List".
Ich empfehle für den Übergang ein Werk namens "Fragile". Das
ist ebenfalls spanisch mit prominenter
Hollywood-Schauspielerin besetzt, hat aber durchaus seine
Momente. Seit "Kairo" und "Session 9" hat übrigens kein
moderner Film mehr die Sparte "Horrorfilm" für mich
irgendwie belebt. Es ist allerdings sehr traurig, daß
entweder die deutsche Synchro ("Session 9") oder ein völlig
unbegabter Remake-Autor ("Kairo") zwei so dermaßen
unglaubliche Filme komplett zerstören können.

Der Horror-Film ist für mich gestorben. Spätestens seit dem
völlig verblödeten "Hostel" haben die Trash-Filmemacher ihr
ureigenstes Werk, das bis dato mit wenigstens ein paar
versstörenden "Meisterwerken" aufwarten konnte, selbst zu
Grabe getragen. Dank an Tarantino, der offensichtlich (sieht
man an "Death Proof", falls man den Beweis noch überhaupt
brauchte) niemals verstanden hat, was das B-Genre
_tatsächlich_ ausmachte. Das war mehr als "verstörende" oder
in Teilen brilliant gefilmte Bilder - das war Inhalt (siehe
"Last House on Dead End Street". Weitere Ergüsse zur
Null-Nummer Quarantino erspare ich mir lieber).

[snip]


> Nur interessehalber: welche Filme hast du denn noch versucht?
> Ich will dich keineswegs dazu bringen, mehr davon anzusehen.
> Es sei denn, du leidest irgendwann unter chronischer Schlaflosigkeit,
> dann kannst du ja nochmal zu "Persona" oder so greifen.

Da gab es die "Szenen einer Ehe" genauso wie das "Siebente
Siegel" und den erwähnten "Fanny und Alexander". Solange es
solche Streifen gibt, werde ich niemals unbewußt meine
Wohnung in die Luft jagen.

> Natürlich, sind ja auch völlig verschiedene Filme. Ich habe
> die beiden Filme eigenlich nur der flüssigen Formulierung wegen
> zusammengeworfen.

Pah! Bäh! Ich mag das nicht, wenn jemand irgendwas passend
zusammenwürfelt und das nicht auf meinem Mist gewachsen ist!

[snip zum Mieter]

> Dem werde ich nicht widersprechen. Hitchcocks Wege, auch
> Geräusche in Bilder zu verwandeln, sind faszinierend.

Gerade das mit den Geräuschen scheint ihm nach Truffauts
Aufzeichnungen widerstrebt zu haben. Ich habe keine Ahnung,
wie er das verbessern wollte (bin mir aber sicher, daß der
dicke Sack da seine Ideen hatte).

> Sehe ich alles im Wesentlichen auch so. Film ist eine Symbiose
> aus Literatur, Theater und Malerei. Im Idealfall vereint ein
> Film die Vorzüge der drei Gattungen.

Es macht - wie immer - keinen Spaß, mit Dir zu diskutieren.
Allerdings: Ein Filmemacher vereint nicht nur, er schafft
auch gleich etwas neues, in dem alle drei Arten nicht mehr
von einander zu trennen sind (siehe Kubricks "2001", in dem
die Musik nicht nur Teil der Szene, sondern im Nachhinein
sogar mit dieser Szene identifiziert wird. Das hat nach
meinem Wissen kein Filmemacher danach geschafft).

> [snip]
> Unsere Einstellungen zu dem Thema sind sehr ähnlich, und
> Übereinstimmung ist der Tod jeder Usenet-Diskussion.
> Allerdings...

Pah! Wir finden noch irgendwas, weswegen wir uns in die
Köppe kriegen! Und wenn das meine Wortwahl ist!

Grüße
Hannes

Manfred Polak

unread,
May 3, 2008, 12:09:06 AM5/3/08
to
Hannes Schwarz schrieb:

>Was ich an Ford überhaupt nicht mag: Er ist geschwätzig!
>Exemplarisch mag da "Liberty Valance" gelten, in dem lange
>vor Eastwood der Heldenmythos entlarvt und zugleich erneuert
>wird. Das ist in großen Teilen "Theaterkino" vom Feinsten.
>Stewart labert und labert und stellt dar, bis einem
>Zuschauer wie mir fast die Lust vergangen ist. Irgenwo
>zwischen der dauernden Schwadronierei trifft er allerdings
>ein paar gute Bilder.

"Liberty Valance" ist aber auch ein Extremfall, denn da hat Ford
besonders viel hineingestopft. Da haben wir erstens die Dreiecks-
geschichte von Stewart, Wayne und Vera Miles, mit Valance (Lee
Marvin) als Katalysator. Es wurde gelegentlich angemerkt, dass
Stewart und Wayne zu alt für ihre Rollen waren, aber das stört
nur bei *diesem* Aspekt des Films, der für mich der am wenigsten
interessante ist, weshalb mich das Altersproblem nie gekümmert
hat.

Dann haben wir Fords Selbstrechtfertigung, seine Abhandlung
über das Verhältnis von Wahrheit und Legende, personifiziert
durch den Zeitungsherausgeber, der am Schluss die Geschichte
in den Papierkorb wirft. Dieser Aspekt ist es auch, der die Rahmen-
handlung nötig macht, die ansonsten völlig überflüssig wäre.

Und dann haben wir noch Fords Arbeit am Mythos (mir ist so, als
hätte ich schon ein paar Andeutungen darüber gemacht :). Was
ich aus "Liberty Valance" herauslese (und was mir am interessan-
testen daran erscheint), ist Fords implizite Botschaft, dass die
Stärke der USA aus der Zivilisierung des Westens erwuchs. Und
für Ford ist "Zivilisierung" weit mehr, als die Vertreibung oder
Abschlachtung der Indianer, sondern die Errichtung der dafür
maßgeblichen klassischen Institutionen [1]. Und für diesen Aspekt
braucht Ford den "politischen" (und tatsächlich geschwätzigen)
Teil des Films.

Es ist ja kein Zufall, dass Stewart Rechtsanwalt ist und dass seine
politischen Verbündeten für den Eintritt von Kansas (?) in die
USA eintreten, sowie für den Bau der Eisenbahn (im 19. Jh. *das*
Symbol für Aufschwung und Prosperität). Und als Abrundung ist
der Zeitungsmensch Peabody (Edmond O'Brien) auch noch auf
seiner Seite, als Personifizierung der "vierten Macht". Eine
perfekte Koalition - für Fords Zwecke. Den Kontrapunkt bilden
die Rinderbarone, angeführt von Starbuckle (John Carradine).
Sie stehen für die Beibehaltung von Kansas als unabhängiges
Territorium, und damit für wirtschaftliche, politische und rechts-
staatliche Stagnation, wenn nicht gar Rückschritt. Natürlich ist
es auch kein Zufall, dass sie mit Valance verbündet sind, und
damit mit der Anarchie der Banditen.

Somit haben wir mindestens eine Bedeutungsebene mehr als
in den meisten anderen Western, und das macht ihn schon ein
bisschen schwerfällig.

[1] In dieses Horn bläst auch "My Darling Clementine". Die
Schlüsselszene des Films ist für mich das Richtfest der Kirche.
Die Bewohner von Tombstone, die dieses Fest feiern, sind nicht
die Helden des Films, aber sie sind diejenigen, die das Land
aufbauen werden, die Repräsentanten der zukünftigen zivili-
sierten Ordnung. Und Wyatt Earp (Fonda) passt sich ihnen an.
Er nimmt am Fest teil, er wagt ein Tänzchen - und wie er aussieht!
Frisch rasiert und geschniegelt. Man meint förmlich, das Duft-
wässerchen zu riechen, das er aufgelegt hat. Hier arbeitet Ford
durchaus mit Bildern und weniger mit Worten.

Wyatt Earp gehört die Zukunft - er überlebt den Film, und er wird
auch irgendwann seine Clementine kriegen. Sein Gegenpol ist der
grobschlächtige Doc Holliday (Victor Mature). Er kann sich nicht an
die neue Zeit anpassen - er ist ein aussterbender Dinosaurier. Er
überlebt nicht nur den Film nicht, er kriegt auch nichtmal seine
Frau. Ford trifft hier mit der Gegenüberstellung der beiden ver-
schiedenen Männer eine klare Aussage.

>Meiner Meinung nach ist das exemplarisch für Fords
>"Darsteller-Kino" (und ist in weiten Teilen (siehe auch "How
>green is the Valley") damit weit von meiner Auffassung des
>"Kino an sich" entfernt. Dennoch hat er seine definierenden
>Momente).

Dein "Kino an sich" weiß ich zwar auch zu schätzen, aber ich fordere
es nicht von einem Film. Ich kann auch Filme wie "Mein Essen mit André"
goutieren.


Manfred

Joachim Parsch

unread,
May 5, 2008, 2:34:34 PM5/5/08
to
Hallo,

Hannes Schwarz schrieb:


> Joachim Parsch schrieb:
>
> > Aber du hörst ja nicht auf mich, schaust dir stattdessen
> > irgendwelche Kochlöffelszenen an (es ist wahrlich erstaunlich,
> > was einem aus 10 Jahren Usenet im Gedächtnis bleibt...)
> >
> > So.
>
> Ich befürchte, Du hast die "damals" beschriebene Szene immer
> noch nicht gesehen?

Habe ich nicht. Vielleicht wenn mein Sohn so alt ist, daß ich
ihn auch in die Randbereiche der Filmkultur einführen kann...

Vielleicht aber auch nicht.

> Gerade "Fantom Killers" ist einer jener
> Filme, die bestimmte Leute gesehen haben müssen, bevor sie
> "Armageddon" als schlechtesten Film aller Zeiten bezeichnen.
> Da geht noch einiges.

Ich würde Armageddon sicher nicht als den schlechtesten Film
aller Zeiten bezeichnen. Z.B. waren die Szenen auf dem
Meteoriten gar nicht schlecht gemacht. Das Gebabbel von den
Leuten kann man derweil ja ausblenden.

Meinen persönlichen schlechtesten Film aller Zeiten habe ich
vermutlich schon vergessen. Ich kann mich ja nicht an jeden Mist
erinnern, den ich mal in Zeiten der Schlaflosigkeit vor der
Glotze verfolgt habe. Da fällt mir "Das Relikt" ein (so heißt,
denke ich, der Film mit diesem mutierten Monster in dem Museum
aus dem die Leut' nicht mehr rauskommen). Was macht man,
wenn eine überdimensionierte Kreuzung aus Nashorn und
Känguruh auf einen zugehüpft kommt? Richtig: man schließt
die Tür. Natürlich erst im letzten Moment. Badumm - badumm
- badumm (Tür zu!) - Dengel! (Vieh rennt gegen Tür, macht sich aua)
Eine faszinierende Szene...

> "Das Waisenhaus" steht übrigens auf meiner "Must-See-List".

Mit ist jedenfalls einige Male ein schöner kalter Schauer
den Rücken hinuntergelaufen. Ob er im Heimkino auch so wirkt,
kann ich nicht sagen. Ich denke, daß sich ein Kinobesuch
durchaus lohnt.

> Ich empfehle für den Übergang ein Werk namens "Fragile". Das
> ist ebenfalls spanisch mit prominenter
> Hollywood-Schauspielerin besetzt, hat aber durchaus seine
> Momente. Seit "Kairo" und "Session 9" hat übrigens kein
> moderner Film mehr die Sparte "Horrorfilm" für mich
> irgendwie belebt. Es ist allerdings sehr traurig, daß
> entweder die deutsche Synchro ("Session 9") oder ein völlig
> unbegabter Remake-Autor ("Kairo") zwei so dermaßen
> unglaubliche Filme komplett zerstören können.

Ich hoffe, daß mir die beiden Filme mal über den Weg laufen.
Wenn's geht, auf der großen Leinwand.

> Der Horror-Film ist für mich gestorben. Spätestens seit dem
> völlig verblödeten "Hostel" haben die Trash-Filmemacher ihr
> ureigenstes Werk, das bis dato mit wenigstens ein paar
> versstörenden "Meisterwerken" aufwarten konnte, selbst zu
> Grabe getragen. Dank an Tarantino, der offensichtlich (sieht
> man an "Death Proof", falls man den Beweis noch überhaupt
> brauchte) niemals verstanden hat, was das B-Genre
> _tatsächlich_ ausmachte. Das war mehr als "verstörende" oder
> in Teilen brilliant gefilmte Bilder - das war Inhalt (siehe
> "Last House on Dead End Street". Weitere Ergüsse zur
> Null-Nummer Quarantino erspare ich mir lieber).

Oha. "Kill Bill" habe ich mir wegen der Zweiteilung gespart,
und "Death Proof" hat mich nicht so richtig interessiert.
Aber "Pulp Fiction" empfinde ich immer noch als einen der
lustigsten Filme der 90er (gehört zum Besten, was in diesem
Jahrzehnt über den großen Teich kam), und auch "Jackie Brown"
war eine ganz nette Räuberpistole. Insofern kann ich die
Null-Nummer nicht so unterschreiben.

> [snip]
> > Nur interessehalber: welche Filme hast du denn noch versucht?
> > Ich will dich keineswegs dazu bringen, mehr davon anzusehen.
> > Es sei denn, du leidest irgendwann unter chronischer Schlaflosigkeit,
> > dann kannst du ja nochmal zu "Persona" oder so greifen.
>
> Da gab es die "Szenen einer Ehe" genauso wie das "Siebente
> Siegel" und den erwähnten "Fanny und Alexander". Solange es
> solche Streifen gibt, werde ich niemals unbewußt meine
> Wohnung in die Luft jagen.

Nicht doch. "Szenen einer Ehe" ist schon arg schwierig, das
sehe ich ein. Wenn ich dir noch was empfehlen kann, dann
seine Sachen aus den frühen 50ern: Die Zeit mit Monika,
Abend der Gaukler, Das Lächeln einer Sommernacht. Gerade
letzterer wirkt auch heute noch leicht und ungezwungen, finde
ich. Und die stumme Sequenz aus AdG könnte auch in deiner
Ansicht des reinen Films Gnade finden.

Aber sei trotzdem vorsichtig, und mach im Zweifel schon vorher
das Licht aus ;-)

> > Sehe ich alles im Wesentlichen auch so. Film ist eine Symbiose
> > aus Literatur, Theater und Malerei. Im Idealfall vereint ein
> > Film die Vorzüge der drei Gattungen.
>
> Es macht - wie immer - keinen Spaß, mit Dir zu diskutieren.
> Allerdings: Ein Filmemacher vereint nicht nur, er schafft
> auch gleich etwas neues, in dem alle drei Arten nicht mehr
> von einander zu trennen sind (siehe Kubricks "2001", in dem
> die Musik nicht nur Teil der Szene, sondern im Nachhinein
> sogar mit dieser Szene identifiziert wird. Das hat nach
> meinem Wissen kein Filmemacher danach geschafft).

Kennt jemand von dem Musikstück überhaupt mehr als den Anfang?

> > [snip]
> > Unsere Einstellungen zu dem Thema sind sehr ähnlich, und
> > Übereinstimmung ist der Tod jeder Usenet-Diskussion.
> > Allerdings...
>
> Pah! Wir finden noch irgendwas, weswegen wir uns in die
> Köppe kriegen! Und wenn das meine Wortwahl ist!

A geh. Das Schwierige an drfm ist, daß es doch recht selten
Threads gibt, die in massives Gepöbel ausarten. So kann nie
echte Kneipenstimmung entstehen.

Prost
Joachim

Joachim Parsch

unread,
May 5, 2008, 2:35:24 PM5/5/08
to
Manfred Polak schrieb:
>
> Joachim Parsch schrieb:

[snip]
Danke für die ausführliche Erläuterung bzgl. Ford.
War interessant zu lesen.

> >Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
> >daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
> >in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.
>
> OK. Du darfst anfangen!

Immer ich (*nörgel*)...

Wie wäre es mit Caligari, der einen großen Schritt weg von der
gleichmäßigen Szenenausleuchtung gemacht hat?
Oder "Der letzte Mann", der begonnen hat, die Kamera zu bewegen?

Gruß
Joachim

Manfred Polak

unread,
May 5, 2008, 1:23:23 PM5/5/08
to
Ich schrieb:

>Während
>der McCarthy-Zeit unternahm Cecil B. DeMille mit ein paar Gleich-
>gesinnten den Versuch, in der Director's Guild den liberalen
>Joseph M. Mankiewicz als Vorsitzenden zu stürzen und für alle
>Regisseure einen verpflichtenden "Treueeid" (mit Arbeitsverbot
>im Verweigerungsfall) einzuführen. Es war vor allem der Einfluss
>von John Ford, der diesen Unfug verhinderte und DeMille ziemlich
>lächerlich machte.

Wer die Details dieser ziemlich interessanten Geschichte lesen
will, findet hier eine gute Zusammenfassung:
http://query.nytimes.com/gst/fullpage.html?res=9C0CE1DC1138F936A15752C0A96E958260&sec=&spon=&pagewanted=all

Erstaunt hat mich dabei die Rolle von Frank Capra, den ich
aufgrund seiner Filme anders eingeschätzt hätte.


Manfred

Hannes Schwarz

unread,
May 7, 2008, 1:21:41 AM5/7/08
to
Hallo Manfred,

Manfred Polak schrieb:

[McCarthy etc.]

> Erstaunt hat mich dabei die Rolle von Frank Capra, den ich
> aufgrund seiner Filme anders eingeschätzt hätte.

Wer Filme dreht, will mit Sicherheit kein "ganz normaler
kleiner Mann" sein. Ebenso wenig wollen das die meisten
Schauspieler. Ich persönlich finde nichts so verlogen wie
jene Filme, die zeigen, wie wichtig doch der "kleine Mann"
ist und man ja nicht versuchen sollte, nach höherem zu
streben. Diese Filme werden von Leuten gemacht und mit
Schauspielern besetzt, die alles andere als der "kleine
Mann" sein wollen. Die Botschaft lautet: "Seid zufrieden mit
dem, was ihr habt - und strebt bloß nicht nach mehr!" Die
Leute vor und hinter der Kamera sind mit Sicherheit nicht
jene, die sich mit dem, was sie da gerade zeigen oder
darstellen, zufrieden geben.

Capra hat neben Kriegspropaganda (seine Reihe "Why we fight"
bejubelt übrigens auch die Leistungen der Chinesen im 2.
Weltkrieg und stellt diese als Beispiel heraus) eben auch
den "kleinen Mann" besungen; IMHO eines der verlogensten und
nur auf die Kasse ausgerichtete "Filmgenres" überhaupt. Bei
dem wundert mich gar nichts.

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 7, 2008, 2:39:35 AM5/7/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

> Ich würde Armageddon sicher nicht als den schlechtesten Film
> aller Zeiten bezeichnen.

Du warst auch nicht gemeint. "Armageddon" mag in der Summe
ein beschissener Film sein - auch wenn ich persönlich das
nicht so sehe, weil er IMHO sich selbst nicht sonderlich
ernst nimmt und immerhin professionell inszeniert ist.
Außerdem schätze ich die ziemlich offenen Statements von
Michael Bay im AK sehr (wer erfolgreich in Amerika sein
will, muß halt seine Filme "verblöden").

[snip]


> Da fällt mir "Das Relikt" ein

Das "Relict" ist immerhin unterhaltsam und hat mit dem von
mir sehr geschätzten Tom Sizemore sogar einen tollen
Hauptdarsteller (eventuell sogar seine einzige Hauptrolle -
sonst ist er - wie in dem IMHO total überschätzten -
Bigelow-Reißer "Strange Days" nur toller Sidekick). Daß
solche Szenen noch schlechter gehen, beweist der von allen
geliebte Uwe Boll in "Alone in the Dark". Und selbst da ist
nicht der Tiefstand der cinematographischen Auswüchse erreicht.

Ich empfehle immer noch "Beast of Yucca Flats". Nach einer
"tollen", weil vollkommen unrasanten Verfolgungsjagd, die
eigentlich nur zwei Autos zeigt, die hintereinander
herfahren, steigt Tor Johnson aus seinem Fahrzeug aus und
geht (nix rennen; sondern einfach gehen) weg, während die
beiden Verfolger genau das gleiche tun. Während des
Spaziergangs läuft Johnson durch Zufall in eine
Atombombenexplosion, die aus ihm einen Killer macht. Der
Macher des Streifens hatte die geniale Idee, den Streifen
stumm zu drehen und später nachsynchronisieren zu lassen.
Aus diesem Grunde sieht man nur die Person im Bild, die
nicht redet. Lippensynchrones Nachsprechen entfällt dadurch
(und warum bisher keiner - auch nicht Tarantino - diese
Szenen parodiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis).

Neben vielen "tollen" mexikanischen Topfilmen empfehle ich
noch "Sorella di Satana". Der ist zwar völlig langweilig und
amateurhaft gefilmt, weist allerdings zwei Besonderheiten
auf: Zum einen hat er so wundervoll dämliche Dialoge
(zumdindest in der englischen Synchro), daß man sich
wegschreit, und ebenso "tolle" Bilder; zum anderen ist hier
ein echtes "Genie" am Werk. Michael Reeves hat, bevor er
sich die Birne wegknallte (er muß sich seine früheren Filme
angesehen haben), immerhin den "Witchfinder General"
inszeniert. Was auch immer man von dem Streifen halten mag:
Es ist der einzige, in dem es ein Regisseur geschafft hat,
Vincent Price seine theatralischen Gesten auszutreiben und
"natürlich" zu agieren.

["Waisenhaus"]

> Mit ist jedenfalls einige Male ein schöner kalter Schauer
> den Rücken hinuntergelaufen. Ob er im Heimkino auch so wirkt,
> kann ich nicht sagen. Ich denke, daß sich ein Kinobesuch
> durchaus lohnt.

Ich verweise nochmals auf "Fragile". Ist vom selben
Regisseur wie "Nameless" und ist ein purer Spukhausfilm, der
zwar nicht mehr als bekannte Klischees aufbereitet, aber
allein in der Darstellung des Geistes für ein paar
Gänsehautmomente sorgt.

[Session 9 / Kairo]


> Ich hoffe, daß mir die beiden Filme mal über den Weg laufen.
> Wenn's geht, auf der großen Leinwand.

Das wird schwierig. "Session 9" ist meines Wissens nach
außer auf Festivals niemals über die Leinwand geflimmert.
Die deutsche Synchro macht wie erwähnt den Streifen kaputt,
in dem sie dem Monster (schlimmer als alle "Michael Myers"
oder "Jason Vorhees'") eine tonlose Verbrecher-Stimme
verpasst, wobei sie die Soundeffekte als auch die
ungebremste Freude an seinem Werk des durchaus sympathischen
Original-Sprechers eliminiert. Da dies Schlüsselszenen des
Films sind, rate ich jedem von der Synchro ab.

"Kairo" von Kurosawa (nicht verwandt mit dem anderen) ist
der "Fight Club" des Horrorfilms. Produzent Wes Craven sowie
sein völlig verblödeter Regisseur nahm Schlüsselszenen;
drehte sie schlechter als im japanischen Original nach und
verdrehte die Symbolik mancher Elemente ins Gegenteil (im
Original ist das rote Klebeband ein Hilfsmittel, um ein
Geist zu werden (und noch mehr) - im Remake schützt es
davor). Aus der vielschichtigen Reflexion über neue Medien
und der Vereinsamung der Menschheit an sich wurde so ein
weiterer unterdurchschnittlicher Horrorfilm.

[Nullnummer Tarantino]

> Oha. "Kill Bill" habe ich mir wegen der Zweiteilung gespart,

Es reicht, den zweiten Teil zu sehen. Du verpaßt nix, weil
die gesamte Story des ersten Teils sowieso im Vorspann
geklärt wird. Der erste Teil hat nur ein paar "tolle" Bilder
und Gemetzel. Die sind so "cool" inszeniert, daß die Fanboys
ihren Orgasmus bekommen ("Yo, cool! Datt geht ab!").
Ansonsten ist das halt wie gewohnt: Tarantino nimmt
Versatzstücke des B-Films und macht "cool" damit herum. Das
tat er auch in allen anderen seiner Filme; jetzt aber als
direkte "Hommage". Und das bringt mich dazu:

> und "Death Proof" hat mich nicht so richtig interessiert.

Sei froh! Hey, Tarantino macht ne Hommage an B-Filme! Ist
das nicht toll? Ist genau das, was er immer schon gemacht
hat - nur diesmal ist's langweiliger und überflüssiger denn
je. Die Fanboys cryen natürlich auf, was für ein "tolles"
Meisterwerk der Kerl denn wieder abgeliefert hat und
onanieren ihre Interpretationen in die Schreibgeräte. Die
Langeweile der ersten 60 Minuten sei halt eine
originalgetreue Wiedergabe der B-Filme der 70er. Vielen Dank
dafür. Wie man es besser macht, zeigt Rodriguez mit seinem
"Planet Terror". Wäre Tarantino auch nur halbwegs originell,
hätte er uns wenigstens einen "Plymouth Roadrunner" gezeigt
statt der "üblichen "'70-Karren! Selbst dafür gibbet Abzug!

> Aber "Pulp Fiction" empfinde ich immer noch als einen der
> lustigsten Filme der 90er (gehört zum Besten, was in diesem
> Jahrzehnt über den großen Teich kam), und auch "Jackie Brown"
> war eine ganz nette Räuberpistole. Insofern kann ich die
> Null-Nummer nicht so unterschreiben.

"Pulp Fiction" war funny, aber inhaltslos. Im filmischen
Sinne zeigt er Charaktere, die labern, labern und labern -
wie in allen Filmen Tarantinos. Ob das im Theater oder in
der Literatur besser aufgehoben wäre als in dem Medium, das
Bilder präsentieren sollte, sei mal dahingestellt. Ansonsten
ist da nix außer der "modernen" Anordnung von
B-Film-Elementen. Wäre ich in einer Video-Runde das Zünglein
an der Waage, ob man sich lieber "Pulp Fiction" oder "Sin
City" anschauen sollte, wäre mein Urteil ziemlich eindeutig.

[Bergman]

> Nicht doch. "Szenen einer Ehe" ist schon arg schwierig, das
> sehe ich ein. Wenn ich dir noch was empfehlen kann, dann
> seine Sachen aus den frühen 50ern: Die Zeit mit Monika,
> Abend der Gaukler, Das Lächeln einer Sommernacht. Gerade
> letzterer wirkt auch heute noch leicht und ungezwungen, finde
> ich. Und die stumme Sequenz aus AdG könnte auch in deiner
> Ansicht des reinen Films Gnade finden.

Bringt mich indirekt zu einem anderen meiner "verabscheuten"
Regisseure: Godard! Ich liebe "Bande ŕ part" ob seiner
Leichtigkeit. Sein "Mépris" ist nicht nur aufgrund jener
Szene mit dem Produzenten, der einen mickrigen Auschnitt
(4:3) für wundervoll erklärt, obwohl er das Cinemascope-Bild
der selben Landschaft überall um sich hat (für mich mit
Sicherheit einer der schönsten und witzigsten Momente meiner
Filmschaukarriere), einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
"Alphaville" ist ein Ding, daß ich immer und immer wieder
sehen kann. Selbst "Carabiniers" hat wundervolle Momente.
Aber der Rest? Steckt, wie Wilder es sagte, tatsächlich nur
ein Amateur dahinter?

> Kennt jemand von dem Musikstück überhaupt mehr als den Anfang?

Ich habe da übrigens eine vierte Kunstform untergejubelt und
bestreite sogar eine (vielleicht sogar gleich alle drei) von
Dir genannte: Du nanntest Film als Symbiose von Literatur,
Theater und Malerei. Ich füge Musik dazu, ersetze Malerei
durch die Fotografie (die durchaus Gemeinsamkeiten mit der
Malerei hat, aber ihren eigenen Gesetzen gehorcht wie jede
Kunstform) und streiche Literatur. Das Theater ist nur
aufgrund der Schauspieler ein verbindenes Glied - daß man
ohne sie auskommt, beweist der Zeichentrickfilm. Der Film an
sich ist in großen Teilen dort so großartig, wo er ohne die
Beschreibungen der Literatur auskommt, auch wenn er in
schriftlicher Form geboren wird (mit dem Hintergedanken der
bildlichen Darstellung).

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 7, 2008, 3:19:28 AM5/7/08
to
Hallo Joachim (schon wieder - aber sonst ist hier ja auch
nix los),

Joachim Parsch schrieb:

>>>Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
>>>daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
>>>in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.

> Wie wäre es mit Caligari, der einen großen Schritt weg von der


> gleichmäßigen Szenenausleuchtung gemacht hat?
> Oder "Der letzte Mann", der begonnen hat, die Kamera zu bewegen?

Ich denke, diese Thematik ist ziemlich groß und die
Teilnahme eher begrenzt (außerdem würde es mir eh zu lange
dauern, bis wir zu Bava und seiner Rolle im "modernen"
Horrorfilm kommen). Für Bava etwa gibt es Tim Lucas ("All
the colors of the dark" - exorbitant teuer und jeden Cent
der 200 Ronzen wert); für Hitchcock ist Donald Spoto
(Filminterpretation als auch trotz teilweiser
"melodramatischer" Erzählweise für die Biographie inklusive
wichtiger unbelegter Schilderungen wie das
"Tippi-Hedren-Intermezzo") keine schlechte Adresse.

Mit purem Namedropping wie "Eisenstein" oder "Griffith"
inklusiver kurzer Darstellung ist keinem Teilnehmer
geholfen. Die "Wikipedia" hat wahrscheinlich mehr Infos zu
jedem Regisseur und seiner Filme, als wir hier darstellen
könnten.

Trotzdem: Ich biete Chaplin mit "The Kid". Er war der erste,
der Drama mit Komödie verband.

Grüße
Hannes

Joachim Parsch

unread,
May 7, 2008, 2:04:38 PM5/7/08
to
Hallo Hannes,

Hannes Schwarz schrieb:


>
> Hallo Joachim,
>
> Joachim Parsch schrieb:
>
> > Ich würde Armageddon sicher nicht als den schlechtesten Film
> > aller Zeiten bezeichnen.
>
> Du warst auch nicht gemeint. "Armageddon" mag in der Summe
> ein beschissener Film sein - auch wenn ich persönlich das
> nicht so sehe, weil er IMHO sich selbst nicht sonderlich
> ernst nimmt und immerhin professionell inszeniert ist.
> Außerdem schätze ich die ziemlich offenen Statements von
> Michael Bay im AK sehr (wer erfolgreich in Amerika sein
> will, muß halt seine Filme "verblöden").

Hat er das wirklich so gesagt? Das macht ihn doch sofort
sympathischer.

> [snip]
> > Da fällt mir "Das Relikt" ein
>
> Das "Relict" ist immerhin unterhaltsam und hat mit dem von
> mir sehr geschätzten Tom Sizemore sogar einen tollen
> Hauptdarsteller (eventuell sogar seine einzige Hauptrolle -
> sonst ist er - wie in dem IMHO total überschätzten -
> Bigelow-Reißer "Strange Days" nur toller Sidekick).

Zustimmung bzgl. "Strange Days", unterhaltsam finde ich "Relict"
nur bedingt. Tatsächlich müsste "Relict" noch schlechter sein,
um damit unterhaltsamer und wieder besser zu sein (irgendjemand
verwandelt sich jetzt sicher gleich in ein Logikwölkchen...)

> Daß
> solche Szenen noch schlechter gehen, beweist der von allen
> geliebte Uwe Boll in "Alone in the Dark". Und selbst da ist
> nicht der Tiefstand der cinematographischen Auswüchse erreicht.
>
> Ich empfehle immer noch "Beast of Yucca Flats". Nach einer
> "tollen", weil vollkommen unrasanten Verfolgungsjagd, die
> eigentlich nur zwei Autos zeigt, die hintereinander
> herfahren, steigt Tor Johnson aus seinem Fahrzeug aus und
> geht (nix rennen; sondern einfach gehen) weg, während die
> beiden Verfolger genau das gleiche tun.

Sie sollen ihn vermutlich nur verfolgen und nicht einholen...

> Während des
> Spaziergangs läuft Johnson durch Zufall in eine
> Atombombenexplosion, die aus ihm einen Killer macht.

Ein echtes Stück Pech, das. Wird er ein Killer, weil er ein
wenig zu diesem und jenem mutiert, oder bringt ihn die Explosion
einfach so schlecht drauf, daß er die Nase voll hat? ("Gandhi 2 -
Jetzt hat er die Schnauze voll!")

> Der
> Macher des Streifens hatte die geniale Idee, den Streifen
> stumm zu drehen und später nachsynchronisieren zu lassen.
> Aus diesem Grunde sieht man nur die Person im Bild, die
> nicht redet. Lippensynchrones Nachsprechen entfällt dadurch
> (und warum bisher keiner - auch nicht Tarantino - diese
> Szenen parodiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis).

Soll heißen, bei einem Dialog gucken sich zwei Leute blöd an,
während der Ton brav das Zwiegespräch wiedergibt? Das soll
dem Regisseur erstmal jemand nachmachen. Woher weißt du, daß
das keine Absicht war? Ich meine, wenn wir gewisse Auswüchse
des modernen Theaters akzeptieren, dann sollten wir diese
Inszenierung als revolutionäre Kunstform anerkennen.

> Neben vielen "tollen" mexikanischen Topfilmen empfehle ich
> noch "Sorella di Satana".

Der Titel ist schon mal gut. Offenbar gibt es leider keinen
deutschen Verleihtitel dieses Werks.
"Komm, schauen wir uns 'Die Nacht der reitenden Leichen' an",
wirkt bei meiner Frau immer besser als etwas harmloses
Fremdsprachiges...

> Der ist zwar völlig langweilig und
> amateurhaft gefilmt, weist allerdings zwei Besonderheiten
> auf: Zum einen hat er so wundervoll dämliche Dialoge
> (zumdindest in der englischen Synchro), daß man sich
> wegschreit, und ebenso "tolle" Bilder;

Die IMDB behauptet, daß die Hauptdarstellerin nur für einen
Drehtag zur Verfügung stand. Wenn das nicht mal für Qualität
bürgt... Was immer man von Threads wie diesem halten mag,
für die Auffüllung seiner filmhistorischen Wissenslücken sind
deine Beiträge so wertvoll wie nur wenig andere :-)

> [Nullnummer Tarantino]
>
> > Oha. "Kill Bill" habe ich mir wegen der Zweiteilung gespart,
>
> Es reicht, den zweiten Teil zu sehen. Du verpaßt nix, weil
> die gesamte Story des ersten Teils sowieso im Vorspann
> geklärt wird. Der erste Teil hat nur ein paar "tolle" Bilder
> und Gemetzel. Die sind so "cool" inszeniert, daß die Fanboys
> ihren Orgasmus bekommen ("Yo, cool! Datt geht ab!").
> Ansonsten ist das halt wie gewohnt: Tarantino nimmt
> Versatzstücke des B-Films und macht "cool" damit herum.

Offensichtlich verderben Filme doch den Charakter. Videotheken
scheinen die Wurzel allen Übels zu sein.

> > Aber "Pulp Fiction" empfinde ich immer noch als einen der
> > lustigsten Filme der 90er (gehört zum Besten, was in diesem
> > Jahrzehnt über den großen Teich kam), und auch "Jackie Brown"
> > war eine ganz nette Räuberpistole. Insofern kann ich die
> > Null-Nummer nicht so unterschreiben.
>
> "Pulp Fiction" war funny, aber inhaltslos. Im filmischen
> Sinne zeigt er Charaktere, die labern, labern und labern -
> wie in allen Filmen Tarantinos. Ob das im Theater oder in
> der Literatur besser aufgehoben wäre als in dem Medium, das
> Bilder präsentieren sollte, sei mal dahingestellt.

Theater vielleicht, in schriftlicher Form funktionieren Szenen
wie die Kopfschußgeschichte nicht so richtig. Komödien können
auch über Dialog funktionieren, es gibt nichts, was dagegen spricht.
Oder über Monolog - Christopher Walken bleibt ein echter Höhepunkt
des Films (und wenn Tarantino konsequent gewesen wäre, dann
hätte sich Walken die Uhr aus dem Hintern gezogen und dem
Jungen in die Hand gedrückt).

> Ansonsten
> ist da nix außer der "modernen" Anordnung von
> B-Film-Elementen. Wäre ich in einer Video-Runde das Zünglein
> an der Waage, ob man sich lieber "Pulp Fiction" oder "Sin
> City" anschauen sollte, wäre mein Urteil ziemlich eindeutig.

In dem Fall würde ich meine Autoriät in die Waagschale werfen
müssen, und dich überstimmen.

> [Bergman]
>
> > Nicht doch. "Szenen einer Ehe" ist schon arg schwierig, das
> > sehe ich ein. Wenn ich dir noch was empfehlen kann, dann
> > seine Sachen aus den frühen 50ern: Die Zeit mit Monika,
> > Abend der Gaukler, Das Lächeln einer Sommernacht. Gerade
> > letzterer wirkt auch heute noch leicht und ungezwungen, finde
> > ich. Und die stumme Sequenz aus AdG könnte auch in deiner
> > Ansicht des reinen Films Gnade finden.
>
> Bringt mich indirekt zu einem anderen meiner "verabscheuten"
> Regisseure: Godard! Ich liebe "Bande ŕ part" ob seiner
> Leichtigkeit. Sein "Mépris" ist nicht nur aufgrund jener
> Szene mit dem Produzenten, der einen mickrigen Auschnitt
> (4:3) für wundervoll erklärt, obwohl er das Cinemascope-Bild
> der selben Landschaft überall um sich hat (für mich mit
> Sicherheit einer der schönsten und witzigsten Momente meiner
> Filmschaukarriere), einer meiner absoluten Lieblingsfilme.

Bist du der Meinung, daß breitere Bildformate grundsätzlich
besser sind? Oder siehst du das eher anwendungsspezifisch?

> "Alphaville" ist ein Ding, daß ich immer und immer wieder
> sehen kann. Selbst "Carabiniers" hat wundervolle Momente.
> Aber der Rest? Steckt, wie Wilder es sagte, tatsächlich nur
> ein Amateur dahinter?

Nun ja, Godard hin oder her, aber solltest du Bergman als
Amateur bezeichnen, dann bekommen wir ernsthaft Ärger. Das
wäre auch nicht fair, denn seine Inszenierungen sind nie
so gekünstelt wie manche von Godard, sie sind einfach professionell,
präzise und durchdacht. Und in der Zusammenarbeit mit Fischer und
Nykvist sind viele wunderbare Momente entstanden, die sich
zu einem erstaunlichen Gesamtwerk vereinen. Amen.

> > Kennt jemand von dem Musikstück überhaupt mehr als den Anfang?
>
> Ich habe da übrigens eine vierte Kunstform untergejubelt und
> bestreite sogar eine (vielleicht sogar gleich alle drei) von
> Dir genannte: Du nanntest Film als Symbiose von Literatur,
> Theater und Malerei. Ich füge Musik dazu, ersetze Malerei
> durch die Fotografie (die durchaus Gemeinsamkeiten mit der
> Malerei hat, aber ihren eigenen Gesetzen gehorcht wie jede
> Kunstform) und streiche Literatur. Das Theater ist nur
> aufgrund der Schauspieler ein verbindenes Glied - daß man
> ohne sie auskommt, beweist der Zeichentrickfilm. Der Film an
> sich ist in großen Teilen dort so großartig, wo er ohne die
> Beschreibungen der Literatur auskommt, auch wenn er in
> schriftlicher Form geboren wird (mit dem Hintergedanken der
> bildlichen Darstellung).

Ob es nun Fotografie oder Malerei ist, sei mal dahingestellt.
Ich denke, Letztere steht der Sache näher, weil die Inszenierung
i.a. nicht die Realität abbilden will, sondern gezielt die
Eigenschaften hervorheben will, die der Regisseur in dem Moment
zeigen will. Das entspricht eher einem frei gestalteten Gemälde
als einer Fotografie. Caligari, der einen deutlichen Schritt
von der Fotografie hin zur Malerei gemacht hat, gilt nicht
umsonst als Meilenstein.

Wie auch immer, Literatur zu streichen, ist keine gute Idee.
Gewisse literarische Spezialitäten (wie z.B. Bernhards
Erregungen) kann der Film nicht nachbilden, aber er hat von
der Literatur die Fähigkeit übernommen, Geschichten zu
erzählen und steht in dieser Hinsicht gleichberechtigt
neben Büchern.

Das verbindende Element zum Theater sind in der Tat die
Schauspieler, und ich sehe es eher so, daß die meisten
Zeichentrickfilme zeigen, daß man auf Schauspieler eben
nicht verzichten kann. Ich stelle mir gerade Max von Sydow
als Zeichentrickmännchen vor, und empfinde dabei ein leichtes
Grauen. Die Ausstrahlung von Claudia Cardinale ist auch nicht
unbedingt durch Animation zu erzeugen.

Daß man die Musik als wichtigen Bestandteil des Films
in der obigen Aufzählung ergänzen sollte, ist wohl richtig.
Deinem Antrag, Literatur ganz und Theater fast zu streichen,
kann ich aber nicht stattgeben.

Gruß
Joachim

Joachim Parsch

unread,
May 7, 2008, 2:04:45 PM5/7/08
to
Hallo Hannes,

Hannes Schwarz schrieb:
>

> Hallo Joachim (schon wieder - aber sonst ist hier ja auch
> nix los),

Tja. Was will man machen? Über aktuelle Filme, die ich auch
gesehen habe, wurde hier sowieso selten diskutiert. Ganz
interessant fand ich dieses Jahr bspw. "La antena", eine
ungewöhnliche Mischung aus Bunuel und Jodorowsky, mit ein
wenig "Metropolis" garniert. Als Stummfilm mit "Sprechblasen"
gedreht. Aber ob sich da eine kritische Diskussionsmasse
findet?

Der neue Park Chan-wook ist auch nicht schlecht: "I'm a cyborg,
but that's ok". Zugehörig zum Genre "Nervenheilanstaltsfilm"
(-> Kuckucksnest, Awakenings), ganz nett.

Dann gab's da noch "Das jüngste Gericht", der neue Film des
Regisseurs von "Songs from the second floor". Ähnlich gemacht,
eine lose zusammenhängende Collage von skurrilen Szenen in sehr
beeindruckenden Bildaufbauten.

"Juno" hat aus einem recht ernsten Thema (eine ungewollt schwangere
Teenagerin will ihr Baby zur Adoption freigeben) eine recht schöne,
lockere Feel-Good-Komödie gemacht, ohne dabei die Problematik
völlig zu vernachlässigen. Allerdings kann der Film durch diese
Lockerheit dem Thema natürlich auch nicht so richtig gerecht werden.
Aber zum Wohlfühlen reicht's.

> Joachim Parsch schrieb:


> > Wie wäre es mit Caligari, der einen großen Schritt weg von der
> > gleichmäßigen Szenenausleuchtung gemacht hat?
> > Oder "Der letzte Mann", der begonnen hat, die Kamera zu bewegen?

[snip]


> Ich denke, diese Thematik ist ziemlich groß und die
> Teilnahme eher begrenzt

Das schon. Aber das Usenet ist bekantlich geduldig.

> Mit purem Namedropping wie "Eisenstein" oder "Griffith"
> inklusiver kurzer Darstellung ist keinem Teilnehmer
> geholfen.

Namedropping ist blöde. Aber warum nicht auf Eisenstein
und die Szene in Potemkin hinweisen, in dem der Schiffsarzt
Smirnov so elegant von Bord geht? Als Ursprung der heute
in Äktschn-Filmen üblichen "Verdoppelungsszenen". Wie nennt man
das eigentlich offiziell, wenn die gleiche Szene kurz
hintereinander, immer nur 1 Sekunde oder so, aus verschiedenen
Perspektiven gezeigt wird, um die Dramatik zu erhöhen (meist
wenn ein Auto durch die eine oder andere Scheibe oder Mauer
fährt)?

> Die "Wikipedia" hat wahrscheinlich mehr Infos zu
> jedem Regisseur und seiner Filme, als wir hier darstellen
> könnten.
>
> Trotzdem: Ich biete Chaplin mit "The Kid". Er war der erste,
> der Drama mit Komödie verband.

Na also. Es steht auch nirgendwo geschrieben, daß wir das
zeitlich geordnet hier veranstalten. Insofern werfe ich
"Halloween" in die Runde, der die Basis für Slasherfilme aller
Art geliefert hat (denke ich jedenfalls). Falls das nicht
auf Bava zurückgeht...

Gruß
Joachim

Joachim Parsch

unread,
May 7, 2008, 2:04:52 PM5/7/08
to
Hallo Hannes,

Hannes Schwarz schrieb:
>

> Hallo Manfred,
>
> Manfred Polak schrieb:
>
> [McCarthy etc.]
>
> > Erstaunt hat mich dabei die Rolle von Frank Capra, den ich
> > aufgrund seiner Filme anders eingeschätzt hätte.
>
> Wer Filme dreht, will mit Sicherheit kein "ganz normaler
> kleiner Mann" sein. Ebenso wenig wollen das die meisten
> Schauspieler. Ich persönlich finde nichts so verlogen wie
> jene Filme, die zeigen, wie wichtig doch der "kleine Mann"
> ist und man ja nicht versuchen sollte, nach höherem zu
> streben.

Wie siehst du in dem Zusammenhang die verschiedenen realistischen
Strömungen, die ja auch immer Leben und Probleme von "einfachen"
Leuten, Arbeitern etc. dargestellt haben?

Der deutsche Stummfilm ("Die freudlose Gasse", "Mutter Krausens
Fahrt ins Glück" o.ä.), der poetische Realismus (Vigo, Carné),
der Neorealismus, Free Cinema... Jetzt mal abgesehen von den
filmischen Meriten dieser Strömungen (Viscontis "Die Erde bebt"
erzählt fast alles über seine Bilder, finde ich) - hältst du
die Filme i.a. auch für verlogen, oder findest du den Ansatz
sinnvoll?

> Diese Filme werden von Leuten gemacht und mit
> Schauspielern besetzt, die alles andere als der "kleine
> Mann" sein wollen. Die Botschaft lautet: "Seid zufrieden mit
> dem, was ihr habt - und strebt bloß nicht nach mehr!" Die
> Leute vor und hinter der Kamera sind mit Sicherheit nicht
> jene, die sich mit dem, was sie da gerade zeigen oder
> darstellen, zufrieden geben.

Ja, aber wie willst du das lösen? Auch Schriftsteller sind meist
bessergestellt als die Leute, über die sie schreiben, wenn sie
"sozialkritische" Romane verfassen. Ist (beliebiges Beispiel)
Liam O'Flahertys "The Famine" (dt. "Zornige grüne Insel", über
die irische Hungersnot 1849/50) weniger wert, weil O'Flaherty
selbst nicht gehungert hat?

> Capra hat neben Kriegspropaganda (seine Reihe "Why we fight"
> bejubelt übrigens auch die Leistungen der Chinesen im 2.
> Weltkrieg und stellt diese als Beispiel heraus) eben auch
> den "kleinen Mann" besungen; IMHO eines der verlogensten und
> nur auf die Kasse ausgerichtete "Filmgenres" überhaupt. Bei
> dem wundert mich gar nichts.

Irgendwann hat in rec.art.movies.current-films jemand eine
Umfrage erhirnt, anhand derer man die filmische Kompetenz
eines Diskussionsteilnehmers beurteilen können sollte. Neben
Fragen wie "Schon mal einen Stummfilm gesehen?" und "Schon mal
einen SW-Film gesehen?" kam da auch "Hätte sich James Stewart
am Anfang von 'Ist das Leben nicht schön?' gleich umbringen
sollen?"

Vermutlich verrät nur ein Ja als Antwort filmische Bildung ;-)

Gruß
Joachim

Manfred Polak

unread,
May 7, 2008, 11:42:14 PM5/7/08
to
Hannes Schwarz schrieb:

>>>>Welche Filme haben das Kino in der Folge geprägt, in dem Sinn,
>>>>daß sie Dinge das erste Mal einem großen Publikum zeigten, die
>>>>in späteren Filmen selbstverständlich wurden. Oder so.
>
>> Wie wäre es mit Caligari, der einen großen Schritt weg von der
>> gleichmäßigen Szenenausleuchtung gemacht hat?

Als Mutter aller expressionistischen Filme wäre der sicher dabei.

>> Oder "Der letzte Mann", der begonnen hat, die Kamera zu bewegen?

Da bin ich mir nicht so sicher, weil die Kamera schon lange vorher
bewegt wurde und sich das langsam steigerte. Murnaus und Freunds
"entfesselte Kamera" war da eher End- als Ausgangspunkt einer
Entwicklung. Aber "Der letzte Mann" ist neben E.A. Duponts "Varieté"
(1925) und Gances "Napoléon" wohl der Höhepunkt der dynamischen
Kamera im Stummfilm. Jedenfalls sorgte Murnaus Reputation (durch
"Nosferatu" und "Phantom") dafür, dass "Der letzte Mann" auch
international weit und schnell verbreitet wurde und so zum Parade-
stück dieser Disziplin wurde.

Man könnte noch nach dem Gegenstück im Tonfilm fragen. Im frühen
Tonfilm ging ja wegen der mangelhaften Tontechnik die ganze Dynamik
des Stummfilms komplett flöten. Die Mikros waren fest irgendwo in der
Dekoration versteckt, und entsprechend statisch mussten sich Kamera
und Schauspieler verhalten. Meines Wissens waren es die Busby-
Berkeley-Musicals, die als erste Tonfilme die Kamera wieder komplett
entfesselten, und somit gehört "42nd Street" (1933) als erstes echtes
Berkeley-Musical in die Liste.

Womit wir bei der Frage nach dem ersten echten Musical überhaupt wären.
Das dürfte "Broadway Melody" von 1929 sein.

Auf jeden Fall in der Liste wäre natürlich "The Jazz Singer". Nicht der
erste Tonfilm, aber der Film, der dem Tonfilm zum Durchbruch verhalf,
und damit vermutlich der einflussreichste Film überhaupt.

>Ich denke, diese Thematik ist ziemlich groß und die
>Teilnahme eher begrenzt

Eben. Ich schätze mal grob, dass mindestens 50 Filme notwendig wären,
um halbwegs vollständig zu sein. Das würde (spätestens) mit Méliès'
"Le Voyage dans la lune" (1902) beginnen, E.S. Porters "The Great Train
Robbery" (1903) und Émile Cohls "Fantasmagorie" (1908, erster voll-
ständiger Animationsfilm) wären sicher auch dabei. Ein Fass ohne Boden.

>(außerdem würde es mir eh zu lange
>dauern, bis wir zu Bava und seiner Rolle im "modernen"
>Horrorfilm kommen). Für Bava etwa gibt es Tim Lucas ("All
>the colors of the dark" - exorbitant teuer und jeden Cent
>der 200 Ronzen wert); für Hitchcock ist Donald Spoto
>(Filminterpretation als auch trotz teilweiser
>"melodramatischer" Erzählweise für die Biographie inklusive
>wichtiger unbelegter Schilderungen wie das
>"Tippi-Hedren-Intermezzo") keine schlechte Adresse.

Eigentlich (siehe ganz oben) geht es ja um einzelne Filme, und nicht
um Regisseure und deren Gesamtwerk. Da würde es wohl wenige
Regisseure geben, die mit mehr als 2 Filmen beteiligt wären.

>Mit purem Namedropping wie "Eisenstein" oder "Griffith"
>inklusiver kurzer Darstellung ist keinem Teilnehmer
>geholfen. Die "Wikipedia" hat wahrscheinlich mehr Infos zu
>jedem Regisseur und seiner Filme, als wir hier darstellen
>könnten.

Ja, wenn man die relevanten Namen oder Titel bereits kennt. Aber wenn
nicht, dann wäre so eine Liste schon nützlich. Wohlgemerkt, nach obiger
Definition von Joachim wäre das *nicht* die Liste der x besten Filme
der Welt, oder die Liste der y Filme, die jeder gesehen haben sollte.
Davon gibt es schon mehr als genug.

>Trotzdem: Ich biete Chaplin mit "The Kid". Er war der erste,
>der Drama mit Komödie verband.

Hm, gibt es dafür seriöse Belege? 1921 ist ja schon relativ spät, und
vorher gab es jedenfalls schon Regisseure, die sowohl Dramen als
auch Komödien gedreht haben (hierzulande z.B. Lubitsch). Es würde
mich nicht wundern, wenn das jemand schon vor Chaplin verbunden
hätte.


Manfred

Manfred Polak

unread,
May 8, 2008, 12:56:12 AM5/8/08
to
Hannes Schwarz schrieb:

>[McCarthy etc.]
>
>> Erstaunt hat mich dabei die Rolle von Frank Capra, den ich
>> aufgrund seiner Filme anders eingeschätzt hätte.
>
>Wer Filme dreht, will mit Sicherheit kein "ganz normaler
>kleiner Mann" sein. Ebenso wenig wollen das die meisten
>Schauspieler. Ich persönlich finde nichts so verlogen wie
>jene Filme, die zeigen, wie wichtig doch der "kleine Mann"
>ist und man ja nicht versuchen sollte, nach höherem zu
>streben.

Von den Capra-Filmen, die ich kenne, geht nur "It's a Wonderful
Life" eindeutig in diese Richtung. Für mich klingt obiger Absatz
mehr nach den dämlichen Andy-Hardy-Filmen, die Louis B. Mayer
so sehr liebte ...

"It's a Wonderful Life" finde ich auch schwer erträglich, aber das
ist ja ein eher untypisches Spätwerk von Capra, auch wenn Capra
selbst ihn für seine besten Film (und den besten Film überhaupt)
hielt. (Übrigens hätte es nichts genützt, wenn sich Stewart gleich
am Anfang umgebracht hätte. Dieser blöde Engel wäre ja trotzdem
erschienen und hätte irgendeinen Vorwand ... ach, lassen wir das.)

Jedenfalls sind die Filme seiner "klassischen" Phase, von "It
Happened One Night" bis "Meet John Doe", typischer für ihn, und
die sind zumindest mild ironisch bis satirisch, und neben dem
Loblied auf den Naivling (der darin eher ein "reiner Tor" denn
"der kleine Mann" ist), gibt es auch Kritik am gesellschaftlichen,
wirtschaftlichen und politischen Establishment. Und Capras
wohl politischster Film, "Mr. Smith Goes to Washington", setzt
sich explizit für Meinungs- und Redefreiheit ein.

Capra selbst war eigentlich auch einer, der sich nichts vorschreiben
ließ. Während seiner Zeit als Regisseur bei Columbia war er einer
der ganz wenigen, die vor dem allmächtigen Stinkstiefel Harry Cohn
nicht in die Hose schissen.

>Capra hat neben Kriegspropaganda (seine Reihe "Why we fight"
>bejubelt übrigens auch die Leistungen der Chinesen im 2.
>Weltkrieg und stellt diese als Beispiel heraus)

Solche Propagandafilme waren damals Mainstream in Hollywood.
Neben Capra und Ford haben auch Liberale wie Huston und Wyler
welche gedreht; Stevens war auch bei so einer Film-Einheit und
hat nach Kriegsende einen Film über die KZs gedreht. Die meisten
der Genannten verließen 1945 die Streitkräfte als Oberst oder
Oberstleutnant. Während vor dem Krieg nur linke Autoren und
Regisseure antifaschistische Filme drehen wollten, aber von den
Studiobossen davon abgehalten wurden, zogen nun alle am selben
Strang.

Überhaupt waren die Kriegsjahre die Zeit, in der Hollywood mit sich
selbst und der amerikanischen Politik so perfekt im Reinen war wie
nie davor oder danach.


Manfred

Hannes Schwarz

unread,
May 11, 2008, 12:12:49 PM5/11/08
to
Hallo Manfred,

Manfred Polak schrieb:


>>Trotzdem: Ich biete Chaplin mit "The Kid". Er war der erste,
>>der Drama mit Komödie verband.

> Hm, gibt es dafür seriöse Belege? 1921 ist ja schon relativ spät, und
> vorher gab es jedenfalls schon Regisseure, die sowohl Dramen als
> auch Komödien gedreht haben (hierzulande z.B. Lubitsch). Es würde
> mich nicht wundern, wenn das jemand schon vor Chaplin verbunden
> hätte.

Hm, er erwähnt das AFAIR in seiner Biographie (mit das
mieseste, was ich je über jemanden gelesen habe, aber dazu
an anderer Stelle mehr); und ich meine, dies wird auch in
einer Biographie (könnte "Charlie - The Life and Art of
Charlie Chaplin") erwähnt.

Davon ab ist mir kein _Langfilm_ (und "The Kid" ist mit
seinen 70 Minuten nicht nur der erste längere Beitrag von
Chaplin zum Thema Kino und damit definitiv einer) bekannt,
der mit Sicherheit sein Publikum gleichzeitig zu Tränen
rühren und gleichzeitig zum Lachen bringen konnte.

"The Kid" hat nicht nur ein paar Slapstickeinlagen oder
bringt (wie in Chaplins Kurzfilmen) ein paar Probleme näher
an den Betrachter, sondern beides ist Teil der Handlung um
ein (guah, der Titel sagt es schon) Weisenkind, daß vom
Tramp unfreiwillig aufgezogen und letztlich seine wahren
Eltern sehen wird.

Chaplins eigene Biographie ist übrigens gleichermaßen
interessant als auch nichtssagend. Wen er mochte, den
schilderte der Mann in den höchsten Tönen und betonte die
guten Eigenschaften. Den Rest verschwieg er. Seine eigenen
Gefühle hält er versteckt und beschränkt sich teilweise auf
reines "Name-Dropping" (wen habe ich wo getroffen etc.).
Auch das macht Chaplin natürlich sympathisch, weil er sich
an die Regel hält, lieber nichts zu sagen, wenn er nichts
nettes berichten kann. Das ist mit Sicherheit kein Dieter
Bohlen!

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 11, 2008, 12:25:50 PM5/11/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

> Wie siehst du in dem Zusammenhang die verschiedenen realistischen


> Strömungen, die ja auch immer Leben und Probleme von "einfachen"
> Leuten, Arbeitern etc. dargestellt haben?

Solange diese Streifen die Situation bzw. Auswege daraus
darstellen, sind sie mit Sicherheit sinnvoll. Ich mag
Pasolinis "Accatone" durchaus sehr gerne. Ich mag es halt
nicht, wenn der Werdegang von "einfachen Leuten" besungen
wird, weil das so heldenhaft und unverzichtbar bzw.
einzigartig ist - und von Leuten kommt, die genau nicht
gewöhnlich sein wollen. Aber das sagte ich ja bereits.

> Irgendwann hat in rec.art.movies.current-films jemand eine
> Umfrage erhirnt, anhand derer man die filmische Kompetenz
> eines Diskussionsteilnehmers beurteilen können sollte. Neben
> Fragen wie "Schon mal einen Stummfilm gesehen?" und "Schon mal
> einen SW-Film gesehen?" kam da auch "Hätte sich James Stewart
> am Anfang von 'Ist das Leben nicht schön?' gleich umbringen
> sollen?"
>
> Vermutlich verrät nur ein Ja als Antwort filmische Bildung ;-)

Nö! Hätte der armen Sau ja nix genutzt, weil der verdammte
Engel ihm trotzdem seine Lebensgeschichte präsentiert hätte.
Und was hat der verschissene Engel davon? Seine Flügel! Ob
er sich sonst auch so angestrengt hätte, wenn dabei nix für
ihn herausgesprungen wäre?

Erwähnte ich schon, daß ich den Film hasse wie sonstwas ;)?

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 11, 2008, 1:05:35 PM5/11/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

> Tja. Was will man machen? Über aktuelle Filme, die ich auch


> gesehen habe, wurde hier sowieso selten diskutiert. Ganz
> interessant fand ich dieses Jahr bspw. "La antena", eine
> ungewöhnliche Mischung aus Bunuel und Jodorowsky, mit ein
> wenig "Metropolis" garniert. Als Stummfilm mit "Sprechblasen"
> gedreht. Aber ob sich da eine kritische Diskussionsmasse
> findet?

Du kannst mich mit beiden "Künstlern" jagen. Der Vergleich
sagt mir, daß ich diesen "leeren" Film nicht sehen muß.

> Der neue Park Chan-wook ist auch nicht schlecht: "I'm a cyborg,
> but that's ok". Zugehörig zum Genre "Nervenheilanstaltsfilm"
> (-> Kuckucksnest, Awakenings), ganz nett.

Nix sagen! Ich liebe die Filme Parks! Seine
"Vengeance"-Trilogie gehört mit zum besten, was ich die
letzten Jahre gesehen habe!

> Dann gab's da noch "Das jüngste Gericht", der neue Film des
> Regisseurs von "Songs from the second floor". Ähnlich gemacht,
> eine lose zusammenhängende Collage von skurrilen Szenen in sehr
> beeindruckenden Bildaufbauten.

Bäh! Kann ich mir auch nochmal "Weekend" anschauen. Ist
übrigens einer der besten Filme, um ungebetenen Besuch
loszuwerden!

> Na also. Es steht auch nirgendwo geschrieben, daß wir das
> zeitlich geordnet hier veranstalten. Insofern werfe ich
> "Halloween" in die Runde, der die Basis für Slasherfilme aller
> Art geliefert hat (denke ich jedenfalls). Falls das nicht
> auf Bava zurückgeht...

"Halloween" benutzt das Motiv des maskierten Mörders, der
einfach lustvoll ein paar Menschen meuchelt - und dieses
Motiv geht in der Tat auf den italienischen "Giallo" zurück.
Derjenige, der erst in "The Girl that know to much" und
später in "Blutige Seide" dem Genre zum Start bzw. zur
expliziten Ausarbeitung verhalf, war *tada* natürlich Bava.

Bava zeigte den vollständig (also auch Augen und Mund)
maskierten Killer, der zudem schwarze Handschuhe trug (hallo
Argento). Mit "Bay of Blood" und dem kurz vorher
erschienenen "Hatchet" lieferte er die Blaupausen für so
ziemlichen jeden "Backwood"- oder "Halloween"-Verschnitt.
Carpenter arbeitete das Material nur aus und gab dem Ganzen
ein paar an dePalma erinnernde Kamerafahrten dazu.

Interessant: Einer der "Friday"-Teile (wer das war, habe ich
erfolgreich verdrängt, weil die Reihe für mich unerträglich
ist) kopierte nicht nur "Halloween" bis auf's Mark, sondern
bildete gleichzeitig Bavas Mordszenen aus "Bay" 1:1 ab (ich
denke, das war Teil 3).

Ebenfalls interessant: Die Macher der "Friday"-Reihe wiesen
den Kontext "erst unehelichen Sex, dann meucheln" weit von
sich: Man habe halt nur "Halloween" geschäftsträchtig
kopiert. Und auch da ist es nur Füllsel, um das meist
minderjährige Publikum mit Schauwerten zu beliefern: Zeig
ein paar poppende Leute, um Filmzeit zu schinden und die
Aufmerksamkeit des Publikums zu fesseln, und setze danach
die nicht vorhandene Story um den heimkehrenden Serienkiller
fort. So werden Mythen und Interpretationen geboren. Siehe
"American Nightmare", in dem die Macher Rede und manchmal
ungewollte Antwort (im Sinne von "da steckte gar nix
dahinter") liefern.

Zurück zu Bava: Er beeinflußte durch seine Bilder eine ganze
Menge Leute; erschuf den Stereotyp des "Giallo", knallte mal
eben eine der besten Comic-Verfilmungen aller Zeiten durch.
Im Gegensatz zu den "Großen" der Filmgeschichte hatte er
meist nur ein Wochenende Zeit, um sich auf den nächsten Film
vorzubereiten. Aus ihm wäre wahrscheinlich auch nur das
geworden, wenn er nach Hollywood gegangen wäre: Ein b-Filmer
mit Klasse-A-Bildern und Ideen!

Kein "Alien" ohne Bava! Und der nimmt Polanskis "Tanz der
Vampire"-Ending mal eben vorweg. Bava war es übrigens egal,
wer mit wem poppte - ob "rein" oder angebumst, sein Mörder
packte sie alle wech!

Erwähnte ich schon meine Faszination in Hinsicht Bava?

Grüße
Hannes

Hannes Schwarz

unread,
May 11, 2008, 1:19:00 PM5/11/08
to
Hallo Joachim,

Joachim Parsch schrieb:

>>Du warst auch nicht gemeint. "Armageddon" mag in der Summe


>>ein beschissener Film sein - auch wenn ich persönlich das
>>nicht so sehe, weil er IMHO sich selbst nicht sonderlich
>>ernst nimmt und immerhin professionell inszeniert ist.
>>Außerdem schätze ich die ziemlich offenen Statements von
>>Michael Bay im AK sehr (wer erfolgreich in Amerika sein
>>will, muß halt seine Filme "verblöden").

> Hat er das wirklich so gesagt? Das macht ihn doch sofort
> sympathischer.

Bei Bedarf suche ich den entsrpechenden Wortlaut nebst Zeit
des AK heraus. Genau das hat er gesagt. Er erzählte weiter,
daß der BMW in der Liebesszene zwar ein Characterbruch sei
(wahrscheinlicher wäre wahrscheinlich ein Mustang oder so),
dies könne man aber für ein paar 100k in Kauf nehmen. Der
"Armadillo" hatte seine Bewaffunung nur, um das Ding im
Spielemarkt besser verkaufen zu können. Bay - ziemlich
sicher, daß nur Käufer der Criterion das in die Hände
bekommen - berichtet da ziemlich frei. Das ist meiner
bescheidenen Meinung ein "Muß" des AK. Ist auch nicht schwer
zu bekommen, weil die englische SE den DC und damit auch den
Criterion-Ak enthält.

>>[Nullnummer Tarantino]

> Offensichtlich verderben Filme doch den Charakter. Videotheken
> scheinen die Wurzel allen Übels zu sein.

Vorsicht! Ich habe da auch ein paar Monate als Aushilfe
gearbeitet! "So close" war übrigens ein Verleihhit, weil der
immer während meiner Schicht über die Monitore flimmerte.


Über den Rest können wir uns später unterhalten. Nur soviel:
Ich bin kein strenger Dogmatiker, was die von mir
aufgestellten Regeln betrifft (sonst würde ich nicht "Before
Sunrise" von Linklater zu einem meiner Lieblinge küren). Da
passiert zwar auch eine Menge in Bildern, aber dem Dialog
wird auch ziemich viel Raum gelassen.

Grüße
Hannes

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