Am 29.05.2012 22:19 schrieb Stephan Gerlach:
> Gibt es in mindestens einem der beiden Länder Norwegen und Schweden
> Vorschriften, die man als ausländischer Radfahrer unbedingt beachten
> sollte? Ich dachte da an Klassiker wie
> - Radwegbenutzungspflicht
> - Helmpflicht
> - Warnwesten- o.ä.-Pflicht.
Ich antworte mal für Norwegen:
- es gibt *keine* Radwegbenutzungspflicht. Man darf also immer auf der
Fahrbahn radeln, es sei denn, dies ist z.B. bei "Schnellstrassen"
ausdrücklich durch Beschilderung untersagt.
Trotzdem regen sich Autofaschisten, die es in Norwegen natürlich auch
gibt, über Radfahrer auf der Fahrbahn auf und hupen, schneiden,
drängeln... :-<<
Reagiere darauf mal mit einem Schwall gebrüllter deutscher
Schimpfwörter... ;->>
- radelt man auf einem Radweg, ist man an jeder Strassenkreuzung
automatisch wartepflichtig, d.h. man verliert dort *immer* seine
Vorfahrt, auch wenn der Radweg eine vorfahrtsberechtigte Strasse
begleitet. :-(((
Dies gilt *nicht* für Radstreifen, die auf der Fahrbahn durch eine
Trennlinie abgegrenzt sind. Für diese gelten dieselben Vorfahrtsregeln
wie für die Strasse.
- bereits im Kreisverkehr fahrende Verkehrsteilnehmer haben Vorfahrt vor
solchen, die in den Kreisverkehr einfahren wollen (das ist aber in
Deutschland wohl genau so?)
- man darf auf Fusswegen/Bürgersteigen radeln. Dort ist allerdings
Rücksicht auf Fussgänger usw. zu nehmen, was u.U. Schrittgeschwindigkeit
erforderlich macht.
- radelt man auf Zebrastreifen, hat man *keine* Vorfahrt. Es wird daher
allgemein empfohlen, vor dem Zebrastreifen abzusteigen und das Rad rüber
zu schieben. Damit werden automatisch die Autofahrer wartepflichtig.
- Helmpflicht oder Warnwestenpflich gibt es keine.
- Beleuchtungspflicht nur bei Dunkelheit. D.h. Beleuchtungseinrichtungen
müssen im Hellen nicht mitgeführt werden.
Leider führt diese Regelung zu einer erschreckend hohen Zahl von
/Blindfliegern/, die natürlich auch andere Radler gefährden.
Batterie/Akkubeleuchtung ist für alle Fahrräder zugelassen.
In den durchgehend hellen Monaten Mai, Juni, Juli braucht man in den
nördlichen Landesteilen (so ab Trondheim aufwärts) ggf. gar keine
Beleuchtung. Aber Achtung: in Tunneln (so diese für Radler freigegeben
sind...) ist Beleuchtung doch notwendig!
> Falls eine der Pflichten existiert: Wie streng wird das kontrolliert?
> Und wie wird mit ausländischen Touristen umgegangen, die mögicherweise
> sich nicht dran gehalten haben:
Keine Ahnung, in 13 Jahren wohnhaft in Trondheim hatte ich als
Fussgänger oder Radfahrer nie Kontakt mit der Bullerei.
Aber Bussgelder sind im Verkehr verbreitet, teuer und müssen sofort
beglichen werden. Und danach bedankt man sich mit einem "takk!". :->
Bei Zollkontrollen habe ich meinen deutschen Perso gezückt und auf
englisch um Benachrichtigung der Botschaft gebeten, sollte man mich
konkret eines Vergehens verdächtigen. Das wirkte. :-D
Insgesamt ist mit den Norwegern ganz gut auszukommen.
Im Allgemeinen sind die freundlich, politisch-korrekt weichgespült und
aggressiv gehemmt. Aber Vorsicht bei Hillbillies und Extra-Vorsicht,
wenn Alkohol im Spiel ist! (Nächte Freitag/Samstag und Samstag/Sonntag!)
Man muss es leider erlebt haben, sonst glaubt man es nicht, wie
ansonsten ruhige, friedliche Menschen dann bar jeglichen Anstands, Moral
und Würde sind.
Gruss,
Bodo